Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686.

Bild:
<< vorherige Seite

vermaint man sehe ihn nit.
Verdacht kommen/ welcher so gar bey dem Gericht sein
Vnschuld durch ein Wunderwerck verfecht; massen er
ein gantz glüendes Pfluegeysen in die Hand genommen/
vnd solches einen langen Weeg durch die Statt ohne ei-
nige Verletzung zur Beweißthumb seiner Vnschuld ge-
tragen. Mitten aber auff dem Platz in Gegenwart ei-
ner grossen Menge Volcks hat er dises glüende Eysen hin-
weg geworffen/ welches dann augenblicklich verschwun-
den/ vnnd konte es auch nach vil angewendtem Fleiß kein
eimger Mensch finden. Was geschicht aber? ein gan-
tzes Jahr nach disem musten etliche den Blatz mit Kisel-
stain pflasteren/ worunder einer auß dem Sand daselbst
das noch glüende Pfluegeysen herauß gezogen/ an welchem
er neben vngeheurem Geschrey die Hand erschröcklich
verbrennt. Die Sach wird alsobald lauthbar/ man kont
sich nit gnugsamb verwunderen/ daß vor einem Jahr das
Eysen verschwunden/ vnd anjetzo ein gantz Jahr hernach
von disem Menschen noch gantz glüender gefunden wor-
den. Wessenthalben diser Gesell in die strenge Frag ge-
zogen worden/ worinnen er bald bekennt/ daß er der Thä-
Cranzi. 1.
Vuandal.
c.
31.
ter seye jener vor einem Jahr erweckter Brunst/ darüber
er hernach durch billiches vnd gerechtes Vrthl lebendig ist
gerädert worden.

Diser armseelige Mensch hat auch vermaint/ es
sehe ihn niemand/ es war bey der finsteren Nacht/ da je-
dermänniglich in dem tieffen Schlaff war versencket/ kein
Mensch hat sich auff der Gassen nicht gefunden/ er ware
gantz alleinig/ niemand sehe ihn/ keinen hat er solches ent-
decket/ hat er nach einem gantzen Jahr müssen erfahren/
daß ihn warhafftig GOtt gesehen habe. Der Prophet
Ierem. 1.Jeremias hat auff ein Zeit etwas wunderbarliches gese-
hen. Nemblichen ein Ruthen mit einem Aug.

Vir-

vermaint man ſehe ihn nit.
Verdacht kommen/ welcher ſo gar bey dem Gericht ſein
Vnſchuld durch ein Wunderwerck verfecht; maſſen er
ein gantz gluͤendes Pfluegeyſen in die Hand genommen/
vnd ſolches einen langen Weeg durch die Statt ohne ei-
nige Verletzung zur Beweißthumb ſeiner Vnſchuld ge-
tragen. Mitten aber auff dem Platz in Gegenwart ei-
ner groſſen Menge Volcks hat er diſes gluͤende Eyſen hin-
weg geworffen/ welches dann augenblicklich verſchwun-
den/ vnnd konte es auch nach vil angewendtem Fleiß kein
eimger Menſch finden. Was geſchicht aber? ein gan-
tzes Jahr nach diſem muſten etliche den Blatz mit Kiſel-
ſtain pflaſteren/ worunder einer auß dem Sand daſelbſt
das noch gluͤende Pfluegeyſen herauß gezogen/ an welchem
er neben vngeheurem Geſchrey die Hand erſchroͤcklich
verbrennt. Die Sach wird alſobald lauthbar/ man kont
ſich nit gnugſamb verwunderen/ daß vor einem Jahr das
Eyſen verſchwunden/ vnd anjetzo ein gantz Jahr hernach
von diſem Menſchen noch gantz gluͤender gefunden wor-
den. Weſſenthalben diſer Geſell in die ſtrenge Frag ge-
zogen worden/ worinnen er bald bekennt/ daß er der Thaͤ-
Cranzi. 1.
Vuandal.
c.
31.
ter ſeye jener vor einem Jahr erweckter Brunſt/ daruͤber
er hernach durch billiches vnd gerechtes Vrthl lebendig iſt
geraͤdert worden.

Diſer armſeelige Menſch hat auch vermaint/ es
ſehe ihn niemand/ es war bey der finſteren Nacht/ da je-
dermaͤnniglich in dem tieffen Schlaff war verſencket/ kein
Menſch hat ſich auff der Gaſſen nicht gefunden/ er ware
gantz alleinig/ niemand ſehe ihn/ keinen hat er ſolches ent-
decket/ hat er nach einem gantzen Jahr muͤſſen erfahren/
daß ihn warhafftig GOtt geſehen habe. Der Prophet
Ierem. 1.Jeremias hat auff ein Zeit etwas wunderbarliches geſe-
hen. Nemblichen ein Ruthen mit einem Aug.

