Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.[Spaltenumbruch] Männer streueten Nüsse aus/ welche die Jungen mit einem grossen Geräusch auflasen/ damit das Geschrey der Braut/ wann sie ihr etwan den Jungfer-Gürtel nicht auflösen lassen Warum die Römer bey ihren Hochzeiten Nüsse auswerffen lassen. wolte/ von den Umstehenden nicht gehöret werden möchte. Andere wollen/ es seye darumb geschehen/ daß der Mann hierdurch zu verstehen gebe/ er habe allen kindischen Spielen nunmehr abgesagt/ und die Jünglings-Possen gäntzlich weggeleget. Varro vermeinte/ die Ursach deß Nüß-Ausstreuens seye diese/ daß der Ehestand unter deß Jupiters glücklichen Vorbedeutungs-Zeichen angefangen würde/ und die neue Braut eine Matron seyn sollte wie die Juno/ weil die Nüsse in deß Jupiters Schutze waren. Aber so viel auch von dieser Materi. Deß Hymenaeus Bildnus. Es wurde der Hymenaeus mit Blumen und Majoran umkräntzet gemahlt/ in der rechten Hand hatte er eine Fackel/ in der Lincken aber eine gelbe Decke Flammeum genennt/ wormit die neu-verlobten Weibspersonen sich zu bedecken pflegten; solches kan nicht unfüglich auf die Schaam und Röte der Braut gezogen werden/ welche die Alten unter dem lateinischen Namen Pudor als eine Göttliche Macht verehrten: dannenhero ihr zu Athen ein Altar geheiliget/ und zu Lacedämon ein Bildnus aufgerichtet worden/ und zwar aus dieser Ursach/ welche Pausanias in Laconicis erzehlet: Nachdem Icarius dem Ulysses die Penelope zur Gemahlin gegeben/ hat er von ihme geforschet/ ob er nicht zu Lacedämon eine Behausung zu haben verlangte ? Weil er sich aber in dieser seiner Hoffnung betrogen befunden/ hat er seine Tochter ersuchet/ ihn doch nicht zu verlassen/ sondern bey ihm zu bleiben. Ja er hat ihr/ als Sie schon auf der Reise begriffen ware/ auf einen Wagen nachgesetzt/ und deßwegen nochmals flehentlich gebetten und angesucht. Daher Ulysses endlich/ durch dieses seines Schwäher-Vatters ungestümmes Anhalten überwunden/ der Penelope die Wahl gelassen/ entweder ihm zu folgen/ oder aber/ so es ihr anders beliebte/ mit dem Vatter wiederumb Pudor, oder die Göttin der Schamhafftigkeit. zurück nach Lacedämon zu kehren/ da sie dann/ wie man schreibt/ nichts geantwortet/ sondern nur das Gesicht verhüllet haben solle; daher Icarius/ als der hieraus zur Genüge verstanden/ wie sie gesinnet ware/ ihr mit dem Ulysses fortzufahren vergünstiget. Hierauf hat er die Bildnus der Schaamhafftigkeit auf dem Wege an dem jenigen Orte/ da die Penelope/ als sie das Gesicht verhüllet/ gestanden/ aufgerichtet/ welche vielleicht ebenmässig mit verdecktem Gesichte vorgestellet worden. Dannenher die neuen Bräute nicht unbillig das Angesicht mit dem Flammeo,oder der also genannten Decke/ zu verhüllen pflegten/ die Hymenaeus in der lincken Hand hielte/ der auch an den Beinen mit Saffran-gelben Strümpffen bekleidet war. Dessen Bildnus hat Catullus in einem Hochzeit-Gedichte [Spaltenumbruch] Hymenäus vom Catullus beschrieben. über das Braut-Fest der Julia und des Manlius sehr wol beschrieben hinterlassen/ mit diesen Worten: Collis o Heliconij Cultor, Uraniae genus, Qui rapis teneram ad