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Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.

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[Spaltenumbruch] lieset man/ daß eine unter den fünff Minerven/ deren er gedencket/ geflügelte Füsse gehabt habe. Wann Pausanias in Atticis, obbedeute Bildnus der Minerva mit dem Sphinx beschreibet/ gibt er ihr einen langen Spieß in die Hand/ und spricht/ sie sey aufgericht gestanden/ und habe einen Rock/ der ihr bis auf die Füsse gegangen/ angehabt; bey den Füssen sey ein Schild/ und unten am Ende deß Spieses/ eine Schlange gelegen; einige fügen annoch eine Nacht-Eule hinzu/ welches dem Demosthenes Anlaß zu seinem Schimpffwort gegeben/ dann als Er von den Bürgern zu Athen ins Elend verjagt wurde/ und nunmehro im Auszug begriffen ware/ sagte Er/ die Minerva/ so der Athenienser Schutz-Göttin war/ pflege sich an dreyen Thieren sonderlich zu ergetzen/ nämlich an der Nacht-Eule/ an der Schlangen/ und am Volcke/ dann in selbiger Republic das Volck sehr viel vermochte. Von der Schlangen/ Die Schlange ware der Minerva geheiliget. wie auch von der Nacht-Eule/ sage ich/ daß sie der Minerva darum geheiligt gewesen/ weil man solche vor Kennzeichen der Weißheit und deß Verstands gehalten. Dannenhero man auch zu Rom/ vor den Füssen der grossen Minerva Bildnis/ eine zusammen gewundene Schlange ligen sahe/ welche den Kopf nach dem Schilde emporhube/ den die Minerva am Arm hangen hatte/ wie Servius/ in Erklärung libr. II. Aeneid. Virgilii saget/ da die zwo Schlangen/ die den Laocoon/ samt seinen Söhnen/ umbgebracht/ gerad zu nach dem Tempel der Minerva geeilet/ und daselbst unter dieser Göttin Füssen/ und unter dero rundem Schilde sich verborgen und geschützet haben.

Habit der Minerva. Von dem langen bis auf die Füß herabhangenden Rocke der Minerva/ über welchem sie annoch ein Leibstück getragen/ schreibet Herodotus/ es haben die Griechen solchen Habit von den Africanischen/ am Tritonischen Pfuhl wohnenden Weibern entlehnt; und sey zwischen jenem und diesen nicht der geringste Unterschied zu finden/ ausser daß der Africanerinnen Unter-Rock mit Peltz gefüttert/ deß äussern Leibstückes Säume aber nicht aus Schlänglein/ sondern von Leder/ das in kleine Riemlein zerschnitten seyn müssen/ gewesen. Das Leibstück haben sie aus Geiß-Fellen zu machen pflegen; daher sie es auch in ihrer Aegis. Sprache aegida,/ apo tes aigos oder die Geiß genennet. Mitten auf diese Geiß/ oder Gorgon. so genanntes Leibstück/ pflegten sie der Gorgonin oder der Medusa Haupt zu mahlen/ das an statt der Haare lauter Schlangen hatte/ und die Zunge zum Maule heraus streckte/ welches sie unterweilen in den Schild stachen oder eingruben/ der von etlichen ebenmässig mit dem Wort oder Namen Aegis benamset wurde: dann Diodorus meldet/ solcher Schild sey vom Jupiter mit der Amalthea Geiß-Felle überzogen/ und der Minerva geschencket worden. Jedoch wird zum öfftern das Wort Aegis für eine Brust-Zierde genommen/ welche/ [Spaltenumbruch] wie Hyginus im II Buch berichtet/ von Aega/ einer Tochter der Sonne/ den Namen bekommen haben solle/ diese ware von trefflicher Leibes-Weisse/ welche dem Gegentheil erschrecklich anzusehen; dahero die Titanen/ dardurch unglaublich erschreckt/ die Erde baten/ daß Sie ihren Leib beschatten wollte/ so auch geschehen/ indem sie selbigen in der Insul Creta mit einer Höle solle bedeckt haben. Als aber Jupiter sich zum Krieg wider die Titanen rüstete/ geschahe ihm eine Antwort/ daß/ wofern Er den Sieg erhalten wollte/ Er sich mit dem Aegos-Fell bekleiden/ und mit der Gorgonen Haupte den Krieg führen sollte. Dannenhero er/ nach erlangtem Siege/ die übrigen Gebeine der Aegos/ in ein Geiß-Fell eingewickelt/ sie mit einer Seele begabt/ und zum ewigen Gedächtnus unter die Sternen gesetzet; nachgehends aber hat er es/ weil Er damit bekleidet gesiegt hatte/ der Minerva geheiligt. Virgilius beschreibet/ im IIX Buch Aeneidos, die Waffen der Minerva also:

Aegidaque horrificam, turbatae Pal-
ladis arma

Certatim squamis serpentum, auro-
que polibant,

Connexosque angues, ipsamque in,
pectore divae

Gorgona, desecto vertentem lumi-
na collo.