Vir-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0474" n="438"/><fw place="top" type="header">vermaint man &#x017F;ehe ihn nit.</fw><lb/>
Verdacht kommen/ welcher &#x017F;o gar bey dem Gericht &#x017F;ein<lb/>
Vn&#x017F;chuld durch ein Wunderwerck verfecht; ma&#x017F;&#x017F;en er<lb/>
ein gantz glu&#x0364;endes Pfluegey&#x017F;en in die Hand genommen/<lb/>
vnd &#x017F;olches einen langen Weeg durch die Statt ohne ei-<lb/>
nige Verletzung zur Beweißthumb &#x017F;einer Vn&#x017F;chuld ge-<lb/>
tragen. Mitten aber auff dem Platz in Gegenwart ei-<lb/>
ner gro&#x017F;&#x017F;en Menge Volcks hat er di&#x017F;es glu&#x0364;ende Ey&#x017F;en hin-<lb/>
weg geworffen/ welches dann augenblicklich ver&#x017F;chwun-<lb/>
den/ vnnd konte es auch nach vil angewendtem Fleiß kein<lb/>
eimger Men&#x017F;ch finden. Was ge&#x017F;chicht aber? ein gan-<lb/>
tzes Jahr nach di&#x017F;em mu&#x017F;ten etliche den Blatz mit Ki&#x017F;el-<lb/>
&#x017F;tain pfla&#x017F;teren/ worunder einer auß dem Sand da&#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
das noch glu&#x0364;ende Pfluegey&#x017F;en herauß gezogen/ an welchem<lb/>
er neben vngeheurem Ge&#x017F;chrey die Hand er&#x017F;chro&#x0364;cklich<lb/>
verbrennt. Die Sach wird al&#x017F;obald lauthbar/ man kont<lb/>
&#x017F;ich nit gnug&#x017F;amb verwunderen/ daß vor einem Jahr das<lb/>
Ey&#x017F;en ver&#x017F;chwunden/ vnd anjetzo ein gantz Jahr hernach<lb/>
von di&#x017F;em Men&#x017F;chen noch gantz glu&#x0364;ender gefunden wor-<lb/>
den. We&#x017F;&#x017F;enthalben di&#x017F;er Ge&#x017F;ell in die &#x017F;trenge Frag ge-<lb/>
zogen worden/ worinnen er bald bekennt/ daß er der Tha&#x0364;-<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Cranzi. 1.<lb/>
Vuandal.<lb/>
c.</hi> 31.</note>ter &#x017F;eye jener vor einem Jahr erweckter Brun&#x017F;t/ daru&#x0364;ber<lb/>
er hernach durch billiches vnd gerechtes Vrthl lebendig i&#x017F;t<lb/>
gera&#x0364;dert worden.</p><lb/>
        <p>Di&#x017F;er arm&#x017F;eelige Men&#x017F;ch hat auch vermaint/ es<lb/>
&#x017F;ehe ihn niemand/ es war bey der fin&#x017F;teren Nacht/ da je-<lb/>
derma&#x0364;nniglich in dem tieffen Schlaff war ver&#x017F;encket/ kein<lb/>
Men&#x017F;ch hat &#x017F;ich auff der Ga&#x017F;&#x017F;en nicht gefunden/ er ware<lb/>
gantz alleinig/ niemand &#x017F;ehe ihn/ keinen hat er &#x017F;olches ent-<lb/>
decket/ hat er nach einem gantzen Jahr mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en erfahren/<lb/>
daß ihn warhafftig GOtt ge&#x017F;ehen habe. Der Prophet<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Ierem.</hi> 1.</note>Jeremias hat auff ein Zeit etwas wunderbarliches ge&#x017F;e-<lb/>
hen. Nemblichen <hi rendition="#fr">ein Ruthen mit einem Aug.</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">Vir-</hi></fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[438/0474] vermaint man ſehe ihn nit. Verdacht kommen/ welcher ſo gar bey dem Gericht ſein Vnſchuld durch ein Wunderwerck verfecht; maſſen er ein gantz gluͤendes Pfluegeyſen in die Hand genommen/ vnd ſolches einen langen Weeg durch die Statt ohne ei- nige Verletzung zur Beweißthumb ſeiner Vnſchuld ge- tragen. Mitten aber auff dem Platz in Gegenwart ei- ner groſſen Menge Volcks hat er diſes gluͤende Eyſen hin- weg geworffen/ welches dann augenblicklich verſchwun- den/ vnnd konte es auch nach vil angewendtem Fleiß kein eimger Menſch finden. Was geſchicht aber? ein gan- tzes Jahr nach diſem muſten etliche den Blatz mit Kiſel- ſtain pflaſteren/ worunder einer auß dem Sand daſelbſt das noch gluͤende Pfluegeyſen herauß gezogen/ an welchem er neben vngeheurem Geſchrey die Hand erſchroͤcklich verbrennt. Die Sach wird alſobald lauthbar/ man kont ſich nit gnugſamb verwunderen/ daß vor einem Jahr das Eyſen verſchwunden/ vnd anjetzo ein gantz Jahr hernach von diſem Menſchen noch gantz gluͤender gefunden wor- den. Weſſenthalben diſer Geſell in die ſtrenge Frag ge- zogen worden/ worinnen er bald bekennt/ daß er der Thaͤ- ter ſeye jener vor einem Jahr erweckter Brunſt/ daruͤber er hernach durch billiches vnd gerechtes Vrthl lebendig iſt geraͤdert worden. Cranzi. 1. Vuandal. c. 31. Diſer armſeelige Menſch hat auch vermaint/ es ſehe ihn niemand/ es war bey der finſteren Nacht/ da je- dermaͤnniglich in dem tieffen Schlaff war verſencket/ kein Menſch hat ſich auff der Gaſſen nicht gefunden/ er ware gantz alleinig/ niemand ſehe ihn/ keinen hat er ſolches ent- decket/ hat er nach einem gantzen Jahr muͤſſen erfahren/ daß ihn warhafftig GOtt geſehen habe. Der Prophet Jeremias hat auff ein Zeit etwas wunderbarliches geſe- hen. Nemblichen ein Ruthen mit einem Aug. Vir- Ierem. 1.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas01_1686
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas01_1686/474
Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686, S. 438. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas01_1686/474>, abgerufen am 22.07.2024.