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Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.

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[Spaltenumbruch] anzuschauen/ mein Gesicht mit einem abgerissenen/ jungen Pappelblat waffnete: durch welches dünne Zärtligkeit mir folgende Wunder-Schau gegönnet wurde.

Erstlich schwange sich das geflügelte Lob-gerücht oben ab/ und stiesse/ in freyer Lufft/ etlichmal in die Trompete; welche von folgenden Inhalt hallete:

Helden/ Künstler/ säumet nicht/
höret was Euch jetzt bericht
vom Gerichte/ das Gerücht/
welches Euch das Urtheil spricht:
Der Latonen grosser Sohn/
aller Künste Haubt-Patron/
wird sich setzen auf den Thron:
auszutheilen euren Lohn.

Indem sich dieses mit dem Schall verlore/ liesse sich der Durchleuchtigste Musen-Fürst/ mit seiner Gefertschafft/ in unbeschreiblicher Herrlichkeit nider. Seinen Stralen-Thron gewölbte der gezwölften Thiere Kreis/ an welchem sich sonderlich/ über seinem Haubt/ der Himmel-Hammel regte/ und unzähliche Glanz-Funken aus seiner Gold-Wolle schüttelte: den doch der nahe Stier abzustossen/ mit den Feuer-Augen und Flammen-Hörnern drohete. Hingegen schienen die Neben-Gestirne zu schlummern/ indem sie mit den Blick-Blitzen ihrer gleichsam blindselnden Augen/ gleich den köstlichsten Diamanten spielten. Unten stellte sich eine blaue Wolke zu seinem Fus-schämel/ welche Iris mit ihrem Opal-Pinsel ausgezieret hatte. Er Apollo selbsten ware/ bey dieser Pracht-Herrlichkeit/ das Schauwürdigste. Seine Liecht gerollte Haar kröneten nicht nur die Scheitel/ sondern küsseten auch/ durch etliche Flatter-Lokken die Schultern. Um deren Linke er die Helfte seines Gold-Gewands geschlagen hatte/ welches sich mit der andern in dem Schos wieder samlete: gleich als ob es/ mit vereinigten Stralen glanz das Schnee-gebürge seiner obern Leibs-blösse schmelzen wolte. Zu seiner rechten Hand/ welche die Zyther hielte/ stunde seine Halb-Schwester [Spaltenumbruch] Minerva, welche sich Ihme/ als eine Kunst- und Waffen-Fürsteherin/ zu Diensten darstellte:gleich wie hingegen/ zu der linken/ der stark-dapfere Hercules, zur Beschützung/ und der behende Kunst-redner Mercurius, zur Versendung aufwärtig waren. Uber Ihn schwebte die Blumen-holdin/ Flora/ welche den bunten Reichthum aller frühen Frühlings-Kinder/ zu seiner Ergetzung/ ausstreuete/ und Ihme hiemit zugleich/ für verliehenen Wachsthum derselben/ dankete.Weil sie sich aber hierinnen etwas verschwenderisch erwiese/ und den Thron-boden mit den Ruch-reichesten Narzissen/ Zeitlosen/ Hyacinthen/ Fritillarn/ Perser-Schwerteln/ Kaiser-Kronen/ Tazeten und Violen besäete: ordneten ihr die Huldinnen etliche Flügel-Liebigen* zu/ die ihren leeren Schos nach und nach wider anfüllen musten. Eines derselben brachte auch ein/ mit allerley Kunst-zeuge döhnendes/ Frucht-horn: welches er dem grossen Kunst-Gott/ mit demütiger Ehr-bezeugung zu den Füssen legte/ und dessen Vorraht auslegte. Es hatte sich dieser Durchleuchtigste Prinz eine kleine Zeitweile mit seiner Kunst-Schwester unterredet: als der inzwischen abgetretene Mercurius wider kame/ und seinem Gebieter das Anwesen der alten Helden-Kaiserin Germania/ welche gnädige An- und Abhöre verlangte/ anmeldete. Apollo (nach dem er in der Stille mit Minerva einen kurtzen Red-Wechsel gepflogen) ertheilte gleich hierauf gedachtem Götter-Boten den Befehl: diese hohe Matron seiner Gnade zu versichern/ und sie ohnverzüglich seinem Throne zuzuführen. Teutillis, welche die Gegenwart ihrer Gebieterin/ mit Freuden von den Musen verstanden/ folgete/ mit Verlaub derselben/ diesem grossen Abgesandten/ Jener ihre Dienstbegierde schuldigst zu zeigen.

Bald hernach erschiene die hochbesagte Regentin in ihrem Kaiser-Schmuck/ vom Mercurius, und nach-begleitet von Teutillis. Ihre Kron/ die theure Haubt-bürde/ (worinnen der höchste

[Spaltenumbruch] anzuschauen/ mein Gesicht mit einem abgerissenen/ jungen Pappelblat waffnete: durch welches dünne Zärtligkeit mir folgende Wunder-Schau gegönnet wurde.

