Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.[Spaltenumbruch] diese Jungfrauen erlöset/ indem die vom Schlaff überfallene Seeräuber von ihme umgebracht worden. Und so viel von der Griechen ihrem Hochzeit-Gott. Die Römer rufften bey ihren Hochzeiten den Thalassion umb Glück und Seegen an/ und verhielte sich die Sach/ wie dieselbe Livius beschreibet/ also: Es sey nämlich zu Rom/ in Entführung der Sabinischen Jungfrauen/ eine/ so an Gestalt und Schönheit allen andern vorgegangen/ von deß Thalassius Compagnie mit genommen worden/ da man dann vielen/ die gefragt/ wem sie dieselbe zu führten/ damit Sie an ihren Jungfräulichen Ehren unverletzt bleiben möchte/ zugeschrien/ man bringe sie dem Thalassius; daher nachgehends kommen/ daß dieses Wort bey Hochzeiten zum Glückwunsch gebrauchet worden. Thalassius wurde von den Römern bey ihren Hochzeiten angeruffen. Oder es hat dieser Gebrauch seinen Ursprung daher genommen; weil Thalassio/ nach deß Varro Meinung/ ein Zeichen der Wollen-Arbeit ist: dann man nennte Thalassio einen Korb/ oder ein Gefäß/ so zum Wollen-Spinnen sehr bequem und tauglich ist/ da dann die Alten mit diesem offt wiederholten Worte die Braut erinnern wollen/ was hinführo ihres Amts seyn würde; welches auch Plutarchus in seinen Problematibus bekräfftiget/ und eben das erzehlet/ was wir droben vom Rocken/ der Spindel und der Einhertrettung auf dem Schafs-Fell gesagt haben. Festus ist der Meinung/ es habe sich die Braut auf das Fell gesetzt/ (dann von demselben wird die Wolle zum spinnen gebrauchet) und diese Wort geredet: Wo du Cajus seyn wirst/ da will ich Caja auch seyn. Durch welche Worte sie zu verstehen geben wollen/ daß alles zwischen Mann und Weib gemein seyn müsse. Und sind einige der Meinung gewesen/ es sey dieser Nam bey den Hochzeit -Ceremonien gebraucht Caja Caecilia eine tugendhaffte Römerin. worden/ der Caja Caecilia zur Ehren Gedächtnus/ die auch Tanaquil geheissen/ und deß Tarquinus Priscus Gemahlin gewesen/ die den Namen einer rechtverständigen/ mit allen Tugenden ausgezierten Weibs-Person davon getragen/ welche ihr Haus mit höchster Sorgfalt versehen und verwaltet hatte. Von ihr erzehlet Plinius aus dem Varro daß ihr Rocken und Spindel/ einige setzten auch hinzu die Pantoffeln/ zu Rom mit grossem Fleiß auffgehoben worden. Daher ist die Gewonheit entstanden/ daß die Braut/ wann sie das erste mahl in deß Bräutigams Haus gienge/ den Rocken samt der Wolle und Spindel mit sich zu bringen pflegte/ umb sich selbst dardurch/ der Tugend dieses herrlichen Musters aller Weiber nachzufolgen/ aufzumuntern/ als welche dem Servius Tullius/ ihrem Eidam/ das Königliche Kleid/ so nachmahls in den Glücks-Tempel aufgehänget worden/ selbst gemacht zu haben gerühmt wurde. Die Römische Braut wurde überdiß mit einem Gürtel umbgürtet/ welchen ihr der [Spaltenumbruch] Der Braut-Gürtel von Schafs Wolle. Bräutigam auflösete. Dieser war/ wie Sextus Pompejus meldet/ aus Schafs-Wolle gemacht; dardurch anzuzeigen/ daß/ wie dieselbe/ auf Kneule gewunden/ an einander hanget/ also auch mit ihr nunmehr ihr Mann vereinigt und verbunden sey. Diesen mit einem Herculischen Knoten verknüpfften Gürtel löste der Mann zu einer guten Vorbedeutungs-Anzeig auf/ daß er in Kinderzeugen gleichfalls so glückselig seyn würde/ als Hercules/ der LXX. Kinder hinterlassen/ gewesen; weswegen der Mann die Jungfrau-Göttin anruffte/ vermittels derer er den Jungfer-Gürtel Warum bey den Römern der Bräutigam die Juno angeruffen. vermeinte höchstglücklich aufzulösen. Diese Göttin trugen sie/ wie Augustinus lib. 6. de Civitate Dei aus dem Varro erzehlet/ mit einer gantzen Schaar der Götter in ihre Schlaff-Kammer/ auf daß/ durch deren Beyhülffe/ der Mann die Blum der Jungfrauschafft desto leichter abbrechen/ und die Braut sich um so viel weniger scheuen möchte/ wann sie so viel Götter gegenwärtig sehe/ die sie alle/ dem Manne sich zu untergeben/ gleichsam ermahneten/ indem ein ieder sein sonderbar Amt verrichtete; dann unter ihnen die Verrichtungen unterschiedlich waren/ unter denen doch Venus und Priapus den Vorzug hatten. Was ist aber nöhtig die Zahl der Götter herzurechnen/ die von den Alten den Hochzeiten vorgesetzet worden/ da sie doch fast unzehlich ist ? worüber sich auch nicht groß zu verwundern/ weil/ wie wir droben bereits erwehnt/ bey den Alten die Gewonheit war/ allen Menschlichen Actionibus und