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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686.

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Unglückseeliger Ehestand
Meldung thut/ zitteren sie wie ein schweinene Sultz/ bin
selbst einsmals durch dises gefährliche Orth gefahren/ vnd
ware auch auff dem Schiff ein reicher Rabbiner oder Jud/
welcher/ kan es mit Gewissen beteuren/ sich ob dem Orth
also entsetzt/ daß er gleich andern Christen das Creutz-Zai-
chen gemacht/ ich lachte dise saubere Monstrantzen ohne
Heiligthumb auß/ vnd versicherte ihn beynebens/ wie
daß er nit werde ersauffen/ auß Vrsach/ was an Galgen
gehört/ findet in der Donau kein Grab: gedachtes Orth
ist gefährlich wegen deß Strudels/ wie auch nit weniger
wegen deß Würbels oder Kessels/ so gantze Schiff zuschli-
cken mächtig ist/ es hatte vor disem den Namen Poeno-
stonos,
alldar mitten in trohendem Wasser Wellen stehet
empor ein hocher Fels/ anjetzo mit einem Crucifix gezeich-
net/ an welchem Orth der Teuffel in sichtbarer Gestalt
eines Mohren dem vorbeyfahrenden Kayser Heinrich dem
Dritten/ vnd Brunoni dem Würtzburgischen Bischoff er-
schinen/ auch nach vilen Troh-Wörtern wider verschwun-
den etc. Mit einem Wort/ bey Grein ist ein übles Orth/
aber versichere euch Eheleuth/ Greinen Greinen vnd
ein zanckisch Leben führen/ haltet nit weniger Vbel in sich/
dann wo das vilfältige Greinen ist/ dort erkaltet die
Lieb/ dort wacklet die Treu/ dort verschwindt die Einig-
keit/ dort versauret das Gemüth/ dort schimplet die Red-
lichkeit/ dort mauset die Wirthschafft/ dort gaumetzt die
Kuchl/ dort zerlexet der Keller/ dort trauet die Stuben/
dort pfnottet die Cammer/ dort verwelcken die Mittel/
dort schlipffern die Kinder/ dort rutschen die Menscher/
dort fallen die Diener/ dort leydet das Gewissen/ dort
verdorret die Gesundheit/ dort zertrimmert die Gotts-
Forcht/ dort ist der Teuffel gar bey Grein.

Wie Christus der HErr seine Apostel außgesandt/

hat
H 3

Ungluͤckſeeliger Eheſtand
Meldung thut/ zitteren ſie wie ein ſchweinene Sultz/ bin
ſelbſt einsmals durch diſes gefaͤhrliche Orth gefahren/ vnd
ware auch auff dem Schiff ein reicher Rabbiner oder Jud/
welcher/ kan es mit Gewiſſen beteuren/ ſich ob dem Orth
alſo entſetzt/ daß er gleich andern Chriſten das Creutz-Zai-
chen gemacht/ ich lachte diſe ſaubere Monſtrantzen ohne
Heiligthumb auß/ vnd verſicherte ihn beynebens/ wie
daß er nit werde erſauffen/ auß Vrſach/ was an Galgen
gehoͤrt/ findet in der Donau kein Grab: gedachtes Orth
iſt gefaͤhrlich wegen deß Strudels/ wie auch nit weniger
wegen deß Wuͤrbels oder Keſſels/ ſo gantze Schiff zuſchli-
cken maͤchtig iſt/ es hatte vor diſem den Namen Pœno-
ſtonos,
alldar mitten in trohendem Waſſer Wellen ſtehet
empor ein hocher Fels/ anjetzo mit einem Crucifix gezeich-
net/ an welchem Orth der Teuffel in ſichtbarer Geſtalt
eines Mohren dem vorbeyfahrenden Kayſer Heinrich dem
Dritten/ vnd Brunoni dem Wuͤrtzburgiſchen Biſchoff er-
ſchinen/ auch nach vilen Troh-Woͤrtern wider verſchwun-
den ꝛc. Mit einem Wort/ bey Grein iſt ein uͤbles Orth/
aber verſichere euch Eheleuth/ Greinen Greinen vnd
ein zanckiſch Leben fuͤhren/ haltet nit weniger Vbel in ſich/
dann wo das vilfaͤltige Greinen iſt/ dort erkaltet die
Lieb/ dort wacklet die Treu/ dort verſchwindt die Einig-
keit/ dort verſauret das Gemuͤth/ dort ſchimplet die Red-
lichkeit/ dort mauſet die Wirthſchafft/ dort gaumetzt die
Kuchl/ dort zerlexet der Keller/ dort trauet die Stuben/
dort pfnottet die Cammer/ dort verwelcken die Mittel/
dort ſchlipffern die Kinder/ dort rutſchen die Menſcher/
dort fallen die Diener/ dort leydet das Gewiſſen/ dort
verdorꝛet die Geſundheit/ dort zertrimmert die Gotts-
Forcht/ dort iſt der Teuffel gar bey Grein.

