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Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.

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[Spaltenumbruch] Hic segetes, illic veniunt felicius u-
vae:

Arborei foetus alibi, atque injussa vi-
rescunt

Gramina.

Nicht iedes Erdreich pflegt uns allerley zu
tragen.

Dem schlägt die Saat wol an/ und jenem
will behagen

deß Rebstocks milder Safft; hier wächst
in Ubermaß

der Bäume süsse Frucht/ das ungepflantz-
te Graß

sticht anderwerts hervor.

Dannenhero vorzeiten die Ceres/ Proserpina/ Bona Dea/ Flora/ Pales/ und viel hundert andere mehr/ göttliche Ehre erlanget haben/ von deren etlichen wir etwas besser unten handeln/ Ceres. ietz und aber nur von der Ceres reden wollen/ als Wer die Menschen das säen/ Erndten und Brodbacken erstlich gelehret. von welcher die Alten sagten/ daß sie den Menschen das Säen/ erndten und Brodbacken zu erst gelehret habe/ da sie vorher nur von Kraut und Eicheln gelebt. Deswegen Virgilius lib. I. Georgicor. von ihr also schreibet:

Prima Ceres ferro mortales vertere
terram

Instituit, cum jam glandes atque ar-
buta sacrae

Deficerent sylvae,& victum Dodona
negaret.

Es hat die Ceres erst den Menschen ange-
wiesen

zu brechen um die Erd mit Eisen/ als jetzt
liessen

die heilge Wälder nach zu geben Eicheln
dar/

die Kost auch weigerte Dodona gantz
und gar.

Und Ovidius hat von eben derselben folgende Worte:

Prima Ceres unco terram dimovit
aratro;

Prima dedit fruges, alimentaque mi-
tia terris;

Prima dedit leges: Cereris sunt o-
mnia munus

Es war die Ceres/ die das Erdreich ü-
berschluge

erst (Saam zu streuen drein) mit umbge-
krümmten Pfluge/

auch ist es ohne Streit/ daß sie die erste
war/

so uns die Erden-Frücht und milde Kost
gab dar.

[Spaltenumbruch] Die erste war sie auch/ die uns Gesetz gege-
geben/

und kommt aus ihrer Hand wovon wir alle
leben

noch biß auf diese Stund.

Die Gesetzgeberin Ceres. Umb dieser Ursach willen/ ist sie unter die Götter aufgenommen worden/ weil man Sie nämlich vor die erste gehalten/ die den Menschen die Gesetze gegeben; zumalen vor dem/ von der Ceres erfundenen/ Gebrauch deß Getraids/ schweifften die Menschen wie die wilden Thiere ohne Gesetz umher/ durch die Erfindung aber deß Getraids ist dieses wilde wesen gehemmet und unterbrochen worden: Dann als sie mit den Eicheln die vorige Lebens-Grobheit abgelegt/ haben sie angefangen Städte zu bauen/ an einige Oerter sich zusammen zu thun/ und einander beyzustehen. Dannenher die Alten die Göttin Ceres auf ein solches Bildnus der Ceres. Erdreich geführt/ welches einen fruchtbaren Getraid-boden hatte. Und ist deßwegen auch ihre Bildnus in Gestalt einer Matron zu sehen/ die mit Kräntzen aus Aehren geziert/ und einen Büschel Mahn-Häupter in der Hand hält/ weil diese Dinge Kennzeichen der Fruchtbarkeit sind. Ihren Wagen/ wie beym Orpheus zu sehen/ zogen zwey Drachen/ welche Claudianus von Entführung der Proserpina also beschreibet:

Hic ubi servandum mater fidissima
pignus

Abdidit, ad Phrygios tendit secura
penates,

Turrigeramque petit Cybelem, sinu-
osa draconum

Membra regens, volucriqui per avia
nubila tractu

Signant, & placidis humectant
membra venenis.

Frontem crista tegit, pingunt macu-
losa virentes

Terga notae, rutilum squammis in-
termicat aurum.

Nachdem die Mutter hier in der Sico-
ner Land/

nach bester Möglichkeit/ versteckt ihr
liebstes Pfand/

macht sie sich auf den Weg zu der gethürn-
ten Frauen/

der Cybele/ die sie schon längsten wollen
schauen

Im fetten Phrygien: es thaten ihr kaum
gnug

die Drachen/ ihre Fuhr/ mit noch so
schnellem Flug/

Sie hatten Krönlein auf/ es zierten sie die
Flecken

Von Gold am gantzen Leib/ ihr Gifft
bracht keinen Schrecken.

