Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.[Spaltenumbruch] habe; daher die Athenienser aus silbernen auf Hörner-Art gemachten Bechern getruncken. Einige wollen/ deß Bacchus Hörner seyen die Haarlocken/ die zu beyden Seiten deß Haupts neben den Ohren herunter gehangen/ da das Haupt sonst über und über kahl gewesen/ wie man auf dergleichen Art noch heut zu Tage die Armenische Priester einher gehen siehet. So schreibet man auch/ daß der König Lysimachus mit Hörnern gebildet worden/ Bacchus hat lange Haar gehabt. wie man solches annoch in alten Schau-Müntzen sehen kan. Ja auch deß Seleucus Nicanors Statua oder Bildnus ist gehörnt vorhanden/ und zwar/ wie Suidas erzehlet/ aus der Ursache/ dieweil er einen Stier/ der vom Altar weggelauffen/ als Alexander ihn opffern wollen/ bey den Hörnern ergriffen/ und wieder dahin geführt habe. Daß aber Bacchus lange Haar gehabt habe/ weiset Seneca in Oedipo, allwo er den Chor also redend einführet: Effusam redimite comam, nutante chorymbo, Mollia Nysaeis armate brachia Thyrsis &c. Lasst eure langen Haar mit Trauben über- decken/ und waffnet eure Händ mit dem belaubten Stecken. Bisweilen pflegte man ihm einen Weiber-Habit anzulegen/ wie beym Philostratus in der Ariadna Bildnus zu sehen/ wann er ihn/ zur Ariadna reisend/ in einem langen Purpur-Rock bekleidet/ und mit den schönsten Rosen Deß Bacchus Gesellschafft. umkräntzet beschreibet: es begleiteten ihn neben einigen Weibern/ so die Bacchae genennt wurden/ die Nymphen/ Silenen/ Satyren/ Faunen/ Sylvanen/ und seine andere Bediente/ die/ wie Strabo erzehlet/ auf der Insul Creta vom Daedalus in einen Marmorstein eingehauen gewesen. Diese alle eignet Catullus/ im Hochzeitliede deß Peleus und der Thetis/ dem Bacchus zu Begleiterinnen zu. Seine Worte hiervon sind diese: Horum pars tecta quatiebant cuspi- de thyrsos; Pars e divulso jactabant membra ju- venco; Pars sese tortis serpentibus incinge- bant; Pars obscura cavis celebrabant or- gia ciftis, Orgia, quae frustra cupiunt audire profani: [Spaltenumbruch] Plangebant alii proceris tympana palmis, Aut tereti tenues tinnitus aere cie- bant; Multi raucisonis efflabant cornua bombis, Barbaraque horribili stridebat tibia cantu. Ein Theil derselben schwung/ mit der ver- borgnen Spitzen/ die langen Stöck; ein Theil warff junge Glieder aus von dem zerrissnen Stier; ein Theil man sahe schwitzen den Schlangen untermängt; ein Theil begieng den Schmaus/ Den Schmaus/ den gar umsonst die nicht geweyht begehren; Ein Theil macht mit der Hand den brum- mer-Paucken-Hall. Ein Theil mit kleinem Ertz/ auch kleinen Hall lässt hören/ Viel blasen in das Horn mit einem heissern Schall/ und eine wilde Pfeiff pflegt jämmerlich zu rüllen/ so/ daß das Schreck-Gethön die Lufft gieng zu erfüllen/ und die zu streichen durch. Diß waren deß Bacchus Geheimnussen/ so an denen ihm zu Ehren geordneten Fest- und Feyer-Tägen begangen wurden/ und zwar auf diese Weise: Erstlich ward vornenher getragen eine Flasche voll Wein/ mit Rebblättern umwunden/ hiernächst folgte der/ so den Bock führte/ welchem nachgienge derjenige/ so das männliche Schaamglied trug. Also beschreibet Plutarchus dieses Gepräng/ wann er von deß Reichthums Begierde redet/ welche/ durch diesen elenden und einfältigen Gebrauch/ den man auch auf dem Bacchus-Feste zu gering achtete/ guldne Gefässe/ einen köstlichen Habit/ und kostbare Wägen eingeführt/ wie Athenaeus vorgiebt/ da er meldet/ daß das Bacchus-Fest von dem Ptolomaeus Philadelphus aufs Wanne dem Bacchus geheiliget. prächtigste begangen worden. In deß Bacchus Gepränge pflegte man eine Wanne einher zu tragen/ die ihm auch geheiligt ward; dann man vor Alters/ wie Servius meldet/ darfür gehalten/ deß Bacchus Geheimnussen dienten zur Reinigung deß Gemüts; eben wie