Wie Chriſtus der HErꝛ ſeine Apoſtel außgeſandt/

hat
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[61/0097] Ungluͤckſeeliger Eheſtand Meldung thut/ zitteren ſie wie ein ſchweinene Sultz/ bin ſelbſt einsmals durch diſes gefaͤhrliche Orth gefahren/ vnd ware auch auff dem Schiff ein reicher Rabbiner oder Jud/ welcher/ kan es mit Gewiſſen beteuren/ ſich ob dem Orth alſo entſetzt/ daß er gleich andern Chriſten das Creutz-Zai- chen gemacht/ ich lachte diſe ſaubere Monſtrantzen ohne Heiligthumb auß/ vnd verſicherte ihn beynebens/ wie daß er nit werde erſauffen/ auß Vrſach/ was an Galgen gehoͤrt/ findet in der Donau kein Grab: gedachtes Orth iſt gefaͤhrlich wegen deß Strudels/ wie auch nit weniger wegen deß Wuͤrbels oder Keſſels/ ſo gantze Schiff zuſchli- cken maͤchtig iſt/ es hatte vor diſem den Namen Pœno- ſtonos, alldar mitten in trohendem Waſſer Wellen ſtehet empor ein hocher Fels/ anjetzo mit einem Crucifix gezeich- net/ an welchem Orth der Teuffel in ſichtbarer Geſtalt eines Mohren dem vorbeyfahrenden Kayſer Heinrich dem Dritten/ vnd Brunoni dem Wuͤrtzburgiſchen Biſchoff er- ſchinen/ auch nach vilen Troh-Woͤrtern wider verſchwun- den ꝛc. Mit einem Wort/ bey Grein iſt ein uͤbles Orth/ aber verſichere euch Eheleuth/ Greinen Greinen vnd ein zanckiſch Leben fuͤhren/ haltet nit weniger Vbel in ſich/ dann wo das vilfaͤltige Greinen iſt/ dort erkaltet die Lieb/ dort wacklet die Treu/ dort verſchwindt die Einig- keit/ dort verſauret das Gemuͤth/ dort ſchimplet die Red- lichkeit/ dort mauſet die Wirthſchafft/ dort gaumetzt die Kuchl/ dort zerlexet der Keller/ dort trauet die Stuben/ dort pfnottet die Cammer/ dort verwelcken die Mittel/ dort ſchlipffern die Kinder/ dort rutſchen die Menſcher/ dort fallen die Diener/ dort leydet das Gewiſſen/ dort verdorꝛet die Geſundheit/ dort zertrimmert die Gotts- Forcht/ dort iſt der Teuffel gar bey Grein. Wie Chriſtus der HErꝛ ſeine Apoſtel außgeſandt/ hat H 3

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas01_1686/97>, abgerufen am 24.11.2024.