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Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.

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Die Namen dieser Pferde stellen uns der Sonnen Krafft vor/ wann sie dero Wagen ziehen/ Sonnen-Wagen. welcher vom Ovidius daselbsten gantz gülden beschrieben wird; ausser daß der Räder Speichen silbern waren. Durch die Wagen-Achsen waren Chrysoliten gesteckt/ und nach der Ordnung mit Edelgesteinen besetzt/ welche/ wann sie von der Sonnen bestrahlet wurden/ einen wunderbaren Glantz von sich gaben. Was nun dißfalls der Ovidius dem Sonnen-Wagen zugeschrieben/ das hat Martianus Capella im ersten Buch seiner Philologiae, samt noch vielen andern Dingen mehr/ dem Phoebus selbsten zugeeignet/ dann er also Deß Phoebus Cron. vom selben saget: Er hatte eine Circulrunde helleuchtende Cron/ so von zwölff Flammen feuriger Edelgesteine gläntzete/ deren drey an der Stirn waren/ nämlich ein Carfunckel/ oder (wie Georg Agricola will) ein gelblichter Rubin/ ein Stern- und ein Donnerstein; die andern sechs gläntzten zu beyden Seiten/ nämlich ein Smaragd/ ein Scytis oder Schlangenstein/ und ein Jaspis/ zwischen deren Grüne es überaus schön herausspielte; es leuchtete auch eine sonderbare Lieblichkeit von innen heraus/ und warff die Crone mit Hyacinthen/ Dendriten oder Baumsteinen und Heliotropien oder Sonnenwend-Steinen zu beyden Seiten sehr künstlich besetzt/ also daß diese Steine mit ihren Farben zu gewissen Zeiten und Abwechslungen das Erdreich mit einer lieblich-grünen Farbe bestrahlten. Der Hintere Theil dieser Cron war mit einem Hydatis/ Diamant und Kristall befestigt/ welche der nasse Winter generirt hatte. Seine/ nämlich deß Phoebus/ güldne Locken und Haare waren anzusehen als die schönsten von klarem Golde geschlagene Fäden. Vom Angesicht schiene er denen Hineingehenden als ein lieblich und munterer Knab: wann man näher zu ihm tratt/ als ein keichender Jüngling; endlich wann man gantz nahe vor ihm stunde/ als ein alter dem Tode nahender Greiß. Sein Leib war durchaus einer Feuer-Flamme gleich/ die Fersen geflügelt/ der Mantel purpurfärbig/ iedoch also/ daß das Gold überall heraus schimmerte. In der lincken Hand hielte er einen hellgläntzenden Schild/ in der Rechten aber eine brennende Fackel/ die Schuhe waren von schöner Feuerröhte denen herrlichsten Carfunckeln gleich. Weil nun diese Bildnus an sich selbsten klar und deutlich/ als achten wir unnötig zu seyn/ einige fernere Erklärung beyzufügen/ wenden uns demnach zu einer andern/welche/ wie Eusebius meldet/ zu Elephantopoli, oder Elephanten-Stadt/ in Egypten gewesen. Diese Bildnus war in Gestalt eines Menschen zu sehen/ hatte einen Widders-Kopff mit Hörnern/ und war an Farb Himmelblau/ welche Farbe/ weil sie mit dem Meer einige Verwandschafft hat/ das jenige/ so feucht ist/ andeutet. Nach deß Eusebius Meinung soll der Mond/ wann er mit der Sonne im Zeichen deß Widders vereinigt/[Spaltenumbruch] in dieser untern Region eine grosse Nässe verursachen. Aber diese und dergleichen andere Dinge mehr wollen wir den Astrologis befehlen/ weil die Astrologischen Bildnußen zu unserm Vorhaben nicht dienlich sind.

Noch ein einig Bildnis der Sonnen wollen wir anitzo mittheilen/ und hernach uns zu einer andern Materi begeben. Claudianus stellet sie/ im II Buch von der Proserpina Kleid/ in folgenden Versen gar schicklich vor:

Hic Hyperionio Solem de semine
nasci

Fecerat, & pariter Lunam, sed di-
spare forma:

Aurorae, noctisqve duces, cunabula
Thetis

Praebet, & infantes gremio solatur
anhelos,

Caeruleusqve sinus roseis radiatur a-
lumnis.

