Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686.andertes Hoff-Leben/ auch erste Laster. Madame fragte ich weiter/ mein Frau Warheit/ Wie der Eyffervolle Prophet Elias durch einen feu-4. Reg. 1. cken
andertes Hoff-Leben/ auch erſte Laſter. Madame fragte ich weiter/ mein Frau Warheit/ Wie der Eyffervolle Prophet Elias durch einen feu-4. Reg. 1. cken
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0195" n="159"/> <fw place="top" type="header">andertes Hoff-Leben/ auch erſte Laſter.</fw><lb/> <p><hi rendition="#aq">Madame</hi> fragte ich weiter/ mein Frau Warheit/<lb/> wie daß ihr einen ſolchen langen mit Blumen geſtickten<lb/> Mantel tragt/ vnd was ſoll haiſſen der lange Fuchsſchweiff<lb/> vmb dem Hals? habt ihr dann ein Kathaͤr/ daß ihr alſo<lb/> den Hals warm haltet? nein/ antwortet ſie mir/ mein<lb/><hi rendition="#aq">Pater,</hi> den gebluͤmbten Mantl trag ich ſchon lang/ dann<lb/> man thut mich Warheit allenthalben vermantlen vnd<lb/> verbluͤmblen. Den Fuchsſchweiff trag ich aber vmb dem<lb/> Hals/ weilen das Schmeichlen gemainiglich nicht weit<lb/> von hohen Haͤuptern. Vber diß muß ich bekennen/ bin<lb/> ich zornig worden/ reiß ihr die Kleyder vom Leib/ habs<lb/> gleich dem nechften nothleydenden Bettler/ welcher diſem<lb/> gantzen Handl zugeſchauet/ geſchencket; der Fuchsſchweiff<lb/> hat ihm gar wol getaugt/ dann ich hoͤrte/ daß er gleich die<lb/> nechſt vorbey gehende Frau/ welche eines ſehr haͤßlichen<lb/> Geſichts war/ mit ſeinen bettleriſchen <hi rendition="#aq">Complementen</hi><lb/> angeredet. <hi rendition="#fr">Mein ſchoͤne/ huͤpſche/ wackere/ gul-<lb/> dene Frau/</hi> ꝛc. Ich aber erkenne fuͤr recht/ daß die<lb/> Warheit durch mich außgezogen/ vnd außgemantlet wor-<lb/> den. Dann alſo ſoll ſie ſeyn/ muß ſeyn/ darff ſeyn bloß.</p><lb/> <p>Wie der Eyffervolle Prophet <hi rendition="#aq">Elias</hi> durch einen feu-<note place="right">4. <hi rendition="#aq">Reg.</hi> 1.</note><lb/> rigen Wagen ins Paradeyß verzucket worden/ hat er ſei-<lb/> nem liebſten <hi rendition="#aq">Eliſæo</hi> ſeinen Mantl herunder geworffen.<lb/> Ich glaube ſchier/ der heilige Mann hab ſich mit dem<lb/> Mantl nicht vor GOtt getrauet/ wenigiſt iſt das wahr/<lb/> daß ein Prediger ſchwaͤr vor Gottes Angeſicht beſtehen<lb/> werde/ wann er die Warheit vermantlet. Sondern es<lb/> iſt ſein ſtarcke/ verpflichte Schuldigkeit allen/ allezeit/ alle-<lb/> mabl/ allerſeits die bloſſe Warheit zu predigen. Predi-<lb/> gen fein ernſtlich mit dem Propheten <hi rendition="#aq">Oſea,</hi> wider das La-<lb/> ſter der Vollheit: predigen fein eyffrig mit dem H. <hi rendition="#aq">Pau-<lb/> lo,</hi> wider die Suͤnd deß Neyds: predigen ſein vnerſchro-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">cken</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [159/0195]
andertes Hoff-Leben/ auch erſte Laſter.
Madame fragte ich weiter/ mein Frau Warheit/
wie daß ihr einen ſolchen langen mit Blumen geſtickten
Mantel tragt/ vnd was ſoll haiſſen der lange Fuchsſchweiff
vmb dem Hals? habt ihr dann ein Kathaͤr/ daß ihr alſo
den Hals warm haltet? nein/ antwortet ſie mir/ mein
Pater, den gebluͤmbten Mantl trag ich ſchon lang/ dann
man thut mich Warheit allenthalben vermantlen vnd
verbluͤmblen. Den Fuchsſchweiff trag ich aber vmb dem
Hals/ weilen das Schmeichlen gemainiglich nicht weit
von hohen Haͤuptern. Vber diß muß ich bekennen/ bin
ich zornig worden/ reiß ihr die Kleyder vom Leib/ habs
gleich dem nechften nothleydenden Bettler/ welcher diſem
gantzen Handl zugeſchauet/ geſchencket; der Fuchsſchweiff
hat ihm gar wol getaugt/ dann ich hoͤrte/ daß er gleich die
nechſt vorbey gehende Frau/ welche eines ſehr haͤßlichen
Geſichts war/ mit ſeinen bettleriſchen Complementen
angeredet. Mein ſchoͤne/ huͤpſche/ wackere/ gul-
dene Frau/ ꝛc. Ich aber erkenne fuͤr recht/ daß die
Warheit durch mich außgezogen/ vnd außgemantlet wor-
den. Dann alſo ſoll ſie ſeyn/ muß ſeyn/ darff ſeyn bloß.
Wie der Eyffervolle Prophet Elias durch einen feu-
rigen Wagen ins Paradeyß verzucket worden/ hat er ſei-
nem liebſten Eliſæo ſeinen Mantl herunder geworffen.
Ich glaube ſchier/ der heilige Mann hab ſich mit dem
Mantl nicht vor GOtt getrauet/ wenigiſt iſt das wahr/
daß ein Prediger ſchwaͤr vor Gottes Angeſicht beſtehen
werde/ wann er die Warheit vermantlet. Sondern es
iſt ſein ſtarcke/ verpflichte Schuldigkeit allen/ allezeit/ alle-
mabl/ allerſeits die bloſſe Warheit zu predigen. Predi-
gen fein ernſtlich mit dem Propheten Oſea, wider das La-
ſter der Vollheit: predigen fein eyffrig mit dem H. Pau-
lo, wider die Suͤnd deß Neyds: predigen ſein vnerſchro-
cken
4. Reg. 1.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas01_1686 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas01_1686/195 |
Zitationshilfe: | Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas01_1686/195>, abgerufen am 22.07.2024. |