Erstlich schwange sich das geflügelte Lob-gerücht oben ab/ und stiesse/ in freyer Lufft/ etlichmal in die Trompete; welche von folgenden Inhalt hallete:

Helden/ Künstler/ säumet nicht/
höret was Euch jetzt bericht
vom Gerichte/ das Gerücht/
welches Euch das Urtheil spricht:
Der Latonen grosser Sohn/
aller Künste Haubt-Patron/
wird sich setzen auf den Thron:
auszutheilen euren Lohn.

Indem sich dieses mit dem Schall verlore/ liesse sich der Durchleuchtigste Musen-Fürst/ mit seiner Gefertschafft/ in unbeschreiblicher Herrlichkeit nider. Seinen Stralen-Thron gewölbte der gezwölften Thiere Kreis/ an welchem sich sonderlich/ über seinem Haubt/ der Himmel-Hammel regte/ und unzähliche Glanz-Funken aus seiner Gold-Wolle schüttelte: den doch der nahe Stier abzustossen/ mit den Feuer-Augen und Flammen-Hörnern drohete. Hingegen schienen die Neben-Gestirne zu schlummern/ indem sie mit den Blick-Blitzen ihrer gleichsam blindselnden Augen/ gleich den köstlichsten Diamanten spielten. Unten stellte sich eine blaue Wolke zu seinem Fus-schämel/ welche Iris mit ihrem Opal-Pinsel ausgezieret hatte. Er Apollo selbsten ware/ bey dieser Pracht-Herrlichkeit/ das Schauwürdigste. Seine Liecht gerollte Haar kröneten nicht nur die Scheitel/ sondern küsseten auch/ durch etliche Flatter-Lokken die Schultern. Um deren Linke er die Helfte seines Gold-Gewands geschlagen hatte/ welches sich mit der andern in dem Schos wieder samlete: gleich als ob es/ mit vereinigten Stralen glanz das Schnee-gebürge seiner obern Leibs-blösse schmelzen wolte. Zu seiner rechten Hand/ welche die Zyther hielte/ stunde seine Halb-Schwester [Spaltenumbruch] Minerva, welche sich Ihme/ als eine Kunst- und Waffen-Fürsteherin/ zu Diensten darstellte:gleich wie hingegen/ zu der linken/ der stark-dapfere Hercules, zur Beschützung/ und der behende Kunst-redner Mercurius, zur Versendung aufwärtig waren. Uber Ihn schwebte die Blumen-holdin/ Flora/ welche den bunten Reichthum aller frühen Frühlings-Kinder/ zu seiner Ergetzung/ ausstreuete/ und Ihme hiemit zugleich/ für verliehenen Wachsthum derselben/ dankete.Weil sie sich aber hierinnen etwas verschwenderisch erwiese/ und den Thron-boden mit den Ruch-reichesten Narzissen/ Zeitlosen/ Hyacinthen/ Fritillarn/ Perser-Schwerteln/ Kaiser-Kronen/ Tazeten und Violen besäete: ordneten ihr die Huldinnen etliche Flügel-Liebigen* zu/ die ihren leeren Schos nach und nach wider anfüllen musten. Eines derselben brachte auch ein/ mit allerley Kunst-zeuge döhnendes/ Frucht-horn: welches er dem grossen Kunst-Gott/ mit demütiger Ehr-bezeugung zu den Füssen legte/ und dessen Vorraht auslegte. Es hatte sich dieser Durchleuchtigste Prinz eine kleine Zeitweile mit seiner Kunst-Schwester unterredet: als der inzwischen abgetretene Mercurius wider kame/ und seinem Gebieter das Anwesen der alten Helden-Kaiserin Germania/ welche gnädige An- und Abhöre verlangte/ anmeldete. Apollo (nach dem er in der Stille mit Minerva einen kurtzen Red-Wechsel gepflogen) ertheilte gleich hierauf gedachtem Götter-Boten den Befehl: diese hohe Matron seiner Gnade zu versichern/ und sie ohnverzüglich seinem Throne zuzuführen. Teutillis, welche die Gegenwart ihrer Gebieterin/ mit Freuden von den Musen verstanden/ folgete/ mit Verlaub derselben/ diesem grossen Abgesandten/ Jener ihre Dienstbegierde schuldigst zu zeigen.

