Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686.

Bild:
<< vorherige Seite

Judas ein vngetreuer Jünger/
nissa. Wir Augustiner haben auch einen/ der haist Joan-
nes Bonus.
Alle dise haben Wasser in Wein verwandlet/
vnd das war ein Miracul. Aber ihr Würth verkehrt den
Wein ins Wasser/ das ist kein Miracul. Disen pfleget
man zu dero Nahmen allzeit den Buchstaben H zuzuse-
tzen/ welches so vil als Heilig bedeut: euch aber/ zu euren
Nahmen setzet man hinzu ein Sch/ diß leget euch selb-
sten auß.

Ihr Würth/ wie gehet es offt mit eurer Maß? wie
offt geschicht es/ wann die Gäst bey euch im Vollmond
seynd/ so ist die Maß im abnemmen/ vnd gleichwol schrei-
bet die schlimme Kreiden mit völliger Fractur. Das haist
auch mit dem Juda gestohlen. Im Cöllnischen Ertz-Bist-
thum ligt ein Statt mit Nahmen Dousburg, daselbst ist
einsmahls ein grosse Feuersbrunst entstanden/ welche die
mehreste Häuser in Aschen gelegt. Under andern ware
auch ein Bierbreyerin/ die vmb das Geld Bier außschenck-
te. Als nun die Flammen bereits ihrem Hauß zunaheten/
so hat sie alle ihre Maß vnd Geschirr/ mit denen sie das
Bier pflegte außzumessen/ vor die Hauß-Thür getragen/
nachmahlens die Händ gegen dem Himmel gehebt/ vnd
in dise Wort außgebrochen. Allmächtiger GOtt/ wann
du waist/ daß ich wissentlich einmahl habe ein falsche Maß
gebraucht/ so lasse auch mein Hauß sambt andern in dem
Feur auffgehen. Sofern aber/ wie ich in meinem Gewis-
sen finde/ ich gleichsamb niemand vmb ein Tropffen betro-
gen/ so gebiette/ O GOtt! dem Feur/ daß es mich diß-
mahls schadloß lasse. Sihe Wunder! das Feur hat alles
rings herumb verzehret/ disem Hauß aber nit ein Schiffer
von einer Tachschintl verletzet. Ja die überhäuffte Flam-Caesareus
lib. 30.
cap.
31.

men haben alle höltzerne Biermaße vnd Geschirr vor der
Hauß-Thür vmb vnnd vmb gleichsamb freindlich abge-

leckt/

Judas ein vngetreuer Juͤnger/
niſſa. Wir Auguſtiner haben auch einen/ der haiſt Joan-
nes Bonus.
Alle diſe haben Waſſer in Wein verwandlet/
vnd das war ein Miracul. Aber ihr Wuͤrth verkehrt den
Wein ins Waſſer/ das iſt kein Miracul. Diſen pfleget
man zu dero Nahmen allzeit den Buchſtaben H zuzuſe-
tzen/ welches ſo vil als Heilig bedeut: euch aber/ zu euren
Nahmen ſetzet man hinzu ein Sch/ diß leget euch ſelb-
ſten auß.

Ihr Wuͤrth/ wie gehet es offt mit eurer Maß? wie
offt geſchicht es/ wann die Gaͤſt bey euch im Vollmond
ſeynd/ ſo iſt die Maß im abnemmen/ vnd gleichwol ſchrei-
bet die ſchlimme Kreiden mit voͤlliger Fractur. Das haiſt
auch mit dem Juda geſtohlen. Im Coͤllniſchen Ertz-Biſt-
thum ligt ein Statt mit Nahmen Dousburg, daſelbſt iſt
einsmahls ein groſſe Feuersbrunſt entſtanden/ welche die
mehreſte Haͤuſer in Aſchen gelegt. Under andern ware
auch ein Bierbreyerin/ die vmb das Geld Bier außſchenck-
te. Als nun die Flammen bereits ihrem Hauß zunaheten/
ſo hat ſie alle ihre Maß vnd Geſchirꝛ/ mit denen ſie das
Bier pflegte außzumeſſen/ vor die Hauß-Thuͤr getragen/
nachmahlens die Haͤnd gegen dem Himmel gehebt/ vnd
in diſe Wort außgebrochen. Allmaͤchtiger GOtt/ wann
du waiſt/ daß ich wiſſentlich einmahl habe ein falſche Maß
gebraucht/ ſo laſſe auch mein Hauß ſambt andern in dem
Feur auffgehen. Sofern aber/ wie ich in meinem Gewiſ-
ſen finde/ ich gleichſamb niemand vmb ein Tropffen betro-
gen/ ſo gebiette/ O GOtt! dem Feur/ daß es mich diß-
mahls ſchadloß laſſe. Sihe Wunder! das Feur hat alles
rings herumb verzehret/ diſem Hauß aber nit ein Schiffer
von einer Tachſchintl verletzet. Ja die uͤberhaͤuffte Flam-Cæſareus
lib. 30.
cap.
31.