Auch schmiedten sie den Schild und Harnisch
für Minerven/

Die ihren Zorn und Grimm erschrecklich
konte schärffen/

Sie übergüldten alls mit sonderbarem
Fleiß/

Und machten Schuppen dran/ auf Drachen-
Art und Weiß;

Sie setzten auch hinzu die eingeflochtnen
Schlangen/

Und der Medusen-Haupt/ das an der
Brust gehangen

Der weisen Göttin ist. Man sah noch/ was
sie gab

Für Blicke/ da der Kopff ihr war gehauen
ab.

Virgilius gebraucht an diesem Orte das Gorgon ein abscheuliches Thier in Lybien. Wort Gorgon, wordurch das Haupt der Medusen bedeutet wird/ welches/ wann mans ansahe/ in einem Augenblick tödtete. Athenaeus aber schreibet/ es sey in Lybien bey den Nomaden ein abscheulich Thier dieses Namens gewesen/ so einem Schaaf/ oder/ nach anderer Meinung/ einem Kalbe gleich gesehen; dieses ware dermassen gifftig/ daß es andere zu ihm nahende Thiere/ durch blosses Anhauchen/ tödtete/ ja alle umbrachte/ die es zu Gesicht bekame; welches dann einige von deß Martianus Soldaten mit höchstem Schaden innen

[Spaltenumbruch] lieset man/ daß eine unter den fünff Minerven/ deren er gedencket/ geflügelte Füsse gehabt habe. Wann Pausanias in Atticis, obbedeute Bildnus der Minerva mit dem Sphinx beschreibet/ gibt er ihr einen langen Spieß in die Hand/ und spricht/ sie sey aufgericht gestanden/ und habe einen Rock/ der ihr bis auf die Füsse gegangen/ angehabt; bey den Füssen sey ein Schild/ und unten am Ende deß Spieses/ eine Schlange gelegen; einige fügen annoch eine Nacht-Eule hinzu/ welches dem Demosthenes Anlaß zu seinem Schimpffwort gegeben/ dann als Er von den Bürgern zu Athen ins Elend verjagt wurde/ und nunmehro im Auszug begriffen ware/ sagte Er/ die Minerva/ so der Athenienser Schutz-Göttin war/ pflege sich an dreyen Thieren sonderlich zu ergetzen/ nämlich an der Nacht-Eule/ an der Schlangen/ und am Volcke/ dann in selbiger Republic das Volck sehr viel vermochte. Von der Schlangen/ Die Schlange ware der Minerva geheiliget. wie auch von der Nacht-Eule/ sage ich/ daß sie der Minerva darum geheiligt gewesen/ weil man solche vor Kennzeichen der Weißheit und deß Verstands gehalten. Dannenhero man auch zu Rom/ vor den Füssen der grossen Minerva Bildnis/ eine zusammen gewundene Schlange ligen sahe/ welche den Kopf nach dem Schilde emporhube/ den die Minerva am Arm hangen hatte/ wie Servius/ in Erklärung libr. II. Aeneid. Virgilii saget/ da die zwo Schlangen/ die den Laocoon/ samt seinen Söhnen/ umbgebracht/ gerad zu nach dem Tempel der Minerva geeilet/ und daselbst unter dieser Göttin Füssen/ und unter dero rundem Schilde sich verborgen und geschützet haben.