Bald hernach erschiene die hochbesagte Regentin in ihrem Kaiser-Schmuck/ vom Mercurius, und nach-begleitet von Teutillis. Ihre Kron/ die theure Haubt-bürde/ (worinnen der höchste

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[TA 1680, Iconologia Deorum, Ehren-Preiß [VI]/0024] anzuschauen/ mein Gesicht mit einem abgerissenen/ jungen Pappelblat waffnete: durch welches dünne Zärtligkeit mir folgende Wunder-Schau gegönnet wurde. Erstlich schwange sich das geflügelte Lob-gerücht oben ab/ und stiesse/ in freyer Lufft/ etlichmal in die Trompete; welche von folgenden Inhalt hallete: Helden/ Künstler/ säumet nicht/ höret was Euch jetzt bericht vom Gerichte/ das Gerücht/ welches Euch das Urtheil spricht: Der Latonen grosser Sohn/ aller Künste Haubt-Patron/ wird sich setzen auf den Thron: auszutheilen euren Lohn. Indem sich dieses mit dem Schall verlore/ liesse sich der Durchleuchtigste Musen-Fürst/ mit seiner Gefertschafft/ in unbeschreiblicher Herrlichkeit nider. Seinen Stralen-Thron gewölbte der gezwölften Thiere Kreis/ an welchem sich sonderlich/ über seinem Haubt/ der Himmel-Hammel regte/ und unzähliche Glanz-Funken aus seiner Gold-Wolle schüttelte: den doch der nahe Stier abzustossen/ mit den Feuer-Augen und Flammen- Hörnern drohete. Hingegen schienen die Neben-Gestirne zu schlummern/ indem sie mit den Blick-Blitzen ihrer gleichsam blindselnden Augen/ gleich den köstlichsten Diamanten spielten. Unten stellte sich eine blaue Wolke zu seinem Fus-schämel/ welche Iris mit ihrem Opal-Pinsel ausgezieret hatte. Er Apollo selbsten ware/ bey dieser Pracht-Herrlichkeit/ das Schauwürdigste. Seine Liecht gerollte Haar kröneten nicht nur die Scheitel/ sondern küsseten auch/ durch etliche Flatter-Lokken die Schultern. Um deren Linke er die Helfte seines Gold- Gewands geschlagen hatte/ welches sich mit der andern in dem Schos wieder samlete: gleich als ob es/ mit vereinigten Stralen glanz das Schnee-gebürge seiner obern Leibs-blösse schmelzen wolte. Zu seiner rechten Hand/ welche die Zyther hielte/ stunde seine Halb-Schwester Minerva, welche sich Ihme/ als eine Kunst- und Waffen- Fürsteherin/ zu Diensten darstellte:gleich wie hingegen/ zu der linken/ der stark-dapfere Hercules, zur Beschützung/ und der behende Kunst-redner Mercurius, zur Versendung aufwärtig waren. Uber Ihn schwebte die Blumen-holdin/ Flora/ welche den bunten Reichthum aller frühen Frühlings-Kinder/ zu seiner Ergetzung/ ausstreuete/ und Ihme hiemit zugleich/ für verliehenen Wachsthum derselben/ dankete.Weil sie sich aber hierinnen etwas verschwenderisch erwiese/ und den Thron-boden mit den Ruch-reichesten Narzissen/ Zeitlosen/ Hyacinthen/ Fritillarn/ Perser-Schwerteln/ Kaiser-Kronen/ Tazeten und Violen besäete: ordneten ihr die Huldinnen etliche Flügel-Liebigen * zu/ die ihren leeren Schos nach und nach wider anfüllen musten. Eines derselben brachte auch ein/ mit allerley Kunst-zeuge döhnendes/ Frucht-horn: welches er dem grossen Kunst-Gott/ mit demütiger Ehr-bezeugung zu den Füssen legte/ und dessen Vorraht auslegte. Es hatte sich dieser Durchleuchtigste Prinz eine kleine Zeitweile mit seiner Kunst-Schwester unterredet: als der inzwischen abgetretene Mercurius wider kame/ und seinem Gebieter das Anwesen der alten Helden-Kaiserin Germania/ welche gnädige An- und Abhöre verlangte/ anmeldete. Apollo (nach dem er in der Stille mit Minerva einen kurtzen Red- Wechsel gepflogen) ertheilte gleich hierauf gedachtem Götter-Boten den Befehl: diese hohe Matron seiner Gnade zu versichern/ und sie ohnverzüglich seinem Throne zuzuführen. Teutillis, welche die Gegenwart ihrer Gebieterin/ mit Freuden von den Musen verstanden/ folgete/ mit Verlaub derselben/ diesem grossen Abgesandten/ Jener ihre Dienstbegierde schuldigst zu zeigen. Bald hernach erschiene die hochbesagte Regentin in ihrem Kaiser-Schmuck/ vom Mercurius, und nach-begleitet von Teutillis. Ihre Kron/ die theure Haubt-bürde/ (worinnen der höchste * Cupido.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680, S. TA 1680, Iconologia Deorum, Ehren-Preiß [VI]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/24>, abgerufen am 21.11.2024.