Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.[Spaltenumbruch]
Velaque deducunt, geminaque ope Das Schiff stund auf der See/ als ob es angelendet/ sie stehn voll Wunder still mit doppel- Hülff erfrischt/ das Epheu hat darein Verhindernus ge- wendet/ und mit der Traubenschaar die Seegel untermischt. Er Bacchus um die Schläf mit Trauben überhänget/ führt einen langen Stab/ mit Rebenlaub bedeckt. Zu ihme haben sich die Tieger eingedrän- get; dort ihn ein Luchs/ hier ein gemahlter Panther schreckt. Die Männer sprangen auf/ aus Schre- cken oder Rasen/ der Medon wurde schwartz mit tieffge- bücktem Leib etc. Des Bacchus Schiff wird auch noch zu dieser unserer Zeit zu Rom in der Kirchen der H.Agnes/ so vor Zeiten dem Bacchus gewiedmet war/ durch ein Sinnbild ausgedruckt gesehen. Von diesem nun dichten die Poeten/ er sey/ als er noch ein Kind gewesen/ von den Parcen mit Schlangen umwickelt worden/ die ihm übers Angesicht und den Leib krochen/ und ihn gleichwol im geringsten nicht verletzten. Schlangen thun dem Bacchus keinen Schaden. Derowegen die Bacchae/ so seines Gottesdiensts pflegten/ mit den Schlangen ohne alle Furcht und Scheu einiger Gefahr umgiengen/ wie solches Plutarchus in deß Alexanders Leben bezeuget/ da er von der Olympia/ deß Alexanders Mutter/ redet/ als welche/ wie man sagte/ von einer Schlangen geschwängert worden seyn solle: welches man [Spaltenumbruch] auch von des Scipions Mutter geglaubt dann/ wie eben dieser Plutarchus erzehlet/ so soll man zum öfftern eine Schlange sich in ihre Schlaffkammer zu verfügen gesehen haben. Hierauf deutete die Gewonheit/ welche (wie wir droben aus dem Poeten Catullus erzehlt/) die Alten bey deß Bacchus Gottesdienste zu haben pflegen/ da deß Bacchus Junger gerrissener Stier in deß Bacchus Gottesdienst. Priester oder Bediente sich mit Schlangen umwunden; an welchem Orte auch noch folget/ daß sie die Stück und Glieder eines jungen zerrissenen Stiers in die Höhe geworffen: dann vom Pentheus/ dem Thebanischen Könige/ schreibt man/ daß er den Bacchus verspottet/ und dabey/ ihn durch Gottesdienst zu verehren/ verbotten habe/ welche Schmach Bacchus solcher Gestalt gerochen: Er verschaffte/ daß seiner Mutter/ und andern Weibern/ die sein Fest begiengen/ der jenige Stier/ oder wie Ovidius erzehlt/ das wilde Schwein erschiene/ der/ oder welches/ den Gottesdienst zu stöhren/ herzu lieffe; dahero sie allesamt drauf los stürmeten/ und in Stücken rissen/ die sie hernach hin und wieder Lauffende vorzeigten: dessen Gedächtnus zu verneuren/ hernach sie bey dem jährlichen Bacchus-Feste einen jungen Stier zerrissen/ und die Stücke mit sich umher trugen. Wormit sie vielleicht dahin sahen/ daß man sich dessen erinneren sollte/ was Typhon wider den Osiris ist bey den Egyptern/ was Bacchus bey den Griechen. Osiris begangen hatte; dieweil Osiris bey den Egyptiern eben das/ was Bacchus bey den Griechen war. Dannenhero der Poet Tibullus in seinem I Buch von ihm also singet: Primus aratra manu sollerti fecit Osiris, Et teneram ferro sollicitavit hu- mum. Primus inexpertae commisit semi- na terrae, Pomaque non notis legit ab ar- boribus. Hic docuit teneram palis adjunge- re vitem, Hic viridem dura caedere falce comam. Illi jucundos primum matura sapo- res Expressa incultis uva dedit pe- dibus. Osiris macht zu erst den Pflug mit seinen Händen/ und zeigte wie man sollt die Erd mit Eisen wenden. Er hat zu erst der Erd den Saamen anvertraut/ Und Obst auf einen Baum/ der nicht bekandt/ gebaut. [Spaltenumbruch]