[Spaltenumbruch] Hic segetes, illic veniunt felicius u-
vae:

Arborei foetus alibi, atque injussa vi-
rescunt

Gramina.

Nicht iedes Erdreich pflegt uns allerley zu
tragen.

Dem schlägt die Saat wol an/ und jenem
will behagen

deß Rebstocks milder Safft; hier wächst
in Ubermaß

der Bäume süsse Frucht/ das ungepflantz-
te Graß

sticht anderwerts hervor.

Dannenhero vorzeiten die Ceres/ Proserpina/ Bona Dea/ Flora/ Pales/ und viel hundert andere mehr/ göttliche Ehre erlanget haben/ von deren etlichen wir etwas besser unten handeln/ Ceres. ietz und aber nur von der Ceres reden wollen/ als Wer die Menschen das säen/ Erndten und Brodbacken erstlich gelehret. von welcher die Alten sagten/ daß sie den Menschen das Säen/ erndten und Brodbacken zu erst gelehret habe/ da sie vorher nur von Kraut und Eicheln gelebt. Deswegen Virgilius lib. I. Georgicor. von ihr also schreibet:

Prima Ceres ferro mortales vertere
terram

Instituit, cum jam glandes atque ar-
buta sacrae

Deficerent sylvae,& victum Dodona
negaret.

Es hat die Ceres erst den Menschen ange-
wiesen

zu brechen um die Erd mit Eisen/ als jetzt
liessen

die heilge Wälder nach zu geben Eicheln
dar/

die Kost auch weigerte Dodona gantz
und gar.

Und Ovidius hat von eben derselben folgende Worte:

Prima Ceres unco terram dimovit
aratro;

Prima dedit fruges, alimentaque mi-
tia terris;

Prima dedit leges: Cereris sunt o-
mnia munus

Es war die Ceres/ die das Erdreich ü-
berschluge

erst (Saam zu streuen drein) mit umbge-
krümmten Pfluge/

auch ist es ohne Streit/ daß sie die erste
war/

so uns die Erden-Frücht und milde Kost
gab dar.

[Spaltenumbruch] Die erste war sie auch/ die uns Gesetz gege-
geben/

und kommt aus ihrer Hand wovon wir alle
leben

noch biß auf diese Stund.

Die Gesetzgeberin Ceres. Umb dieser Ursach willen/ ist sie unter die Götter aufgenommen worden/ weil man Sie nämlich vor die erste gehalten/ die den Menschen die Gesetze gegeben; zumalen vor dem/ von der Ceres erfundenen/ Gebrauch deß Getraids/ schweifften die Menschen wie die wilden Thiere ohne Gesetz umher/ durch die Erfindung aber deß Getraids ist dieses wilde wesen gehemmet und unterbrochen worden: Dann als sie mit den Eicheln die vorige Lebens-Grobheit abgelegt/ haben sie angefangen Städte zu bauen/ an einige Oerter sich zusammen zu thun/ und einander beyzustehen. Dannenher die Alten die Göttin Ceres auf ein solches Bildnus der Ceres. Erdreich geführt/ welches einen fruchtbaren Getraid-boden hatte. Und ist deßwegen auch ihre Bildnus in Gestalt einer Matron zu sehen/ die mit Kräntzen aus Aehren geziert/ und einen Büschel Mahn-Häupter in der Hand hält/ weil diese Dinge Kennzeichen der Fruchtbarkeit sind. Ihren Wagen/ wie beym Orpheus zu sehen/ zogen zwey Drachen/ welche Claudianus von Entführung der Proserpina also beschreibet:

Hic ubi servandum mater fidissima
pignus

Abdidit, ad Phrygios tendit secura
penates,

Turrigeramque petit Cybelem, sinu-
osa draconum

Membra regens, volucriqui per avia
nubila tractu

Signant, & placidis humectant
membra venenis.

Frontem crista tegit, pingunt macu-
losa virentes

Terga notae, rutilum squammis in-
termicat aurum.

