Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.[Spaltenumbruch] Kragen/ über alle empor/ gar hüpsch und deutlich sich zeiget. Die alten Wahrsager und Zeichendeuter/ eigneten dem Han eine Kraft wider die Hexerey und anderes Unglück zu/ und gebrauchten sich dessen aus dem Schweif gezogener krummen Federn/ an stat eines Schutzes. Lucianus setzet den Han zum Mercurio/ und führet ihn ein/ wie er mit Micillo redet/ deme er erzehlet/ daß er der vormals vortrefflich-gewesene Wahrsager/ jetzt der in einen Han verwandelte Pythagoras sey. Das bäurische und ziegenhafte Angesicht/ so bey des Widers Haupt zu sehen/ stellet den Gott Pan vor/ als eine Verwahrung gegen alle Furcht und Schrecken: weil einige unversehene Schrecken Panici genennet worden/ so von diesem Gott sollen hergerühret haben. Diese Abbildung aber ist aus einem alten Niccolo-Stein abgesehen worden. 6. Ein anders/ der Vogel Ibis. Das andere Amuletum, stellet den Vogel Ibis vor/ welcher an den Hieroglyphischen Obeliscis, die dem Osiris und der Isis/ als guten und heilsamen Geistern gewiedmet worden/ zu ersehen. Dieser Vogel tritt auf den Crocodil/ das ist/ auf den Typhonem oder bösen[Spaltenumbruch] schädlichen Geist/ nach Lehre der Egypter/ welche glaubten/ daß die Welt von zweyen Fürsten/ deren einer ein Urheber des Guten/ der andere des Bösen seye/ regiret würde. Dieser Vogel Ibis war den Egyptiern so geneigt/ daß er auch die schädliche Schlangen erwürgte/ und die Landschafft von allen gifftigen Thieren reinigte. Eben dergleichen Meinung hatten sie auch vom Jupiter Ammon/ der den giftigen ungeheuren Drachen/ worunter sie den Typhon verstehen/ soll verschlungen haben. Der Janus mit seinen zwey Gesichtern/ bedeutet hier die Kraft der Sonne und Osiridis/ vom Aufgang bis zum Niedergang/ bey Tag und bey Nacht. Diese Meinung und Hieroglyphische Bildung/ ist aus Egypten nach Griechenland/ und so fort in Italien überbracht worden. Gegenwärtige Chimaera aber/ ist aus einem alten oder antichen Onyx-Stein entnommen/ welche ich hier auch mit beysetzen wollen. Leben und Tod des Menschen/
[Spaltenumbruch]
aus den Fabuln/ und geheimer Philosophie der Alten vorgebildet; wie solche/ auf einer Todten-Kiste/ in des Prinzen Camilli Pamphili Palast sich annoch befinden. VITA ET MORS HOMINIS. PLATTE D. D. und E.E. ANfangs thut sich ein zweyfaches Geschlecht der Menschen hervor/ als nemlich (1) Mann und Weib; welche beede sich von dem Ort der Glückseeligkeit zu denen Elementen begeben/ und hernieder lassen: wie Plato/ Hierocles und Macrobius/ als bewehrte Zeugen/ satsamen und ausführlichen Bericht hiervon erstatten. Man solte zwar/ dem ersten Ansehen nach/ vielleicht dafür halten/ ob würden Adam und Eva dadurch vorstellig gemacht; allein der Innhalt des folgenden Wercks bezeugt vielmehr das Widerspiel. Darauf folgen (2) des Vulcani Werckstadt/ oder die Wärme/ als die wolgeübte Meisterin aller natürlichen Wercke; und dann (3) die Erde/ als dero Mutter/ die ihnen Leben und Nahrung gibt; dessen gewisses Kennzeichen das jenige Fruchthorn ist/ welches sie vor ihr trägt und hält. Dabey findt sich auch (4) der[Spaltenumbruch] Neptunus/ mit seiner natürlichen Feuchtigkeit/ ein; welche/ wofern sie mit der natürlichen Wärme vereinbaret/ der Ursprung und Anfang aller natürlichen Dinge mit Recht genennet/ und dafür erkennet werden mag. Folgends regt und bewegt sich (5) der Wind/ oder Luftgeist/ samt (6) der Göttinn Minerva; als welche auch selbst nicht weniger für den aller reinsten Theil des Himmels gehalten wird. Immittelst bildet (7) der Prometheus einen Menschen/ und fügt die elementarischen Stücke zu seinem Werck. Nachmals setzt (8) die Göttin Minerva einen Zwiefalter/ oder Sommervogel dem Menschen auf das Haubt/ als ein Schloß oder Residenz des menschlichen Verstandes. Uberdiß ergreifft und umfäht gleichsam (9) die Seele die natürliche Liebe und angeborne Zuneigung; denn nachdem sie mit den Elementen überkleidet/ so wird sie mit den Affecten auf das allergenäuste verbunden. Das jenige (10) Weib/ so mit einem Schreibstiel [Spaltenumbruch] Kragen/ über alle empor/ gar hüpsch und deutlich sich zeiget. Die alten Wahrsager und Zeichendeuter/ eigneten dem Han eine Kraft wider die Hexerey und anderes Unglück zu/ und gebrauchten sich dessen aus dem Schweif gezogener krummen Federn/ an stat eines Schutzes. Lucianus setzet den Han zum Mercurio/ und führet ihn ein/ wie er mit Micillo redet/ deme er erzehlet/ daß er der vormals vortrefflich-gewesene Wahrsager/ jetzt der in einen Han verwandelte Pythagoras sey. Das bäurische und ziegenhafte Angesicht/ so bey des Widers Haupt zu sehen/ stellet den Gott Pan vor/ als eine Verwahrung gegen alle Furcht und Schrecken: weil einige unversehene Schrecken Panici genennet worden/ so von diesem Gott sollen hergerühret haben. Diese Abbildung aber ist aus einem alten Niccolo-Stein abgesehen worden. 