men haben alle hoͤltzerne Biermaße vnd Geſchirꝛ vor der
Hauß-Thuͤr vmb vnnd vmb gleichſamb freindlich abge-

leckt/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0347" n="311"/><fw place="top" type="header">Judas ein vngetreuer Ju&#x0364;nger/</fw><lb/><hi rendition="#aq">ni&#x017F;&#x017F;a.</hi> Wir <hi rendition="#aq">Augu&#x017F;ti</hi>ner haben auch einen/ der hai&#x017F;t <hi rendition="#aq">Joan-<lb/>
nes Bonus.</hi> Alle di&#x017F;e haben Wa&#x017F;&#x017F;er in Wein verwandlet/<lb/>
vnd das war ein Miracul. Aber ihr Wu&#x0364;rth verkehrt den<lb/>
Wein ins Wa&#x017F;&#x017F;er/ das i&#x017F;t kein Miracul. Di&#x017F;en pfleget<lb/>
man zu dero Nahmen allzeit den Buch&#x017F;taben <hi rendition="#fr">H</hi> zuzu&#x017F;e-<lb/>
tzen/ welches &#x017F;o vil als <hi rendition="#fr">H</hi>eilig bedeut: euch aber/ zu euren<lb/>
Nahmen &#x017F;etzet man hinzu ein <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Sch</hi></hi>/ diß leget euch &#x017F;elb-<lb/>
&#x017F;ten auß.</p><lb/>
        <p>Ihr Wu&#x0364;rth/ wie gehet es offt mit eurer Maß? wie<lb/>
offt ge&#x017F;chicht es/ wann die Ga&#x0364;&#x017F;t bey euch im Vollmond<lb/>
&#x017F;eynd/ &#x017F;o i&#x017F;t die Maß im abnemmen/ vnd gleichwol &#x017F;chrei-<lb/>
bet die &#x017F;chlimme Kreiden mit vo&#x0364;lliger Fractur. Das hai&#x017F;t<lb/>
auch mit dem Juda ge&#x017F;tohlen. Im Co&#x0364;llni&#x017F;chen Ertz-Bi&#x017F;t-<lb/>
thum ligt ein Statt mit Nahmen <hi rendition="#aq">Dousburg,</hi> da&#x017F;elb&#x017F;t i&#x017F;t<lb/>
einsmahls ein gro&#x017F;&#x017F;e Feuersbrun&#x017F;t ent&#x017F;tanden/ welche die<lb/>
mehre&#x017F;te Ha&#x0364;u&#x017F;er in A&#x017F;chen gelegt. Under andern ware<lb/>
auch ein Bierbreyerin/ die vmb das Geld Bier auß&#x017F;chenck-<lb/>
te. Als nun die Flammen bereits ihrem Hauß zunaheten/<lb/>
&#x017F;o hat &#x017F;ie alle ihre Maß vnd Ge&#x017F;chir&#xA75B;/ mit denen &#x017F;ie das<lb/>
Bier pflegte außzume&#x017F;&#x017F;en/ vor die Hauß-Thu&#x0364;r getragen/<lb/>
nachmahlens die Ha&#x0364;nd gegen dem Himmel gehebt/ vnd<lb/>
in di&#x017F;e Wort außgebrochen. Allma&#x0364;chtiger GOtt/ wann<lb/>
du wai&#x017F;t/ daß ich wi&#x017F;&#x017F;entlich einmahl habe ein fal&#x017F;che Maß<lb/>
gebraucht/ &#x017F;o la&#x017F;&#x017F;e auch mein Hauß &#x017F;ambt andern in dem<lb/>
Feur auffgehen. Sofern aber/ wie ich in meinem Gewi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en finde/ ich gleich&#x017F;amb niemand vmb ein Tropffen betro-<lb/>
gen/ &#x017F;o gebiette/ O GOtt! dem Feur/ daß es mich diß-<lb/>