Velaque deducunt, geminaque ope Das Schiff stund auf der See/ als ob es angelendet/ sie stehn voll Wunder still mit doppel- Hülff erfrischt/ das Epheu hat darein Verhindernus ge- wendet/ und mit der Traubenschaar die Seegel untermischt. Er Bacchus um die Schläf mit Trauben überhänget/ führt einen langen Stab/ mit Rebenlaub bedeckt. Zu ihme haben sich die Tieger eingedrän- get; dort ihn ein Luchs/ hier ein gemahlter Panther schreckt. Die Männer sprangen auf/ aus Schre- cken oder Rasen/ der Medon wurde schwartz mit tieffge- bücktem Leib etc. Des Bacchus Schiff wird auch noch zu dieser unserer Zeit zu Rom in der Kirchen der H.Agnes/ so vor Zeiten dem Bacchus gewiedmet war/ durch ein Sinnbild ausgedruckt gesehen. Von diesem nun dichten die Poeten/ er sey/ als er noch ein Kind gewesen/ von den Parcen mit Schlangen umwickelt worden/ die ihm übers Angesicht und den Leib krochen/ und ihn gleichwol im geringsten nicht verletzten. Schlangen thun dem Bacchus keinen Schaden. Derowegen die Bacchae/ so seines Gottesdiensts pflegten/ mit den Schlangen ohne alle Furcht und Scheu einiger Gefahr umgiengen/ wie solches Plutarchus in deß Alexanders Leben bezeuget/ da er von der Olympia/ deß Alexanders Mutter/ redet/ als welche/ wie man sagte/ von einer Schlangen geschwängert worden seyn solle: welches man [Spaltenumbruch] auch von des Scipions Mutter geglaubt dann/ wie eben dieser Plutarchus erzehlet/ so soll man zum öfftern eine Schlange sich in ihre Schlaffkammer zu verfügen gesehen haben. Hierauf deutete die Gewonheit/ welche (wie wir droben aus dem Poeten Catullus erzehlt/) die Alten bey deß Bacchus Gottesdienste zu haben pflegen/ da deß Bacchus Junger gerrissener Stier in deß Bacchus Gottesdienst. Priester oder Bediente sich mit Schlangen umwunden; an welchem Orte auch noch folget/ daß sie die Stück und Glieder eines jungen zerrissenen Stiers in die Höhe geworffen: dann vom Pentheus/ dem Thebanischen Könige/ schreibt man/ daß er den Bacchus verspottet/ und dabey/ ihn durch Gottesdienst zu verehren/ verbotten habe/ welche Schmach Bacchus solcher Gestalt gerochen: Er verschaffte/ daß seiner Mutter/ und andern Weibern/ die sein Fest begiengen/ der jenige Stier/ oder wie Ovidius erzehlt/ das wilde Schwein erschiene/ der/ oder welches/ den Gottesdienst zu stöhren/ herzu lieffe; dahero sie allesamt drauf los stürmeten/ und in Stücken rissen/ die sie hernach hin und wieder Lauffende vorzeigten: dessen Gedächtnus zu verneuren/ hernach sie bey dem jährlichen Bacchus-Feste einen jungen Stier zerrissen/ und die Stücke mit sich umher trugen. Wormit sie vielleicht dahin sahen/ daß man sich dessen erinneren sollte/ was Typhon wider den Osiris ist bey den Egyptern/ was Bacchus bey den Griechen. Osiris begangen hatte; dieweil Osiris bey den Egyptiern eben das/ was Bacchus bey den Griechen war. Dannenhero der Poet Tibullus in seinem I Buch von ihm also singet: Primus aratra manu sollerti fecit Osiris, Et teneram ferro sollicitavit hu- mum. Primus inexpertae commisit semi- na terrae, Pomaque non notis legit ab ar- boribus. Hic docuit teneram palis adjunge- re vitem, Hic viridem dura caedere falce comam. Illi jucundos primum matura sapo- res Expressa incultis uva dedit pe- dibus. Osiris macht zu erst den Pflug mit seinen Händen/ und zeigte wie man sollt die Erd mit Eisen wenden. 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Wormit sie vielleicht dahin sahen/ daß man sich dessen erinneren sollte/ was <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-103 http://d-nb.info/gnd/118803077 http://viaf.org/viaf/40174682">Typhon</persName> wider den <note xml:id="n1513.3" place="right"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-104 http://d-nb.info/gnd/118747770 http://viaf.org/viaf/32792119">Osiris</persName> ist bey den Egyptern/ was <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-133 http://d-nb.info/gnd/118651439 http://viaf.org/viaf/27864934">Bacchus</persName> bey den Griechen.</note> <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-104 http://d-nb.info/gnd/118747770 http://viaf.org/viaf/32792119">Osiris</persName> begangen hatte; dieweil <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-104 http://d-nb.info/gnd/118747770 http://viaf.org/viaf/32792119">Osiris</persName> bey den Egyptiern eben das/ was <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-133 http://d-nb.info/gnd/118651439 http://viaf.org/viaf/27864934">Bacchus</persName> bey den Griechen war. 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Velaque deducunt, geminaque ope
currere tentant:
Impediunt hederae remos, nexuque
recurvo
Serpunt, & gravidis distingunt ve-
la corymbis.
