Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686.in Worten vnd Wercken. als er einwendig ist. Die Phariseer vnd Schrifftgelehr-te waren über solchen Laist geschlagen. Dise Gesellen stellten sich/ als wären sie heilig/ über vnd über heilig. In dem Tempel haben sie öffters etliche Stund nacheinander gebettet/ dem Schein nach so inbrünstig vnd eyffrig/ daß sie mit ihrer Inbrunst ein Stroh Tach gar leicht hätten angezündt. Sie haben vndenher an dem Saum der Klayder siechende Dörner eingemacht/ welche sie nit we- nig verwundten. Auwe! hats gehaissen bey den Juden; der/ der ist ein heiliger Mann! ein mancher ist mit vnder- geschlagenen Augen daher getretten/ daß ihme dißfalls die Schwalben deß alten Tobiae keinen Schaden hätten können zufügen. Schaut/ schaut/ der ist gar ein Engl! jener hebte immerzu die Augen in die Höhe/ vnd stellte sich/ als wanre sein Seel in der Audientz bey GOtt. O mein GOTT! diser ist wol ein grosser Heiliger! haben also das gemaine Volck dergestalten bethört/ daß es der gäntz- lichen Mainung worden/ dise Leuth seynd all heilig/ derent- wegen vil Guet vnd Gelt ihnen angehengt. Ja etliche fromme Wittiben/ die weder Freund noch Kinder hatten/ thäten öffters ihre gantze Habschafft ihnen überlassen in dem Testament. Vnderdessen waren dise die allergrö- ste Schelmen/ welche mit lauter Schmeichlerey vnd sol- cher Gleißnerey die arme Leuth betrogen. Disem bösen Gesind/ schlimmen vnd falschen Vöglen ware der HErr JEsus also feind/ vnd mißgünstig/ daß er ihnen öffters ihre Heuchlerey vnd Gleißnerey vorgerupffet/ vnd kein La- ster also gehasset/ gleichwie dises. Dann der heilige E- vangelist Matthaeus an dem 23. Capittl registriret/ daß der HErr disen Gleißlern allemahl offentlich mit dem Vae vobis, Wehe euch/ gedrohet. In N n n 2
in Worten vnd Wercken. als er einwendig iſt. Die Phariſeer vnd Schrifftgelehr-te waren uͤber ſolchen Laiſt geſchlagen. Diſe Geſellen ſtellten ſich/ als waͤren ſie heilig/ uͤber vnd uͤber heilig. In dem Tempel haben ſie oͤffters etliche Stund nacheinander gebettet/ dem Schein nach ſo inbruͤnſtig vnd eyffrig/ daß ſie mit ihrer Inbrunſt ein Stroh Tach gar leicht haͤtten angezuͤndt. Sie haben vndenher an dem Saum der Klayder ſiechende Doͤrner eingemacht/ welche ſie nit we- nig verwundten. Auwe! hats gehaiſſen bey den Juden; der/ der iſt ein heiliger Mann! ein mancher iſt mit vnder- geſchlagenen Augen daher getretten/ daß ihme dißfalls die Schwalben deß alten Tobiæ keinen Schaden haͤtten koͤnnen zufuͤgen. Schaut/ ſchaut/ der iſt gar ein Engl! jener hebte im̄erzu die Augen in die Hoͤhe/ vnd ſtellte ſich/ als wāre ſein Seel in der Audientz bey GOtt. O mein GOTT! diſer iſt wol ein groſſer Heiliger! haben alſo das gemaine Volck dergeſtalten bethoͤrt/ daß es der gaͤntz- lichen Mainung worden/ diſe Leuth ſeynd all heilig/ derent- wegen vil Guet vnd Gelt ihnen angehengt. Ja etliche fromme Wittiben/ die weder Freund noch Kinder hatten/ thaͤten oͤffters ihre gantze Habſchafft ihnen uͤberlaſſen in dem Teſtament. Vnderdeſſen waren diſe die allergroͤ- ſte Schelmen/ welche mit lauter Schmeichlerey vnd ſol- cher Gleißnerey die arme Leuth betrogen. Diſem boͤſen Geſind/ ſchlimmen vnd falſchen Voͤglen ware der HErꝛ JEſus alſo feind/ vnd mißguͤnſtig/ daß er ihnen oͤffters ihre Heuchlerey vnd Gleißnerey vorgerupffet/ vnd kein La- ſter alſo gehaſſet/ gleichwie diſes. Dann der heilige E- vangeliſt Matthæus an dem 23. Capittl regiſtriret/ daß der HErꝛ diſen Gleißlern allemahl offentlich mit dem Væ vobis, Wehe euch/ gedrohet. In N n n 2
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in Worten vnd Wercken.
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ſtellten ſich/ als waͤren ſie heilig/ uͤber vnd uͤber heilig. In
dem Tempel haben ſie oͤffters etliche Stund nacheinander
gebettet/ dem Schein nach ſo inbruͤnſtig vnd eyffrig/ daß
ſie mit ihrer Inbrunſt ein Stroh Tach gar leicht haͤtten
angezuͤndt. Sie haben vndenher an dem Saum der
Klayder ſiechende Doͤrner eingemacht/ welche ſie nit we-
nig verwundten. Auwe! hats gehaiſſen bey den Juden;
der/ der iſt ein heiliger Mann! ein mancher iſt mit vnder-
geſchlagenen Augen daher getretten/ daß ihme dißfalls
die Schwalben deß alten Tobiæ keinen Schaden haͤtten
koͤnnen zufuͤgen. Schaut/ ſchaut/ der iſt gar ein Engl!
jener hebte im̄erzu die Augen in die Hoͤhe/ vnd ſtellte ſich/
als wāre ſein Seel in der Audientz bey GOtt. O mein
GOTT! diſer iſt wol ein groſſer Heiliger! haben alſo
das gemaine Volck dergeſtalten bethoͤrt/ daß es der gaͤntz-
lichen Mainung worden/ diſe Leuth ſeynd all heilig/ derent-
wegen vil Guet vnd Gelt ihnen angehengt. Ja etliche
fromme Wittiben/ die weder Freund noch Kinder hatten/
thaͤten oͤffters ihre gantze Habſchafft ihnen uͤberlaſſen in
dem Teſtament. Vnderdeſſen waren diſe die allergroͤ-
ſte Schelmen/ welche mit lauter Schmeichlerey vnd ſol-
cher Gleißnerey die arme Leuth betrogen. Diſem boͤſen
Geſind/ ſchlimmen vnd falſchen Voͤglen ware der HErꝛ
JEſus alſo feind/ vnd mißguͤnſtig/ daß er ihnen oͤffters
ihre Heuchlerey vnd Gleißnerey vorgerupffet/ vnd kein La-
ſter alſo gehaſſet/ gleichwie diſes. Dann der heilige E-
vangeliſt Matthæus an dem 23. Capittl regiſtriret/ daß
der HErꝛ diſen Gleißlern allemahl offentlich mit dem Væ
vobis, Wehe euch/ gedrohet.
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Zitationshilfe: | Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686, S. 467. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas01_1686/503>, abgerufen am 16.02.2025. |