Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.[Spaltenumbruch] gehende sich sehr gütig und freundlich anzustellen pflege. Allein es ist darinnen/ wann wir die Sache nach ihrer eigentlichen Bewandnus ansehen wollen/ kein Unterschied: Dann der jenige/ so zu den Höllen-Einwohnern sich verfüget/ der Meinung/ sich in allem Laster-Koht umzuwältzen/ der trifft im Eingange den Cerberum an/ welcher ihn über alle Massen freundlich zu schmeichlen pfleget/ weil dieser Leib in denen Gemühts-Wollüsten überaus grosse Vergnügung und Ergötzung suchet/ und sich augenblicklich widersetzet/ in Fall iemand sich diesen unflätigem Leben wiederumb zu entziehen trachtet. Wer aber in das Höllen-Reich mit dem Vorsatz eingehet/ daß er/ wie die Gedichte von dem Aeneas melden/ nach Betrachtung der Laster Schändlichkeit/ einen wahren Abscheu vor aller Untugend hat/ dargegen sich der Tugend aus allen seinen Kräfften befleisset/ der wird den Cerberus/ das ist/ die böse Begierde unfehlbar zum abgesagten Feinde haben/ und hefftig wider sich streitend fühlen/ welcher ihm auf der eingetrettnen Tugendbahn/ nach äusserstem Vermögen/ verhinderlich seyn/ und hefftig widerstehen wird. Auf gleichen Schlag ist von den Poeten gedichtet Cerberus ist von dem Hercules entführet worden. worden/ daß Hercules in die Hölle eingedrungen/ und den überwundenen Cerberus von dannen mit sich weggeführet habe; dieweil er einen verständigen Menschen vorbildete/ welcher diese leibliche Sinnen mit dem Leitseile gesunder Vernunfft anzuhalten weiß/ daß er sie aus den Höllischen Lastergreueln leichtlich mit sich heraus führen/ und auf dem Tugend-Pfad zu wandeln zwingen möge. Dargegen Pyrithous wird von dem Cerberus erwürget. aber lieset man in den Gedichten der Poeten vom Pyrithous/ daß selbiger/ als er zur Höllen abgestiegen/ in Meinung dem Pluto seine Gemahlin zu entführen/ und mit ihr seinen unkeuschen Willen zu vollbringen/ vom Cerberus erwürgt worden sey; dann der/ so sich in unreinen Wollüsten vertieffet/ gar selten sich wiederumb empor zu schwingen/ und von ihnen loßzureissen vermag/ sondern gemeiniglich fest an ihnen hangen bleibet/ und endlich durch sie ins ewige Verderben fället. Hecatäus Milesius hat/ nach deß Pausanias Zeugnus in Laconicis, alles das jenige/ so vom Cerberus geschrieben wird/ für ein blosses Gedicht gehalten; gestalten er erzehlt/ daß in einer am Tänarischen Vorgebürge befindlichen Höhle/ durch welche/ wie man dichtete/ man in die Hölle sich begeben konte/ eine greuliche und abscheuliche Schlange ihr Lager und Aufenthalt gehabt/ die dannenhero auch der Höll-Hund genennet worden/ und dermassen gifftig gewesen/ daß der/ so von ihr gebissen worden/ alsobald eines jähen Todes sterben müssen/ diese Schlange sey vom Hercules zum Eurysteus gebracht worden. Homerus aber (weil er diese vom Hercules herausgezogne Schlange am ersten deß Pluto Hund genennt) hat ihm in seinen Gedichten[Spaltenumbruch] weder einen eignen Namen gegeben/ noch von dessen Gestalt oder Bildung das geringste erwähnet. Die Nachkömmlinge haben ihn nicht allein Cerberus genennet/ sondern auch gedichtet/ daß er drey Häupter habe/ in übrigen aber einem Hunde gleich sey. Aber so viel vom Cerberus. Nunmehro wenden wir uns wiederumb Pluto wird vom Seneca beschrieben zum Pluto/ welchen Seneca in Hercule furente also beschreibet: --- --- Superbo digerit vultu se- dens Animas recentes: dira majestas Deo: Frons torva; fratrum quae tamen speciem gerat, Gentisque tantae: vultus est illi Jo- vis, Sed fulminantis: magna pars re- gni trucis Est ipse dominus, cujus aspectum ti- met Quidquid timetur. Gantz prächtig sitzt er da/ und