6. Ein anders/ der Vogel Ibis. Das andere Amuletum, stellet den Vogel Ibis vor/ welcher an den Hieroglyphischen Obeliscis, die dem Osiris und der Isis/ als guten und heilsamen Geistern gewiedmet worden/ zu ersehen. Dieser Vogel tritt auf den Crocodil/ das ist/ auf den Typhonem oder bösen[Spaltenumbruch] schädlichen Geist/ nach Lehre der Egypter/ welche glaubten/ daß die Welt von zweyen Fürsten/ deren einer ein Urheber des Guten/ der andere des Bösen seye/ regiret würde. Dieser Vogel Ibis war den Egyptiern so geneigt/ daß er auch die schädliche Schlangen erwürgte/ und die Landschafft von allen gifftigen Thieren reinigte. Eben dergleichen Meinung hatten sie auch vom Jupiter Ammon/ der den giftigen ungeheuren Drachen/ worunter sie den Typhon verstehen/ soll verschlungen haben. Der Janus mit seinen zwey Gesichtern/ bedeutet hier die Kraft der Sonne und Osiridis/ vom Aufgang bis zum Niedergang/ bey Tag und bey Nacht. Diese Meinung und Hieroglyphische Bildung/ ist aus Egypten nach Griechenland/ und so fort in Italien überbracht worden. Gegenwärtige Chimaera aber/ ist aus einem alten oder antichen Onyx-Stein entnommen/ welche ich hier auch mit beysetzen wollen. Leben und Tod des Menschen/
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aus den Fabuln/ und geheimer Philosophie der Alten vorgebildet; wie solche/ auf einer Todten-Kiste/ in des Prinzen Camilli Pamphili Palast sich annoch befinden. VITA ET MORS HOMINIS. PLATTE D. D. und E.E. ANfangs thut sich ein zweyfaches Geschlecht der Menschen hervor/ als nemlich (1) Mann und Weib; welche beede sich von dem Ort der Glückseeligkeit zu denen Elementen begeben/ und hernieder lassen: wie Plato/ Hierocles und Macrobius/ als bewehrte Zeugen/ satsamen und ausführlichen Bericht hiervon erstatten. Man solte zwar/ dem ersten Ansehen nach/ vielleicht dafür halten/ ob würden Adam und Eva dadurch vorstellig gemacht; allein der Innhalt des folgenden Wercks bezeugt vielmehr das Widerspiel. Darauf folgen (2) des Vulcani Werckstadt/ oder die Wärme/ als die wolgeübte Meisterin aller natürlichen Wercke; und dann (3) die Erde/ als dero Mutter/ die ihnen Leben und Nahrung gibt; dessen gewisses Kennzeichen das jenige Fruchthorn ist/ welches sie vor ihr trägt und hält. Dabey findt sich auch (4) der[Spaltenumbruch] Neptunus/ mit seiner natürlichen Feuchtigkeit/ ein; welche/ wofern sie mit der natürlichen Wärme vereinbaret/ der Ursprung und Anfang aller natürlichen Dinge mit Recht genennet/ und dafür erkennet werden mag. Folgends regt und bewegt sich (5) der Wind/ oder Luftgeist/ samt (6) der Göttinn Minerva; als welche auch selbst nicht weniger für den aller reinsten Theil des Himmels gehalten wird. Immittelst bildet (7) der Prometheus einen Menschen/ und fügt die elementarischen Stücke zu seinem Werck. Nachmals setzt (8) die Göttin Minerva einen Zwiefalter/ oder Sommervogel dem Menschen auf das Haubt/ als ein Schloß oder Residenz des menschlichen Verstandes. Uberdiß ergreifft und umfäht gleichsam (9) die Seele die natürliche Liebe und angeborne Zuneigung; denn nachdem sie mit den Elementen überkleidet/ so wird sie mit den Affecten auf das allergenäuste verbunden. 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Kragen/ über alle empor/ gar hüpsch und deutlich sich zeiget. Die alten Wahrsager und Zeichendeuter/ eigneten dem Han eine Kraft wider die Hexerey und anderes Unglück zu/ und gebrauchten sich dessen aus dem Schweif gezogener krummen Federn/ an stat eines Schutzes. Lucianus setzet den Han zum Mercurio/ und führet ihn ein/ wie er mit Micillo redet/ deme er erzehlet/ daß er der vormals vortrefflich-gewesene Wahrsager/ jetzt der in einen Han verwandelte Pythagoras sey. Das bäurische und ziegenhafte Angesicht/ so bey des Widers Haupt zu sehen/ stellet den Gott Pan vor/ als eine Verwahrung gegen alle Furcht und Schrecken: weil einige unversehene Schrecken Panici genennet worden/ so von diesem Gott sollen hergerühret haben. Diese Abbildung aber ist aus einem alten Niccolo-Stein abgesehen worden.