die Wanne oder Wurffschauffel den Waitzen zu Trunckenheit deß Bacchus Geheimnus reinigen erfunden worden. Buccatius schreibet/ es geschehe solche Reinigung/ nach ettlicher Meinung/ durch die Trunckenheit/ als welche deß Bacchus Geheimnus ist; dann wann deren Gewalt oder Ungestümmigkeit durch ein Erbrechen/ oder auf andere Weise vertobet/ und das Gemüt wieder zur Ruhe gebracht worden/ so scheinet der Mensch aller vorher [Spaltenumbruch] habe; daher die Athenienser aus silbernen auf Hörner-Art gemachten Bechern getruncken. Einige wollen/ deß Bacchus Hörner seyen die Haarlocken/ die zu beyden Seiten deß Haupts neben den Ohren herunter gehangen/ da das Haupt sonst über und über kahl gewesen/ wie man auf dergleichen Art noch heut zu Tage die Armenische Priester einher gehen siehet. So schreibet man auch/ daß der König Lysimachus mit Hörnern gebildet worden/ Bacchus hat lange Haar gehabt. wie man solches annoch in alten Schau-Müntzen sehen kan. Ja auch deß Seleucus Nicanors Statua oder Bildnus ist gehörnt vorhanden/ und zwar/ wie Suidas erzehlet/ aus der Ursache/ dieweil er einen Stier/ der vom Altar weggelauffen/ als Alexander ihn opffern wollen/ bey den Hörnern ergriffen/ und wieder dahin geführt habe. Daß aber Bacchus lange Haar gehabt habe/ weiset Seneca in Oedipo, allwo er den Chor also redend einführet: Effusam redimite comam, nutante chorymbo, Mollia Nysaeis armate brachia Thyrsis &c. Lasst eure langen Haar mit Trauben über- decken/ und waffnet eure Händ mit dem belaubten Stecken. Bisweilen pflegte man ihm einen Weiber-Habit anzulegen/ wie beym Philostratus in der Ariadna Bildnus zu sehen/ wann er ihn/ zur Ariadna reisend/ in einem langen Purpur-Rock bekleidet/ und mit den schönsten Rosen Deß Bacchus Gesellschafft. umkräntzet beschreibet: es begleiteten ihn neben einigen Weibern/ so die Bacchae genennt wurden/ die Nymphen/ Silenen/ Satyren/ Faunen/ Sylvanen/ und seine andere Bediente/ die/ wie Strabo erzehlet/ auf der Insul Creta vom Daedalus in einen Marmorstein eingehauen gewesen. Diese alle eignet Catullus/ im Hochzeitliede deß Peleus und der Thetis/ dem Bacchus zu Begleiterinnen zu. Seine Worte hiervon sind diese: Horum pars tecta quatiebant cuspi- de thyrsos; Pars è divulso jactabant membra ju- venco; Pars sese tortis serpentibus incinge- bant; Pars obscura cavis celebrabant or- gia ciftis, Orgia, quae frustra cupiunt audire profani: [Spaltenumbruch] Plangebant alii proceris tympana palmis, Aut tereti tenues tinnitus aere cie- bant; Multi raucisonis efflabant cornua bombis, Barbaraque horribili stridebat tibia cantu. Ein Theil derselben schwung/ mit der ver- borgnen Spitzen/ die langen Stöck; ein Theil warff junge Glieder aus von dem zerrissnen Stier; ein Theil man sahe schwitzen den Schlangen untermängt; ein Theil begieng den Schmaus/ Den Schmaus/ den gar umsonst die nicht geweyht begehren; Ein Theil macht mit der Hand den brum- mer-Paucken-Hall. Ein Theil mit kleinem Ertz/ auch kleinen Hall lässt hören/ Viel blasen in das Horn mit einem heissern Schall/ und eine wilde Pfeiff pflegt jämmerlich zu rüllen/ so/ daß das Schreck-Gethön die Lufft gieng zu erfüllen/ und die zu streichen durch. Diß waren deß Bacchus Geheimnussen/ so an denen ihm zu Ehren geordneten Fest- und Feyer-Tägen begangen wurden/ und zwar auf diese Weise: Erstlich ward vornenher getragen eine Flasche voll Wein/ mit Rebblättern umwunden/ hiernächst folgte der/ so den Bock führte/ welchem nachgienge derjenige/ so das männliche Schaamglied trug. Also beschreibet Plutarchus dieses Gepräng/ wann er von deß Reichthums Begierde redet/ welche/ durch diesen elenden und einfältigen Gebrauch/ den man auch auf dem Bacchus-Feste zu gering achtete/ guldne Gefässe/ einen köstlichen Habit/ und kostbare Wägen eingeführt/ wie