ordnet/ wie die Seelen/ die erst ankommen sind/ sich halten da und dort. Vor seiner Majestät/ und ernstlichen Be- fehlen/ man billig sich entsetzt. Der Strengheit eigner Ort ist seine Runtzel Stirn; Der hohe Stamm und Brüder/ die sehen doch heraus/ zuvörderst Jupi- ter/ nur aber wann er blitzt. Was schreckt/ er- schrickt hier wieder; diß Reich zwar grausam ist/ der Groß- herr doch noch mehr. Deß Pluto Wagen mit vier Pferden. Diesem haben die Alten einen Wagen mit vier schwartzen Pferden zugeeignet/ die aus den Nasenlöchern Feuer zu blasen schienen: So viel Pferde zehlet auch Claudianus im I. Buch von Entführung der Proserpina. Boccatius aber nennet deren im IIX. Buch nur drey/ und berichtet dabey/ es habe der Wagen nur drey Räder gehabt: welches er auf die Beschwerlichkeit und Gefahr/ denen die jenigen unterworffen sind/ welche Reichthum sammlen/ Gott deß Reichthums. wie auch auf die zukünfftig-ungewissen Fälle der Dinge ziehet. Dann die Alten haben unterweilen den Plutus für den Gott deß Reichthumbs gehalten: wiewol die Griechen den Gütern sonsten einen andern/ mit einem etwas veränderten Namen/ vorgesetzt/ und ihn Plutum betitult/ der vom Pluto nur im Bildnus unterschieden ware/ dann Aristophanes Plutus. ihn in der Comoedie/ welche er Plutus benamset/ blind vorstellet/ und behauptet/ daß er vom Jupiter darum geblendet sey/ damit er fromme/ bescheidne und gerechte Leute nicht [Spaltenumbruch] gehende sich sehr gütig und freundlich anzustellen pflege. Allein es ist darinnen/ wann wir die Sache nach ihrer eigentlichen Bewandnus ansehen wollen/ kein Unterschied: Dann der jenige/ so zu den Höllen-Einwohnern sich verfüget/ der Meinung/ sich in allem Laster-Koht umzuwältzen/ der trifft im Eingange den Cerberum an/ welcher ihn über alle Massen freundlich zu schmeichlen pfleget/ weil dieser Leib in denen Gemühts-Wollüsten überaus grosse Vergnügung und Ergötzung suchet/ und sich augenblicklich widersetzet/ in Fall iemand sich diesen unflätigem Leben wiederumb zu entziehen trachtet. Wer aber in das Höllen-Reich mit dem Vorsatz eingehet/ daß er/ wie die Gedichte von dem Aeneas melden/ nach Betrachtung der Laster Schändlichkeit/ einen wahren Abscheu vor aller Untugend hat/ dargegen sich der Tugend aus allen seinen Kräfften befleisset/ der wird den Cerberus/ das ist/ die böse Begierde unfehlbar zum abgesagten Feinde haben/ und hefftig wider sich streitend fühlen/ welcher ihm auf der eingetrettnen Tugendbahn/ nach äusserstem Vermögen/ verhinderlich seyn/ und hefftig widerstehen wird. Auf gleichen Schlag ist von den Poeten gedichtet Cerberus ist von dem Hercules entführet worden. worden/ daß Hercules in die Hölle eingedrungen/ und den überwundenen Cerberus von dannen mit sich weggeführet habe; dieweil er einen verständigen Menschen vorbildete/ welcher diese leibliche Sinnen mit dem Leitseile gesunder Vernunfft anzuhalten weiß/ daß er sie aus den Höllischen Lastergreueln leichtlich mit sich heraus führen/ und auf dem Tugend-Pfad zu wandeln zwingen möge. Dargegen Pyrithous wird von dem Cerberus erwürget. aber lieset man in den Gedichten der Poeten vom Pyrithous/ daß selbiger/ als er zur Höllen abgestiegen/ in Meinung dem Pluto seine Gemahlin zu entführen/ und mit ihr seinen unkeuschen Willen zu vollbringen/ vom Cerberus erwürgt worden sey; dann der/ so sich in unreinen Wollüsten vertieffet/ gar selten sich wiederumb empor zu schwingen/ und von ihnen loßzureissen vermag/ sondern gemeiniglich fest an ihnen hangen bleibet/ und endlich durch sie ins ewige Verderben fället. Hecatäus Milesius hat/ nach deß Pausanias Zeugnus in Laconicis, alles das jenige/ so vom Cerberus geschrieben