Das andere Amuletum, stellet den Vogel Ibis vor/ welcher an den Hieroglyphischen Obeliscis, die dem Osiris und der Isis/ als guten und heilsamen Geistern gewiedmet worden/ zu ersehen. Dieser Vogel tritt auf den Crocodil/ das ist/ auf den Typhonem oder bösen
schädlichen Geist/ nach Lehre der Egypter/ welche glaubten/ daß die Welt von zweyen Fürsten/ deren einer ein Urheber des Guten/ der andere des Bösen seye/ regiret würde. Dieser Vogel Ibis war den Egyptiern so geneigt/ daß er auch die schädliche Schlangen erwürgte/ und die Landschafft von allen gifftigen Thieren reinigte. Eben dergleichen Meinung hatten sie auch vom Jupiter Ammon/ der den giftigen ungeheuren Drachen/ worunter sie den Typhon verstehen/ soll verschlungen haben. Der Janus mit seinen zwey Gesichtern/ bedeutet hier die Kraft der Sonne und Osiridis/ vom Aufgang bis zum Niedergang/ bey Tag und bey Nacht. Diese Meinung und Hieroglyphische Bildung/ ist aus Egypten nach Griechenland/ und so fort in Italien überbracht worden. Gegenwärtige Chimaera aber/ ist aus einem alten oder antichen Onyx-Stein entnommen/ welche ich hier auch mit beysetzen wollen.
6. Ein anders/ der Vogel Ibis.
Leben und Tod des Menschen/
aus den Fabuln/ und geheimer Philosophie der Alten
vorgebildet; wie solche/ auf einer Todten-Kiste/ in des
Prinzen Camilli Pamphili Palast sich
annoch befinden.
ANfangs thut sich ein zweyfaches Geschlecht der Menschen hervor/ als nemlich (1) Mann und Weib; welche beede sich von dem Ort der Glückseeligkeit zu denen Elementen begeben/ und hernieder lassen: wie Plato/ Hierocles und Macrobius/ als bewehrte Zeugen/ satsamen und ausführlichen Bericht hiervon erstatten. Man solte zwar/ dem ersten Ansehen nach/ vielleicht dafür halten/ ob würden Adam und Eva dadurch vorstellig gemacht; allein der Innhalt des folgenden Wercks bezeugt vielmehr das Widerspiel. Darauf folgen (2) des Vulcani Werckstadt/ oder die Wärme/ als die wolgeübte Meisterin aller natürlichen Wercke; und dann (3) die Erde/ als dero Mutter/ die ihnen Leben und Nahrung gibt; dessen gewisses Kennzeichen das jenige Fruchthorn ist/ welches sie vor ihr trägt und hält. Dabey findt sich auch (4) der
Neptunus/ mit seiner natürlichen Feuchtigkeit/ ein; welche/ wofern sie mit der natürlichen Wärme vereinbaret/ der Ursprung und Anfang aller natürlichen Dinge mit Recht genennet/ und dafür erkennet werden mag. Folgends regt und bewegt sich (5) der Wind/ oder Luftgeist/ samt (6) der Göttinn Minerva; als welche auch selbst nicht weniger für den aller reinsten Theil des Himmels gehalten wird. Immittelst bildet (7) der Prometheus einen Menschen/ und fügt die elementarischen Stücke zu seinem Werck. Nachmals setzt (8) die Göttin Minerva einen Zwiefalter/ oder Sommervogel dem Menschen auf das Haubt/ als ein Schloß oder Residenz des menschlichen Verstandes. Uberdiß ergreifft und umfäht gleichsam (9) die Seele die natürliche Liebe und angeborne Zuneigung; denn nachdem sie mit den Elementen überkleidet/ so wird sie mit den Affecten auf das allergenäuste verbunden. Das jenige (10) Weib/ so mit einem Schreibstiel
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Zitationshilfe: | Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/307>, abgerufen am 16.02.2025. |