Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.[Spaltenumbruch]
Neu pudeat, prisco vosesse e stipite factos: Sic veteris sedes incoluistis avi. Tunc melius tenuere fidem, cum paupere cultu Stabat in exigua ligneus aede De- us: Etplacatus erat, si quis libaverat u- vam, Seu dederat sanctae spicea serta co- mae. Atqve aliquis voti compos liba ipse ferebat, Postqve comes purum filia parva favum. Ey schämet euch doch nicht/ Ihr hochge- haltne Götzen/ daß ihr gebildet seyd aus alten Stümpf- und Glötzen. Ihr habt ja hiebevor das Stamm-Hauß so bewohnt/ wo derer Ahnen Meng vor dieser Zeit gethront. Die Treu war grösser noch/ da mit gar rin- gen Banden in einer kleinen Kirch ein Gott von Holz gestanden/ Er ward versöhnt/ wenn man ihm schenkte Reben-Blut/ sein Haupt mit einem Krantz von Aehren nahm vor gut. Wurd einer dann hierauf der ernsten Bitt gewähret/ und/ wie er lang verlangt/ von seinem Gott erhöret/ so bracht er dem Altar den milden Fladen hin/ und kam das Honigseim dem Gotte zum Gewinn. Propertius führet den Vertumnus von seinem selbsteignem Gemähld oder Bildnus redend mit diesen Worten ein: Stipis acernus eram, properanti fal- ce dolatus, Ante Numam grata pauper in ur- be Deus. Ich war ein stumpfer Klotz von Ahorn außgehauen/ man konnt'im danckbarn Rom/ mich arm/ vor Numa/ schauen. So erzehlet auch Plinius/ daß/ ungeachtet der Gebrauch der Bilder bey den Italiänern von Uhralten Zeiten angenommen worden/ (welches mit des Hercules/ schon vom Evandro, auf dem Ochsenmarckt/aufgerichtetem [Spaltenumbruch] Bildnus zu beweisen wäre/ das man auch mit Triumph-Zeichen gezieret/ wann von Einem ein Triumph gehalten wurde) dannoch denen Göttern weder in Tempeln noch in Privat-Häusern keine andere als Höltzerne Bilder gemacht oder aufgerichtet worden/ ehe die Römer Asiam unter sich bezwungen/ dann aus selbiger Landschafft die kostbaren Bilder und Gemählde in Italien kommen/ dieweil Griechenland nicht vergnügt mit höltzernen Göttern/ sich auch güldene/ und aus andern Metallen bestehende Götzen machen lassen: ja damit es etwas köstlichers und prächtigers zeigen könte/ hat es/ wie Pausanias bezeuget/ das Elphen-Bein zu den Bildern aus dem äusersten Indien und Mohrenlande zu sich bringen lassen. Die aus Eisen formirte Götzen waren zwar sehr seltzam/ iedoch wurden etliche derselben gefunden/ als bey den Phocensern des mit der Hydra streitenden Hercules Bild/ und zu Pergamo zwey Häupter/ das eine eines Löwen/ das andere eines wilden Schweins/ dem Bacchus gewidmet/ zu welchen von allen Enden/ gleichsam als zu sonderbar-schauwürdigen Dingen/ ein unglaublicher Zulauff/ geschahe. Coridon gelobet der Dianae beym Virgilius/ er wolle sie in Lebensgrösse aus Marmorstein bilden lassen: darbey Servius erinnert/ daß bey den Alten nur das Haupt/ zusamt der Brust/ in Marmorsteinenen Seulen abgebildet worden. Uber diß war auch gebräuchlich/ daß die schlechte und unachtbare Götter/ als da war der Priapus/ und dergleichen andere mehr/ die über das Feld bestellt und unter freyem Himmel stunden/ meistens aus Holtz/ Doon oder einer andern geringen; die edlern aber/ als da waren die himmlische Götter/ aus einer bässern Materie gemacht wurden. Auch hatten sie nicht alle allzeit eine Menschen-Gestalt/ sondern waren nach unterschiedlicher Thiere Gestalt gebildet/ ja/ unterweilen halb einem Menschen/ halb einem Thiere ähnlich. Dannenhero/ wie Augustinus aus Seneca schreibet/ wann sie lebendig in der jenigen Gestalt erschienen wären/ als sie durch ihre Bilder vorgestellet wurden/ man sie nicht als Götter würde geehret/ sondern von ihnen/ als greulichen Unthieren/ ein mercklich Abscheu gehabt haben. Bey den Egyptiern aber/ wurden dergleichen misgestaltige und abscheuliche Bildnussen mehr als irgend anderswo gesehen/ wie an vielen Bildern/ die wir beschreiben und vorstellen wollen/ zu erkennen seyn wird/ wie wir dann anitzo zu unserm Vorhaben schreiten/ und den Anfang von der Ewigkeit machen wollen. [Spaltenumbruch]