wird/ für ein blosses Gedicht gehalten; gestalten er erzehlt/ daß in einer am Tänarischen Vorgebürge befindlichen Höhle/ durch welche/ wie man dichtete/ man in die Hölle sich begeben konte/ eine greuliche und abscheuliche Schlange ihr Lager und Aufenthalt gehabt/ die dannenhero auch der Höll-Hund genennet worden/ und dermassen gifftig gewesen/ daß der/ so von ihr gebissen worden/ alsobald eines jähen Todes sterben müssen/ diese Schlange sey vom Hercules zum Eurysteus gebracht worden. Homerus aber (weil er diese vom Hercules herausgezogne Schlange am ersten deß Pluto Hund genennt) hat ihm in seinen Gedichten[Spaltenumbruch] weder einen eignen Namen gegeben/ noch von dessen Gestalt oder Bildung das geringste erwähnet. Die Nachkömmlinge haben ihn nicht allein Cerberus genennet/ sondern auch gedichtet/ daß er drey Häupter habe/ in übrigen aber einem Hunde gleich sey. Aber so viel vom Cerberus. Nunmehro wenden wir uns wiederumb Pluto wird vom Seneca beschrieben zum Pluto/ welchen Seneca in Hercule furente also beschreibet: --- --- Superbo digerit vultu se- dens Animas recentes: dira majestas Deo: Frons torva; fratrum quae tamen speciem gerat, Gentisque tantae: vultus est illi Jo- vis, Sed fulminantis: magna pars re- gni trucis Est ipse dominus, cujus aspectum ti- met Quidquid timetur. Gantz prächtig sitzt er da/ und ordnet/ wie die Seelen/ die erst ankommen sind/ sich halten da und dort. Vor seiner Majestät/ und ernstlichen Be- fehlen/ man billig sich entsetzt. Der Strengheit eigner Ort ist seine Runtzel Stirn; Der hohe Stamm und Brüder/ die sehen doch heraus/ zuvörderst Jupi- ter/ nur aber wann er blitzt. Was schreckt/ er- schrickt hier wieder; diß Reich zwar grausam ist/ der Groß- herr doch noch mehr. Deß Pluto Wagen mit vier Pferden. Diesem haben die Alten einen Wagen mit vier schwartzen Pferden zugeeignet/ die aus den Nasenlöchern Feuer zu blasen schienen: So viel Pferde zehlet auch Claudianus im I. Buch von Entführung der Proserpina. Boccatius aber nennet deren im IIX. Buch nur drey/ und berichtet dabey/ es habe der Wagen nur drey Räder gehabt: welches er auf die Beschwerlichkeit und Gefahr/ denen die jenigen unterworffen sind/ welche Reichthum sammlen/ Gott deß Reichthums. wie auch auf die zukünfftig-ungewissen Fälle der Dinge ziehet. Dann die Alten haben unterweilen den Plutus für den Gott deß Reichthumbs gehalten: wiewol die Griechen den Gütern sonsten einen andern/ mit einem etwas veränderten Namen/ vorgesetzt/ und ihn Plutum betitult/ der vom Pluto nur im Bildnus unterschieden ware/ dann Aristophanes Plutus. ihn in der Comoedie/ welche er Plutus benamset/ blind vorstellet/ und behauptet/ daß er vom Jupiter darum geblendet sey/ damit er fromme/ bescheidne und gerechte Leute nicht <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div xml:id="d1450.1"> <p xml:id="p1454.1"><pb facs="#f0172" xml:id="pb-1455" n="TA 1680, Iconologia Deorum, S. 100"/><cb/> gehende sich sehr gütig und freundlich anzustellen pflege. Allein es ist darinnen/ wann wir die Sache nach ihrer eigentlichen Bewandnus ansehen wollen/ kein Unterschied: Dann der jenige/ so zu den Höllen-Einwohnern sich verfüget/ der Meinung/ sich in allem Laster-Koht umzuwältzen/ der trifft im Eingange den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1856">Cerberum</persName> an/ welcher ihn über alle Massen freundlich zu schmeichlen pfleget/ weil dieser Leib in denen Gemühts-Wollüsten überaus grosse Vergnügung und Ergötzung suchet/ und sich augenblicklich widersetzet/ in Fall iemand sich diesen unflätigem Leben wiederumb zu entziehen trachtet. Wer aber in das Höllen-Reich mit dem Vorsatz