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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686.

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Vrsach/ warumben Judas ein Dieb worden.
get/ sondern die mehreste Männer nahmen ein Stuck
Brodt mit sich in Sack: die mehreste Weiber nahmen
ein Stuck Brodt darvon ins Fürtuch/ damit sie solches
Kenn-Zaichen deß geschehenen Wunderwercks auch zu
Hauß konten weisen. Schau/ sagte mancher/ mein lie-
ber Vetter Jeremias, mein lieber Schwager Samuel,
mein lieber Nachbar Abraham-Schau! das ist auch ein
Stuck von dem Wunder-Brodt! was muß ich dir sagen/
sprach manches Weib/ du hast auch gehört von jenem
Wunder/ welches JEsus von Nazareth gewürcket hat in
der Wüsten. Gedencke mein liebe Schwester Sara; schautSylveira
fol. 82. l.
5.

vmb Gottes Willen mein liebe Frau Rebecca, sihe mein
liebe Mittburgerin Rachel, das ist auch ein überblibenes
Schertzl von demselben Wunder-Brodt.

O wie vil tausend vnd tausendmahl ist solches Wun-
der schon geschehen/ daß GOtt in einem Hauß das Brodt
so wunderbarlich/ vnd die Menschliche Underhaltung ver-
mehret hat. Ich gehe in das Hauß eines ehrlichen Manns
hinein/ von dem mir bewust ist/ daß er einen Christlichen/
Gottsförchtigen Wandl führet/ daß er täglich ein Heil.
Meß höre: daß er seine Kinder in der Forcht Gottes
aufferziehe: daß er seine Dienstbotten in gebührender
Zucht halte. Mit disem fange ich an ein freundliches Ge-
spräch/ sage vnder andern: mein lieber Herr/ oder Mai-
ster/ ich sihe/ ich mercke/ ich spühre/ es geht euch im Jahr
ein merckliches auff. Freylich wol/ antwortet mir diser/
ich kans mit meinem Gewissen betheuren/ daß ich selbst
nit waiß/ wo ich es hernimme. Mein Pater, am Maul
lasse ich mir nichts abgehen/ einem guten Freund setze ich
noch einen guten Wein vor. Auß meinen Kindern haist
keines Lazarus; mein Weib haist Abundantia, ich kans
mit GOtt bezeugen/ daß ich einmahl durch das gantze
Jahr die Außgaben habe auffgezaichnet/ vnd in der War-

heit
X x

Vrſach/ warumben Judas ein Dieb worden.
get/ ſondern die mehreſte Maͤnner nahmen ein Stuck
Brodt mit ſich in Sack: die mehreſte Weiber nahmen
ein Stuck Brodt darvon ins Fuͤrtuch/ damit ſie ſolches
Kenn-Zaichen deß geſchehenen Wunderwercks auch zu
Hauß konten weiſen. Schau/ ſagte mancher/ mein lie-
ber Vetter Jeremias, mein lieber Schwager Samuel,
mein lieber Nachbar Abraham-Schau! das iſt auch ein
Stuck von dem Wunder-Brodt! was muß ich dir ſagen/
ſprach manches Weib/ du haſt auch gehoͤrt von jenem
Wunder/ welches JEſus von Nazareth gewuͤrcket hat in
der Wuͤſten. Gedencke mein liebe Schweſter Sara; ſchautSylveira
fol. 82. l.
5.

vmb Gottes Willen mein liebe Frau Rebecca, ſihe mein
liebe Mittburgerin Rachel, das iſt auch ein uͤberblibenes
Schertzl von demſelben Wunder-Brodt.

