Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] ausgesonnen/ sie zu Fall zu bringen; weßwegen dann die Arcadier die Venus eine listige Erfinderin genennet. Obwol aber die Alten die Venus für eine Göttin der frölichen/ weichen und wollüstigen Leute gehalten/ (dann da sie/ wie Homerus berichtet/ dem Aeneas wider den Diomedes beystehen wollen/ und an der Hand verwundet worden/ redete ihr Jupiter ernstlich zu/ sie sollte sich von dem traurigen Krieg weg machen; dann diese/ sprach er/ wären Wercke deß Mars und der Minerva/ ihr aber wolle gebühren nicht kriegerische sondern buhlerische Dienste zu leisten) so haben sie Die gewaffnete Venus doch dieselbe zuweilen auch gewapnet gebildet; die Ursach erzehlet Lactantius also: Da die Messenier von den Lacedämoniern belägert wurden/ haben sie ihre Belägerer hintergangen und überlistet/ sind eilend aus der Stadt auf Lacedämon zugezogen/ in Willens dieselbe zu plündern/ wurden aber von den Weibern der Lacedämonier geschlagen und verjaget. Nachdem die Lacedämonier der Feinde Hinterlist erfahren/ zogen sie gleich nach: Diesen sind ihre Weiber weit hinaus gewapnet entgegen gangen; Da sie nun sahen/ wie sich ihre Männer zum Streit rüsteten/ dieweil sie dieselbige vor die Messenier angesehen/ haben sie ihnen angezeiget/ sie wären ihre Weiber: Die Lacedämonier aber/ nachdem sie dieselbe darfür erkennet/ entbrannten gegen sie dermassen/ daß sie/ wie sie damals gerüstet waren/ besagte Weiber ohne Unterscheid beschlieffen; (dann sie nahmen ihnen nit der Zeit/ solche zu unterscheiden) Damit nun diese That unvergessen verbleiben möchte/ wurde der Gewapneten Venus zu Ehren ein Tempel und Bildnus aufgerichtet. Hiervon stehet in dem Ausonius ein gar schönes Epigramma, aus dem Griechischen übersetzet/ welches also lautet:

Armatam Venerem vidit Lacedae-
mone Pallas:

Nunc certemus, ait, Judice vel
Paride.

Cui Venus, Armatam tu me teme-
raria temnis?

Quae,quo te vici tempore, nuda
fui.

Das ist:

Im Harnisch Venus ward zu Sparta an-
gesehen

von Pallas/ die da sprach: Jetzt komm
mit mir zum Streit/

und sollten wir nochmal zum Richter Paris
gehen!

wie/ fieng die Venus an/ verachtst du
mich zur Zeit/

da ich doch nackend hab dich übertroffen
weit?

[Spaltenumbruch]

Venus die Uberwinderin. Eben dieselbe hat man umb dieser oder einer andern Ursach halben die Uberwinderin genennet. Es stunde auch bey der Stadt Corinthus ein Venus-Bild/ welches den Sieg darreichte/ und Nicophoros oder Sieg-Trägerin genennet wurde; dieses hat/ wie Pausanias schreibet/ Hypermestra gestifftet: Dann als sie ihren Mann nicht umbringen wollen/ das ihr doch der Vatter befohlen/ ist sie von dem Vatter vor Gericht angeklagt/ aber von den Richtern loß gesprochen worden/ daher sie der Venus zu Ehren ein solches Bild setzen lassen. Die Römer (wie auf einer Müntze deß Kaysers Numerianus zu sehen ist) machten Venus die Uberwinderin auf folgende Weis: Es war ein Bild angethan mit einem langen Rock/ mit der rechten Hand reichte es dar ein kleines Sieges-Bild/ mit der lincken aber etwas/ also formiret : Etliche meynen/ es seye ein Nabel/ unter welcher Gestalt man sie bey Paphos verehrete; andere halten es für einen Spiegel; dann Philostratus in Tabula Amorum schreibet/ die Nymphen hätten der Venus eine Ehren-Seule aufgerichtet/ dieweil sie ein so schön Kind zur Welt gebracht/ auch derselben einen silbernen Spiegel gewidmet.

