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Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.

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[Spaltenumbruch] Uranie coeli motus scrutatur & a-
stra.

Comica lascivo gaudet sermone
Thalia.

Mentis Apollineae vis has movet
undique Musas,

In medio residens complectitur o-
mnia Phoebus.

Es schreibt Calliope die rechten Held-Ge-
dichte.

Die Clio träget vor vergangene Geschich-
te.

Euterpe pfeiffet süß und in beliebter Still.
Es schnarrt Melpomene mit grobem Leid-
Gerüll.

Terpsichore bewegt mit ihrer Leyr die Sin-
nen.

Es scheint ob Erato woll' einen Tantz be-
ginnen

mit dem behenden Fuß; im Dichten und
Gesicht

Ist nach der Hurtigkeit das ganze Thun
gericht.

Es redet mit der Hand und sprachet mit
Geberden

die Polyhymnia. Dort steiget von der Er-
den

der Geist Uraniens/ er hebt sich in die
Fern/

erforscht den Himmels-Lauff/ und sucht die
Meng der Stern.

Was die Thalia sagt/ geschicht mit geilen
Worten.

Apollens Krafft beherrscht die Musen al-
ler Orten/

es sitzet in der Mitt Latonens künstlichs
Kind/

weil Es allein begreifft/ was die zusammen
sind.

Sie wurden aber auf mancherley Weise mit Blumen und grünen Zweigen/ unterweilen auch wol/ wegen des Namens Gleichförmigkeit/ mit Palmen gekrönet; dieweil nemlich die Phoenicier die Buchstaben erfunden Der Musen Kronen. haben sollen. Man hat auch ferner die Musen mit Kronen auf den Häuptern von bundfärbigen Federn gebildet/ nicht allein weil des Pieri Töchter von ihnen besiegt/ und in Elstern oder Hetzen verwandelt worden/ sondern auch weil sie die Sirenen überwunden hatten. Gewiß ists/ daß davon sehr alte Zeichen noch heute zu Tag in Rom gezeiget werden/ die auf dem Scheitel eine Feder gehefftet haben/ welches dann der Sirenen eigen Kennzeichen seyn solle. Und damit sie füglich andeuten möchten/ wie die freyen Künste unter einander vereinigt wären/ (welches sie im Griechischen enkuklopaideian nennen) indem in einer richtigen Ordnung immer eine der andern folgte/ haben sie die Musen/ ihre Erfinderinnen/ mit zusammen [Spaltenumbruch] gefügten Händen in einem Kreisse tantzende abgebildet/ denen Apollo/ als welcher das Liecht vorstellet/ so des Menschen Gemüht erleuchtet/ daß es des Heiligthums der Weisheit fähig werde/ vorgegangen.

Warum Apollo in der Mitte. Es wird aber sonst dem Apollo/ wie anderweit/ also auch in den himmlischen Globis, der mittelste Ort zugeeignet: dieweil er wegen seiner Tugend-Krafft/ und auswerffender Strahlen halber/ mit recht dahin gehöret; dannenhero er auch das Hertz des Himmels genennet worden/ auf daß man wüste/ daß seine Krafft und Wirckung nicht allein zu allen Himmeln und Erdkreißen durchfliesse/ sondern auch in die allerverborgneste Unter-Oerter komme und eindringe. Die Harffe haben sie ihm zugegeben/ weil sie der himmlischen Harmonie allenthalben durchdringende Gestalt vorbildet. Er träget auch einen Schild/ wordurch diese unsere Halb-Kugel/ so in Form eines Schildes gerundet ist/ abgebildet wird: Ingleichen ist er auch mit Pfeilen versehen/ welche an statt der Strahlen sind; denn gleichwie jene/ vom Bogen abgedrücket/ mit grosser Gewalt anschlagen/ also durchdringen auch der Sonnen-Strahlen die heimlichste Oerter der Erden/ die wir die unterste Oerter zu nennen pflegen. Dieses alles haben wir aus dem Servius genommen/ der solches vom Porphyrius entlehnt zu haben bekennet/ und zwar aus dessen Buche/ welches er unter dem Namen der Sonne heraus gegeben. Etliche geben vor/ Apollo sey der Höllen-Gott genennt worden/ und habe Pfeile in der Hand/ weil die allzustarcke Hitze die Menschen beschwehre und qväle/ auch fast alle Seuchen und andere Kranckheiten mehr zu verursachen pflege. Dieweil aber die gemässigte Sonnen-Wärme uns sehr grossen Nutzen giebet/ wird Apollo gebildet/ in der rechten Hand die Gratias oder Huld-Göttinnen/ in der lincken aber einen Bogen und Pfeiletragend: dann durch Austrocknung der Feuchtigkeit/ welche die Erde stets in die Höhe treibet/ pfleget er den Himmel hell und gesund zu machen.

