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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686.

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Judas ein angewohnter Faullentzer/
Thaten halber ein schöne Ehren-Saulen ist auffgerichtet
worden. Recht also/ fleissige Leuth gehören hinauff/ aber
Esel bleiben vnden.

Mutius Attendulus ein Baurn-Bueb/ ist mit denen
Marcatänteren/ vnd Sudlköch ins Feld gezogen/ anfäng-
Faul. 10.
vius in Vi-
ta Storz.
lich die Schißlen abgespielt/ vnd den Bratter vmbgetri-
ben/ hat schon den Bratten von weiten geschmeckt/ wann
er werde fleissig seyn/ daß er werde übersich kommen. Hat
sich demnach also wol/ vnd embsig verhalten/ daß er ein Fürst
worden. Ist gar wol geschehen; die arbeitsame Leuth ge-
hören hinfür/ aber Esel bleiben vnden.

Villegrisus eines Wagners Sohn von Sioningen
auß Sachsen/ ist so fleissig vnd vnverdrossen gewest/ daß
er seine Studia mit sonderem Lob absolvirt. Nach-
Eraschius.mahlens ist er auß einem Studenten ein Capellan worden/
auß einem Capellan ein Thumherr/ auß einem Thum-
herrn ein Ertz-Bischoff/ auß einem Ertz-Bischoff ein Chur-
fürst/ welcher aber auß angebohrner Demuth ein Rad je-
derzeit in dem Wappen geführt/ ob er zwar nit gewest ist/
wie das fünffte Rad im Wagen/ sondern dem Römischen
Reich sehr wol anständig. Ist sehr heilig geschehen/ daß
man ihn also erhöhet hat/ aber Esel bleiben vnden.

Gabrielletus ware anfangs ein Hunds-Bueb bey
dem Cardinal Ascanio Sforzia (ein saubere Scharse)
nachmahlens ist er ein Kuchel-Bueb worden (ein hüpsche
Garimb. 1.
4. de Vit.
Pont.
Promotion) mit der Weil/ wegen seines Fleiß vnd wol-
verhaltens/ ist er gar so weit kommen/ daß er Ertz-Bischoff
zu Barri, Indianischer Patriarch/ vnd letztlich vom Pabst
Clemens dem Sibenden zu einem Cardinal erwöhlt wor-
den. Und ist solches gar weißlich geschehen/ denen fleissige-
ren/ vnd embsigeren Leuthen muß man hinauff helffen.
Aber Esel bleiben vnden.

Nico-

Judas ein angewohnter Faullentzer/
Thaten halber ein ſchoͤne Ehren-Saulen iſt auffgerichtet
worden. Recht alſo/ fleiſſige Leuth gehoͤren hinauff/ aber
Eſel bleiben vnden.

Mutius Attendulus ein Baurn-Bueb/ iſt mit denen
Marcataͤnteren/ vnd Sudlkoͤch ins Feld gezogen/ anfaͤng-
Faul. 10.
vius in Vi-
ta Storz.
lich die Schißlen abgeſpielt/ vnd den Bratter vmbgetri-
ben/ hat ſchon den Bratten von weiten geſchmeckt/ wann
er werde fleiſſig ſeyn/ daß er werde uͤberſich kommen. Hat
ſich demnach alſo wol/ vnd embſig verhaltẽ/ daß er ein Fuͤrſt
worden. Iſt gar wol geſchehen; die arbeitſame Leuth ge-
hoͤren hinfuͤr/ aber Eſel bleiben vnden.

Villegriſus eines Wagners Sohn von Sioningen
auß Sachſen/ iſt ſo fleiſſig vnd vnverdroſſen geweſt/ daß
er ſeine Studia mit ſonderem Lob abſolvirt. Nach-
Eraſchius.mahlens iſt er auß einem Studenten ein Capellan worden/
auß einem Capellan ein Thumherꝛ/ auß einem Thum-
herꝛn ein Ertz-Biſchoff/ auß einem Ertz-Biſchoff ein Chur-
fuͤrſt/ welcher aber auß angebohrner Demuth ein Rad je-
derzeit in dem Wappen gefuͤhrt/ ob er zwar nit geweſt iſt/
wie das fuͤnffte Rad im Wagen/ ſondern dem Roͤmiſchen
Reich ſehr wol anſtaͤndig. Iſt ſehr heilig geſchehen/ daß
man ihn alſo erhoͤhet hat/ aber Eſel bleiben vnden.

