Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686.Judas macht auß dem stehlen ein Gewonheit/ blauen vnnd Himmelfarben Livere ein höllisches Gewis-sen tragen? seynd sie etwann junge Cancellisten oder Schreiber gewest/ welche die Ehr der Susannae wolten in das schwartze Buch bringen? seynds etwann junge Edl- Leuth gewest/ welche erst auß den Ländern kommen/ vnd dise Babylonische Dama in vnzimmender Mainung wol- ten bedienen? nein/ nein/ nein/ nichts jung/ sondern es waren zwey alte/ aber nit kalte/ zwey schneeweisse Dieb/ eyßgraue Vögl/ zwey alte richtige Richter zu Babylon. O es ehrvergessene Vocativi! wer solle von euch arg- wohnen einen Genitivum? wer solt mainen/ daß die Pfeil deß blinden Bueben Cupidinis auch solten durch- tringen ein solche/ alte/ zähe Haut? wer solt glauben/ daß vnder dem Schnee diser weissen Haaren/ ein solcher hitziger Sommer lige? aber was ist so starck zu verwun- deren? Die Katz last das mausen nit. Dise Gesel- len seynd schon in der Jugend solche Raaben gewest/ wel- che dem stinckenden Aaß nachgesetzt: dise Bößwicht seynd schon in der Jugend solche Jäger gewest/ die immer die Dianas auffgesucht. Sie haben es gewohnt/ jetzt in dem Alter können sie es nicht lassen. Die Gewonheit ist ein eyserne Pfaidt/ last sich nicht zerreissen. Es ist ein alter Reim/ wann er sich schon übel reimbt/ Daemon languebat, melior tunc esse volebat, Der Teuffel war sehr übelauff/ Und stund ihm schier das Leben drauff: Deumb wolt er in die Kirchen gehen/ Und von der alten Arth abstehen: Nachdem er aber genommen ein/ Und wider kommen auff die Bein/ Hat ers/ als wie zuvor getriben/ Und ist der alte Teuffel bliben. So
Judas macht auß dem ſtehlen ein Gewonheit/ blauen vnnd Himmelfarben Livere ein hoͤlliſches Gewiſ-ſen tragen? ſeynd ſie etwann junge Cancelliſten oder Schreiber geweſt/ welche die Ehr der Suſannæ wolten in das ſchwartze Buch bringen? ſeynds etwann junge Edl- Leuth geweſt/ welche erſt auß den Laͤndern kommen/ vnd diſe Babyloniſche Dama in vnzimmender Mainung wol- ten bedienen? nein/ nein/ nein/ nichts jung/ ſondern es waren zwey alte/ aber nit kalte/ zwey ſchneeweiſſe Dieb/ eyßgraue Voͤgl/ zwey alte richtige Richter zu Babylon. O es ehrvergeſſene Vocativi! wer ſolle von euch arg- wohnen einen Genitivum? wer ſolt mainen/ daß die Pfeil deß blinden Bueben Cupidinis auch ſolten durch- tringen ein ſolche/ alte/ zaͤhe Haut? wer ſolt glauben/ daß vnder dem Schnee diſer weiſſen Haaren/ ein ſolcher hitziger Sommer lige? aber was iſt ſo ſtarck zu verwun- deren? Die Katz laſt das mauſen nit. Diſe Geſel- len ſeynd ſchon in der Jugend ſolche Raaben geweſt/ wel- che dem ſtinckenden Aaß nachgeſetzt: diſe Boͤßwicht ſeynd ſchon in der Jugend ſolche Jaͤger geweſt/ die immer die Dianas auffgeſucht. Sie haben es gewohnt/ jetzt in dem Alter koͤnnen ſie es nicht laſſen. Die Gewonheit iſt ein eyſerne Pfaidt/ laſt ſich nicht zerreiſſen. Es iſt ein alter Reim/ wann er ſich ſchon uͤbel reimbt/ Dæmon languebat, melior tunc eſſe volebat, Der Teuffel war ſehr uͤbelauff/ Und ſtund ihm ſchier das Leben drauff: Deumb wolt er in die Kirchen gehen/ Und von der alten Arth abſtehen: Nachdem er aber genommen ein/ Und wider kommen auff die Bein/ Hat ers/ als wie zuvor getriben/ Und iſt der alte Teuffel bliben. So
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Judas macht auß dem ſtehlen ein Gewonheit/
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Schreiber geweſt/ welche die Ehr der Suſannæ wolten in
das ſchwartze Buch bringen? ſeynds etwann junge Edl-
Leuth geweſt/ welche erſt auß den Laͤndern kommen/ vnd
diſe Babyloniſche Dama in vnzimmender Mainung wol-
ten bedienen? nein/ nein/ nein/ nichts jung/ ſondern es
waren zwey alte/ aber nit kalte/ zwey ſchneeweiſſe Dieb/
eyßgraue Voͤgl/ zwey alte richtige Richter zu Babylon.
O es ehrvergeſſene Vocativi! wer ſolle von euch arg-
wohnen einen Genitivum? wer ſolt mainen/ daß die
Pfeil deß blinden Bueben Cupidinis auch ſolten durch-
tringen ein ſolche/ alte/ zaͤhe Haut? wer ſolt glauben/
daß vnder dem Schnee diſer weiſſen Haaren/ ein ſolcher
hitziger Sommer lige? aber was iſt ſo ſtarck zu verwun-
deren? Die Katz laſt das mauſen nit. Diſe Geſel-
len ſeynd ſchon in der Jugend ſolche Raaben geweſt/ wel-
che dem ſtinckenden Aaß nachgeſetzt: diſe Boͤßwicht ſeynd
ſchon in der Jugend ſolche Jaͤger geweſt/ die immer die
Dianas auffgeſucht. Sie haben es gewohnt/ jetzt in dem
Alter koͤnnen ſie es nicht laſſen. Die Gewonheit iſt ein
eyſerne Pfaidt/ laſt ſich nicht zerreiſſen.
Es iſt ein alter Reim/ wann er ſich ſchon uͤbel reimbt/
ſo ſchickt er ſich doch gar wol hieher.
Dæmon languebat, melior tunc eſſe volebat,
Poſtquam convaluit, manſit, ut ante fuit.
Der Teuffel war ſehr uͤbelauff/
Und ſtund ihm ſchier das Leben drauff:
Deumb wolt er in die Kirchen gehen/
Und von der alten Arth abſtehen:
Nachdem er aber genommen ein/
Und wider kommen auff die Bein/
Hat ers/ als wie zuvor getriben/
Und iſt der alte Teuffel bliben.
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Zitationshilfe: | Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686, S. 390. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas01_1686/426>, abgerufen am 16.02.2025. |