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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686.

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vnd gwissenloser Dieb.
muß mit guldenen Spitzen vmb vnd vmb/ vnd wider her-
umb/ verbrämbt seyn/ daß diser stinckende Kothkefer mit
Gewalt will einen Goldkefer abgeben vnd gleichen. Die
Hauben muß künstlich vnd köstlich durchbrochen seyn/ daß
sie also einem seidenen Narren-Häußl nit vngleich: alles
ist reich an ihr/ außgenommen der Halß/ der gantz nackend
vnd bloß: alles ist verbändlet/ vnnd verbunden an ihr/
möchte nur seyn/ daß das Gewissen so frey: so gar der
Rosenkrantz muß mit einem Buschen Bänder prangen/
aber der Teuffel lacht zu disem Weyhwadl: ihre Schueh
für die Füß/ vnd ihre Schueh für die Händ/ verstehe Hand-
Schueh/ müssen allezeit mit dem Neumond neu seyn. In
Summa,
400. fl. klecken für dise pollierte Mistfinckin zu
beklayden nit. Die Außgab in allem erstreckt sich jährlich
auff 1000. Reichsthaler/ ja vmb ein merckliches mehr.
Die Besoldung steht in 400. fl. das andere seynd lauter
Accidentia, besser geredt/ laßter Occidentia. Er hat so
treffliche Smiralia, vulgo Diebalia; mit einem Wort/
er stihlt wegen gar zu vnmässiger Tracht vnd Pracht sei-
ner Frauen; der Seidenwurm der Frauen/ macht einen
Gewissenswurm dem Mann: ihr Manto, Mantill, Man-
tell,
bringt den armen Mann in die Höll.

In vitis
PP. lib.
3.
n. 24.

Man liset von vilen Heiligen/ dero dürrer Stab in
grüne vnd fruchtbare Baum erwachsen seynd. Ruffinus
registriret von einem alten heiligen Vatter/ deme vil Jahr
ein sauberes Weibs-Bild auffgewart/ vnd den Alten be-
dient/ vilen ist solche schöne Köchin verdächtlich vorkom-
men. Wie nun diser Alte in ein tödtliche Kranckheit ge-
fallen/ vnd bereits das Zihl seines Lebens vor der Thür/ al-
so haben ihn sehr vil fromme Diener Gottes auß dem
Closter haimbgesucht/ vnd ihn mit ihrem Geistlichen Trost
ergötzet; wessentwegen er sich gantz freundlich bedancket.

Nach-

vnd gwiſſenloſer Dieb.
muß mit guldenen Spitzen vmb vnd vmb/ vnd wider her-
umb/ verbraͤmbt ſeyn/ daß diſer ſtinckende Kothkefer mit
Gewalt will einen Goldkefer abgeben vnd gleichen. Die
Hauben muß kuͤnſtlich vnd koͤſtlich durchbrochen ſeyn/ daß
ſie alſo einem ſeidenen Narren-Haͤußl nit vngleich: alles
iſt reich an ihr/ außgenommen der Halß/ der gantz nackend
vnd bloß: alles iſt verbaͤndlet/ vnnd verbunden an ihr/
moͤchte nur ſeyn/ daß das Gewiſſen ſo frey: ſo gar der
Roſenkrantz muß mit einem Buſchen Baͤnder prangen/
aber der Teuffel lacht zu diſem Weyhwadl: ihre Schueh
fuͤr die Fuͤß/ vnd ihre Schueh fuͤr die Haͤnd/ verſtehe Hand-
Schueh/ muͤſſen allezeit mit dem Neumond neu ſeyn. In
Summa,
400. fl. klecken fuͤr diſe pollierte Miſtfinckin zu
beklayden nit. Die Außgab in allem erſtreckt ſich jaͤhrlich
auff 1000. Reichsthaler/ ja vmb ein merckliches mehr.
Die Beſoldung ſteht in 400. fl. das andere ſeynd lauter
Accidentia, beſſer geredt/ laßter Occidentia. Er hat ſo
treffliche Smiralia, vulgò Diebalia; mit einem Wort/
er ſtihlt wegen gar zu vnmaͤſſiger Tracht vnd Pracht ſei-
ner Frauen; der Seidenwurm der Frauen/ macht einen
Gewiſſenswurm dem Mann: ihr Mantò, Mantill, Man-
tell,
bringt den armen Mann in die Hoͤll.

In vitis
PP. lib.
3.
n. 24.

Man liſet von vilen Heiligen/ dero duͤrrer Stab in
gruͤne vnd fruchtbare Baum erwachſen ſeynd. Ruffinus
regiſtriret von einem alten heiligen Vatter/ deme vil Jahr
ein ſauberes Weibs-Bild auffgewart/ vnd den Alten be-
dient/ vilen iſt ſolche ſchoͤne Koͤchin verdaͤchtlich vorkom-
men. Wie nun diſer Alte in ein toͤdtliche Kranckheit ge-
fallen/ vnd bereits das Zihl ſeines Lebens vor der Thuͤr/ al-
ſo haben ihn ſehr vil fromme Diener Gottes auß dem
Cloſter haimbgeſucht/ vnd ihn mit ihrem Geiſtlichen Troſt
ergoͤtzet; weſſentwegen er ſich gantz freundlich bedancket.

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686, S. 304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas01_1686/340>, abgerufen am 22.11.2024.