Invalidum dextro portat Titana la-
certo

Nondum luce gravem, nec pube-
scentibus alte

Cristatum radiis, primo clementior
aevo

Fingitur, & tenerum vagitu despuit
ignem.

Laeva parte Soror vitrei libamina
potat

Uberis, & parvo signantur tempo-
ra cornu.

Der hat die Sonn und Mond aus Hype-
rions
Saamen

hervorgebracht/ iedoch ganz ungleich an
Gestalt.

Aurora/ samt der Nacht/ sie zu begleiten
kamen.

die Thetis reichet dar die Wieg zum Auf-
enthalt/

und tröstet sie aufs best. Die blaue Schoß
wird helle

von diesem güldnen Paar. Des Titans
schwachen Leib

Trägt sie im rechten Arm; Sein Liecht
an solcher Stelle

Ist annoch etwas schwach; Er speyet
aus der Scheib

mit weinen zartes Feur. An seiner linken
Seiten

trinckt von der reinen Brust der Schwe-
ster süsser Mund.

Das Stirn-gestirne ziert ein Hörnlein ie-
der Zeiten/

damit wird/ wer sie sey/ dem/ der sie sie-
het/ kund.

[Spaltenumbruch]

Die Namen dieser Pferde stellen uns der Sonnen Krafft vor/ wann sie dero Wagen ziehen/ Sonnen-Wagen. welcher vom Ovidius daselbsten gantz gülden beschrieben wird; ausser daß der Räder Speichen silbern waren. Durch die Wagen-Achsen waren Chrysoliten gesteckt/ und nach der Ordnung mit Edelgesteinen besetzt/ welche/ wann sie von der Sonnen bestrahlet wurden/ einen wunderbaren Glantz von sich gaben. Was nun dißfalls der Ovidius dem Sonnen-Wagen zugeschrieben/ das hat Martianus Capella im ersten Buch seiner Philologiae, samt noch vielen andern Dingen mehr/ dem Phoebus selbsten zugeeignet/ dann er also Deß Phoebus Cron. vom selben saget: Er hatte eine Circulrunde helleuchtende Cron/ so von zwölff Flammen feuriger Edelgesteine gläntzete/ deren drey an der Stirn waren/ nämlich ein Carfunckel/ oder (wie Georg Agricola will) ein gelblichter Rubin/ ein Stern- und ein Donnerstein; die andern sechs gläntzten zu beyden Seiten/ nämlich ein Smaragd/ ein Scytis oder Schlangenstein/ und ein Jaspis/ zwischen deren Grüne es überaus schön herausspielte; es leuchtete auch eine sonderbare Lieblichkeit von innen heraus/ und warff die Crone mit Hyacinthen/ Dendriten oder Baumsteinen und Heliotropien oder Sonnenwend-Steinen zu beyden Seiten sehr künstlich besetzt/ also daß diese Steine mit ihren Farben zu gewissen Zeiten und Abwechslungen das Erdreich mit einer lieblich-grünen Farbe bestrahlten. Der Hintere Theil dieser Cron war mit einem Hydatis/ Diamant und Kristall befestigt/ welche der nasse Winter generirt hatte. Seine/ nämlich deß Phoebus/ güldne Locken und Haare waren anzusehen als die schönsten von klarem Golde geschlagene Fäden. Vom Angesicht schiene er denen Hineingehenden als ein lieblich und munterer Knab: wann man näher zu ihm tratt/ als ein keichender Jüngling; endlich wann man gantz nahe vor ihm stunde/ als ein alter dem Tode nahender Greiß. Sein Leib war durchaus einer Feuer-Flamme gleich/ die Fersen geflügelt/ der Mantel purpurfärbig/ iedoch also/ daß das Gold überall heraus schimmerte. In der lincken Hand hielte er einen hellgläntzenden Schild/ in der Rechten aber eine brennende Fackel/ die Schuhe waren von schöner Feuerröhte denen herrlichsten Carfunckeln gleich. Weil nun diese Bildnus an sich selbsten klar und deutlich/ als achten wir unnötig zu seyn/ einige fernere Erklärung beyzufügen/ wenden uns demnach zu einer andern/welche/ wie Eusebius meldet/ zu Elephantopoli, oder Elephanten-Stadt/ in Egypten gewesen. Diese Bildnus war in Gestalt eines Menschen zu sehen/ hatte einen Widders-Kopff mit Hörnern/ und war an Farb Himmelblau/ welche Farbe/ weil sie mit dem Meer einige Verwandschafft hat/ das jenige/ so feucht ist/ andeutet. Nach deß Eusebius Meinung soll der Mond/ wann er mit der Sonne im Zeichen deß Widders vereinigt/[Spaltenumbruch] in dieser untern Region eine grosse Nässe verursachen. Aber diese und dergleichen andere Dinge mehr wollen wir den Astrologis befehlen/ weil die Astrologischen Bildnußen zu unserm Vorhaben nicht dienlich sind.

