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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686.

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Danck-Predig.
keit gestellet worden/ dort in diser Gruben hat der Todt
den Rest bekommen; ich will sagen/ so bald man die Bild-
nuß der Allerheiligisten Dreyfaltigkeit auffgerichtet/ so
bald die Leuth ihre Augen/ vnnd mit denen Augen ihre
Stimm/ vnd mit der Stimm ihre Händ/ vnd mit denen
Händen ihre Gemüther/ zu der allerheiligsten Dreyfaltig-
keit erhebt haben. Alsobalden ist die grassierende Pest ver-
schwunden. Darumb last vns heut an allen Orthen/ mit
lauten Worten singen vnd sagen. Deo Gratias.

Vor etlich Jahren ware in einer vornehmen Statt
in Italia ein Priester/ welcher seinem Stand gemäß
fromb/ vnd Gottsförchtig lebte/ wie es dann einem sol-
chen gezimbt geistreich zu seyn/ dann nit vmbsonst der Mi-
nister
bey dem Altar/ so offt der Priester Dominus vobis-
cum
spricht/ allzeit dise Antwort gibt/ & cum Spiritu tuo,
vnd mit deinem Geist. Als soll ein Priester nichts/ als
geistreich seyn. Weil nun die Tugend ein Liecht ist/ so ist
es nichts neues mehr/ daß sich Nacht-Eulen finden/ wel-
che dises Liecht hassen. Es ist zwar ein kleines Stättl in
Schwabenland/ welches Neidingen genennt wird/ aber so
man die Warheit wil bestehen/ kont schier ein jede Statt di-
sen Namen haben. Das muste neben andren auch erfahren
obgedachter frommer Priester/ deme auß Neyd einer gantz
gwissenloß nach dem Leben getrachtet; es hatte aber diser
Gottsförchtige Mann vnder anderen löblichen Tugenden
auch forderist dise/ daß er nemblichen sein Brevier, oder
H. Tagzeiten mit sonderm Eyffer gebettet/ vnd weilen ein
jeder Psalm an dem End mit dem Titl der allerheiligisten
Dreyfaltigkeit versigelt ist; als nemblich Gloria Patri,
& Filio, & Spiritui Sancto:
Ehr vnd Glory seye dem
Vatter/ vnd dem Sohn/ vnd dem Heiligen Geist/ also
hat diser gute Priester die schöne Gewonheit gehabt/ daß

er

Danck-Predig.
keit geſtellet worden/ dort in diſer Gruben hat der Todt
den Reſt bekommen; ich will ſagen/ ſo bald man die Bild-
nuß der Allerheiligiſten Dreyfaltigkeit auffgerichtet/ ſo
bald die Leuth ihre Augen/ vnnd mit denen Augen ihre
Stimm/ vnd mit der Stimm ihre Haͤnd/ vnd mit denen
Haͤnden ihre Gemuͤther/ zu der allerheiligſten Dreyfaltig-
keit erhebt haben. Alſobalden iſt die graſſierende Peſt ver-
ſchwunden. Darumb laſt vns heut an allen Orthen/ mit
lauten Worten ſingen vnd ſagen. Deo Gratias.

Vor etlich Jahren ware in einer vornehmen Statt
in Italia ein Prieſter/ welcher ſeinem Stand gemaͤß
fromb/ vnd Gottsfoͤrchtig lebte/ wie es dann einem ſol-
chen gezimbt geiſtreich zu ſeyn/ dann nit vmbſonſt der Mi-
niſter
bey dem Altar/ ſo offt der Prieſter Dominus vobiſ-
cum
ſpricht/ allzeit diſe Antwort gibt/ & cum Spiritu tuo,
vnd mit deinem Geiſt. Als ſoll ein Prieſter nichts/ als
geiſtreich ſeyn. Weil nun die Tugend ein Liecht iſt/ ſo iſt
es nichts neues mehr/ daß ſich Nacht-Eulen finden/ wel-
che diſes Liecht haſſen. Es iſt zwar ein kleines Staͤttl in
Schwabenland/ welches Neidingen genennt wird/ aber ſo
man die Warheit wil beſtehen/ kont ſchier ein jede Statt di-
ſen Namen haben. Das muſte neben andren auch erfahren
obgedachter frommer Prieſter/ deme auß Neyd einer gantz
gwiſſenloß nach dem Leben getrachtet; es hatte aber diſer
Gottsfoͤrchtige Mann vnder anderen loͤblichen Tugenden
auch forderiſt diſe/ daß er nemblichen ſein Brevier, oder
H. Tagzeiten mit ſonderm Eyffer gebettet/ vnd weilen ein
jeder Pſalm an dem End mit dem Titl der allerheiligiſten
Dreyfaltigkeit verſigelt iſt; als nemblich Gloria Patri,
& Filio, & Spiritui Sancto:
Ehr vnd Glory ſeye dem
Vatter/ vnd dem Sohn/ vnd dem Heiligen Geiſt/ alſo
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[510/0546] Danck-Predig. keit geſtellet worden/ dort in diſer Gruben hat der Todt den Reſt bekommen; ich will ſagen/ ſo bald man die Bild- nuß der Allerheiligiſten Dreyfaltigkeit auffgerichtet/ ſo bald die Leuth ihre Augen/ vnnd mit denen Augen ihre Stimm/ vnd mit der Stimm ihre Haͤnd/ vnd mit denen Haͤnden ihre Gemuͤther/ zu der allerheiligſten Dreyfaltig- keit erhebt haben. Alſobalden iſt die graſſierende Peſt ver- ſchwunden. Darumb laſt vns heut an allen Orthen/ mit lauten Worten ſingen vnd ſagen. Deo Gratias. Vor etlich Jahren ware in einer vornehmen Statt in Italia ein Prieſter/ welcher ſeinem Stand gemaͤß fromb/ vnd Gottsfoͤrchtig lebte/ wie es dann einem ſol- chen gezimbt geiſtreich zu ſeyn/ dann nit vmbſonſt der Mi- niſter bey dem Altar/ ſo offt der Prieſter Dominus vobiſ- cum ſpricht/ allzeit diſe Antwort gibt/ & cum Spiritu tuo, vnd mit deinem Geiſt. Als ſoll ein Prieſter nichts/ als geiſtreich ſeyn. Weil nun die Tugend ein Liecht iſt/ ſo iſt es nichts neues mehr/ daß ſich Nacht-Eulen finden/ wel- che diſes Liecht haſſen. Es iſt zwar ein kleines Staͤttl in Schwabenland/ welches Neidingen genennt wird/ aber ſo man die Warheit wil beſtehen/ kont ſchier ein jede Statt di- ſen Namen haben. Das muſte neben andren auch erfahren obgedachter frommer Prieſter/ deme auß Neyd einer gantz gwiſſenloß nach dem Leben getrachtet; es hatte aber diſer Gottsfoͤrchtige Mann vnder anderen loͤblichen Tugenden auch forderiſt diſe/ daß er nemblichen ſein Brevier, oder H. Tagzeiten mit ſonderm Eyffer gebettet/ vnd weilen ein jeder Pſalm an dem End mit dem Titl der allerheiligiſten Dreyfaltigkeit verſigelt iſt; als nemblich Gloria Patri, & Filio, & Spiritui Sancto: Ehr vnd Glory ſeye dem Vatter/ vnd dem Sohn/ vnd dem Heiligen Geiſt/ alſo hat diſer gute Prieſter die ſchoͤne Gewonheit gehabt/ daß er

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686, S. 510. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas01_1686/546>, abgerufen am 22.07.2024.