mahls &#x017F;chadloß la&#x017F;&#x017F;e. Sihe Wunder! das Feur hat alles<lb/>
rings herumb verzehret/ di&#x017F;em Hauß aber nit ein Schiffer<lb/>
von einer Tach&#x017F;chintl verletzet. Ja die u&#x0364;berha&#x0364;uffte Flam-<note place="right"><hi rendition="#aq">&#x017F;areus<lb/>
lib. 30.<lb/>
cap.</hi> 31.</note><lb/>
men haben alle ho&#x0364;ltzerne Biermaße vnd Ge&#x017F;chir&#xA75B; vor der<lb/>
Hauß-Thu&#x0364;r vmb vnnd vmb gleich&#x017F;amb freindlich abge-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">leckt/</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[311/0347] Judas ein vngetreuer Juͤnger/ niſſa. Wir Auguſtiner haben auch einen/ der haiſt Joan- nes Bonus. Alle diſe haben Waſſer in Wein verwandlet/ vnd das war ein Miracul. Aber ihr Wuͤrth verkehrt den Wein ins Waſſer/ das iſt kein Miracul. Diſen pfleget man zu dero Nahmen allzeit den Buchſtaben H zuzuſe- tzen/ welches ſo vil als Heilig bedeut: euch aber/ zu euren Nahmen ſetzet man hinzu ein Sch/ diß leget euch ſelb- ſten auß. Ihr Wuͤrth/ wie gehet es offt mit eurer Maß? wie offt geſchicht es/ wann die Gaͤſt bey euch im Vollmond ſeynd/ ſo iſt die Maß im abnemmen/ vnd gleichwol ſchrei- bet die ſchlimme Kreiden mit voͤlliger Fractur. Das haiſt auch mit dem Juda geſtohlen. Im Coͤllniſchen Ertz-Biſt- thum ligt ein Statt mit Nahmen Dousburg, daſelbſt iſt einsmahls ein groſſe Feuersbrunſt entſtanden/ welche die mehreſte Haͤuſer in Aſchen gelegt. Under andern ware auch ein Bierbreyerin/ die vmb das Geld Bier außſchenck- te. Als nun die Flammen bereits ihrem Hauß zunaheten/ ſo hat ſie alle ihre Maß vnd Geſchirꝛ/ mit denen ſie das Bier pflegte außzumeſſen/ vor die Hauß-Thuͤr getragen/ nachmahlens die Haͤnd gegen dem Himmel gehebt/ vnd in diſe Wort außgebrochen. Allmaͤchtiger GOtt/ wann du waiſt/ daß ich wiſſentlich einmahl habe ein falſche Maß gebraucht/ ſo laſſe auch mein Hauß ſambt andern in dem Feur auffgehen. Sofern aber/ wie ich in meinem Gewiſ- ſen finde/ ich gleichſamb niemand vmb ein Tropffen betro- gen/ ſo gebiette/ O GOtt! dem Feur/ daß es mich diß- mahls ſchadloß laſſe. Sihe Wunder! das Feur hat alles rings herumb verzehret/ diſem Hauß aber nit ein Schiffer von einer Tachſchintl verletzet. Ja die uͤberhaͤuffte Flam- men haben alle hoͤltzerne Biermaße vnd Geſchirꝛ vor der Hauß-Thuͤr vmb vnnd vmb gleichſamb freindlich abge- leckt/ Cæſareus lib. 30. cap. 31.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas01_1686
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas01_1686/347
Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas01_1686/347>, abgerufen am 22.11.2024.