Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686.Judas ein angewohnter Faullentzer/ vnd Karten auch sein Gelt verspilt. Ich glaub/ nur de-rentwegen habe er sich vom spilen enthalten/ weilen er ein Praenobilis war/ von einem edlen Hauß/ dann durch spilen zu gewinnen/ vnd dardurch sich zu erhalten/ eigentlich nur denen schlechten/ vnd raupischen Lumpengesind anhänigig. Jene 4. Spiler/ welche vmb das Klayd Christi vnder falls
Judas ein angewohnter Faullentzer/ vnd Karten auch ſein Gelt verſpilt. Ich glaub/ nur de-rentwegen habe er ſich vom ſpilen enthalten/ weilen er ein Prænobilis war/ von einem edlen Hauß/ dann durch ſpilen zu gewinnen/ vnd dardurch ſich zu erhalten/ eigentlich nur denen ſchlechten/ vnd raupiſchen Lumpengeſind anhaͤnigig. Jene 4. Spiler/ welche vmb das Klayd Chriſti vnder falls
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Judas ein angewohnter Faullentzer/
vnd Karten auch ſein Gelt verſpilt. Ich glaub/ nur de-
rentwegen habe er ſich vom ſpilen enthalten/ weilen er ein
Prænobilis war/ von einem edlen Hauß/ dann durch ſpilen
zu gewinnen/ vnd dardurch ſich zu erhalten/ eigentlich nur
denen ſchlechten/ vnd raupiſchen Lumpengeſind anhaͤnigig.
Jene 4. Spiler/ welche vmb das Klayd Chriſti vnder
dem Creutz mit Wuͤrfflen geſpiler/ ſeynd keine rechtſchaffe-
ne vnd ehrliche Leuth geweſt/ ſondern Schoͤrganten/ vnd
Henckersknecht/ als welche JEſum an das Creutz genag-
let haben. Dann Chriſtus der HErꝛ hatte 3. Klaydung/
ein Mantl/ ein Ober-Rock/ vnd ein Under-Rock/ oder ein
Under-Hemmet/ wie man in Paleſtina pflegte zu tragen.
Den Mantl haben ſie ihme in dem Garten Gethſemani
genommen/ da ſie ihn gefangen: den Ober-Rock hat diſe
liederliche Burſch in 4. Thail zerſchnitten/ vnd weilen die
Thail gar nit gleich konten werden/ maſſen einer groͤſſer/
dann der andere war/ alſo haben diſe Henckers-Knecht mit
Wuͤrfflen geſpilt/ was fuͤr ein Thail einem jedwedern zu-
kom̄e/ nachmahls haben ſie auch gewuͤrfflet vmb den Under-
Rock/ den ſie auf kein Weiß wolten zertrennen/ weil er ohne
Nath gewuͤrckt war/ vnd diſen hat einer auß den Schelmen
erhalten/ von dem nachmals Longinus ihme ſolchen durch
gewiſſes Gelt erkaufft/ vnd alſo mit der Zeit iſt ſolcher na-
cher Trier gebracht worden/ allwo er ſo vil 100. Jahr mit
hoͤchſter Reverenz auffbehalten wird. Warumb aber diſe
muthwillige Geſellen den Ober-Rock in 4. Thail zerſchnit-
ten/ iſt die Urſach/ weil ein jeder etwas von diſem Klayd ha-
ben wolte; dann ſie wuſten/ daß diſer Nazarener groſſe
Wunder gewuͤrckt mit diſem Rock/ maſſen ein Weib/ ſo
nur deſſen Saum angeruͤhrt/ geſund worden. Beynebens
aber glaubten ſie/ daß diſer Gecreutzigte mit Zauberey vnd
Teuffelskuͤnſten vmbgangen/ alſo hat ein jeder ein Thail
von diſem Klayd begehrt/ in der Hoffnung/ er wolle eben-
falls
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