Neu pudeat, prisco vosesse ê stipite factos: Sic veteris sedes incoluistis avi. Tunc melius tenuere fidem, cum paupere cultu Stabat in exigua ligneus aede De- us: Etplacatus erat, si quis libaverat u- vam, Seu dederat sanctae spicea serta co- mae. Atqve aliquis voti compos liba ipse ferebat, Postqve comes purum filia parva favum. Ey schämet euch doch nicht/ Ihr hochge- haltne Götzen/ daß ihr gebildet seyd aus alten Stümpf- und Glötzen. Ihr habt ja hiebevor das Stamm-Hauß so bewohnt/ wo derer Ahnen Meng vor dieser Zeit gethront. Die Treu war grösser noch/ da mit gar rin- gen Banden in einer kleinen Kirch ein Gott von Holz gestanden/ Er ward versöhnt/ wenn man ihm schenkte Reben-Blut/ sein Haupt mit einem Krantz von Aehren nahm vor gut. Wurd einer dann hierauf der ernsten Bitt gewähret/ und/ wie er lang verlangt/ von seinem Gott erhöret/ so bracht er dem Altar den milden Fladen hin/ und kam das Honigseim dem Gotte zum Gewinn. Propertius führet den Vertumnus von seinem selbsteignem Gemähld oder Bildnus redend mit diesen Worten ein: Stipis acernus eram, properanti fal- ce dolatus, Ante Numam grata pauper in ur- be Deus. Ich war ein stumpfer Klotz von Ahorn außgehauen/ man konnt’im danckbarn Rom/ mich arm/ vor Numa/ schauen. So erzehlet auch Plinius/ daß/ ungeachtet der Gebrauch der Bilder bey den Italiänern von Uhralten Zeiten angenommen worden/ (welches mit des Hercules/ schon vom Evandro, auf dem Ochsenmarckt/aufgerichtetem [Spaltenumbruch] Bildnus zu beweisen wäre/ das man auch mit Triumph-Zeichen gezieret/ wann von Einem ein Triumph gehalten wurde) dannoch denen Göttern weder in Tempeln noch in Privat-Häusern keine andere als Höltzerne Bilder gemacht oder aufgerichtet worden/ ehe die Römer Asiam unter sich bezwungen/ dann aus selbiger Landschafft die kostbaren Bilder und Gemählde in Italien kommen/ dieweil Griechenland nicht vergnügt mit höltzernen Göttern/ sich auch güldene/ und aus andern Metallen bestehende Götzen machen lassen: ja damit es etwas köstlichers und prächtigers zeigen könte/ hat es/ wie Pausanias bezeuget/ das Elphen-Bein zu den Bildern aus dem äusersten Indien und Mohrenlande zu sich bringen lassen. Die aus Eisen formirte Götzen waren zwar sehr seltzam/ iedoch wurden etliche derselben gefunden/ als bey den Phocensern des mit der Hydra streitenden Hercules Bild/ und zu Pergamo zwey Häupter/ das eine eines Löwen/ das andere eines wilden Schweins/ dem Bacchus gewidmet/ zu welchen von allen Enden/ gleichsam als zu sonderbar-schauwürdigen Dingen/ ein unglaublicher Zulauff/ geschahe. Coridon gelobet der Dianae beym Virgilius/ er wolle sie in Lebensgrösse aus Marmorstein bilden lassen: darbey Servius erinnert/ daß bey den Alten nur das Haupt/ zusamt der Brust/ in Marmorsteinenen Seulen abgebildet worden. Uber diß war auch gebräuchlich/ daß die schlechte und unachtbare Götter/ als da war der Priapus/ und dergleichen andere mehr/ die über das Feld bestellt und unter freyem Himmel stunden/ meistens aus Holtz/ Doon oder einer andern geringen; die edlern aber/ als da waren die himmlische Götter/ aus