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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686.

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Judas ein Ehrabschneider
mahlet mit einer Semmel/ oder Laibl-Brodt im Maul/ die
Vrsach ist bekannt/ vnd zweiffle ich starck ob jene barmber-
tzige Hundsköpff/ welche dem armen Lazaro bey der Thür
deß reichen Prassers haben die Geschwör abgelecket/ konten
die Ursach hierinnen ergründen. Das 4te Stuck/ nemblich
der Kopff Zachaei ist gar vnmöglich. Ochsen vnnd
Esels-Köpff/ wie bey dem Krippel seynd gewest/ die kan
man noch haben. Lämbl vnd Widderköpff/ die der Jacob
hat gehüttet/ die kan man noch haben. Wolff- vnd Beern-
köpff/ wie der David zerrissen/ kan man auch noch haben;
aber wo nemmen den Kopff Zachaei? vngeachtet aller di-
ser Einwürff/ bleibt dannoch gewiß/ wahr/ klar/ daß ohne
Seufftzer/ ohne der Ehe/ ohne der Hunds-Stimm/ vnnd
ohne deß Zachaei Kopff keiner kan seelig werden. Es ist
aber also zu entörtern/ durch den Seufftzer verstehet man
den Buchstaben H. den man ohne seufftzen/ oder Aspira-
tion
nit kan außsprechen: durch die Ehe verstehet man den
Buchstaben E. durch die Stimm deß Hunds den Buch-
staben R. dann also pflegen die Hund zu muRRen:
durch den Kopff Zachaei, den ersten Buchstaben/ als
das Haupt in dem Namen Zachaei nemblich Z. kombt al-
so herauß H. E. R. Z. Ohne Hertz/ ohne hertzlicher Lie-
be/ ohne Liebvolle Gedancken/ Wort vnd Werck gegen
GOtt kan man GOtt nit gefallen. Dahero der Allmäch-
Gen. 3.tige einen Cherubin für das Paradeyß gestellt mit einem
Feutflammenden Schwerdt; vns dardurch angedeutet/
daß man ohne Feur der Göttlichen Lieb nit könne in das
Paradeyß gelangen. Sag her/ wer ist Vrsach gewest/
deß Wassers bey der sauberen Wösch Magdalenae? nichts
anderst/ als das Feur der entzündten Lieb gegen JEsum.
Remittuntur ei peccata multa, quoniam dilexit mul-

tum.

Judas ein Ehrabſchneider
mahlet mit einer Semmel/ oder Laibl-Brodt im Maul/ die
Vrſach iſt bekannt/ vnd zweiffle ich ſtarck ob jene barmber-
tzige Hundskoͤpff/ welche dem armen Lazaro bey der Thuͤr
deß reichen Praſſers haben die Geſchwoͤr abgelecket/ konten
die Urſach hierinnen ergruͤnden. Das 4te Stuck/ nemblich
der Kopff Zachæi iſt gar vnmoͤglich. Ochſen vnnd
Eſels-Koͤpff/ wie bey dem Krippel ſeynd geweſt/ die kan
man noch haben. Laͤmbl vnd Widderkoͤpff/ die der Jacob
hat gehuͤttet/ die kan man noch haben. Wolff- vnd Beern-
koͤpff/ wie der David zerriſſen/ kan man auch noch haben;
aber wo nemmen den Kopff Zachæi? vngeachtet aller di-
ſer Einwuͤrff/ bleibt dannoch gewiß/ wahr/ klar/ daß ohne
Seufftzer/ ohne der Ehe/ ohne der Hunds-Stimm/ vnnd
ohne deß Zachæi Kopff keiner kan ſeelig werden. Es iſt
aber alſo zu entoͤrtern/ durch den Seufftzer verſtehet man
den Buchſtaben H. den man ohne ſeufftzen/ oder Aſpira-
tion
nit kan außſprechen: durch die Ehe verſtehet man den
Buchſtaben E. durch die Stimm deß Hunds den Buch-
ſtaben R. dann alſo pflegen die Hund zu muRRen:
durch den Kopff Zachæi, den erſten Buchſtaben/ als
das Haupt in dem Namen Zachæi nemblich Z. kombt al-
ſo herauß H. E. R. Z. Ohne Hertz/ ohne hertzlicher Lie-
be/ ohne Liebvolle Gedancken/ Wort vnd Werck gegen
GOtt kan man GOtt nit gefallen. Dahero der Allmaͤch-
Gen. 3.tige einen Cherubin fuͤr das Paradeyß geſtellt mit einem
Feutflammenden Schwerdt; vns dardurch angedeutet/
daß man ohne Feur der Goͤttlichen Lieb nit koͤnne in das
Paradeyß gelangen. Sag her/ wer iſt Vrſach geweſt/
deß Waſſers bey der ſauberen Woͤſch Magdalenæ? nichts
anderſt/ als das Feur der entzuͤndten Lieb gegen JEſum.
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[698/0734] Judas ein Ehrabſchneider mahlet mit einer Semmel/ oder Laibl-Brodt im Maul/ die Vrſach iſt bekannt/ vnd zweiffle ich ſtarck ob jene barmber- tzige Hundskoͤpff/ welche dem armen Lazaro bey der Thuͤr deß reichen Praſſers haben die Geſchwoͤr abgelecket/ konten die Urſach hierinnen ergruͤnden. Das 4te Stuck/ nemblich der Kopff Zachæi iſt gar vnmoͤglich. Ochſen vnnd Eſels-Koͤpff/ wie bey dem Krippel ſeynd geweſt/ die kan man noch haben. Laͤmbl vnd Widderkoͤpff/ die der Jacob hat gehuͤttet/ die kan man noch haben. Wolff- vnd Beern- koͤpff/ wie der David zerriſſen/ kan man auch noch haben; aber wo nemmen den Kopff Zachæi? vngeachtet aller di- ſer Einwuͤrff/ bleibt dannoch gewiß/ wahr/ klar/ daß ohne Seufftzer/ ohne der Ehe/ ohne der Hunds-Stimm/ vnnd ohne deß Zachæi Kopff keiner kan ſeelig werden. Es iſt aber alſo zu entoͤrtern/ durch den Seufftzer verſtehet man den Buchſtaben H. den man ohne ſeufftzen/ oder Aſpira- tion nit kan außſprechen: durch die Ehe verſtehet man den Buchſtaben E. durch die Stimm deß Hunds den Buch- ſtaben R. dann alſo pflegen die Hund zu muRRen: durch den Kopff Zachæi, den erſten Buchſtaben/ als das Haupt in dem Namen Zachæi nemblich Z. kombt al- ſo herauß H. E. R. Z. Ohne Hertz/ ohne hertzlicher Lie- be/ ohne Liebvolle Gedancken/ Wort vnd Werck gegen GOtt kan man GOtt nit gefallen. Dahero der Allmaͤch- tige einen Cherubin fuͤr das Paradeyß geſtellt mit einem Feutflammenden Schwerdt; vns dardurch angedeutet/ daß man ohne Feur der Goͤttlichen Lieb nit koͤnne in das Paradeyß gelangen. Sag her/ wer iſt Vrſach geweſt/ deß Waſſers bey der ſauberen Woͤſch Magdalenæ? nichts anderſt/ als das Feur der entzuͤndten Lieb gegen JEſum. Remittuntur ei peccata multa, quoniam dilexit mul- tum. Gen. 3.

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686, S. 698. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas01_1686/734>, abgerufen am 22.07.2024.