deß Kaysers Diocletiani, deß Kaysers Valentis, deß Kay- sers Justiniani, deß Kaysers Constantis, deß Kaysers Henrici deß Dritten/ Friderici deß Anderten/ seynd durch die starcke Erd-Bewögung vil Stätt vnnd Schlösser zu Grund gangen. Baron.
Anno 1618. in disem vnsern Saeculo stunde das schö- ne Stättl Blursch/ wegen aller erwünscher Ergötzlich- keiten/ fast zu trutz dem Irrdischen Paradeyß. Es waren allda zu sehen die schönste vnd mit grösten Unkosten erbau- te Gärten vmb vnd vmb/ daß also die Leuth in einem pur- lauteren Rosen-Garten gesessen. Es scheinte für gewiß/ als hätten die Inwohner zu Blursch von der Flora die Gärten/ von der Ceres die Trayd-Felder/ von dem Ba- cho die Weingebürg/ von dem Neptuno die rauschende Wasser quellen/ vnd von dem Jupiter allen Lust/ vnd Gust erblich erhalten. Ihre Gebäu waren voller Herrlichkeit: ihre Keller voller Wein: ihre Kästen voller Trayd: ihre Kuchel voller Speisen: ihre Handlschafften voller Ge- winn: ihre Gegend voller Gespäß: ihre Bäumer voller Früchten: ihre Wässer voller Fisch: ihre Beuthl voller Gelt: ihre Wirthschafften voller Begnügen: ihr Leben voller Freuden: aber die Leuth nit voller Tugend. In ei- nem jeden Hauß alldort hat der Herr Gaudentius gehais- sen/ vnd die Frau Hilaria, der Sohn Faustus, die Toch- ter Felicitas, der Knecht Fortunatus, der Bueb Prosper, die Dirn Faustina, aber niemand wurde Probus oder Pius genannt. Aber gemainiglich/ wann die Schwein am besten gemest ist/ so hat es den Metzger zu förchten. Der gerechte GOtt gab den benachbarten Oerthern durch vnderschidliche Begebenheiten zu verstehen/ daß er dises Orth/ sambt allen dem Wollust ergebenen Inwohneren wolle züchtigen. Die Erden kont es nicht mehr ertragen/ daß dise vmb so häuffige Gnaden/ vnd Uberfluß dem All-
mäch-
Judas ein Urſach der Apoſtoliſchen Meers-Gefahr/
deß Kayſers Diocletiani, deß Kayſers Valentis, deß Kay- ſers Juſtiniani, deß Kayſers Conſtantis, deß Kayſers Henrici deß Dritten/ Friderici deß Anderten/ ſeynd durch die ſtarcke Erd-Bewoͤgung vil Staͤtt vnnd Schloͤſſer zu Grund gangen. Baron.
Anno 1618. in diſem vnſern Sæculo ſtunde das ſchoͤ- ne Staͤttl Blurſch/ wegen aller erwuͤnſcher Ergoͤtzlich- keiten/ faſt zu trutz dem Irꝛdiſchen Paradeyß. Es waren allda zu ſehen die ſchoͤnſte vnd mit groͤſten Unkoſten erbau- te Gaͤrten vmb vnd vmb/ daß alſo die Leuth in einem pur- lauteren Roſen-Garten geſeſſen. Es ſcheinte fuͤr gewiß/ als haͤtten die Inwohner zu Blurſch von der Flora die Gaͤrten/ von der Ceres die Trayd-Felder/ von dem Ba- cho die Weingebuͤrg/ von dem Neptuno die rauſchende Waſſer quellen/ vnd von dem Jupiter allen Luſt/ vnd Guſt erblich erhalten. Ihre Gebaͤu waren voller Herꝛlichkeit: ihre Keller voller Wein: ihre Kaͤſten voller Trayd: ihre Kuchel voller Speiſen: ihre Handlſchafften voller Ge- winn: ihre Gegend voller Geſpaͤß: ihre Baͤumer voller Fruͤchten: ihre Waͤſſer voller Fiſch: ihre