Auf einer Müntze der Faustina stehet Venus/ die hält in der lincken Hand einen Schild gegen die Erde/ darein zwey Bildlein gegraben; mit der rechten aber reichet sie den Sieg dar. Die Uberschrifft ist/VENERI VICTRICI, Venus der Uberwinderin. Auf einer andern Müntze erstgedachter Faustina/ da die Uberschrifft ist VENUS, ist zu sehen ein Weibsbild/ so aufrecht stehet/ diese hält mit der Lincken die Geeren deß Kleids/ und hebt es auf/ mit der Rechten reichet sie etwas dar/ es scheinet als wäre es ein Apffel; vielleicht damit man sich dabey erinnern könnte deß jenigen Apffels/ Venus mit einem Apfel welcher ihr von dem Paris ist zuerkannt worden. Pausanias gibt eben derselben auch einen Apffel in die Hand/ wann er eines Venus-Bildes/ so bey den Sicyoniern war/ gedencket/ und spricht/ es seye daselbst ein Tempel der Göttin aufgebauet worden/ darein Niemand gehen durffte/ denn nur allein zwey Weibsbilder/ deren eine/ welche auch deß Tempels Hüterin war/ keusch verbliebe/ so lang sie dieses Ampt verwaltete; die andere war eine Jungfrau/ dann sie gieng mit heiligen Sachen umb; wenn nun das Jahr umb war/ (oder/ nach Verfliessung eines Jahrs) übergab sie die Verwaltung deß Gottesdiensts einer andern. Die/ so sonsten dahin kamen anzubeten/ stunden draussen für der Thür. Der Göttin Bild war gülden/ sie saß/ in der einen Hand haltende etliche Magsaamen-Häupter/ in der andern einen Apffel. Oben auf dem Haupt war etwas angehefftet gleich einer Thürangel.

Pausanias gedencket in Laconicis einer

[Spaltenumbruch] ausgesonnen/ sie zu Fall zu bringen; weßwegen dann die Arcadier die Venus eine listige Erfinderin genennet. Obwol aber die Alten die Venus für eine Göttin der frölichen/ weichen und wollüstigen Leute gehalten/ (dann da sie/ wie Homerus berichtet/ dem Aeneas wider den Diomedes beystehen wollen/ und an der Hand verwundet worden/ redete ihr Jupiter ernstlich zu/ sie sollte sich von dem traurigen Krieg weg machen; dann diese/ sprach er/ wären Wercke deß Mars und der Minerva/ ihr aber wolle gebühren nicht kriegerische sondern buhlerische Dienste zu leisten) so haben sie Die gewaffnete Venus doch dieselbe zuweilen auch gewapnet gebildet; die Ursach erzehlet Lactantius also: Da die Messenier von den Lacedämoniern belägert wurden/ haben sie ihre Belägerer hintergangen und überlistet/ sind eilend aus der Stadt auf Lacedämon zugezogen/ in Willens dieselbe zu plündern/ wurden aber von den Weibern der Lacedämonier geschlagen und verjaget. Nachdem die Lacedämonier der Feinde Hinterlist erfahren/ zogen sie gleich nach: Diesen sind ihre Weiber weit hinaus gewapnet entgegen gangen; Da sie nun sahen/ wie sich ihre Männer zum Streit rüsteten/ dieweil sie dieselbige vor die Messenier angesehen/ haben sie ihnen angezeiget/ sie wären ihre Weiber: Die Lacedämonier aber/ nachdem sie dieselbe darfür erkennet/ entbrannten gegen sie dermassen/ daß sie/ wie sie damals gerüstet waren/ besagte Weiber ohne Unterscheid beschlieffen; (dann sie nahmen ihnen nit der Zeit/ solche zu unterscheiden) Damit nun diese That unvergessen verbleiben möchte/ wurde der Gewapneten Venus zu Ehren ein Tempel und Bildnus aufgerichtet. Hiervon stehet in dem Ausonius ein gar schönes Epigramma, aus dem Griechischen übersetzet/ welches also lautet:

Armatam Venerem vidit Lacedae-
mone Pallas:

Nunc certemus, ait, Judice vel
Paride.

Cui Venus, Armatam tu me teme-
raria temnis?

Quae,quo te vici tempore, nuda
fui.