Damit nun dieses die Poeten zu verstehen geben möchten/ haben sie gedichtet/ der Pytho vom Apollo getödtet. Apollo habe die grosse Schlange Pytho durch seine Pfeile getödtet/ welche/ nachdem die Wasser der Sündfluth verloffen/ aus der Erden hervor gekommen/ weil das Wort Pytho im Griechischen so viel als eine Fäulung bedeutet; dann die Ausdämpfung der annoch feuchten Erde verderbte/ durch ihren schnellen Gewalt im Hinaufsteigen in die Ober-Theile/ und von dannen nach der Erhitzung wie eine tödtliche Schlange/ in die Unter-Cörper sich wieder herablassend/ vermittelst der Krafft der Fäulung/ alles sehr übel/ als die anders nicht/ dann aus Hitze und Feuchtigkeit generiret und gezeuget wird; und weil sie durch die Dicke der Dunckelheit die Sonne selbsten verdeckte/

[Spaltenumbruch] Uranie coeli motus scrutatur & a-
stra.

Comica lascivo gaudet sermone
Thalia.

Mentis Apollineae vis has movet
undique Musas,

In medio residens complectitur o-
mnia Phoebus.

Es schreibt Calliope die rechten Held-Ge-
dichte.

Die Clio träget vor vergangene Geschich-
te.

Euterpe pfeiffet süß und in beliebter Still.
Es schnarrt Melpomene mit grobem Leid-
Gerüll.

Terpsichore bewegt mit ihrer Leyr die Sin-
nen.

Es scheint ob Erato woll’ einen Tantz be-
ginnen

mit dem behenden Fuß; im Dichten und
Gesicht

Ist nach der Hurtigkeit das ganze Thun
gericht.

Es redet mit der Hand und sprachet mit
Geberden

die Polyhymnia. Dort steiget von der Er-
den

der Geist Uraniens/ er hebt sich in die
Fern/

erforscht den Himmels-Lauff/ und sucht die
Meng der Stern.

Was die Thalia sagt/ geschicht mit geilen
Worten.

Apollens Krafft beherrscht die Musen al-
ler Orten/

es sitzet in der Mitt Latonens künstlichs
Kind/

weil Es allein begreifft/ was die zusammen
sind.