Beuthl voller Gelt: ihre Wirthſchafften voller Begnuͤgen: ihr Leben voller Freuden: aber die Leuth nit voller Tugend. In ei- nem jeden Hauß alldort hat der Herꝛ Gaudentius gehaiſ- ſen/ vnd die Frau Hilaria, der Sohn Fauſtus, die Toch- ter Felicitas, der Knecht Fortunatus, der Bueb Proſper, die Dirn Fauſtina, aber niemand wurde Probus oder Pius genannt. Aber gemainiglich/ wann die Schwein am beſten gemeſt iſt/ ſo hat es den Metzger zu foͤrchten. Der gerechte GOtt gab den benachbarten Oerthern durch vnderſchidliche Begebenheiten zu verſtehen/ daß er diſes Orth/ ſambt allen dem Wolluſt ergebenen Inwohneren wolle zuͤchtigen. Die Erden kont es nicht mehr ertragen/ daß diſe vmb ſo haͤuffige Gnaden/ vnd Uberfluß dem All-
maͤch-
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Judas ein Urſach der Apoſtoliſchen Meers-Gefahr/
deß Kayſers Diocletiani, deß Kayſers Valentis, deß Kay-
ſers Juſtiniani, deß Kayſers Conſtantis, deß Kayſers
Henrici deß Dritten/ Friderici deß Anderten/ ſeynd durch
die ſtarcke Erd-Bewoͤgung vil Staͤtt vnnd Schloͤſſer zu
Grund gangen. Baron.
Anno 1618. in diſem vnſern Sæculo ſtunde das ſchoͤ-
ne Staͤttl Blurſch/ wegen aller erwuͤnſcher Ergoͤtzlich-
keiten/ faſt zu trutz dem Irꝛdiſchen Paradeyß. Es waren
allda zu ſehen die ſchoͤnſte vnd mit groͤſten Unkoſten erbau-
te Gaͤrten vmb vnd vmb/ daß alſo die Leuth in einem pur-
lauteren Roſen-Garten geſeſſen. Es ſcheinte fuͤr gewiß/
als haͤtten die Inwohner zu Blurſch von der Flora die
Gaͤrten/ von der Ceres die Trayd-Felder/ von dem Ba-
cho die Weingebuͤrg/ von dem Neptuno die rauſchende
Waſſer quellen/ vnd von dem Jupiter allen Luſt/ vnd Guſt
erblich erhalten. Ihre Gebaͤu waren voller Herꝛlichkeit:
ihre Keller voller Wein: ihre Kaͤſten voller Trayd: ihre
Kuchel voller Speiſen: ihre Handlſchafften voller Ge-
winn: ihre Gegend voller Geſpaͤß: ihre Baͤumer voller
Fruͤchten: ihre Waͤſſer voller Fiſch: ihre Beuthl voller
Gelt: ihre Wirthſchafften voller Begnuͤgen: ihr Leben
voller Freuden: aber die Leuth nit voller Tugend. In ei-
nem jeden Hauß alldort hat der Herꝛ Gaudentius gehaiſ-
ſen/ vnd die Frau Hilaria, der Sohn Fauſtus, die Toch-
ter Felicitas, der Knecht Fortunatus, der Bueb Proſper,
die Dirn Fauſtina, aber niemand wurde Probus oder
Pius genannt. Aber gemainiglich/ wann die Schwein
am beſten gemeſt iſt/ ſo hat es den Metzger zu foͤrchten.
Der gerechte GOtt gab den benachbarten Oerthern durch
vnderſchidliche Begebenheiten zu verſtehen/ daß er diſes
Orth/ ſambt allen dem Wolluſt ergebenen Inwohneren
wolle zuͤchtigen. Die Erden kont es nicht mehr ertragen/
daß diſe vmb ſo haͤuffige Gnaden/ vnd Uberfluß dem All-
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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686, S. 616. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas01_1686/652>, abgerufen am 22.11.2024.
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