Das ist:

Im Harnisch Venus ward zu Sparta an-
gesehen

von Pallas/ die da sprach: Jetzt komm
mit mir zum Streit/

und sollten wir nochmal zum Richter Paris
gehen!

wie/ fieng die Venus an/ verachtst du
mich zur Zeit/

da ich doch nackend hab dich übertroffen
weit?

[Spaltenumbruch]

Venus die Uberwinderin. Eben dieselbe hat man umb dieser oder einer andern Ursach halben die Uberwinderin genennet. Es stunde auch bey der Stadt Corinthus ein Venus-Bild/ welches den Sieg darreichte/ und Nicophoros oder Sieg-Trägerin genennet wurde; dieses hat/ wie Pausanias schreibet/ Hypermestra gestifftet: Dann als sie ihren Mann nicht umbringen wollen/ das ihr doch der Vatter befohlen/ ist sie von dem Vatter vor Gericht angeklagt/ aber von den Richtern loß gesprochen worden/ daher sie der Venus zu Ehren ein solches Bild setzen lassen. Die Römer (wie auf einer Müntze deß Kaysers Numerianus zu sehen ist) machten Venus die Uberwinderin auf folgende Weis: Es war ein Bild angethan mit einem langen Rock/ mit der rechten Hand reichte es dar ein kleines Sieges-Bild/ mit der lincken aber etwas/ also formiret ⧊: Etliche meynen/ es seye ein Nabel/ unter welcher Gestalt man sie bey Paphos verehrete; andere halten es für einen Spiegel; dann Philostratus in Tabula Amorum schreibet/ die Nymphen hätten der Venus eine Ehren-Seule aufgerichtet/ dieweil sie ein so schön Kind zur Welt gebracht/ auch derselben einen silbernen Spiegel gewidmet.

Auf einer Müntze der Faustina stehet Venus/ die hält in der lincken Hand einen Schild gegen die Erde/ darein zwey Bildlein gegraben; mit der rechten aber reichet sie den Sieg dar. Die Uberschrifft ist/VENERI VICTRICI, Venus der Uberwinderin. Auf einer andern Müntze erstgedachter Faustina/ da die Uberschrifft ist VENUS, ist zu sehen ein Weibsbild/ so aufrecht stehet/ diese hält mit der Lincken die Geeren deß Kleids/ und hebt es auf/ mit der Rechten reichet sie etwas dar/ es scheinet als wäre es ein Apffel; vielleicht damit man sich dabey erinnern könnte deß jenigen Apffels/ Venus mit einem Apfel welcher ihr von dem Paris ist zuerkannt worden. Pausanias gibt eben derselben auch einen Apffel in die Hand/ wann er eines Venus-Bildes/ so bey den Sicyoniern war/ gedencket/ und spricht/ es seye daselbst ein Tempel der Göttin aufgebauet worden/ darein Niemand gehen durffte/ denn nur allein zwey Weibsbilder/ deren eine/ welche auch deß Tempels Hüterin war/ keusch verbliebe/ so lang sie dieses Ampt verwaltete; die andere war eine Jungfrau/ dann sie gieng mit heiligen Sachen umb; wenn nun das Jahr umb war/ (oder/ nach Verfliessung eines Jahrs) übergab sie die Verwaltung deß Gottesdiensts einer andern. Die/ so sonsten dahin kamen anzubeten/ stunden draussen für der Thür. Der Göttin Bild war gülden/ sie saß/ in der einen Hand haltende etliche Magsaamen-Häupter/ in der andern einen Apffel. Oben auf dem Haupt war etwas angehefftet gleich einer Thürangel.

