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Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.

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[Spaltenumbruch] mit Opfern/ bey den Altären sehr beschäfftigt; andere kamen vor den Thoren mit höltzernen Keulen zusammen; wider welche die/ so auf das Fest kommen waren/ mit Stecken fochten/ und trachteten deß Martis Bildnus/ so in einem verguldeten Tabernacul beschlossen/ auf einem Wagen stunde/ in den Tempel einzuführen; weil sich aber die Priester gewaltig darwider setzten/ entstunde unter ihnen ein ziemlicher Streit/ also daß sie einander mit ihren Stecken tapfer herumschmissen/ bis endlich die/ so draussen waren/ die Wächter wegtrieben/ und den Wagen hinein schoben. Und obwol viel mit Stecken und Keulen gewaltig geschlagen wurden/ lieset man doch nicht/ daß jemals einiger darüber gestorben oder erschlagen worden. Die Ursach dieser lächerlichen Gewonheit solle diese gewesen seyn/ weil nemlich Mars/ da seine Mutter in diesem Tempel gewohnet/ als ihr nunmehr erwachsner Sohn/ in Willens sich mit ihr zu vermischen/ dahin kommen/ und aber von den Priestern/ so/ ungeachtet sie ihn nicht kenneten/ einen Argwohn hatten/ hieran gehindert worden: Gleichwol sey er/ nachdem er aus dem benachbarten Städtlein mit Mannschafft sich ziemlich verstärckt gehabt/ bald hierauf wiederkommen/ habe die Priester übel empfangen/ sey in den Tempel eingedrungen/ und habe seine Mutter zu schänden keinen Scheu getragen. Ob diese Fabel etwas Geheimes in sich halte/ ist mir unbewust; gewiß ists/ daß Herodotus von der Bedeutung derselben nichts gemeldet.

Fast dergleichen Gewonheit wird von ihm in der Minerva Tempel gebräuchlich zu seyn gemeldet; welche wir zu erzehlen nicht Umbgang nehmen können/ aufdaß/ gleichwie [Spaltenumbruch] wir von derselben die Handlung dieses Bildes angefangen/ wir sie auch mit ihr enden mögen. Es verhielte sich aber dieselbe folgender Fest der Minerva. Gestalt: Es pflegten um den Tritonischen Sumpf/ der in Affrica ligt/ jährlich auf einem gewissen Tag alle Jungfrauen an einem Orte selbiger Landschafft zusammen zu kommen/ allda sich in zween Hauffen zu theilen/ und mit Stecken und Steinen tapffer aufeinander loszuschlagen und zu werffen; welche sich nun hierinnen/ der übrigen Urtheil nach/ am tapffersten erwiesen/ die ward von den andern abgesondert/ mit Kriegswaffen angethan/ auf einen Wagen gesetzt/ und mit grossem Pomp um den Sumpf herum geführt: die aber in diesem Treffen geblieben waren/ und das Leben eingebüsset hatten/ wurden in Verdacht gehalten/ als ob sie ihre Ehre nicht beobachtet hätten/ und deßwegen durch Verordnung der Minerva umkommen wären/ Minerva eine Jungfrau. dieweil nämlich selbige allzeit eine Jungfer solle geblieben seyn; angesehen die wahre Weisheit/ welche die Minerva vorbildet/ niemals einigen Mackel gehabt/ sondern jederzeit rein und unbefleckt verharret. Derhalben in der Minerva Tempel lauter reine Opfer/ als da sind die Lämmer/ ein weisser Stier/ und eine junge Kuh/ die noch nie unters Joch kommen war/ mit überguldeten Hörnern/ gebraucht werden musten; um hierdurch anzuweisen/ daß die Jungfrauschafft nicht unter das Joch der Unkeuschheit gebracht werden solle/ sondern rein und unbeflecket bleiben müsse.



Bacchus. [Spaltenumbruch]

Bacchus. PLATTE Q.OBwol aus denen Historien offenbar/ daß Bacchus ein sehr tapfferer Kriegs-General gewesen/ der viel Nationen durch seine Waffen überwunden; so ist er doch nicht so sehr wegen seiner herrlichen Thaten von den Alten berühmt/ als daß man ihn vor einen Erfinder deß Weins gehalten. Dannenhero er auch für einen Gott geehret/ und nicht allein Bacchus/ sondern auch Dionysius/ Liber Pater/ Lenäus/ Lyäus genennt worden; mit welchen Namen die Alten die unterschiedliche Wirckungen deß Weins in uns ausgedruckt/ wie wir nachgehends bey Gelegenheit erzehlen wollen.