Noch ein einig Bildnis der Sonnen wollen wir anitzo mittheilen/ und hernach uns zu einer andern Materi begeben. Claudianus stellet sie/ im II Buch von der Proserpina Kleid/ in folgenden Versen gar schicklich vor:

Hic Hyperionio Solem de semine
nasci

Fecerat, & pariter Lunam, sed di-
spare forma:

Aurorae, noctisqve duces, cunabula
Thetis

Praebet, & infantes gremio solatur
anhelos,

Caeruleusqve sinus roseis radiatur a-
lumnis.

Invalidum dextro portat Titana la-
certo

Nondum luce gravem, nec pube-
scentibus alte

Cristatum radiis, primo clementior
aevo

Fingitur, & tenerum vagitu despuit
ignem.

Laeva parte Soror vitrei libamina
potat

Uberis, & parvo signantur tempo-
ra cornu.

Der hat die Sonn und Mond aus Hype-
rions
Saamen

hervorgebracht/ iedoch ganz ungleich an
Gestalt.

Aurora/ samt der Nacht/ sie zu begleiten
kamen.

die Thetis reichet dar die Wieg zum Auf-
enthalt/

und tröstet sie aufs best. Die blaue Schoß
wird helle

von diesem güldnen Paar. Des Titans
schwachen Leib

Trägt sie im rechten Arm; Sein Liecht
an solcher Stelle

Ist annoch etwas schwach; Er speyet
aus der Scheib

mit weinen zartes Feur. An seiner linken
Seiten

trinckt von der reinen Brust der Schwe-
ster süsser Mund.