Pausanias gedencket in Laconicis einer

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div>
          <p><pb facs="#f0284" xml:id="pb-1555" n="TA 1680, Iconologia Deorum, S. 188"/><cb/>
ausgesonnen/ sie zu Fall zu bringen; weßwegen dann die Arcadier die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-126 http://d-nb.info/gnd/11876800X http://viaf.org/viaf/30332680">Venus</persName> eine listige Erfinderin genennet. Obwol aber die Alten die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-126 http://d-nb.info/gnd/11876800X http://viaf.org/viaf/30332680">Venus</persName> für eine Göttin der frölichen/ weichen und wollüstigen Leute gehalten/ (dann da sie/ wie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-109 http://d-nb.info/gnd/11855333X http://viaf.org/viaf/63292865">Homerus</persName> berichtet/ dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-483 http://d-nb.info/gnd/11850083X http://viaf.org/viaf/62339660">Aeneas</persName> wider den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4465 http://d-nb.info/gnd/119315238 http://viaf.org/viaf/74660488">Diomedes</persName> beystehen wollen/ und an der Hand verwundet worden/ redete ihr <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiter</persName> ernstlich zu/ sie sollte sich von dem traurigen Krieg weg machen; dann diese/ sprach er/ wären Wercke deß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-18 http://d-nb.info/gnd/118731181 http://viaf.org/viaf/101084029">Mars</persName> und der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-145 http://d-nb.info/gnd/118986155 http://viaf.org/viaf/13107718">Minerva</persName>/ ihr aber wolle gebühren nicht kriegerische sondern buhlerische Dienste zu leisten) so haben sie <note xml:id="n1555.2" place="right">Die gewaffnete <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-126 http://d-nb.info/gnd/11876800X http://viaf.org/viaf/30332680">Venus</persName></note> doch dieselbe zuweilen auch gewapnet gebildet; die Ursach erzehlet <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-609 http://d-nb.info/gnd/118725831 http://viaf.org/viaf/100198064">Lactantius</persName> also: Da die Messenier von den Lacedämoniern belägert wurden/ haben sie ihre Belägerer hintergangen und überlistet/ sind eilend aus der Stadt auf <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1240">Lacedämon</placeName> zugezogen/ in Willens dieselbe zu plündern/ wurden aber von den Weibern der Lacedämonier geschlagen und verjaget. Nachdem die Lacedämonier der Feinde Hinterlist erfahren/ zogen sie gleich nach: Diesen sind ihre Weiber weit hinaus gewapnet entgegen gangen; Da sie nun sahen/ wie sich ihre Männer zum Streit rüsteten/ dieweil sie dieselbige vor die Messenier angesehen/ haben sie ihnen angezeiget/ sie wären ihre Weiber: Die Lacedämonier aber/ nachdem sie dieselbe darfür erkennet/ entbrannten gegen sie dermassen/ daß sie/ wie sie damals gerüstet waren/ besagte Weiber ohne Unterscheid beschlieffen; (dann sie nahmen ihnen nit der Zeit/ solche zu unterscheiden) Damit nun diese That unvergessen verbleiben möchte/ wurde der Gewapneten <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-126 http://d-nb.info/gnd/11876800X http://viaf.org/viaf/30332680">Venus</persName> zu Ehren ein Tempel und Bildnus aufgerichtet. Hiervon stehet in dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-563 http://d-nb.info/gnd/118505165 http://viaf.org/viaf/100183527">Ausonius</persName> ein gar schönes <hi rendition="#aq">Epigramma,</hi> aus dem Griechischen übersetzet/ welches also lautet:</p>
          <lg rendition="#aq" xml:lang="la">
            <l>Armatam <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-126 http://d-nb.info/gnd/11876800X http://viaf.org/viaf/30332680">Venerem</persName> vidit Lacedae-<lb/>
mone <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-295 http://d-nb.info/gnd/118504851 http://viaf.org/viaf/74643725">Pallas</persName>:</l><lb/>
            <l>Nunc certemus, ait, Judice vel<lb/><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-514 http://d-nb.info/gnd/118739301 http://viaf.org/viaf/807597">Paride</persName>.</l><lb/>