Athenaeus vorgiebt/ da er meldet/ daß das Bacchus-Fest von dem Ptolomaeus Philadelphus aufs Wanne dem Bacchus geheiliget. prächtigste begangen worden. In deß Bacchus Gepränge pflegte man eine Wanne einher zu tragen/ die ihm auch geheiligt ward; dann man vor Alters/ wie Servius meldet/ darfür gehalten/ deß Bacchus Geheimnussen dienten zur Reinigung deß Gemüts; eben wie die Wanne oder Wurffschauffel den Waitzen zu Trunckenheit deß Bacchus Geheimnus reinigen erfunden worden. Buccatius schreibet/ es geschehe solche Reinigung/ nach ettlicher Meinung/ durch die Trunckenheit/ als welche deß Bacchus Geheimnus ist; dann wann deren Gewalt oder Ungestümmigkeit durch ein Erbrechen/ oder auf andere Weise vertobet/ und das Gemüt wieder zur Ruhe gebracht worden/ so scheinet der Mensch aller vorher <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div xml:id="d1505.1"> <p><pb facs="#f0231" xml:id="pb-1509" n="TA 1680, Iconologia Deorum, S. 149"/><cb/> habe; daher die Athenienser aus silbernen auf Hörner-Art gemachten Bechern getruncken.</p> <p>Einige wollen/ deß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-133 http://d-nb.info/gnd/118651439 http://viaf.org/viaf/27864934">Bacchus</persName> Hörner seyen die Haarlocken/ die zu beyden Seiten deß Haupts neben den Ohren herunter gehangen/ da das Haupt sonst über und über kahl gewesen/ wie man auf dergleichen Art noch heut zu Tage die Armenische Priester einher gehen siehet. 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Also beschreibet <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-343 http://d-nb.info/gnd/118595237 http://viaf.org/viaf/32140876">Plutarchus</persName> dieses Gepräng/ wann er von deß Reichthums Begierde redet/ welche/ durch diesen elenden und einfältigen Gebrauch/ den man auch auf dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-133 http://d-nb.info/gnd/118651439 http://viaf.org/viaf/27864934">Bacchus</persName>-Feste zu gering achtete/ guldne Gefässe/ einen köstlichen Habit/ und kostbare Wägen eingeführt/ wie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2040 http://d-nb.info/gnd/118650815 http://viaf.org/viaf/100169636">Athenaeus</persName> vorgiebt/ da er meldet/ daß das <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-133 http://d-nb.info/gnd/118651439 http://viaf.org/viaf/27864934">Bacchus</persName>-Fest von dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3993 http://d-nb.info/gnd/11879356X http://viaf.org/viaf/42634080">Ptolomaeus Philadelphus</persName> aufs <note xml:id="n1509.3" place="right">Wanne dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-133 http://d-nb.info/gnd/118651439 http://viaf.org/viaf/27864934">Bacchus</persName> geheiliget.</note> prächtigste begangen worden. 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habe; daher die Athenienser aus silbernen auf Hörner-Art gemachten Bechern getruncken.
Einige wollen/ deß Bacchus Hörner seyen die Haarlocken/ die zu beyden Seiten deß Haupts neben den Ohren herunter gehangen/ da das Haupt sonst über und über kahl gewesen/ wie man auf dergleichen Art noch heut zu Tage die Armenische Priester einher gehen siehet. So schreibet man auch/ daß der König Lysimachus mit Hörnern gebildet worden/ wie man solches annoch in alten Schau-Müntzen sehen kan. Ja auch deß Seleucus Nicanors Statua oder Bildnus ist gehörnt vorhanden/ und zwar/ wie Suidas erzehlet/ aus der Ursache/ dieweil er einen Stier/ der vom Altar weggelauffen/ als Alexander ihn opffern wollen/ bey den Hörnern ergriffen/ und wieder dahin geführt habe. Daß aber Bacchus lange Haar gehabt habe/ weiset Seneca in Oedipo, allwo er den Chor also redend einführet:
Bacchus hat lange Haar gehabt.Effusam redimite comam, nutante
chorymbo,
Mollia Nysaeis armate brachia
Thyrsis &c.