einer bässern Materie gemacht wurden. Auch hatten sie nicht alle allzeit eine Menschen-Gestalt/ sondern waren nach unterschiedlicher Thiere Gestalt gebildet/ ja/ unterweilen halb einem Menschen/ halb einem Thiere ähnlich. Dannenhero/ wie Augustinus aus Seneca schreibet/ wann sie lebendig in der jenigen Gestalt erschienen wären/ als sie durch ihre Bilder vorgestellet wurden/ man sie nicht als Götter würde geehret/ sondern von ihnen/ als greulichen Unthieren/ ein mercklich Abscheu gehabt haben. Bey den Egyptiern aber/ wurden dergleichen misgestaltige und abscheuliche Bildnussen mehr als irgend anderswo gesehen/ wie an vielen Bildern/ die wir beschreiben und vorstellen wollen/ zu erkennen seyn wird/ wie wir dann anitzo zu unserm Vorhaben schreiten/ und den Anfang von der Ewigkeit machen wollen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0062" xml:id="pb-1355" n="TA 1680, Iconologia Deorum, S. 10"/> <cb/> <lg rendition="#aq" xml:lang="la"> <l>Neu pudeat, prisco vosesse ê stipite<lb/> factos:</l><lb/> <l>Sic veteris sedes incoluistis avi.</l><lb/> <l>Tunc melius tenuere fidem, cum<lb/> paupere cultu</l><lb/> <l>Stabat in exigua ligneus aede De-<lb/> us:</l><lb/> <l>Etplacatus erat, si quis libaverat u-<lb/> vam,</l><lb/> <l>Seu dederat sanctae spicea serta co-<lb/> mae.</l><lb/> <l><reg>Atqve</reg> aliquis voti compos liba ipse<lb/> ferebat,</l><lb/> <l>Postqve comes purum filia parva<lb/> favum.</l><lb/> </lg> <lg> <l>Ey schämet euch doch nicht/ Ihr hochge-<lb/> haltne Götzen/</l><lb/> <l>daß ihr gebildet seyd aus alten Stümpf-<lb/> und Glötzen.</l><lb/> <l>Ihr habt ja hiebevor das Stamm-Hauß<lb/> so bewohnt/</l><lb/> <l>wo derer Ahnen Meng vor dieser Zeit<lb/> gethront.</l><lb/> <l>Die Treu war grösser noch/ da mit gar rin-<lb/> gen Banden</l><lb/> <l>in einer kleinen Kirch ein Gott von Holz<lb/> gestanden/</l><lb/> <l>Er ward versöhnt/ wenn man ihm<lb/> schenkte Reben-Blut/</l><lb/> <l>sein Haupt mit einem Krantz von<lb/> Aehren nahm vor gut.</l><lb/> <l>Wurd einer dann hierauf der ernsten Bitt<lb/> gewähret/</l><lb/> <l>und/ wie er lang verlangt/ von seinem Gott<lb/> erhöret/</l><lb/> <l>so bracht er dem Altar den milden Fladen<lb/> hin/</l><lb/> <l>und kam das Honigseim dem Gotte zum<lb/> Gewinn.</l><lb/> </lg> <p><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1413 http://d-nb.info/gnd/118596764 http://viaf.org/viaf/95156456">Propertius</persName> führet den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1667 http://d-nb.info/gnd/122641205 http://viaf.org/viaf/64894062">Vertumnus</persName> von seinem selbsteignem Gemähld oder Bildnus redend mit diesen Worten ein:</p> <lg rendition="#aq" xml:lang="la"> <l>Stipis acernus eram, properanti fal-<lb/> ce dolatus,</l><lb/> <l>Ante Numam grata pauper in ur-<lb/> be Deus.</l><lb/> </lg> <lg> <l>Ich war ein stumpfer Klotz von Ahorn<lb/> außgehauen/</l><lb/> <l>man konnt’im danckbarn <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7000874">Rom</placeName>/ mich arm/<lb/> vor <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-896 http://d-nb.info/gnd/122673093 http://viaf.org/viaf/901509">Numa</persName>/ schauen.