virum Virginem O Hymenaee Hymen: Cinge tempora floribus Suave olentis amaraci; Flammeum cape laetus: huc Huc veni, niveo gerens Luteum pede soccum. Excitusque hilari die, Nuptialia concinens Voce carmina tinnula, Pelle humum pedibus Pineam quate taedam. Du treugesinnter Knecht deß grossen He- licons/ und wolgeborner Zweig deß hohen Him- mels-Throns/ O Hymenäus! der du weist die Jungfer- Schaaren mit sondrer Listigkeit mit Jünglingen zu paaren/ umkräntz dein kluges Haupt mit man- cher Blumen Art/ die lieblich vom Geruch und am Gewäch- se zart. Ergreiff die Flammen-Deck/ die weisse Füß laß lauffen in gelben Strümpfen her zu unserm Hoch- zeit Hauffen. Ermuntre dich mit uns an diesem Freu- den-Tag/ stimm Hochzeit-Lieder an/ daß man ver- nehmen mag den angenehmen Thon/ stampff tapffer mit den Füssen/ und laß Rauch/ Dampff und Pech von dei- ner Fackel fliessen. Hymenäus vom Seneca abgebildet. Seneca aber bildet ihn in seiner Medea in wenig Versen also ab: Et tu, qui facibus legitimis ades, Noctem discutiens, auspice dex- tera, Huc incede, gradu marcidus ebrio, Praecingens roseo tempora vinculo. Du/ der du ehrlichen Hochzeiten beyzu- wohnen/ die neuen Ehleut auch mit Preiß pflegst zu belohnen/ treib weg die finstre Nacht/ tritt glück- lich zum Anfang mit trocknem Fuß herein/ und wackelen- dem Gang. [Spaltenumbruch] Männer streueten Nüsse aus/ welche die Jungen mit einem grossen Geräusch auflasen/ damit das Geschrey der Braut/ wann sie ihr etwan den Jungfer-Gürtel nicht auflösen lassen Warum die Römer bey ihren Hochzeiten Nüsse auswerffen lassen. wolte/ von den Umstehenden nicht gehöret werden möchte. Andere wollen/ es seye darumb geschehen/ daß der Mann hierdurch zu verstehen gebe/ er habe allen kindischen Spielen nunmehr abgesagt/ und die Jünglings-Possen gäntzlich weggeleget. Varro vermeinte/ die Ursach deß Nüß-Ausstreuens seye diese/ daß der Ehestand unter deß Jupiters glücklichen Vorbedeutungs-Zeichen angefangen würde/ und die neue Braut eine Matron seyn sollte wie die Juno/ weil die Nüsse in deß Jupiters Schutze waren. Aber so viel auch von dieser Materi. Deß Hymenaeus Bildnus. Es wurde der Hymenaeus mit Blumen und Majoran umkräntzet gemahlt/ in der rechten Hand hatte er eine Fackel/ in der Lincken aber eine gelbe Decke Flammeum genennt/ wormit die neu-verlobten Weibspersonen sich zu bedecken pflegten; solches kan nicht unfüglich auf die Schaam und Röte der Braut gezogen werden/ welche die Alten unter dem lateinischen Namen Pudor als eine Göttliche Macht verehrten: dannenhero ihr zu Athen ein Altar geheiliget/ und zu Lacedämon ein Bildnus aufgerichtet worden/ und zwar aus dieser Ursach/ welche Pausanias in Laconicis erzehlet: Nachdem Icarius dem Ulysses die Penelope zur Gemahlin gegeben/ hat er von ihme geforschet/ ob er nicht zu Lacedämon eine Behausung zu haben verlangte ? Weil er sich aber in dieser seiner Hoffnung betrogen befunden/ hat er seine Tochter ersuchet/ ihn doch nicht zu verlassen/ sondern bey ihm zu bleiben. Ja er hat ihr/ als Sie schon auf der Reise begriffen ware/ auf einen Wagen nachgesetzt/ und deßwegen nochmals flehentlich gebetten und angesucht. Daher Ulysses endlich/ durch dieses seines Schwäher-Vatters ungestümmes Anhalten überwunden/ der Penelope die Wahl gelassen/ entweder ihm zu folgen/ oder aber/ so es ihr anders beliebte/ mit dem Vatter wiederumb Pudor, oder die Göttin der Schamhafftigkeit. zurück nach Lacedämon zu kehren/ da sie dann/ wie man schreibt/ nichts geantwortet/ sondern nur das Gesicht verhüllet haben solle; daher Icarius/ als der hieraus zur Genüge verstanden/ wie sie gesinnet ware/ ihr mit dem Ulysses fortzufahren vergünstiget. Hierauf hat er die Bildnus der Schaamhafftigkeit auf dem Wege an dem jenigen Orte/ da die Penelope/ als sie das Gesicht verhüllet/ gestanden/ aufgerichtet/ welche vielleicht ebenmässig mit verdecktem Gesichte vorgestellet worden. Dannenher die neuen Bräute nicht unbillig das Angesicht mit dem Flammeo,oder der also genannten Decke/ zu verhüllen pflegten/ die Hymenaeus in der lincken Hand hielte/ der auch an den Beinen mit Saffran-gelben Strümpffen bekleidet war. Dessen Bildnus hat Catullus in einem Hochzeit-Gedichte [Spaltenumbruch] Hymenäus vom Catullus beschrieben. über das Braut-Fest der Julia und des Manlius sehr wol beschrieben hinterlassen/ mit diesen Worten: Collis ô Heliconij Cultor, Uraniae genus, Qui rapis teneram ad virum Virginem O Hymenaee Hymen: Cinge tempora floribus Suave olentis amaraci; Flammeum cape laetus: huc Huc veni, niveo gerens Luteum pede soccum. Excitusque hilari die, Nuptialia concinens Voce carmina tinnula, Pelle humum pedibus Pineam quate taedam. Du treugesinnter Knecht deß grossen He- licons/ und wolgeborner Zweig deß hohen Him- mels-Throns/ O Hymenäus! der du weist die Jungfer- Schaaren mit sondrer Listigkeit mit Jünglingen zu paaren/ umkräntz dein kluges Haupt mit man- cher Blumen Art/ die lieblich vom Geruch und am Gewäch- se zart. Ergreiff die Flammen-Deck/ die weisse Füß laß lauffen in gelben Strümpfen her zu unserm Hoch- zeit Hauffen. Ermuntre dich mit uns an diesem Freu- den-Tag/ stimm Hochzeit-Lieder an/ daß man ver- nehmen mag den angenehmen Thon/ stampff tapffer mit den Füssen/ und laß Rauch/ Dampff und Pech von dei- ner Fackel fliessen. Hymenäus vom Seneca abgebildet. Seneca aber bildet ihn in seiner Medea in wenig Versen also ab: Et tu, qui facibus legitimis ades, Noctem discutiens, auspice dex- tera, Huc incede, gradu marcidus ebrio, Praecingens roseo tempora vinculo. 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Männer streueten Nüsse aus/ welche die Jungen mit einem grossen Geräusch auflasen/ damit das Geschrey der Braut/ wann sie ihr etwan den Jungfer-Gürtel nicht auflösen lassen wolte/ von den Umstehenden nicht gehöret werden möchte. Andere wollen/ es seye darumb geschehen/ daß der Mann hierdurch zu verstehen gebe/ er habe allen kindischen Spielen nunmehr abgesagt/ und die Jünglings-Possen gäntzlich weggeleget. Varro vermeinte/ die Ursach deß Nüß-Ausstreuens seye diese/ daß der Ehestand unter deß Jupiters glücklichen Vorbedeutungs-Zeichen angefangen würde/ und die neue Braut eine Matron seyn sollte wie die Juno/ weil die Nüsse in deß Jupiters Schutze waren. Aber so viel auch von dieser Materi.