            <l>Cui <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-126 http://d-nb.info/gnd/11876800X http://viaf.org/viaf/30332680">Venus</persName>, Armatam tu me teme-<lb/>
raria temnis?</l><lb/>
            <l>Quae,quo te vici tempore, nuda<lb/>
fui.</l><lb/>
          </lg>
          <p>Das ist:</p>
          <lg>
            <l>Im Harnisch <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-126 http://d-nb.info/gnd/11876800X http://viaf.org/viaf/30332680">Venus</persName> ward zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-938 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7011065">Sparta</placeName> an-<lb/>
gesehen</l><lb/>
            <l>von <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-295 http://d-nb.info/gnd/118504851 http://viaf.org/viaf/74643725">Pallas</persName>/ die da sprach: Jetzt komm<lb/>
mit mir zum Streit/</l><lb/>
            <l>und sollten wir nochmal zum Richter <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-514 http://d-nb.info/gnd/118739301 http://viaf.org/viaf/807597">Paris</persName><lb/>
gehen!</l><lb/>
            <l>wie/ fieng die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-126 http://d-nb.info/gnd/11876800X http://viaf.org/viaf/30332680">Venus</persName> an/ verachtst du<lb/>
mich zur Zeit/</l><lb/>
            <l>da ich doch nackend hab dich übertroffen<lb/>
weit?</l><lb/>
          </lg>
          <cb/>
          <p><note xml:id="n1555.3" place="right"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-126 http://d-nb.info/gnd/11876800X http://viaf.org/viaf/30332680">Venus</persName> die Uberwinderin.</note> Eben dieselbe hat man umb dieser oder einer andern Ursach halben die Uberwinderin genennet. Es stunde auch bey der Stadt <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-33 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7010734">Corinthus</placeName> ein <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-126 http://d-nb.info/gnd/11876800X http://viaf.org/viaf/30332680">Venus</persName>-Bild/ welches den Sieg darreichte/ und Nicophoros oder Sieg-Trägerin genennet wurde; dieses hat/ wie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-331 http://d-nb.info/gnd/118592246 http://viaf.org/viaf/100176033">Pausanias</persName> schreibet/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3091 http://d-nb.info/gnd/12447490X http://viaf.org/viaf/30471962">Hypermestra</persName> gestifftet: Dann als sie ihren Mann nicht umbringen wollen/ das ihr doch der Vatter befohlen/ ist sie von dem Vatter vor Gericht angeklagt/ aber von den Richtern loß gesprochen worden/ daher sie der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-126 http://d-nb.info/gnd/11876800X http://viaf.org/viaf/30332680">Venus</persName> zu Ehren ein solches Bild setzen lassen. Die Römer (wie auf einer Müntze deß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3740 http://d-nb.info/gnd/118868896 http://viaf.org/viaf/809970">Kaysers Numerianus</persName> zu sehen ist) machten <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-126 http://d-nb.info/gnd/11876800X http://viaf.org/viaf/30332680">Venus</persName> die Uberwinderin auf folgende Weis: Es war ein Bild angethan mit einem langen Rock/ mit der rechten Hand reichte es dar ein kleines Sieges-Bild/ mit der lincken aber etwas/ also formiret &#x29CA;: Etliche meynen/ es seye ein Nabel/ unter welcher Gestalt man sie bey <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1146">Paphos</placeName> verehrete; andere halten es für einen Spiegel; dann <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1917 http://d-nb.info/gnd/118594044 http://viaf.org/viaf/89765385">Philostratus</persName> <hi rendition="#aq">in Tabula Amorum</hi> schreibet/ die Nymphen hätten der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-126 http://d-nb.info/gnd/11876800X http://viaf.org/viaf/30332680">Venus</persName> eine Ehren-Seule aufgerichtet/ dieweil sie ein so schön Kind zur Welt gebracht/ auch derselben einen silbernen Spiegel gewidmet.</p>