eingehet/ daß er/ wie die Gedichte von dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-483 http://d-nb.info/gnd/11850083X http://viaf.org/viaf/62339660">Aeneas</persName> melden/ nach Betrachtung der Laster Schändlichkeit/ einen wahren Abscheu vor aller Untugend hat/ dargegen sich der Tugend aus allen seinen Kräfften befleisset/ der wird den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1856">Cerberus</persName>/ das ist/ die böse Begierde unfehlbar zum abgesagten Feinde haben/ und hefftig wider sich streitend fühlen/ welcher ihm auf der eingetrettnen Tugendbahn/ nach äusserstem Vermögen/ verhinderlich seyn/ und hefftig widerstehen wird. Auf gleichen Schlag ist von den Poeten gedichtet <note xml:id="n1455.1" place="right"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1856">Cerberus</persName> ist von dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-215 http://d-nb.info/gnd/118639552 http://viaf.org/viaf/32789834">Hercules</persName> entführet worden.</note> worden/ daß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-215 http://d-nb.info/gnd/118639552 http://viaf.org/viaf/32789834">Hercules</persName> in die Hölle eingedrungen/ und den überwundenen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1856">Cerberus</persName> von dannen mit sich weggeführet habe; dieweil er einen verständigen Menschen vorbildete/ welcher diese leibliche Sinnen mit dem Leitseile gesunder Vernunfft anzuhalten weiß/ daß er sie aus den Höllischen Lastergreueln leichtlich mit sich heraus führen/ und auf dem Tugend-Pfad zu wandeln zwingen möge. Dargegen <note xml:id="n1455.2" place="right"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3494">Pyrithous</persName> wird von dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1856">Cerberus</persName> erwürget.</note> aber lieset man in den Gedichten der Poeten vom <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3494">Pyrithous</persName>/ daß selbiger/ als er zur Höllen abgestiegen/ in Meinung dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-340">Pluto</persName> seine <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-341 http://d-nb.info/gnd/11851122X http://viaf.org/viaf/25393445">Gemahlin</persName> zu entführen/ und mit ihr seinen unkeuschen Willen zu vollbringen/ vom <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1856">Cerberus</persName> erwürgt worden sey; dann der/ so sich in unreinen Wollüsten vertieffet/ gar selten sich wiederumb empor zu schwingen/ und von ihnen loßzureissen vermag/ sondern gemeiniglich fest an ihnen hangen bleibet/ und endlich durch sie ins ewige Verderben fället.</p> <p><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3493 http://d-nb.info/gnd/118773585 http://viaf.org/viaf/90633477">Hecatäus Milesius</persName> hat/ nach deß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-331 http://d-nb.info/gnd/118592246 http://viaf.org/viaf/100176033">Pausanias</persName> Zeugnus in <hi rendition="#aq">Laconicis,</hi> alles das jenige/ so vom <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1856">Cerberus</persName> geschrieben wird/ für ein blosses Gedicht gehalten; gestalten er erzehlt/ daß in einer am <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1388">Tänarischen Vorgebürge</placeName> befindlichen Höhle/ durch welche/ wie man dichtete/ man in die Hölle sich begeben konte/ eine greuliche und abscheuliche Schlange ihr Lager und Aufenthalt gehabt/ die dannenhero auch der Höll-Hund genennet worden/ und dermassen gifftig gewesen/ daß der/ so von ihr gebissen worden/ alsobald eines jähen Todes sterben müssen/ diese Schlange sey vom <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-215 http://d-nb.info/gnd/118639552 http://viaf.org/viaf/32789834">Hercules</persName> zum <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1815">Eurysteus</persName> gebracht worden. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-109 http://d-nb.info/gnd/11855333X http://viaf.org/viaf/63292865">Homerus</persName> aber (weil er diese vom <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-215 http://d-nb.info/gnd/118639552 http://viaf.org/viaf/32789834">Hercules</persName> herausgezogne Schlange am ersten deß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-340">Pluto</persName> Hund genennt) hat ihm in seinen Gedichten<cb/> weder einen eignen Namen gegeben/ noch von dessen Gestalt oder Bildung das geringste erwähnet. Die Nachkömmlinge haben ihn nicht allein <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1856">Cerberus</persName> genennet/ sondern auch gedichtet/ daß er drey Häupter habe/ in übrigen aber einem Hunde gleich sey. Aber so viel vom <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1856">Cerberus</persName>. Nunmehro wenden wir uns wiederumb <note xml:id="n1455.4" place="right"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-340">Pluto</persName> wird vom <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-842 http://d-nb.info/gnd/118613200 http://viaf.org/viaf/90637919">Seneca</persName> beschrieben</note> zum <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-340">Pluto</persName>/ welchen <bibl><ref target="http://ta.sandrart.net/-bibliography-2454"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-842 http://d-nb.info/gnd/118613200 http://viaf.org/viaf/90637919">Seneca</persName> in <hi rendition="#aq">Hercule furente</hi></ref></bibl> also beschreibet:</p> <lg rendition="#aq" xml:lang="la"> <l>--- --- Superbo digerit vultu se-<lb/> dens</l><lb/> <l>Animas recentes: dira majestas<lb/> Deo:</l><lb/> <l>Frons torva; fratrum quae tamen<lb/> speciem gerat,</l><lb/> <l><reg>Gentisque</reg> tantae: vultus est illi Jo-<lb/> vis,</l><lb/> <l>Sed fulminantis: magna pars re-<lb/> gni trucis</l><lb/> <l>Est ipse dominus, cujus aspectum ti-<lb/> met</l><lb/> <l>Quidquid timetur.</l><lb/> </lg> <lg> <l>Gantz prächtig sitzt er da/ und ordnet/ wie<lb/> die Seelen/</l><lb/> <l>die erst ankommen sind/ sich halten da<lb/> und dort.</l><lb/> <l>Vor seiner Majestät/ und ernstlichen Be-<lb/> fehlen/</l><lb/> <l>man billig sich entsetzt. Der Strengheit<lb/> eigner Ort</l><lb/> <l>ist seine Runtzel Stirn; Der hohe Stamm<lb/> und Brüder/</l><lb/> <l>die sehen doch heraus/ zuvörderst <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupi-<lb/> ter</persName>/</l><lb/> <l>nur aber wann er blitzt. Was schreckt/ er-<lb/> schrickt hier wieder;</l><lb/> <l>diß Reich zwar grausam ist/ der Groß-<lb/> herr doch noch mehr.</l><lb/> </lg> <p><note xml:id="n1455.3" place="right">Deß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-340">Pluto</persName> Wagen mit vier Pferden.</note> Diesem haben die Alten einen Wagen mit vier schwartzen Pferden zugeeignet/ die aus den Nasenlöchern Feuer zu blasen schienen: So viel Pferde zehlet auch <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1938 http://d-nb.info/gnd/118521055 http://viaf.org/viaf/100219056">Claudianus</persName> im <hi rendition="#aq">I.</hi> Buch von Entführung der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-341 http://d-nb.info/gnd/11851122X http://viaf.org/viaf/25393445">Proserpina</persName>. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1067 http://d-nb.info/gnd/11851217X http://viaf.org/viaf/64002165">Boccatius</persName> aber nennet deren im <bibl><ref target="http://ta.sandrart.net/-bibliography-2431"><hi rendition="#aq">IIX.</hi> Buch</ref></bibl> nur drey/ und berichtet dabey/ es habe der Wagen nur drey Räder gehabt: welches er auf die Beschwerlichkeit und Gefahr/ denen die jenigen unterworffen sind/ welche Reichthum sammlen/ <note xml:id="n1455.5" place="right">Gott deß Reichthums.</note> wie auch auf die zukünfftig-ungewissen Fälle der Dinge ziehet. Dann die Alten haben unterweilen den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3317">Plutus</persName> für den Gott deß Reichthumbs gehalten: wiewol die Griechen den Gütern sonsten einen andern/ mit einem etwas veränderten Namen/ vorgesetzt/ und ihn <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3317">Plutum</persName> betitult/ der vom <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-340">Pluto</persName> nur im Bildnus unterschieden ware/ dann <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1735 http://d-nb.info/gnd/118503987 http://viaf.org/viaf/20962036">Aristophanes</persName> <note place="right"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3317">Plutus</persName>.</note> ihn in der Comoedie/ welche er <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3317">Plutus</persName> benamset/ blind vorstellet/ und behauptet/ daß er vom <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiter</persName> darum geblendet sey/ damit er fromme/ bescheidne und gerechte Leute nicht </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [TA 1680, Iconologia Deorum, S. 100/0172]
gehende sich sehr gütig und freundlich anzustellen pflege. Allein es ist darinnen/ wann wir die Sache nach ihrer eigentlichen Bewandnus ansehen wollen/ kein Unterschied: Dann der jenige/ so zu den Höllen-Einwohnern sich verfüget/ der Meinung/ sich in allem Laster-Koht umzuwältzen/ der trifft im Eingange den Cerberum an/ welcher ihn über alle Massen freundlich zu schmeichlen pfleget/ weil dieser Leib in denen Gemühts-Wollüsten überaus grosse Vergnügung und Ergötzung suchet/ und sich augenblicklich widersetzet/ in Fall iemand sich diesen unflätigem Leben wiederumb zu entziehen trachtet. Wer aber in das Höllen-Reich mit dem Vorsatz eingehet/ daß er/ wie die Gedichte von dem Aeneas melden/ nach Betrachtung der Laster Schändlichkeit/ einen wahren Abscheu vor aller Untugend hat/ dargegen sich der Tugend aus allen seinen Kräfften befleisset/ der wird den Cerberus/ das ist/ die böse Begierde unfehlbar zum abgesagten Feinde haben/ und hefftig wider sich streitend fühlen/ welcher ihm auf der eingetrettnen Tugendbahn/ nach äusserstem Vermögen/ verhinderlich seyn/ und hefftig widerstehen wird. Auf gleichen Schlag ist von den Poeten gedichtet worden/ daß Hercules in die Hölle eingedrungen/ und den überwundenen Cerberus von dannen mit sich weggeführet habe; dieweil er einen verständigen Menschen vorbildete/ welcher diese leibliche Sinnen mit dem Leitseile gesunder Vernunfft anzuhalten weiß/ daß er sie aus den Höllischen Lastergreueln leichtlich mit sich heraus führen/ und auf dem Tugend-Pfad zu wandeln zwingen möge. Dargegen aber lieset man in den Gedichten der Poeten vom Pyrithous/ daß selbiger/ als er zur Höllen abgestiegen/ in Meinung dem Pluto seine Gemahlin zu entführen/ und mit ihr seinen unkeuschen Willen zu vollbringen/ vom Cerberus erwürgt worden sey; dann der/ so sich in unreinen Wollüsten vertieffet/ gar selten sich wiederumb empor zu schwingen/ und von ihnen loßzureissen vermag/ sondern gemeiniglich fest an ihnen hangen bleibet/ und endlich durch sie ins ewige Verderben fället.