Warum die Römer bey ihren Hochzeiten Nüsse auswerffen lassen. Es wurde der Hymenaeus mit Blumen und Majoran umkräntzet gemahlt/ in der rechten Hand hatte er eine Fackel/ in der Lincken aber eine gelbe Decke Flammeum genennt/ wormit die neu-verlobten Weibspersonen sich zu bedecken pflegten; solches kan nicht unfüglich auf die Schaam und Röte der Braut gezogen werden/ welche die Alten unter dem lateinischen Namen Pudor als eine Göttliche Macht verehrten: dannenhero ihr zu Athen ein Altar geheiliget/ und zu Lacedämon ein Bildnus aufgerichtet worden/ und zwar aus dieser Ursach/ welche Pausanias in Laconicis erzehlet: Nachdem Icarius dem Ulysses die Penelope zur Gemahlin gegeben/ hat er von ihme geforschet/ ob er nicht zu Lacedämon eine Behausung zu haben verlangte ? Weil er sich aber in dieser seiner Hoffnung betrogen befunden/ hat er seine Tochter ersuchet/ ihn doch nicht zu verlassen/ sondern bey ihm zu bleiben. Ja er hat ihr/ als Sie schon auf der Reise begriffen ware/ auf einen Wagen nachgesetzt/ und deßwegen nochmals flehentlich gebetten und angesucht. Daher Ulysses endlich/ durch dieses seines Schwäher-Vatters ungestümmes Anhalten überwunden/ der Penelope die Wahl gelassen/ entweder ihm zu folgen/ oder aber/ so es ihr anders beliebte/ mit dem Vatter wiederumb zurück nach Lacedämon zu kehren/ da sie dann/ wie man schreibt/ nichts geantwortet/ sondern nur das Gesicht verhüllet haben solle; daher Icarius/ als der hieraus zur Genüge verstanden/ wie sie gesinnet ware/ ihr mit dem Ulysses fortzufahren vergünstiget. Hierauf hat er die Bildnus der Schaamhafftigkeit auf dem Wege an dem jenigen Orte/ da die Penelope/ als sie das Gesicht verhüllet/ gestanden/ aufgerichtet/ welche vielleicht ebenmässig mit verdecktem Gesichte vorgestellet worden. Dannenher die neuen Bräute nicht unbillig das Angesicht mit dem Flammeo,oder der also genannten Decke/ zu verhüllen pflegten/ die Hymenaeus in der lincken Hand hielte/ der auch an den Beinen mit Saffran-gelben Strümpffen bekleidet war. Dessen Bildnus hat Catullus in einem Hochzeit-Gedichte
über das Braut-Fest der Julia und des Manlius sehr wol beschrieben hinterlassen/ mit diesen Worten:
Deß Hymenaeus Bildnus.
Pudor, oder die Göttin der Schamhafftigkeit.
Hymenäus vom Catullus beschrieben.Collis ô Heliconij
Cultor, Uraniae genus,
Qui rapis teneram ad virum
Virginem O Hymenaee Hymen:
Cinge tempora floribus
Suave olentis amaraci;
Flammeum cape laetus: huc
Huc veni, niveo gerens
Luteum pede soccum.
Excitusque hilari die,
Nuptialia concinens
Voce carmina tinnula,
Pelle humum pedibus
Pineam quate taedam.
Du treugesinnter Knecht deß grossen He-
licons/
und wolgeborner Zweig deß hohen Him-
mels-Throns/
O Hymenäus! der du weist die Jungfer-
Schaaren
mit sondrer Listigkeit mit Jünglingen zu
paaren/
umkräntz dein kluges Haupt mit man-
cher Blumen Art/
die lieblich vom Geruch und am Gewäch-
se zart.
Ergreiff die Flammen-Deck/ die weisse Füß
laß lauffen
in gelben Strümpfen her zu unserm Hoch-
zeit Hauffen.
Ermuntre dich mit uns an diesem Freu-
den-Tag/
stimm Hochzeit-Lieder an/ daß man ver-
nehmen mag
den angenehmen Thon/ stampff tapffer mit
den Füssen/
und laß Rauch/ Dampff und Pech von dei-
ner Fackel fliessen.
Seneca aber bildet ihn in seiner Medea in wenig Versen also ab:
Hymenäus vom Seneca abgebildet. Et tu, qui facibus legitimis ades,
Noctem discutiens, auspice dex-
tera,
Huc incede, gradu marcidus ebrio,
Praecingens roseo tempora vinculo.
Du/ der du ehrlichen Hochzeiten beyzu-
wohnen/
die neuen Ehleut auch mit Preiß pflegst zu
belohnen/
treib weg die finstre Nacht/ tritt glück-
lich zum Anfang
mit trocknem Fuß herein/ und wackelen-
dem Gang.
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