Sein Bildnus hat man vor Alters auf unterschiedene Weise vorgestellet; dann er unterweilen[Spaltenumbruch] eines Knaben/ bisweilen eines Jünglings/ öffters auch eines alten Manns Gestalt präsentirte; bald wurde er nackend/ bald mit Kleidern umhüllet gesehen; ingleichen hat man ihn bisweilen mit einem Wagen/ bisweilen auch ohne Wagen vorgestellet. Dahero Philostratus in der Ariadna Bildnus schreibet/ es sey Bacchus durch viel Merckzeichen zu erkennen gewesen; dann der Epheu-Krantz mit seinen Beerlein/ wie auch die zwey Hörner/ so aus denen beyden Schläfen hervor zu wachsen scheinen/ ingleichen ein Leopard/ so darneben steht/ den Bacchus anzudeuten Bacchus für den Wein genommen. pflegen. Und diese Dinge allesamt haben ihr Absehen auf die Natur deß Weins/ als der unter deß Bacchus Namen von den Poeten vorgebildet wird; weil sie ihn/ wie kurtz vorher gedacht worden/ für den Erfinder deß Weins

[Spaltenumbruch] mit Opfern/ bey den Altären sehr beschäfftigt; andere kamen vor den Thoren mit höltzernen Keulen zusammen; wider welche die/ so auf das Fest kommen waren/ mit Stecken fochten/ und trachteten deß Martis Bildnus/ so in einem verguldeten Tabernacul beschlossen/ auf einem Wagen stunde/ in den Tempel einzuführen; weil sich aber die Priester gewaltig darwider setzten/ entstunde unter ihnen ein ziemlicher Streit/ also daß sie einander mit ihren Stecken tapfer herumschmissen/ bis endlich die/ so draussen waren/ die Wächter wegtrieben/ und den Wagen hinein schoben. Und obwol viel mit Stecken und Keulen gewaltig geschlagen wurden/ lieset man doch nicht/ daß jemals einiger darüber gestorben oder erschlagen worden. Die Ursach dieser lächerlichen Gewonheit solle diese gewesen seyn/ weil nemlich Mars/ da seine Mutter in diesem Tempel gewohnet/ als ihr nunmehr erwachsner Sohn/ in Willens sich mit ihr zu vermischen/ dahin kommen/ und aber von den Priestern/ so/ ungeachtet sie ihn nicht kenneten/ einen Argwohn hatten/ hieran gehindert worden: Gleichwol sey er/ nachdem er aus dem benachbarten Städtlein mit Mannschafft sich ziemlich verstärckt gehabt/ bald hierauf wiederkommen/ habe die Priester übel empfangen/ sey in den Tempel eingedrungen/ und habe seine Mutter zu schänden keinen Scheu getragen. Ob diese Fabel etwas Geheimes in sich halte/ ist mir unbewust; gewiß ists/ daß Herodotus von der Bedeutung derselben nichts gemeldet.

Fast dergleichen Gewonheit wird von ihm in der Minerva Tempel gebräuchlich zu seyn gemeldet; welche wir zu erzehlen nicht Umbgang nehmen können/ aufdaß/ gleichwie [Spaltenumbruch] wir von derselben die Handlung dieses Bildes angefangen/ wir sie auch mit ihr enden mögen. Es verhielte sich aber dieselbe folgender Fest der Minerva. Gestalt: Es pflegten um den Tritonischen Sumpf/ der in Affrica ligt/ jährlich auf einem gewissen Tag alle Jungfrauen an einem Orte selbiger Landschafft zusammen zu kommen/ allda sich in zween Hauffen zu theilen/ und mit Stecken und Steinen tapffer aufeinander loszuschlagen und zu werffen; welche sich nun hierinnen/ der übrigen Urtheil nach/ am tapffersten erwiesen/ die ward von den andern abgesondert/ mit Kriegswaffen angethan/ auf einen Wagen gesetzt/ und mit grossem Pomp um den Sumpf herum geführt: die aber in diesem Treffen geblieben waren/ und das Leben eingebüsset hatten/ wurden in Verdacht gehalten/ als ob sie ihre Ehre nicht beobachtet hätten/ und deßwegen durch Verordnung der Minerva umkommen wären/ Minerva eine Jungfrau. dieweil nämlich selbige allzeit eine Jungfer solle geblieben seyn; angesehen die wahre Weisheit/ welche die Minerva vorbildet/ niemals einigen Mackel gehabt/ sondern jederzeit rein und unbefleckt verharret. Derhalben in der Minerva Tempel lauter reine Opfer/ als da sind die Lämmer/ ein weisser Stier/ und eine junge Kuh/ die noch nie unters Joch kommen war/ mit überguldeten Hörnern/ gebraucht werden musten; um hierdurch anzuweisen/ daß die Jungfrauschafft nicht unter das Joch der Unkeuschheit gebracht werden solle/ sondern rein und unbeflecket bleiben müsse.