</l><lb/> </lg> <p>So erzehlet auch <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-326 http://d-nb.info/gnd/118595083 http://viaf.org/viaf/100219162">Plinius</persName>/ daß/ ungeachtet der Gebrauch der Bilder bey den Italiänern von Uhralten Zeiten angenommen worden/ (welches mit des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-215 http://d-nb.info/gnd/118639552 http://viaf.org/viaf/32789834">Hercules</persName>/ schon vom <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3168 http://d-nb.info/gnd/129253731 http://viaf.org/viaf/74926760"><hi rendition="#aq">Evandro</hi></persName>, auf dem <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-445">Ochsenmarckt</placeName>/aufgerichtetem <cb/> Bildnus zu beweisen wäre/ das man auch mit <choice><orig>Triumph- Zeichen</orig><reg>Triumph-Zeichen</reg></choice> gezieret/ wann von Einem ein Triumph gehalten wurde) dannoch denen Göttern weder in Tempeln noch in Privat-Häusern keine andere als Höltzerne Bilder gemacht oder aufgerichtet worden/ ehe die Römer <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-349 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=1000004">Asiam</placeName> unter sich bezwungen/ dann aus selbiger Landschafft die kostbaren Bilder und Gemählde in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-352 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=1000080">Italien</placeName> kommen/ dieweil <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-336 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=1000074">Griechenland</placeName> nicht vergnügt mit höltzernen Göttern/ sich auch güldene/ und aus andern Metallen bestehende Götzen machen lassen: ja damit es etwas köstlichers und prächtigers zeigen könte/ hat es/ wie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-331 http://d-nb.info/gnd/118592246 http://viaf.org/viaf/100176033">Pausanias</persName> bezeuget/ das Elphen-Bein zu den Bildern aus dem äusersten <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-344 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7000208">Indien</placeName> und <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-2231">Mohrenlande</placeName> zu sich bringen lassen. 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Dannenhero/ wie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1026 http://d-nb.info/gnd/118505114 http://viaf.org/viaf/108194383">Augustinus</persName> aus <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-842 http://d-nb.info/gnd/118613200 http://viaf.org/viaf/90637919"><hi rendition="#aq">Seneca</hi></persName> schreibet/ wann sie lebendig in der jenigen Gestalt erschienen wären/ als sie durch ihre Bilder vorgestellet wurden/ man sie nicht als Götter würde geehret/ sondern von ihnen/ als greulichen Unthieren/ ein mercklich Abscheu gehabt haben. Bey den Egyptiern aber/ wurden dergleichen misgestaltige und abscheuliche Bildnussen mehr als irgend anderswo gesehen/ wie an vielen Bildern/ die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">wir</persName> beschreiben und vorstellen wollen/ zu erkennen seyn wird/ wie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">wir</persName> dann anitzo zu unserm Vorhaben schreiten/ und den Anfang von der Ewigkeit machen wollen.</p> </div> </body> </text> </TEI> [TA 1680, Iconologia Deorum, S. 10/0062]
Neu pudeat, prisco vosesse ê stipite
factos:
Sic veteris sedes incoluistis avi.
Tunc melius tenuere fidem, cum
paupere cultu
Stabat in exigua ligneus aede De-
us:
Etplacatus erat, si quis libaverat u-
vam,
Seu dederat sanctae spicea serta co-
mae.
Atqve aliquis voti compos liba ipse
ferebat,
Postqve comes purum filia parva
favum.
Ey schämet euch doch nicht/ Ihr hochge-
haltne Götzen/
daß ihr gebildet seyd aus alten Stümpf-
und Glötzen.
Ihr habt ja hiebevor das Stamm-Hauß
so bewohnt/
wo derer Ahnen Meng vor dieser Zeit
gethront.