Das Stirn-gestirne ziert ein Hörnlein ie-
der Zeiten/

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[TA 1680, Iconologia Deorum, S. 34/0090] Die Namen dieser Pferde stellen uns der Sonnen Krafft vor/ wann sie dero Wagen ziehen/ welcher vom Ovidius daselbsten gantz gülden beschrieben wird; ausser daß der Räder Speichen silbern waren. Durch die Wagen-Achsen waren Chrysoliten gesteckt/ und nach der Ordnung mit Edelgesteinen besetzt/ welche/ wann sie von der Sonnen bestrahlet wurden/ einen wunderbaren Glantz von sich gaben. Was nun dißfalls der Ovidius dem Sonnen-Wagen zugeschrieben/ das hat Martianus Capella im ersten Buch seiner Philologiae, samt noch vielen andern Dingen mehr/ dem Phoebus selbsten zugeeignet/ dann er also vom selben saget: Er hatte eine Circulrunde helleuchtende Cron/ so von zwölff Flammen feuriger Edelgesteine gläntzete/ deren drey an der Stirn waren/ nämlich ein Carfunckel/ oder (wie Georg Agricola will) ein gelblichter Rubin/ ein Stern- und ein Donnerstein; die andern sechs gläntzten zu beyden Seiten/ nämlich ein Smaragd/ ein Scytis oder Schlangenstein/ und ein Jaspis/ zwischen deren Grüne es überaus schön herausspielte; es leuchtete auch eine sonderbare Lieblichkeit von innen heraus/ und warff die Crone mit Hyacinthen/ Dendriten oder Baumsteinen und Heliotropien oder Sonnenwend-Steinen zu beyden Seiten sehr künstlich besetzt/ also daß diese Steine mit ihren Farben zu gewissen Zeiten und Abwechslungen das Erdreich mit einer lieblich-grünen Farbe bestrahlten. Der Hintere Theil dieser Cron war mit einem Hydatis/ Diamant und Kristall befestigt/ welche der nasse Winter generirt hatte. Seine/ nämlich deß Phoebus/ güldne Locken und Haare waren anzusehen als die schönsten von klarem Golde geschlagene Fäden. Vom Angesicht schiene er denen Hineingehenden als ein lieblich und munterer Knab: wann man näher zu ihm tratt/ als ein keichender Jüngling; endlich wann man gantz nahe vor ihm stunde/ als ein alter dem Tode nahender Greiß. Sein Leib war durchaus einer Feuer-Flamme gleich/ die Fersen geflügelt/ der Mantel purpurfärbig/ iedoch also/ daß das Gold überall heraus schimmerte. In der lincken Hand hielte er einen hellgläntzenden Schild/ in der Rechten aber eine brennende Fackel/ die Schuhe waren von schöner Feuerröhte denen herrlichsten Carfunckeln gleich. Weil nun diese Bildnus an sich selbsten klar und deutlich/ als achten wir unnötig zu seyn/ einige fernere Erklärung beyzufügen/ wenden uns demnach zu einer andern/welche/ wie Eusebius meldet/ zu Elephantopoli, oder Elephanten-Stadt/ in Egypten gewesen. Diese Bildnus war in Gestalt eines Menschen zu sehen/ hatte einen Widders-Kopff mit Hörnern/ und war an Farb Himmelblau/ welche Farbe/ weil sie mit dem Meer einige Verwandschafft hat/ das jenige/ so feucht ist/ andeutet. Nach deß Eusebius Meinung soll der Mond/ wann er mit der Sonne im Zeichen deß Widders vereinigt/ in dieser untern Region eine grosse Nässe verursachen. Aber diese und dergleichen andere Dinge mehr wollen wir den Astrologis befehlen/ weil die Astrologischen Bildnußen zu unserm Vorhaben nicht dienlich sind. Sonnen-Wagen. Deß Phoebus Cron.Noch ein einig Bildnis der Sonnen wollen wir anitzo mittheilen/ und hernach uns zu einer andern Materi begeben. Claudianus stellet sie/ im II Buch von der Proserpina Kleid/ in folgenden Versen gar schicklich vor: Hic Hyperionio Solem de semine nasci Fecerat, & pariter Lunam, sed di- spare forma: Aurorae, noctisqve duces, cunabula Thetis Praebet, & infantes gremio solatur anhelos, Caeruleusqve sinus roseis radiatur a- lumnis. Invalidum dextro portat Titana la- certo Nondum luce gravem, nec pube- scentibus alte Cristatum radiis, primo clementior aevo Fingitur, & tenerum vagitu despuit ignem. Laeva parte Soror vitrei libamina potat Uberis, & parvo signantur tempo- ra cornu. Der hat die Sonn und Mond aus Hype- rions Saamen hervorgebracht/ iedoch ganz ungleich an Gestalt. Aurora/ samt der Nacht/ sie zu begleiten kamen. die Thetis reichet dar die Wieg zum Auf- enthalt/ und tröstet sie aufs best. Die blaue Schoß wird helle von diesem güldnen Paar. Des Titans schwachen Leib Trägt sie im rechten Arm; Sein Liecht an solcher Stelle Ist annoch etwas schwach; Er speyet aus der Scheib mit weinen zartes Feur. An seiner linken Seiten trinckt von der reinen Brust der Schwe- ster süsser Mund. Das Stirn-gestirne ziert ein Hörnlein ie- der Zeiten/ damit wird/ wer sie sey/ dem/ der sie sie- het/ kund.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680, S. TA 1680, Iconologia Deorum, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/90>, abgerufen am 27.11.2024.