Lasst eure langen Haar mit Trauben über-
decken/
und waffnet eure Händ mit dem belaubten
Stecken.
Bisweilen pflegte man ihm einen Weiber-Habit anzulegen/ wie beym Philostratus in der Ariadna Bildnus zu sehen/ wann er ihn/ zur Ariadna reisend/ in einem langen Purpur-Rock bekleidet/ und mit den schönsten Rosen umkräntzet beschreibet: es begleiteten ihn neben einigen Weibern/ so die Bacchae genennt wurden/ die Nymphen/ Silenen/ Satyren/ Faunen/ Sylvanen/ und seine andere Bediente/ die/ wie Strabo erzehlet/ auf der Insul Creta vom Daedalus in einen Marmorstein eingehauen gewesen. Diese alle eignet Catullus/ im Hochzeitliede deß Peleus und der Thetis/ dem Bacchus zu Begleiterinnen zu. Seine Worte hiervon sind diese:
Deß Bacchus Gesellschafft.Horum pars tecta quatiebant cuspi-
de thyrsos;
Pars è divulso jactabant membra ju-
venco;
Pars sese tortis serpentibus incinge-
bant;
Pars obscura cavis celebrabant or-
gia ciftis,
Orgia, quae frustra cupiunt audire
profani:
Plangebant alii proceris tympana
palmis,
Aut tereti tenues tinnitus aere cie-
bant;
Multi raucisonis efflabant cornua
bombis,
Barbaraque horribili stridebat tibia
cantu.
Ein Theil derselben schwung/ mit der ver-
borgnen Spitzen/
die langen Stöck; ein Theil warff junge
Glieder aus
von dem zerrissnen Stier; ein Theil man
sahe schwitzen
den Schlangen untermängt; ein Theil
begieng den Schmaus/
Den Schmaus/ den gar umsonst die nicht
geweyht begehren;
Ein Theil macht mit der Hand den brum-
mer-Paucken-Hall.
Ein Theil mit kleinem Ertz/ auch kleinen
Hall lässt hören/
Viel blasen in das Horn mit einem heissern
Schall/
und eine wilde Pfeiff pflegt jämmerlich zu
rüllen/
so/ daß das Schreck-Gethön die Lufft
gieng zu erfüllen/
und die zu streichen durch.
Diß waren deß Bacchus Geheimnussen/ so an denen ihm zu Ehren geordneten Fest- und Feyer-Tägen begangen wurden/ und zwar auf diese Weise: Erstlich ward vornenher getragen eine Flasche voll Wein/ mit Rebblättern umwunden/ hiernächst folgte der/ so den Bock führte/ welchem nachgienge derjenige/ so das männliche Schaamglied trug. Also beschreibet Plutarchus dieses Gepräng/ wann er von deß Reichthums Begierde redet/ welche/ durch diesen elenden und einfältigen Gebrauch/ den man auch auf dem Bacchus-Feste zu gering achtete/ guldne Gefässe/ einen köstlichen Habit/ und kostbare Wägen eingeführt/ wie Athenaeus vorgiebt/ da er meldet/ daß das Bacchus-Fest von dem Ptolomaeus Philadelphus aufs prächtigste begangen worden. In deß Bacchus Gepränge pflegte man eine Wanne einher zu tragen/ die ihm auch geheiligt ward; dann man vor Alters/ wie Servius meldet/ darfür gehalten/ deß Bacchus Geheimnussen dienten zur Reinigung deß Gemüts; eben wie die Wanne oder Wurffschauffel den Waitzen zu reinigen erfunden worden. Buccatius schreibet/ es geschehe solche Reinigung/ nach ettlicher Meinung/ durch die Trunckenheit/ als welche deß Bacchus Geheimnus ist; dann wann deren Gewalt oder Ungestümmigkeit durch ein Erbrechen/ oder auf andere Weise vertobet/ und das Gemüt wieder zur Ruhe gebracht worden/ so scheinet der Mensch aller vorher
Wanne dem Bacchus geheiliget.
Trunckenheit deß Bacchus Geheimnus
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