Habit der Minerva. Von dem langen bis auf die Füß herabhangenden Rocke der Minerva/ über welchem sie annoch ein Leibstück getragen/ schreibet Herodotus/ es haben die Griechen solchen Habit von den Africanischen/ am Tritonischen Pfuhl wohnenden Weibern entlehnt; und sey zwischen jenem und diesen nicht der geringste Unterschied zu finden/ ausser daß der Africanerinnen Unter-Rock mit Peltz gefüttert/ deß äussern Leibstückes Säume aber nicht aus Schlänglein/ sondern von Leder/ das in kleine Riemlein zerschnitten seyn müssen/ gewesen. Das Leibstück haben sie aus Geiß-Fellen zu machen pflegen; daher sie es auch in ihrer Aegis. Sprache aegida,/ ἀπὸ τῆς ἀιγὸς oder die Geiß genennet. Mitten auf diese Geiß/ oder Gorgon. so genanntes Leibstück/ pflegten sie der Gorgonin oder der Medusa Haupt zu mahlen/ das an statt der Haare lauter Schlangen hatte/ und die Zunge zum Maule heraus streckte/ welches sie unterweilen in den Schild stachen oder eingruben/ der von etlichen ebenmässig mit dem Wort oder Namen Aegis benamset wurde: dann Diodorus meldet/ solcher Schild sey vom Jupiter mit der Amalthea Geiß-Felle überzogen/ und der Minerva geschencket worden. Jedoch wird zum öfftern das Wort Aegis für eine Brust-Zierde genommen/ welche/ [Spaltenumbruch] wie Hyginus im II Buch berichtet/ von Aega/ einer Tochter der Sonne/ den Namen bekommen haben solle/ diese ware von trefflicher Leibes-Weisse/ welche dem Gegentheil erschrecklich anzusehen; dahero die Titanen/ dardurch unglaublich erschreckt/ die Erde baten/ daß Sie ihren Leib beschatten wollte/ so auch geschehen/ indem sie selbigen in der Insul Creta mit einer Höle solle bedeckt haben. Als aber Jupiter sich zum Krieg wider die Titanen rüstete/ geschahe ihm eine Antwort/ daß/ wofern Er den Sieg erhalten wollte/ Er sich mit dem Aegos-Fell bekleiden/ und mit der Gorgonen Haupte den Krieg führen sollte. Dannenhero er/ nach erlangtem Siege/ die übrigen Gebeine der Aegos/ in ein Geiß-Fell eingewickelt/ sie mit einer Seele begabt/ und zum ewigen Gedächtnus unter die Sternen gesetzet; nachgehends aber hat er es/ weil Er damit bekleidet gesiegt hatte/ der Minerva geheiligt. Virgilius beschreibet/ im IIX Buch Aeneidos, die Waffen der Minerva also:

Aegidaque horrificam, turbatae Pal-
ladis arma

Certatim squamis serpentum, auro-
que polibant,

Connexosque angues, ipsamque in,
pectore divae

Gorgona, desecto vertentem lumi-
na collo.

Auch schmiedten sie den Schild und Harnisch
für Minerven/

Die ihren Zorn und Grimm erschrecklich
konte schärffen/

Sie übergüldten alls mit sonderbarem
Fleiß/

Und machten Schuppen dran/ auf Drachen-
Art und Weiß;

Sie setzten auch hinzu die eingeflochtnen
Schlangen/

Und der Medusen-Haupt/ das an der
Brust gehangen

Der weisen Göttin ist. Man sah noch/ was
sie gab

Für Blicke/ da der Kopff ihr war gehauen
ab.

Virgilius gebraucht an diesem Orte das Gorgon ein abscheuliches Thier in Lybien. Wort Gorgon, wordurch das Haupt der Medusen bedeutet wird/ welches/ wann mans ansahe/ in einem Augenblick tödtete. Athenaeus aber schreibet/ es sey in Lybien bey den Nomaden ein abscheulich Thier dieses Namens gewesen/ so einem Schaaf/ oder/ nach anderer Meinung/ einem Kalbe gleich gesehen; dieses ware dermassen gifftig/ daß es andere zu ihm nahende Thiere/ durch blosses Anhauchen/ tödtete/ ja alle umbrachte/ die es zu Gesicht bekame; welches dann einige von deß Martianus Soldaten mit höchstem Schaden innen