          <p>Auf einer Müntze der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-997 http://d-nb.info/gnd/118532111 http://viaf.org/viaf/45093958">Faustina</persName> stehet <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-126 http://d-nb.info/gnd/11876800X http://viaf.org/viaf/30332680">Venus</persName>/ die hält in der lincken Hand einen Schild gegen die Erde/ darein zwey Bildlein gegraben; mit der rechten aber reichet sie den Sieg dar. Die Uberschrifft ist/<hi rendition="#aq">VENERI VICTRICI,</hi> <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-126 http://d-nb.info/gnd/11876800X http://viaf.org/viaf/30332680">Venus</persName> der Uberwinderin. Auf einer andern Müntze erstgedachter <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-997 http://d-nb.info/gnd/118532111 http://viaf.org/viaf/45093958">Faustina</persName>/ da die Uberschrifft ist <hi rendition="#aq">VENUS,</hi> ist zu sehen ein Weibsbild/ so aufrecht stehet/ diese hält mit der Lincken die Geeren deß Kleids/ und hebt es auf/ mit der Rechten reichet sie etwas dar/ es scheinet als wäre es ein Apffel; vielleicht damit man sich dabey erinnern könnte deß jenigen Apffels/ <note xml:id="n1555.1" place="right"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-126 http://d-nb.info/gnd/11876800X http://viaf.org/viaf/30332680">Venus</persName> mit einem Apfel</note> welcher ihr von dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-514 http://d-nb.info/gnd/118739301 http://viaf.org/viaf/807597">Paris</persName> ist zuerkannt worden. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-331 http://d-nb.info/gnd/118592246 http://viaf.org/viaf/100176033">Pausanias</persName> gibt eben derselben auch einen Apffel in die Hand/ wann er eines <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-126 http://d-nb.info/gnd/11876800X http://viaf.org/viaf/30332680">Venus</persName>-Bildes/ so bey den Sicyoniern war/ gedencket/ und spricht/ es seye daselbst ein <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-2231">Tempel</placeName> der Göttin aufgebauet worden/ darein Niemand gehen durffte/ denn nur allein zwey Weibsbilder/ deren eine/ welche auch deß Tempels Hüterin war/ keusch verbliebe/ so lang sie dieses Ampt verwaltete; die andere war eine Jungfrau/ dann sie gieng mit heiligen Sachen umb; wenn nun das Jahr umb war/ (oder/ nach Verfliessung eines Jahrs) übergab sie die Verwaltung deß Gottesdiensts einer andern. Die/ so sonsten dahin kamen anzubeten/ stunden draussen für der Thür. Der Göttin Bild war gülden/ sie saß/ in der einen Hand haltende etliche Magsaamen-Häupter/ in der andern einen Apffel. Oben auf dem Haupt war etwas angehefftet gleich einer Thürangel.</p>
          <p><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-331 http://d-nb.info/gnd/118592246 http://viaf.org/viaf/100176033">Pausanias</persName> gedencket <hi rendition="#aq">in Laconicis</hi> einer
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[TA 1680, Iconologia Deorum, S. 188/0284] ausgesonnen/ sie zu Fall zu bringen; weßwegen dann die Arcadier die Venus eine listige Erfinderin genennet. Obwol aber die Alten die Venus für eine Göttin der frölichen/ weichen und wollüstigen Leute gehalten/ (dann da sie/ wie Homerus berichtet/ dem Aeneas wider den Diomedes beystehen wollen/ und an der Hand verwundet worden/ redete ihr Jupiter ernstlich zu/ sie sollte sich von dem traurigen Krieg weg machen; dann diese/ sprach er/ wären Wercke deß Mars und der Minerva/ ihr aber wolle gebühren nicht kriegerische sondern buhlerische Dienste zu leisten) so haben sie doch dieselbe zuweilen auch gewapnet gebildet; die Ursach erzehlet Lactantius also: Da die Messenier von den Lacedämoniern belägert wurden/ haben sie ihre Belägerer hintergangen und überlistet/ sind eilend aus der Stadt auf Lacedämon zugezogen/ in Willens dieselbe zu plündern/ wurden aber von den Weibern der Lacedämonier geschlagen und verjaget. Nachdem die Lacedämonier der Feinde Hinterlist erfahren/ zogen sie gleich nach: Diesen sind ihre Weiber weit hinaus gewapnet entgegen gangen; Da sie nun sahen/ wie sich ihre Männer zum Streit rüsteten/ dieweil sie dieselbige vor die Messenier angesehen/ haben sie ihnen angezeiget/ sie wären ihre Weiber: Die Lacedämonier aber/ nachdem sie dieselbe darfür erkennet/ entbrannten gegen sie dermassen/ daß sie/ wie sie damals gerüstet waren/ besagte Weiber ohne