Gabrielletus ware anfangs ein Hunds-Bueb bey
dem Cardinal Aſcanio Sforzia (ein ſaubere Scharſe)
nachmahlens iſt er ein Kuchel-Bueb worden (ein huͤpſche
Garimb. 1.
4. de Vit.
Pont.
Promotion) mit der Weil/ wegen ſeines Fleiß vnd wol-
verhaltens/ iſt er gar ſo weit kommen/ daß er Ertz-Biſchoff
zu Barri, Indianiſcher Patriarch/ vnd letztlich vom Pabſt
Clemens dem Sibenden zu einem Cardinal erwoͤhlt wor-
den. Und iſt ſolches gar weißlich geſchehen/ denen fleiſſige-
ren/ vnd embſigeren Leuthen muß man hinauff helffen.
Aber Eſel bleiben vnden.

Nico-
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[576/0612] Judas ein angewohnter Faullentzer/ Thaten halber ein ſchoͤne Ehren-Saulen iſt auffgerichtet worden. Recht alſo/ fleiſſige Leuth gehoͤren hinauff/ aber Eſel bleiben vnden. Mutius Attendulus ein Baurn-Bueb/ iſt mit denen Marcataͤnteren/ vnd Sudlkoͤch ins Feld gezogen/ anfaͤng- lich die Schißlen abgeſpielt/ vnd den Bratter vmbgetri- ben/ hat ſchon den Bratten von weiten geſchmeckt/ wann er werde fleiſſig ſeyn/ daß er werde uͤberſich kommen. Hat ſich demnach alſo wol/ vnd embſig verhaltẽ/ daß er ein Fuͤrſt worden. Iſt gar wol geſchehen; die arbeitſame Leuth ge- hoͤren hinfuͤr/ aber Eſel bleiben vnden. Faul. 10. vius in Vi- ta Storz. Villegriſus eines Wagners Sohn von Sioningen auß Sachſen/ iſt ſo fleiſſig vnd vnverdroſſen geweſt/ daß er ſeine Studia mit ſonderem Lob abſolvirt. Nach- mahlens iſt er auß einem Studenten ein Capellan worden/ auß einem Capellan ein Thumherꝛ/ auß einem Thum- herꝛn ein Ertz-Biſchoff/ auß einem Ertz-Biſchoff ein Chur- fuͤrſt/ welcher aber auß angebohrner Demuth ein Rad je- derzeit in dem Wappen gefuͤhrt/ ob er zwar nit geweſt iſt/ wie das fuͤnffte Rad im Wagen/ ſondern dem Roͤmiſchen Reich ſehr wol anſtaͤndig. Iſt ſehr heilig geſchehen/ daß man ihn alſo erhoͤhet hat/ aber Eſel bleiben vnden. Eraſchius. Gabrielletus ware anfangs ein Hunds-Bueb bey dem Cardinal Aſcanio Sforzia (ein ſaubere Scharſe) nachmahlens iſt er ein Kuchel-Bueb worden (ein huͤpſche Promotion) mit der Weil/ wegen ſeines Fleiß vnd wol- verhaltens/ iſt er gar ſo weit kommen/ daß er Ertz-Biſchoff zu Barri, Indianiſcher Patriarch/ vnd letztlich vom Pabſt Clemens dem Sibenden zu einem Cardinal erwoͤhlt wor- den. Und iſt ſolches gar weißlich geſchehen/ denen fleiſſige- ren/ vnd embſigeren Leuthen muß man hinauff helffen. Aber Eſel bleiben vnden. Garimb. 1. 4. de Vit. Pont. Nico-

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686, S. 576. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas01_1686/612>, abgerufen am 22.07.2024.