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[TA 1680, Iconologia Deorum, S. 134/0212] lieset man/ daß eine unter den fünff Minerven/ deren er gedencket/ geflügelte Füsse gehabt habe. Wann Pausanias in Atticis, obbedeute Bildnus der Minerva mit dem Sphinx beschreibet/ gibt er ihr einen langen Spieß in die Hand/ und spricht/ sie sey aufgericht gestanden/ und habe einen Rock/ der ihr bis auf die Füsse gegangen/ angehabt; bey den Füssen sey ein Schild/ und unten am Ende deß Spieses/ eine Schlange gelegen; einige fügen annoch eine Nacht-Eule hinzu/ welches dem Demosthenes Anlaß zu seinem Schimpffwort gegeben/ dann als Er von den Bürgern zu Athen ins Elend verjagt wurde/ und nunmehro im Auszug begriffen ware/ sagte Er/ die Minerva/ so der Athenienser Schutz-Göttin war/ pflege sich an dreyen Thieren sonderlich zu ergetzen/ nämlich an der Nacht-Eule/ an der Schlangen/ und am Volcke/ dann in selbiger Republic das Volck sehr viel vermochte. Von der Schlangen/ wie auch von der Nacht-Eule/ sage ich/ daß sie der Minerva darum geheiligt gewesen/ weil man solche vor Kennzeichen der Weißheit und deß Verstands gehalten. Dannenhero man auch zu Rom/ vor den Füssen der grossen Minerva Bildnis/ eine zusammen gewundene Schlange ligen sahe/ welche den Kopf nach dem Schilde emporhube/ den die Minerva am Arm hangen hatte/ wie Servius/ in Erklärung libr. II. Aeneid. Virgilii saget/ da die zwo Schlangen/ die den Laocoon/ samt seinen Söhnen/ umbgebracht/ gerad zu nach dem Tempel der Minerva geeilet/ und daselbst unter dieser Göttin Füssen/ und unter dero rundem Schilde sich verborgen und geschützet haben. Die Schlange ware der Minerva geheiliget. Von dem langen bis auf die Füß herabhangenden Rocke der Minerva/ über welchem sie annoch ein Leibstück getragen/ schreibet Herodotus/ es haben die Griechen solchen Habit von den Africanischen/ am Tritonischen Pfuhl wohnenden Weibern entlehnt; und sey zwischen jenem und diesen nicht der geringste Unterschied zu finden/ ausser daß der Africanerinnen Unter-Rock mit Peltz gefüttert/ deß äussern Leibstückes Säume aber nicht aus Schlänglein/ sondern von Leder/ das in kleine Riemlein zerschnitten seyn müssen/ gewesen. Das Leibstück haben sie aus Geiß-Fellen zu machen pflegen; daher sie es auch in ihrer Sprache aegida,/ ἀπὸ τῆς ἀιγὸς oder die Geiß genennet. Mitten auf diese Geiß/ oder so genanntes Leibstück/ pflegten sie der Gorgonin oder der Medusa Haupt zu mahlen/ das an statt der Haare lauter Schlangen hatte/ und die Zunge zum Maule heraus streckte/ welches sie unterweilen in den Schild stachen oder eingruben/ der von etlichen ebenmässig mit dem Wort oder Namen Aegis benamset wurde: dann Diodorus meldet/ solcher Schild sey vom Jupiter mit der Amalthea Geiß-Felle überzogen/ und der Minerva geschencket worden. Jedoch wird zum öfftern das Wort Aegis für eine Brust-Zierde genommen/ welche/ wie Hyginus im II Buch berichtet/ von Aega/ einer Tochter der Sonne/ den Namen bekommen haben solle/ diese ware von trefflicher Leibes-Weisse/ welche dem Gegentheil erschrecklich anzusehen; dahero die Titanen/ dardurch unglaublich erschreckt/ die Erde baten/ daß Sie ihren Leib beschatten wollte/ so auch geschehen/ indem sie selbigen in der Insul Creta mit einer Höle solle bedeckt haben. Als aber Jupiter sich zum Krieg wider die Titanen rüstete/ geschahe ihm eine Antwort/ daß/ wofern Er den Sieg erhalten wollte/ Er sich mit dem Aegos-Fell bekleiden/ und mit der Gorgonen Haupte den Krieg führen sollte. Dannenhero er/ nach erlangtem Siege/ die übrigen Gebeine der Aegos/ in ein Geiß-Fell eingewickelt/ sie mit einer Seele begabt/ und zum ewigen Gedächtnus unter die Sternen gesetzet; nachgehends aber hat er es/ weil Er damit bekleidet gesiegt hatte/ der Minerva geheiligt. Virgilius beschreibet/ im IIX Buch Aeneidos, die Waffen der Minerva also: Habit der Minerva. Aegis. Gorgon.Aegidaque horrificam, turbatae Pal- ladis arma Certatim squamis serpentum, auro- que polibant, Connexosque angues, ipsamque in, pectore divae Gorgona, desecto vertentem lumi- na collo. Auch schmiedten sie den Schild und Harnisch für Minerven/ Die ihren Zorn und Grimm erschrecklich konte schärffen/ Sie übergüldten alls mit sonderbarem Fleiß/ Und machten Schuppen dran/ auf Drachen- Art und Weiß; Sie setzten auch hinzu die eingeflochtnen Schlangen/ Und der Medusen-Haupt/ das an der Brust gehangen Der weisen Göttin ist. Man sah noch/ was sie gab Für Blicke/ da der Kopff ihr war gehauen ab. Virgilius gebraucht an diesem Orte das Wort Gorgon, wordurch das Haupt der Medusen bedeutet wird/ welches/ wann mans ansahe/ in einem Augenblick tödtete. Athenaeus aber schreibet/ es sey in Lybien bey den Nomaden ein abscheulich Thier dieses Namens gewesen/ so einem Schaaf/ oder/ nach anderer Meinung/ einem Kalbe gleich gesehen; dieses ware dermassen gifftig/ daß es andere zu ihm nahende Thiere/ durch blosses Anhauchen/ tödtete/ ja alle umbrachte/ die es zu Gesicht bekame; welches dann einige von deß Martianus Soldaten mit höchstem Schaden innen Gorgon ein abscheuliches Thier in Lybien.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680, S. TA 1680, Iconologia Deorum, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/212>, abgerufen am 25.11.2024.