Sie wurden aber auf mancherley Weise mit Blumen und grünen Zweigen/ unterweilen auch wol/ wegen des Namens Gleichförmigkeit/ mit Palmen gekrönet; dieweil nemlich die Phoenicier die Buchstaben erfunden Der Musen Kronen. haben sollen. Man hat auch ferner die Musen mit Kronen auf den Häuptern von bundfärbigen Federn gebildet/ nicht allein weil des Pieri Töchter von ihnen besiegt/ und in Elstern oder Hetzen verwandelt worden/ sondern auch weil sie die Sirenen überwunden hatten. Gewiß ists/ daß davon sehr alte Zeichen noch heute zu Tag in Rom gezeiget werden/ die auf dem Scheitel eine Feder gehefftet haben/ welches dann der Sirenen eigen Kennzeichen seyn solle. Und damit sie füglich andeuten möchten/ wie die freyen Künste unter einander vereinigt wären/ (welches sie im Griechischen ἐνκυκλοπαιδείαν nennen) indem in einer richtigen Ordnung immer eine der andern folgte/ haben sie die Musen/ ihre Erfinderinnen/ mit zusammen [Spaltenumbruch] gefügten Händen in einem Kreisse tantzende abgebildet/ denen Apollo/ als welcher das Liecht vorstellet/ so des Menschen Gemüht erleuchtet/ daß es des Heiligthums der Weisheit fähig werde/ vorgegangen.

Warum Apollo in der Mitte. Es wird aber sonst dem Apollo/ wie anderweit/ also auch in den himmlischen Globis, der mittelste Ort zugeeignet: dieweil er wegen seiner Tugend-Krafft/ und auswerffender Strahlen halber/ mit recht dahin gehöret; dannenhero er auch das Hertz des Himmels genennet worden/ auf daß man wüste/ daß seine Krafft und Wirckung nicht allein zu allen Himmeln und Erdkreißen durchfliesse/ sondern auch in die allerverborgneste Unter-Oerter komme und eindringe. Die Harffe haben sie ihm zugegeben/ weil sie der himmlischen Harmonie allenthalben durchdringende Gestalt vorbildet. Er träget auch einen Schild/ wordurch diese unsere Halb-Kugel/ so in Form eines Schildes gerundet ist/ abgebildet wird: Ingleichen ist er auch mit Pfeilen versehen/ welche an statt der Strahlen sind; denn gleichwie jene/ vom Bogen abgedrücket/ mit grosser Gewalt anschlagen/ also durchdringen auch der Sonnen-Strahlen die heimlichste Oerter der Erden/ die wir die unterste Oerter zu nennen pflegen. Dieses alles haben wir aus dem Servius genommen/ der solches vom Porphyrius entlehnt zu haben bekennet/ und zwar aus dessen Buche/ welches er unter dem Namen der Sonne heraus gegeben. Etliche geben vor/ Apollo sey der Höllen-Gott genennt worden/ und habe Pfeile in der Hand/ weil die allzustarcke Hitze die Menschen beschwehre und qväle/ auch fast alle Seuchen und andere Kranckheiten mehr zu verursachen pflege. Dieweil aber die gemässigte Sonnen-Wärme uns sehr grossen Nutzen giebet/ wird Apollo gebildet/ in der rechten Hand die Gratias oder Huld-Göttinnen/ in der lincken aber einen Bogen und Pfeiletragend: dann durch Austrocknung der Feuchtigkeit/ welche die Erde stets in die Höhe treibet/ pfleget er den Himmel hell und gesund zu machen.

Damit nun dieses die Poeten zu verstehen geben möchten/ haben sie gedichtet/ der Pytho vom Apollo getödtet. Apollo habe die grosse Schlange Pytho durch seine Pfeile getödtet/ welche/ nachdem die Wasser der Sündfluth verloffen/ aus der Erden hervor gekommen/ weil das Wort Pytho im Griechischen so viel als eine Fäulung bedeutet; dann die Ausdämpfung der annoch feuchten Erde verderbte/ durch ihren schnellen Gewalt im Hinaufsteigen in die Ober-Theile/ und von dannen nach der Erhitzung wie eine tödtliche Schlange/ in die Unter-Cörper sich wieder herablassend/ vermittelst der Krafft der Fäulung/ alles sehr übel/ als die anders nicht/ dann aus Hitze und Feuchtigkeit generiret und gezeuget wird; und weil sie durch die Dicke der Dunckelheit die Sonne selbsten verdeckte/

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  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680, S. TA 1680, Iconologia Deorum, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/78>, abgerufen am 27.11.2024.