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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686.

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kan solche nit mehr lassen.
ben sie eylends in der Sachen ihre Principalen bericht/
vnder welchen dann ein vngewöhnlicher Jubel vnd Freu-
denschall entstanden. Dann alle Mäuß/ alle/ alle waren
der vnfehlbaren Mainung/ es seye die Katz in ein Closter
gangen/ vnd habe ein schwartze Kutten angelegt. Wes-
senthalben sie ohne Zweiffel jetzo nicht mehr wird dörffen
Fleisch essen; seye also hierdurch den armen Mäusen das
freye passieren widerumb vergonnet/ wie sie dann Hauf-
fenweiß auß ihren Löcheren herauß geschlichen. So bald
aber die Katz dise freche Bursch ersehen/ hat sie deren et-
liche erlegt/ die übrigen aber sich bekümmerlich mit der
Flucht salviret/ vnd mit gröstem Schaden erfahren/ das
wahr seye/ vnnd wahr bleibe das gemaine Sprichwort:
Die Katz last das mausen nit. Es ist ihr Natur.
Die böse Gewonheit ist nit allein ein eyserne Pfaidt/
sondern auch ein andere Natur/ welche sich nicht mehr
last verbesseren. Wer seynd jene gewest/ welche Susan-
nam,
als einen lebendigen Tempel Gottes/ wolten rau-
berisch verunehren? wer seynd jene Geyer gewest/ welche
Susannam, als ein vnschuldige Tauben/ in ihre Klauen
wolten bringen? wer seynd jene Wölff gewest/ welche Su-
sannam,
als ein schneeweisses Lämbl/ wolten in Rachen
ziehen? wer seynd jene Kothkefer gewest/ welcher Susan-
nae,
als einer geschämigen Rosen/ wolten schaden? seynd
sie etwann junge Studenten gewest/ welche kaum kund-
ten den Silogismum in Barbara formiren/ vnd suchten
ihn schon in Susanna? seynd sie etwann junge Kauff-
manns-Diener gewest/ welche öffters mit Schamloth/
als Schamroth vmbgehen? seynd sie etwann junge
Soldaten gewest/ die nur wolten Schildwacht stehen bey
der Frauen Pasteyn? seynd sie etwann junge Herren-Die-
ner oder Laggey gewest/ welche mehrmahlen vnder einer

blauen
C c c 3

kan ſolche nit mehr laſſen.
ben ſie eylends in der Sachen ihre Principalen bericht/
vnder welchen dann ein vngewoͤhnlicher Jubel vnd Freu-
denſchall entſtanden. Dann alle Maͤuß/ alle/ alle waren
der vnfehlbaren Mainung/ es ſeye die Katz in ein Cloſter
gangen/ vnd habe ein ſchwartze Kutten angelegt. Weſ-
ſenthalben ſie ohne Zweiffel jetzo nicht mehr wird doͤrffen
Fleiſch eſſen; ſeye alſo hierdurch den armen Maͤuſen das
freye paſſieren widerumb vergonnet/ wie ſie dann Hauf-
fenweiß auß ihren Loͤcheren herauß geſchlichen. So bald
aber die Katz diſe freche Burſch erſehen/ hat ſie deren et-
liche erlegt/ die uͤbrigen aber ſich bekuͤmmerlich mit der
Flucht ſalviret/ vnd mit groͤſtem Schaden erfahren/ das
wahr ſeye/ vnnd wahr bleibe das gemaine Sprichwort:
Die Katz laſt das mauſen nit. Es iſt ihr Natur.
Die boͤſe Gewonheit iſt nit allein ein eyſerne Pfaidt/
ſondern auch ein andere Natur/ welche ſich nicht mehr
laſt verbeſſeren. Wer ſeynd jene geweſt/ welche Suſan-
nam,
als einen lebendigen Tempel Gottes/ wolten rau-
beriſch verunehren? wer ſeynd jene Geyer geweſt/ welche
Suſannam, als ein vnſchuldige Tauben/ in ihre Klauen
wolten bringen? wer ſeynd jene Woͤlff geweſt/ welche Su-
ſannam,
als ein ſchneeweiſſes Laͤmbl/ wolten in Rachen
ziehen? wer ſeynd jene Kothkefer geweſt/ welcher Suſan-
næ,
als einer geſchaͤmigen Roſen/ wolten ſchaden? ſeynd
ſie etwann junge Studenten geweſt/ welche kaum kund-
ten den Silogiſmum in Barbara formiren/ vnd ſuchten
ihn ſchon in Suſanna? ſeynd ſie etwann junge Kauff-
manns-Diener geweſt/ welche oͤffters mit Schamloth/
als Schamroth vmbgehen? ſeynd ſie etwann junge
Soldaten geweſt/ die nur wolten Schildwacht ſtehen bey
der Frauen Paſteyn? ſeynd ſie etwann junge Herren-Die-
ner oder Laggey geweſt/ welche mehrmahlen vnder einer

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[389/0425] kan ſolche nit mehr laſſen. ben ſie eylends in der Sachen ihre Principalen bericht/ vnder welchen dann ein vngewoͤhnlicher Jubel vnd Freu- denſchall entſtanden. Dann alle Maͤuß/ alle/ alle waren der vnfehlbaren Mainung/ es ſeye die Katz in ein Cloſter gangen/ vnd habe ein ſchwartze Kutten angelegt. Weſ- ſenthalben ſie ohne Zweiffel jetzo nicht mehr wird doͤrffen Fleiſch eſſen; ſeye alſo hierdurch den armen Maͤuſen das freye paſſieren widerumb vergonnet/ wie ſie dann Hauf- fenweiß auß ihren Loͤcheren herauß geſchlichen. So bald aber die Katz diſe freche Burſch erſehen/ hat ſie deren et- liche erlegt/ die uͤbrigen aber ſich bekuͤmmerlich mit der Flucht ſalviret/ vnd mit groͤſtem Schaden erfahren/ das wahr ſeye/ vnnd wahr bleibe das gemaine Sprichwort: Die Katz laſt das mauſen nit. Es iſt ihr Natur. Die boͤſe Gewonheit iſt nit allein ein eyſerne Pfaidt/ ſondern auch ein andere Natur/ welche ſich nicht mehr laſt verbeſſeren. Wer ſeynd jene geweſt/ welche Suſan- nam, als einen lebendigen Tempel Gottes/ wolten rau- beriſch verunehren? wer ſeynd jene Geyer geweſt/ welche Suſannam, als ein vnſchuldige Tauben/ in ihre Klauen wolten bringen? wer ſeynd jene Woͤlff geweſt/ welche Su- ſannam, als ein ſchneeweiſſes Laͤmbl/ wolten in Rachen ziehen? wer ſeynd jene Kothkefer geweſt/ welcher Suſan- næ, als einer geſchaͤmigen Roſen/ wolten ſchaden? ſeynd ſie etwann junge Studenten geweſt/ welche kaum kund- ten den Silogiſmum in Barbara formiren/ vnd ſuchten ihn ſchon in Suſanna? ſeynd ſie etwann junge Kauff- manns-Diener geweſt/ welche oͤffters mit Schamloth/ als Schamroth vmbgehen? ſeynd ſie etwann junge Soldaten geweſt/ die nur wolten Schildwacht ſtehen bey der Frauen Paſteyn? ſeynd ſie etwann junge Herren-Die- ner oder Laggey geweſt/ welche mehrmahlen vnder einer blauen C c c 3

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686, S. 389. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas01_1686/425>, abgerufen am 25.11.2024.