Bacchus. [Spaltenumbruch]

Bacchus. PLATTE Q.OBwol aus denen Historien offenbar/ daß Bacchus ein sehr tapfferer Kriegs-General gewesen/ der viel Nationen durch seine Waffen überwunden; so ist er doch nicht so sehr wegen seiner herrlichen Thaten von den Alten berühmt/ als daß man ihn vor einen Erfinder deß Weins gehalten. Dannenhero er auch für einen Gott geehret/ und nicht allein Bacchus/ sondern auch Dionysius/ Liber Pater/ Lenäus/ Lyäus genennt worden; mit welchen Namen die Alten die unterschiedliche Wirckungen deß Weins in uns ausgedruckt/ wie wir nachgehends bey Gelegenheit erzehlen wollen.

Sein Bildnus hat man vor Alters auf unterschiedene Weise vorgestellet; dann er unterweilen[Spaltenumbruch] eines Knaben/ bisweilen eines Jünglings/ öffters auch eines alten Manns Gestalt präsentirte; bald wurde er nackend/ bald mit Kleidern umhüllet gesehen; ingleichen hat man ihn bisweilen mit einem Wagen/ bisweilen auch ohne Wagen vorgestellet. Dahero Philostratus in der Ariadna Bildnus schreibet/ es sey Bacchus durch viel Merckzeichen zu erkennen gewesen; dann der Epheu-Krantz mit seinen Beerlein/ wie auch die zwey Hörner/ so aus denen beyden Schläfen hervor zu wachsen scheinen/ ingleichen ein Leopard/ so darneben steht/ den Bacchus anzudeuten Bacchus für den Wein genommen. pflegen. Und diese Dinge allesamt haben ihr Absehen auf die Natur deß Weins/ als der unter deß Bacchus Namen von den Poeten vorgebildet wird; weil sie ihn/ wie kurtz vorher gedacht worden/ für den Erfinder deß Weins