Unterscheid beschlieffen; (dann sie nahmen ihnen nit der Zeit/ solche zu unterscheiden) Damit nun diese That unvergessen verbleiben möchte/ wurde der Gewapneten Venus zu Ehren ein Tempel und Bildnus aufgerichtet. Hiervon stehet in dem Ausonius ein gar schönes Epigramma, aus dem Griechischen übersetzet/ welches also lautet: Die gewaffnete Venus Armatam Venerem vidit Lacedae- mone Pallas: Nunc certemus, ait, Judice vel Paride. Cui Venus, Armatam tu me teme- raria temnis? Quae,quo te vici tempore, nuda fui. Das ist: Im Harnisch Venus ward zu Sparta an- gesehen von Pallas/ die da sprach: Jetzt komm mit mir zum Streit/ und sollten wir nochmal zum Richter Paris gehen! wie/ fieng die Venus an/ verachtst du mich zur Zeit/ da ich doch nackend hab dich übertroffen weit? Eben dieselbe hat man umb dieser oder einer andern Ursach halben die Uberwinderin genennet. Es stunde auch bey der Stadt Corinthus ein Venus-Bild/ welches den Sieg darreichte/ und Nicophoros oder Sieg-Trägerin genennet wurde; dieses hat/ wie Pausanias schreibet/ Hypermestra gestifftet: Dann als sie ihren Mann nicht umbringen wollen/ das ihr doch der Vatter befohlen/ ist sie von dem Vatter vor Gericht angeklagt/ aber von den Richtern loß gesprochen worden/ daher sie der Venus zu Ehren ein solches Bild setzen lassen. Die Römer (wie auf einer Müntze deß Kaysers Numerianus zu sehen ist) machten Venus die Uberwinderin auf folgende Weis: Es war ein Bild angethan mit einem langen Rock/ mit der rechten Hand reichte es dar ein kleines Sieges-Bild/ mit der lincken aber etwas/ also formiret ⧊: Etliche meynen/ es seye ein Nabel/ unter welcher Gestalt man sie bey Paphos verehrete; andere halten es für einen Spiegel; dann Philostratus in Tabula Amorum schreibet/ die Nymphen hätten der Venus eine Ehren-Seule aufgerichtet/ dieweil sie ein so schön Kind zur Welt gebracht/ auch derselben einen silbernen Spiegel gewidmet. Venus die Uberwinderin.Auf einer Müntze der Faustina stehet Venus/ die hält in der lincken Hand einen Schild gegen die Erde/ darein zwey Bildlein gegraben; mit der rechten aber reichet sie den Sieg dar. Die Uberschrifft ist/VENERI VICTRICI, Venus der Uberwinderin. Auf einer andern Müntze erstgedachter Faustina/ da die Uberschrifft ist VENUS, ist zu sehen ein Weibsbild/ so aufrecht stehet/ diese hält mit der Lincken die Geeren deß Kleids/ und hebt es auf/ mit der Rechten reichet sie etwas dar/ es scheinet als wäre es ein Apffel; vielleicht damit man sich dabey erinnern könnte deß jenigen Apffels/ welcher ihr von dem Paris ist zuerkannt worden. Pausanias gibt eben derselben auch einen Apffel in die Hand/ wann er eines Venus-Bildes/ so bey den Sicyoniern war/ gedencket/ und spricht/ es seye daselbst ein Tempel der Göttin aufgebauet worden/ darein Niemand gehen durffte/ denn nur allein zwey Weibsbilder/ deren eine/ welche auch deß Tempels Hüterin war/ keusch verbliebe/ so lang sie dieses Ampt verwaltete; die andere war eine Jungfrau/ dann sie gieng mit heiligen Sachen umb; wenn nun das Jahr umb war/ (oder/ nach Verfliessung eines Jahrs) übergab sie die Verwaltung deß Gottesdiensts einer andern. Die/ so sonsten dahin kamen anzubeten/ stunden draussen für der Thür. Der Göttin Bild war gülden/ sie saß/ in der einen Hand haltende etliche Magsaamen-Häupter/ in der andern einen Apffel. Oben auf dem Haupt war etwas angehefftet gleich einer Thürangel. Venus mit einem ApfelPausanias gedencket in Laconicis einer

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sandrart.net: Bereitstellung der Texttranskription in XML/TEI. (2014-06-24T13:18:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus sandrart.net entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2014-06-24T13:18:31Z)
Benjamin Fiechter: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2014-06-24T13:18:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Bei Worttrennungen am Spalten- oder Seitenumbruch, steht das gesamte Wort auf der vorhergehenden Spalte bzw. Seite.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/284
Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680, S. TA 1680, Iconologia Deorum, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/284>, abgerufen am 24.11.2024.