Nachdem die Mutter hier in der Sico-
ner Land/

nach bester Möglichkeit/ versteckt ihr
liebstes Pfand/

macht sie sich auf den Weg zu der gethürn-
ten Frauen/

der Cybele/ die sie schon längsten wollen
schauen

Im fetten Phrygien: es thaten ihr kaum
gnug

die Drachen/ ihre Fuhr/ mit noch so
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Von Gold am gantzen Leib/ ihr Gifft
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[TA 1680, Iconologia Deorum, S. 79/0143] Hic segetes, illic veniunt felicius u- vae: Arborei foetus alibi, atque injussa vi- rescunt Gramina. Nicht iedes Erdreich pflegt uns allerley zu tragen. Dem schlägt die Saat wol an/ und jenem will behagen deß Rebstocks milder Safft; hier wächst in Ubermaß der Bäume süsse Frucht/ das ungepflantz- te Graß sticht anderwerts hervor. Dannenhero vorzeiten die Ceres/ Proserpina/ Bona Dea/ Flora/ Pales/ und viel hundert andere mehr/ göttliche Ehre erlanget haben/ von deren etlichen wir etwas besser unten handeln/ ietz und aber nur von der Ceres reden wollen/ als von welcher die Alten sagten/ daß sie den Menschen das Säen/ erndten und Brodbacken zu erst gelehret habe/ da sie vorher nur von Kraut und Eicheln gelebt. Deswegen Virgilius lib. I. Georgicor. von ihr also schreibet: Ceres. Wer die Menschen das säen/ Erndten und Brodbacken erstlich gelehret. Prima Ceres ferro mortales vertere terram Instituit, cum jam glandes atque ar- buta sacrae Deficerent sylvae,& victum Dodona negaret. Es hat die Ceres erst den Menschen ange- wiesen zu brechen um die Erd mit Eisen/ als jetzt liessen die heilge Wälder nach zu geben Eicheln dar/ die Kost auch weigerte Dodona gantz und gar. Und Ovidius hat von eben derselben folgende Worte: Prima Ceres unco terram dimovit aratro; Prima dedit fruges, alimentaque mi- tia terris; Prima dedit leges: Cereris sunt o- mnia munus Es war die Ceres/ die das Erdreich ü- berschluge erst (Saam zu streuen drein) mit umbge- krümmten Pfluge/ auch ist es ohne Streit/ daß sie die erste war/ so uns die Erden-Frücht und milde Kost gab dar. Die erste war sie auch/ die uns Gesetz gege- geben/ und kommt aus ihrer Hand wovon wir alle leben noch biß auf diese Stund. Umb dieser Ursach willen/ ist sie unter die Götter aufgenommen worden/ weil man Sie nämlich vor die erste gehalten/ die den Menschen die Gesetze gegeben; zumalen vor dem/ von der Ceres erfundenen/ Gebrauch deß Getraids/ schweifften die Menschen wie die wilden Thiere ohne Gesetz umher/ durch die Erfindung aber deß Getraids ist dieses wilde wesen gehemmet und unterbrochen worden: Dann als sie mit den Eicheln die vorige Lebens-Grobheit abgelegt/ haben sie angefangen Städte zu bauen/ an einige Oerter sich zusammen zu thun/ und einander beyzustehen. Dannenher die Alten die Göttin Ceres auf ein solches Erdreich geführt/ welches einen fruchtbaren Getraid-boden hatte. Und ist deßwegen auch ihre Bildnus in Gestalt einer Matron zu sehen/ die mit Kräntzen aus Aehren geziert/ und einen Büschel Mahn-Häupter in der Hand hält/ weil diese Dinge Kennzeichen der Fruchtbarkeit sind. Ihren Wagen/ wie beym Orpheus zu sehen/ zogen zwey Drachen/ welche Claudianus von Entführung der Proserpina also beschreibet: Die Gesetzgeberin Ceres. Bildnus der Ceres. Hic ubi servandum mater fidissima pignus Abdidit, ad Phrygios tendit secura penates, Turrigeramque petit Cybelem, sinu- osa draconum Membra regens, volucriqui per avia nubila tractu Signant, & placidis humectant membra venenis. Frontem crista tegit, pingunt macu- losa virentes Terga notae, rutilum squammis in- termicat aurum. Nachdem die Mutter hier in der Sico- ner Land/ nach bester Möglichkeit/ versteckt ihr liebstes Pfand/ macht sie sich auf den Weg zu der gethürn- ten Frauen/ der Cybele/ die sie schon längsten wollen schauen Im fetten Phrygien: es thaten ihr kaum gnug die Drachen/ ihre Fuhr/ mit noch so schnellem Flug/ Sie hatten Krönlein auf/ es zierten sie die Flecken Von Gold am gantzen Leib/ ihr Gifft bracht keinen Schrecken.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680, S. TA 1680, Iconologia Deorum, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/143>, abgerufen am 23.11.2024.