O wie vil tauſend vnd tauſendmahl iſt ſolches Wun-
der ſchon geſchehen/ daß GOtt in einem Hauß das Brodt
ſo wunderbarlich/ vnd die Menſchliche Underhaltung ver-
mehret hat. Ich gehe in das Hauß eines ehrlichen Manns
hinein/ von dem mir bewuſt iſt/ daß er einen Chriſtlichen/
Gottsfoͤrchtigen Wandl fuͤhret/ daß er taͤglich ein Heil.
Meß hoͤre: daß er ſeine Kinder in der Forcht Gottes
aufferziehe: daß er ſeine Dienſtbotten in gebuͤhrender
Zucht halte. Mit diſem fange ich an ein freundliches Ge-
ſpraͤch/ ſage vnder andern: mein lieber Herꝛ/ oder Mai-
ſter/ ich ſihe/ ich mercke/ ich ſpuͤhre/ es geht euch im Jahr
ein merckliches auff. Freylich wol/ antwortet mir diſer/
ich kans mit meinem Gewiſſen betheuren/ daß ich ſelbſt
nit waiß/ wo ich es hernimme. Mein Pater, am Maul
laſſe ich mir nichts abgehen/ einem guten Freund ſetze ich
noch einen guten Wein vor. Auß meinen Kindern haiſt
keines Lazarus; mein Weib haiſt Abundantia, ich kans
mit GOtt bezeugen/ daß ich einmahl durch das gantze
Jahr die Außgaben habe auffgezaichnet/ vnd in der War-

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[345/0381] Vrſach/ warumben Judas ein Dieb worden. get/ ſondern die mehreſte Maͤnner nahmen ein Stuck Brodt mit ſich in Sack: die mehreſte Weiber nahmen ein Stuck Brodt darvon ins Fuͤrtuch/ damit ſie ſolches Kenn-Zaichen deß geſchehenen Wunderwercks auch zu Hauß konten weiſen. Schau/ ſagte mancher/ mein lie- ber Vetter Jeremias, mein lieber Schwager Samuel, mein lieber Nachbar Abraham-Schau! das iſt auch ein Stuck von dem Wunder-Brodt! was muß ich dir ſagen/ ſprach manches Weib/ du haſt auch gehoͤrt von jenem Wunder/ welches JEſus von Nazareth gewuͤrcket hat in der Wuͤſten. Gedencke mein liebe Schweſter Sara; ſchaut vmb Gottes Willen mein liebe Frau Rebecca, ſihe mein liebe Mittburgerin Rachel, das iſt auch ein uͤberblibenes Schertzl von demſelben Wunder-Brodt. Sylveira fol. 82. l. 5. O wie vil tauſend vnd tauſendmahl iſt ſolches Wun- der ſchon geſchehen/ daß GOtt in einem Hauß das Brodt ſo wunderbarlich/ vnd die Menſchliche Underhaltung ver- mehret hat. Ich gehe in das Hauß eines ehrlichen Manns hinein/ von dem mir bewuſt iſt/ daß er einen Chriſtlichen/ Gottsfoͤrchtigen Wandl fuͤhret/ daß er taͤglich ein Heil. Meß hoͤre: daß er ſeine Kinder in der Forcht Gottes aufferziehe: daß er ſeine Dienſtbotten in gebuͤhrender Zucht halte. Mit diſem fange ich an ein freundliches Ge- ſpraͤch/ ſage vnder andern: mein lieber Herꝛ/ oder Mai- ſter/ ich ſihe/ ich mercke/ ich ſpuͤhre/ es geht euch im Jahr ein merckliches auff. Freylich wol/ antwortet mir diſer/ ich kans mit meinem Gewiſſen betheuren/ daß ich ſelbſt nit waiß/ wo ich es hernimme. Mein Pater, am Maul laſſe ich mir nichts abgehen/ einem guten Freund ſetze ich noch einen guten Wein vor. Auß meinen Kindern haiſt keines Lazarus; mein Weib haiſt Abundantia, ich kans mit GOtt bezeugen/ daß ich einmahl durch das gantze Jahr die Außgaben habe auffgezaichnet/ vnd in der War- heit X x

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686, S. 345. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas01_1686/381>, abgerufen am 22.11.2024.