Die Treu war grösser noch/ da mit gar rin-
gen Banden
in einer kleinen Kirch ein Gott von Holz
gestanden/
Er ward versöhnt/ wenn man ihm
schenkte Reben-Blut/
sein Haupt mit einem Krantz von
Aehren nahm vor gut.
Wurd einer dann hierauf der ernsten Bitt
gewähret/
und/ wie er lang verlangt/ von seinem Gott
erhöret/
so bracht er dem Altar den milden Fladen
hin/
und kam das Honigseim dem Gotte zum
Gewinn.
Propertius führet den Vertumnus von seinem selbsteignem Gemähld oder Bildnus redend mit diesen Worten ein:
Stipis acernus eram, properanti fal-
ce dolatus,
Ante Numam grata pauper in ur-
be Deus.
Ich war ein stumpfer Klotz von Ahorn
außgehauen/
man konnt’im danckbarn Rom/ mich arm/
vor Numa/ schauen.
So erzehlet auch Plinius/ daß/ ungeachtet der Gebrauch der Bilder bey den Italiänern von Uhralten Zeiten angenommen worden/ (welches mit des Hercules/ schon vom Evandro, auf dem Ochsenmarckt/aufgerichtetem
Bildnus zu beweisen wäre/ das man auch mit Triumph- Zeichen gezieret/ wann von Einem ein Triumph gehalten wurde) dannoch denen Göttern weder in Tempeln noch in Privat-Häusern keine andere als Höltzerne Bilder gemacht oder aufgerichtet worden/ ehe die Römer Asiam unter sich bezwungen/ dann aus selbiger Landschafft die kostbaren Bilder und Gemählde in Italien kommen/ dieweil Griechenland nicht vergnügt mit höltzernen Göttern/ sich auch güldene/ und aus andern Metallen bestehende Götzen machen lassen: ja damit es etwas köstlichers und prächtigers zeigen könte/ hat es/ wie Pausanias bezeuget/ das Elphen-Bein zu den Bildern aus dem äusersten Indien und Mohrenlande zu sich bringen lassen. Die aus Eisen formirte Götzen waren zwar sehr seltzam/ iedoch wurden etliche derselben gefunden/ als bey den Phocensern des mit der Hydra streitenden Hercules Bild/ und zu Pergamo zwey Häupter/ das eine eines Löwen/ das andere eines wilden Schweins/ dem Bacchus gewidmet/ zu welchen von allen Enden/ gleichsam als zu sonderbar-schauwürdigen Dingen/ ein unglaublicher Zulauff/ geschahe. Coridon gelobet der Dianae beym Virgilius/ er wolle sie in Lebensgrösse aus Marmorstein bilden lassen: darbey Servius erinnert/ daß bey den Alten nur das Haupt/ zusamt der Brust/ in Marmorsteinenen Seulen abgebildet worden. Uber diß war auch gebräuchlich/ daß die schlechte und unachtbare Götter/ als da war der Priapus/ und dergleichen andere mehr/ die über das Feld bestellt und unter freyem Himmel stunden/ meistens aus Holtz/ Doon oder einer andern geringen; die edlern aber/ als da waren die himmlische Götter/ aus einer bässern Materie gemacht wurden. Auch hatten sie nicht alle allzeit eine Menschen-Gestalt/ sondern waren nach unterschiedlicher Thiere Gestalt gebildet/ ja/ unterweilen halb einem Menschen/ halb einem Thiere ähnlich. Dannenhero/ wie Augustinus aus Seneca schreibet/ wann sie lebendig in der jenigen Gestalt erschienen wären/ als sie durch ihre Bilder vorgestellet wurden/ man sie nicht als Götter würde geehret/ sondern von ihnen/ als greulichen Unthieren/ ein mercklich Abscheu gehabt haben. Bey den Egyptiern aber/ wurden dergleichen misgestaltige und abscheuliche Bildnussen mehr als irgend anderswo gesehen/ wie an vielen Bildern/ die wir beschreiben und vorstellen wollen/ zu erkennen seyn wird/ wie wir dann anitzo zu unserm Vorhaben schreiten/ und den Anfang von der Ewigkeit machen wollen.
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