Ipse racemiferis frontem circum-
datus uvis,
Pampineis agitat velatam frondi-
bus hastam:
Quem circa tigres, simulacraque
inania lyncum,
Pictarumque jacent fera corpora
pantherarum.
Exiliêre viri, sive hoc insania fecit,
Sive timor, primusque Medon ni-
grescere pinnis
Corpore depresso, & spinae curva-
mine flecti
Incipit &c.
Das Schiff stund auf der See/ als ob es
angelendet/
sie stehn voll Wunder still mit doppel-
Hülff erfrischt/
das Epheu hat darein Verhindernus ge-
wendet/
und mit der Traubenschaar die Seegel
untermischt.
Er Bacchus um die Schläf mit Trauben
überhänget/
führt einen langen Stab/ mit Rebenlaub
bedeckt.
Zu ihme haben sich die Tieger eingedrän-
get;
dort ihn ein Luchs/ hier ein gemahlter
Panther schreckt.
Die Männer sprangen auf/ aus Schre-
cken oder Rasen/
der Medon wurde schwartz mit tieffge-
bücktem Leib etc.
Des Bacchus Schiff wird auch noch zu dieser unserer Zeit zu Rom in der Kirchen der H.Agnes/ so vor Zeiten dem Bacchus gewiedmet war/ durch ein Sinnbild ausgedruckt gesehen. Von diesem nun dichten die Poeten/ er sey/ als er noch ein Kind gewesen/ von den Parcen mit Schlangen umwickelt worden/ die ihm übers Angesicht und den Leib krochen/ und ihn gleichwol im geringsten nicht verletzten. Derowegen die Bacchae/ so seines Gottesdiensts pflegten/ mit den Schlangen ohne alle Furcht und Scheu einiger Gefahr umgiengen/ wie solches Plutarchus in deß Alexanders Leben bezeuget/ da er von der Olympia/ deß Alexanders Mutter/ redet/ als welche/ wie man sagte/ von einer Schlangen geschwängert worden seyn solle: welches man
auch von des Scipions Mutter geglaubt dann/ wie eben dieser Plutarchus erzehlet/ so soll man zum öfftern eine Schlange sich in ihre Schlaffkammer zu verfügen gesehen haben. Hierauf deutete die Gewonheit/ welche (wie wir droben aus dem Poeten Catullus erzehlt/) die Alten bey deß Bacchus Gottesdienste zu haben pflegen/ da deß Bacchus Priester oder Bediente sich mit Schlangen umwunden; an welchem Orte auch noch folget/ daß sie die Stück und Glieder eines jungen zerrissenen Stiers in die Höhe geworffen: dann vom Pentheus/ dem Thebanischen Könige/ schreibt man/ daß er den Bacchus verspottet/ und dabey/ ihn durch Gottesdienst zu verehren/ verbotten habe/ welche Schmach Bacchus solcher Gestalt gerochen: Er verschaffte/ daß seiner Mutter/ und andern Weibern/ die sein Fest begiengen/ der jenige Stier/ oder wie Ovidius erzehlt/ das wilde Schwein erschiene/ der/ oder welches/ den Gottesdienst zu stöhren/ herzu lieffe; dahero sie allesamt drauf los stürmeten/ und in Stücken rissen/ die sie hernach hin und wieder Lauffende vorzeigten: dessen Gedächtnus zu verneuren/ hernach sie bey dem jährlichen Bacchus-Feste einen jungen Stier zerrissen/ und die Stücke mit sich umher trugen. Wormit sie vielleicht dahin sahen/ daß man sich dessen erinneren sollte/ was Typhon wider den Osiris begangen hatte; dieweil Osiris bey den Egyptiern eben das/ was Bacchus bey den Griechen war. Dannenhero der Poet Tibullus in seinem I Buch von ihm also singet:
Schlangen thun dem Bacchus keinen Schaden.
Junger gerrissener Stier in deß Bacchus Gottesdienst.
Osiris ist bey den Egyptern/ was Bacchus bey den Griechen.Primus aratra manu sollerti fecit
Osiris,
Et teneram ferro sollicitavit hu-
mum.
Primus inexpertae commisit semi-
na terrae,
Pomaque non notis legit ab ar-
boribus.
Hic docuit teneram palis adjunge-
re vitem,
Hic viridem dura caedere falce
comam.
Illi jucundos primum matura sapo-
res
Expressa incultis uva dedit pe-
dibus.
Osiris macht zu erst den Pflug mit seinen
Händen/
und zeigte wie man sollt die Erd mit Eisen
wenden.
Er hat zu erst der Erd den Saamen
anvertraut/
Und Obst auf einen Baum/ der nicht
bekandt/ gebaut.
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Zitationshilfe: | Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680, S. TA 1680, Iconologia Deorum, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/235>, abgerufen am 16.02.2025. |