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[TA 1680, Iconologia Deorum, S. 146/0226] mit Opfern/ bey den Altären sehr beschäfftigt; andere kamen vor den Thoren mit höltzernen Keulen zusammen; wider welche die/ so auf das Fest kommen waren/ mit Stecken fochten/ und trachteten deß Martis Bildnus/ so in einem verguldeten Tabernacul beschlossen/ auf einem Wagen stunde/ in den Tempel einzuführen; weil sich aber die Priester gewaltig darwider setzten/ entstunde unter ihnen ein ziemlicher Streit/ also daß sie einander mit ihren Stecken tapfer herumschmissen/ bis endlich die/ so draussen waren/ die Wächter wegtrieben/ und den Wagen hinein schoben. Und obwol viel mit Stecken und Keulen gewaltig geschlagen wurden/ lieset man doch nicht/ daß jemals einiger darüber gestorben oder erschlagen worden. Die Ursach dieser lächerlichen Gewonheit solle diese gewesen seyn/ weil nemlich Mars/ da seine Mutter in diesem Tempel gewohnet/ als ihr nunmehr erwachsner Sohn/ in Willens sich mit ihr zu vermischen/ dahin kommen/ und aber von den Priestern/ so/ ungeachtet sie ihn nicht kenneten/ einen Argwohn hatten/ hieran gehindert worden: Gleichwol sey er/ nachdem er aus dem benachbarten Städtlein mit Mannschafft sich ziemlich verstärckt gehabt/ bald hierauf wiederkommen/ habe die Priester übel empfangen/ sey in den Tempel eingedrungen/ und habe seine Mutter zu schänden keinen Scheu getragen. Ob diese Fabel etwas Geheimes in sich halte/ ist mir unbewust; gewiß ists/ daß Herodotus von der Bedeutung derselben nichts gemeldet. Fast dergleichen Gewonheit wird von ihm in der Minerva Tempel gebräuchlich zu seyn gemeldet; welche wir zu erzehlen nicht Umbgang nehmen können/ aufdaß/ gleichwie wir von derselben die Handlung dieses Bildes angefangen/ wir sie auch mit ihr enden mögen. Es verhielte sich aber dieselbe folgender Gestalt: Es pflegten um den Tritonischen Sumpf/ der in Affrica ligt/ jährlich auf einem gewissen Tag alle Jungfrauen an einem Orte selbiger Landschafft zusammen zu kommen/ allda sich in zween Hauffen zu theilen/ und mit Stecken und Steinen tapffer aufeinander loszuschlagen und zu werffen; welche sich nun hierinnen/ der übrigen Urtheil nach/ am tapffersten erwiesen/ die ward von den andern abgesondert/ mit Kriegswaffen angethan/ auf einen Wagen gesetzt/ und mit grossem Pomp um den Sumpf herum geführt: die aber in diesem Treffen geblieben waren/ und das Leben eingebüsset hatten/ wurden in Verdacht gehalten/ als ob sie ihre Ehre nicht beobachtet hätten/ und deßwegen durch Verordnung der Minerva umkommen wären/ dieweil nämlich selbige allzeit eine Jungfer solle geblieben seyn; angesehen die wahre Weisheit/ welche die Minerva vorbildet/ niemals einigen Mackel gehabt/ sondern jederzeit rein und unbefleckt verharret. Derhalben in der Minerva Tempel lauter reine Opfer/ als da sind die Lämmer/ ein weisser Stier/ und eine junge Kuh/ die noch nie unters Joch kommen war/ mit überguldeten Hörnern/ gebraucht werden musten; um hierdurch anzuweisen/ daß die Jungfrauschafft nicht unter das Joch der Unkeuschheit gebracht werden solle/ sondern rein und unbeflecket bleiben müsse. Fest der Minerva. Minerva eine Jungfrau. Bacchus. OBwol aus denen Historien offenbar/ daß Bacchus ein sehr tapfferer Kriegs-General gewesen/ der viel Nationen durch seine Waffen überwunden; so ist er doch nicht so sehr wegen seiner herrlichen Thaten von den Alten berühmt/ als daß man ihn vor einen Erfinder deß Weins gehalten. Dannenhero er auch für einen Gott geehret/ und nicht allein Bacchus/ sondern auch Dionysius/ Liber Pater/ Lenäus/ Lyäus genennt worden; mit welchen Namen die Alten die unterschiedliche Wirckungen deß Weins in uns ausgedruckt/ wie wir nachgehends bey Gelegenheit erzehlen wollen. Bacchus. PLATTE Q.Sein Bildnus hat man vor Alters auf unterschiedene Weise vorgestellet; dann er unterweilen eines Knaben/ bisweilen eines Jünglings/ öffters auch eines alten Manns Gestalt präsentirte; bald wurde er nackend/ bald mit Kleidern umhüllet gesehen; ingleichen hat man ihn bisweilen mit einem Wagen/ bisweilen auch ohne Wagen vorgestellet. Dahero Philostratus in der Ariadna Bildnus schreibet/ es sey Bacchus durch viel Merckzeichen zu erkennen gewesen; dann der Epheu-Krantz mit seinen Beerlein/ wie auch die zwey Hörner/ so aus denen beyden Schläfen hervor zu wachsen scheinen/ ingleichen ein Leopard/ so darneben steht/ den Bacchus anzudeuten pflegen. Und diese Dinge allesamt haben ihr Absehen auf die Natur deß Weins/ als der unter deß Bacchus Namen von den Poeten vorgebildet wird; weil sie ihn/ wie kurtz vorher gedacht worden/ für den Erfinder deß Weins Bacchus für den Wein genommen.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680, S. TA 1680, Iconologia Deorum, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/226>, abgerufen am 18.11.2024.