Cerberus ist von dem Hercules entführet worden.
Pyrithous wird von dem Cerberus erwürget.Hecatäus Milesius hat/ nach deß Pausanias Zeugnus in Laconicis, alles das jenige/ so vom Cerberus geschrieben wird/ für ein blosses Gedicht gehalten; gestalten er erzehlt/ daß in einer am Tänarischen Vorgebürge befindlichen Höhle/ durch welche/ wie man dichtete/ man in die Hölle sich begeben konte/ eine greuliche und abscheuliche Schlange ihr Lager und Aufenthalt gehabt/ die dannenhero auch der Höll-Hund genennet worden/ und dermassen gifftig gewesen/ daß der/ so von ihr gebissen worden/ alsobald eines jähen Todes sterben müssen/ diese Schlange sey vom Hercules zum Eurysteus gebracht worden. Homerus aber (weil er diese vom Hercules herausgezogne Schlange am ersten deß Pluto Hund genennt) hat ihm in seinen Gedichten
weder einen eignen Namen gegeben/ noch von dessen Gestalt oder Bildung das geringste erwähnet. Die Nachkömmlinge haben ihn nicht allein Cerberus genennet/ sondern auch gedichtet/ daß er drey Häupter habe/ in übrigen aber einem Hunde gleich sey. Aber so viel vom Cerberus. Nunmehro wenden wir uns wiederumb zum Pluto/ welchen Seneca in Hercule furente also beschreibet:
Pluto wird vom Seneca beschrieben --- --- Superbo digerit vultu se-
dens
Animas recentes: dira majestas
Deo:
Frons torva; fratrum quae tamen
speciem gerat,
Gentisque tantae: vultus est illi Jo-
vis,
Sed fulminantis: magna pars re-
gni trucis
Est ipse dominus, cujus aspectum ti-
met
Quidquid timetur.
Gantz prächtig sitzt er da/ und ordnet/ wie
die Seelen/
die erst ankommen sind/ sich halten da
und dort.
Vor seiner Majestät/ und ernstlichen Be-
fehlen/
man billig sich entsetzt. Der Strengheit
eigner Ort
ist seine Runtzel Stirn; Der hohe Stamm
und Brüder/
die sehen doch heraus/ zuvörderst Jupi-
ter/
nur aber wann er blitzt. Was schreckt/ er-
schrickt hier wieder;
diß Reich zwar grausam ist/ der Groß-
herr doch noch mehr.
Diesem haben die Alten einen Wagen mit vier schwartzen Pferden zugeeignet/ die aus den Nasenlöchern Feuer zu blasen schienen: So viel Pferde zehlet auch Claudianus im I. Buch von Entführung der Proserpina. Boccatius aber nennet deren im IIX. Buch nur drey/ und berichtet dabey/ es habe der Wagen nur drey Räder gehabt: welches er auf die Beschwerlichkeit und Gefahr/ denen die jenigen unterworffen sind/ welche Reichthum sammlen/ wie auch auf die zukünfftig-ungewissen Fälle der Dinge ziehet. Dann die Alten haben unterweilen den Plutus für den Gott deß Reichthumbs gehalten: wiewol die Griechen den Gütern sonsten einen andern/ mit einem etwas veränderten Namen/ vorgesetzt/ und ihn Plutum betitult/ der vom Pluto nur im Bildnus unterschieden ware/ dann Aristophanes ihn in der Comoedie/ welche er Plutus benamset/ blind vorstellet/ und behauptet/ daß er vom Jupiter darum geblendet sey/ damit er fromme/ bescheidne und gerechte Leute nicht
Deß Pluto Wagen mit vier Pferden.
Gott deß Reichthums.
Plutus.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Sandrart.net: Bereitstellung der Texttranskription in XML/TEI.
(2014-06-24T13:18:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus sandrart.net entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate.
(2014-06-24T13:18:31Z)
Benjamin Fiechter: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2014-06-24T13:18:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |