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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686.

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vnd gwissenloser Dieb.
dem Hauß. Henricus der Achte König in Engelland
ware fast der reicheste Monarch in Europa/ nachdem er
aber die Geistliche Güter hat rauberisch angriffen/ ist er
nit nur allein zu grösserem Reichthum nit gelangt/ son-
dern augenscheinlich ärmer worden. Nachdem er über die
tausend Clöster zu sich gezogen/ vnd auß dero Jährlichen
Renten vnd Einkunfften vil hundert tausend zehlte/ ist er
Nieremb.
cap.
10.
doch vil ärmer worden/ vnd bedürfftiger. Multo paupe-
rior post istam expilationem fuit intra paucos annos.

Das gerechte Gut hat das vngerechte verzehret. Trieb
vnnd Dieb haben fast gleiche Arth. Wann der Himmel
trüb ist/ so sicht man keinen Stern/ wann der Limmel ein
Dieb ist/ so spürt man weder Stern/ noch Glück bey ihm.

Vor die Dieb gehört ein Galgen/ dann nit vmbsonst
in den zehen Gebotten am sibenden Orth stehet: [Abbildung]
Du sollst nicht stehlen. Dann numero
schreibet man wie einen Schnellgalgen. Ich aber
bin was gütiger mit denen Dieben/ vnd schenck ihnen einen
Odder. Odder vnd Biber seynd sonsten gute Fasten-
Speisen. Dann das Quotidie beym Stockstsch auch ein
Grausen verursacht. Der Habacuc hat den Daniel mit
einem Koch tractirt: Der Abraham hat seinen Gästen
ein guten kälbernen Bratten auffgesetzet: Die Rebecca
hat dem Isaac ein gebrattenes Kitzl/ an statt deß Wild-
präts/ auffgetragen: Ich aber tractiere die Dieb mit Fa-
sten-Speisen/ mit Odder. Nemmet hinauß ihr Dieb;
last euch nit vorlegen ihr Dieb/ last euchs wolschmecken
ihr Dieb/ GOtt woll euchs gesegnen ihr Dieb; thut ein-
mahl eines beschaid ihr Dieb; last eines herumb gehen ihr
Dieb; ihr Dieb/ trinckt einmahl in Gesundheit aller
Dieb; ihr Dieb/ sagts allen andern Dieben/ daß sie sol-
len zu mir kommen/ mit meiner wenigen Tafel verlieb

nem-

vnd gwiſſenloſer Dieb.
dem Hauß. Henricus der Achte Koͤnig in Engelland
ware faſt der reicheſte Monarch in Europa/ nachdem er
aber die Geiſtliche Guͤter hat rauberiſch angriffen/ iſt er
nit nur allein zu groͤſſerem Reichthum nit gelangt/ ſon-
dern augenſcheinlich aͤrmer worden. Nachdem er uͤber die
tauſend Cloͤſter zu ſich gezogen/ vnd auß dero Jaͤhrlichen
Renten vnd Einkunfften vil hundert tauſend zehlte/ iſt er
Nieremb.
cap.
10.
doch vil aͤrmer worden/ vnd beduͤrfftiger. Multo paupe-
rior poſt iſtam expilationem fuit intra paucos annos.

Das gerechte Gut hat das vngerechte verzehret. Trieb
vnnd Dieb haben faſt gleiche Arth. Wann der Himmel
truͤb iſt/ ſo ſicht man keinen Stern/ wann der Limmel ein
Dieb iſt/ ſo ſpuͤrt man weder Stern/ noch Gluͤck bey ihm.

Vor die Dieb gehoͤrt ein Galgen/ dann nit vmbſonſt
in den zehen Gebotten am ſibenden Orth ſtehet: [Abbildung]
Du ſollſt nicht ſtehlen. Dann numero
ſchreibet man wie einen Schnellgalgen. Ich aber
bin was guͤtiger mit denen Dieben/ vnd ſchenck ihnen einen
Odder. Odder vnd Biber ſeynd ſonſten gute Faſten-
Speiſen. Dann das Quotidiè beym Stockſtſch auch ein
Grauſen verurſacht. Der Habacuc hat den Daniel mit
einem Koch tractirt: Der Abraham hat ſeinen Gaͤſten
ein guten kaͤlbernen Bratten auffgeſetzet: Die Rebecca
hat dem Iſaac ein gebrattenes Kitzl/ an ſtatt deß Wild-
praͤts/ auffgetragen: Ich aber tractiere die Dieb mit Fa-
ſten-Speiſen/ mit Odder. Nemmet hinauß ihr Dieb;
laſt euch nit vorlegen ihr Dieb/ laſt euchs wolſchmecken
ihr Dieb/ GOtt woll euchs geſegnen ihr Dieb; thut ein-
mahl eines beſchaid ihr Dieb; laſt eines herumb gehen ihr
Dieb; ihr Dieb/ trinckt einmahl in Geſundheit aller
Dieb; ihr Dieb/ ſagts allen andern Dieben/ daß ſie ſol-
len zu mir kommen/ mit meiner wenigen Tafel verlieb

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[328/0364] vnd gwiſſenloſer Dieb. dem Hauß. Henricus der Achte Koͤnig in Engelland ware faſt der reicheſte Monarch in Europa/ nachdem er aber die Geiſtliche Guͤter hat rauberiſch angriffen/ iſt er nit nur allein zu groͤſſerem Reichthum nit gelangt/ ſon- dern augenſcheinlich aͤrmer worden. Nachdem er uͤber die tauſend Cloͤſter zu ſich gezogen/ vnd auß dero Jaͤhrlichen Renten vnd Einkunfften vil hundert tauſend zehlte/ iſt er doch vil aͤrmer worden/ vnd beduͤrfftiger. Multo paupe- rior poſt iſtam expilationem fuit intra paucos annos. Das gerechte Gut hat das vngerechte verzehret. Trieb vnnd Dieb haben faſt gleiche Arth. Wann der Himmel truͤb iſt/ ſo ſicht man keinen Stern/ wann der Limmel ein Dieb iſt/ ſo ſpuͤrt man weder Stern/ noch Gluͤck bey ihm. Nieremb. cap. 10. Vor die Dieb gehoͤrt ein Galgen/ dann nit vmbſonſt in den zehen Gebotten am ſibenden Orth ſtehet: [Abbildung] Du ſollſt nicht ſtehlen. Dann numero ſchreibet man wie einen Schnellgalgen. Ich aber bin was guͤtiger mit denen Dieben/ vnd ſchenck ihnen einen Odder. Odder vnd Biber ſeynd ſonſten gute Faſten- Speiſen. Dann das Quotidiè beym Stockſtſch auch ein Grauſen verurſacht. Der Habacuc hat den Daniel mit einem Koch tractirt: Der Abraham hat ſeinen Gaͤſten ein guten kaͤlbernen Bratten auffgeſetzet: Die Rebecca hat dem Iſaac ein gebrattenes Kitzl/ an ſtatt deß Wild- praͤts/ auffgetragen: Ich aber tractiere die Dieb mit Fa- ſten-Speiſen/ mit Odder. Nemmet hinauß ihr Dieb; laſt euch nit vorlegen ihr Dieb/ laſt euchs wolſchmecken ihr Dieb/ GOtt woll euchs geſegnen ihr Dieb; thut ein- mahl eines beſchaid ihr Dieb; laſt eines herumb gehen ihr Dieb; ihr Dieb/ trinckt einmahl in Geſundheit aller Dieb; ihr Dieb/ ſagts allen andern Dieben/ daß ſie ſol- len zu mir kommen/ mit meiner wenigen Tafel verlieb nem-

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas01_1686/364>, abgerufen am 22.11.2024.