Wirck- oder Handlungen gewisse und eigne Götter zuzuordnen/ die/ ob sie wohl unterweilen nicht an Göttlicher Macht/ dannoch in Beynamen unterschieden waren: welches aus dem Martianus Capella lib. II. Philolog. erhellet/ Der Juno viererley Namen. allda er die einige Juno/ wegen vielerley Amts-Verrichtungen/ die man ihr in dem Ehestande zu verwalten zuschriebe/ mit vier sonderbaren Namen benennet/ als da sind: Interduca/ Domiduca/ Unxia und Cinxia auf der Reise beschützest/ und in glückliche Häuser einführest/ auch wann sie die Pfosten beschmieren/ ihnen einen glücklichen Namen anschreibest/ und sie/ wann sie in ihren Braut-Betten den Gürtel ablegen/ nicht verlassen mögest. Es ist aber einmahl von den Hochzeit-Göttern gnug gemeldet/ von deren Bildnißen ich mich nicht erinnere bey den Alten etwas gelesen zu haben. Nun wollen wir uns wieder zu den Gebräuchen wenden/ die bey den Hochzeiten üblich waren/ so fern sie zu deß Hymenaeus Bildnus dienen können. Man pflegte vorzeiten die Thürpfosten mit Hauben zu zieren/ und mit Schmeer zu bestreichen/ damit nicht einige Zauberey hineingebracht würde. Die [Spaltenumbruch] diese Jungfrauen erlöset/ indem die vom Schlaff überfallene Seeräuber von ihme umgebracht worden. Und so viel von der Griechen ihrem Hochzeit-Gott. Die Römer rufften bey ihren Hochzeiten den Thalassion umb Glück und Seegen an/ und verhielte sich die Sach/ wie dieselbe Livius beschreibet/ also: Es sey nämlich zu Rom/ in Entführung der Sabinischen Jungfrauen/ eine/ so an Gestalt und Schönheit allen andern vorgegangen/ von deß Thalassius Compagnie mit genommen worden/ da man dann vielen/ die gefragt/ wem sie dieselbe zu führten/ damit Sie an ihren Jungfräulichen Ehren unverletzt bleiben möchte/ zugeschrien/ man bringe sie dem Thalassius; daher nachgehends kommen/ daß dieses Wort bey Hochzeiten zum Glückwunsch gebrauchet worden. Thalassius wurde von den Römern bey ihren Hochzeiten angeruffen. Oder es hat dieser Gebrauch seinen Ursprung daher genommen; weil Thalassio/ nach deß Varro Meinung/ ein Zeichen der Wollen-Arbeit ist: dann man nennte Thalassio einen Korb/ oder ein Gefäß/ so zum Wollen-Spinnen sehr bequem und tauglich ist/ da dann die Alten mit diesem offt wiederholten Worte die Braut erinnern wollen/ was hinführo ihres Amts seyn würde; welches auch Plutarchus in seinen Problematibus bekräfftiget/ und eben das erzehlet/ was wir droben vom Rocken/ der Spindel und der Einhertrettung auf dem Schafs-Fell gesagt haben. Festus ist der Meinung/ es habe sich die Braut auf das Fell gesetzt/ (dann von demselben wird die Wolle zum spinnen gebrauchet) und diese Wort geredet: Wo du Cajus seyn wirst/ da will ich Caja auch seyn. Durch welche Worte sie zu verstehen geben wollen/ daß alles zwischen Mann und Weib gemein seyn müsse. Und sind einige der Meinung gewesen/ es sey dieser Nam bey den Hochzeit -Ceremonien gebraucht Caja Caecilia eine tugendhaffte Römerin. worden/ der Caja Caecilia zur Ehren Gedächtnus/ die auch Tanaquil geheissen/ und deß Tarquinus Priscus Gemahlin gewesen/ die den Namen einer rechtverständigen/ mit allen Tugenden ausgezierten Weibs-Person davon getragen/ welche ihr Haus mit höchster Sorgfalt versehen und verwaltet hatte. Von ihr erzehlet Plinius aus dem Varro daß ihr Rocken und Spindel/ einige setzten auch hinzu die Pantoffeln/ zu Rom mit grossem Fleiß auffgehoben worden. Daher ist die Gewonheit entstanden/ daß die Braut/ wann sie das erste mahl in deß Bräutigams Haus gienge/ den Rocken samt der Wolle und Spindel mit sich zu bringen pflegte/ umb sich selbst dardurch/ der Tugend dieses herrlichen Musters aller Weiber nachzufolgen/ aufzumuntern/ als welche dem Servius Tullius/ ihrem Eidam/ das Königliche Kleid/ so nachmahls in den Glücks-Tempel aufgehänget worden/ selbst gemacht zu haben gerühmt wurde. Die Römische Braut wurde überdiß mit einem Gürtel umbgürtet/ welchen ihr der [Spaltenumbruch] Der Braut-Gürtel von Schafs Wolle. Bräutigam auflösete. Dieser war/ wie Sextus Pompejus meldet/ aus Schafs-Wolle gemacht; dardurch anzuzeigen/ daß/ wie dieselbe/ auf Kneule gewunden/ an einander hanget/ also auch mit ihr nunmehr ihr Mann vereinigt und verbunden sey. Diesen mit einem Herculischen Knoten verknüpfften Gürtel löste der Mann zu einer guten Vorbedeutungs-Anzeig auf/ daß er in Kinderzeugen gleichfalls so glückselig seyn würde/ als Hercules/ der LXX. Kinder hinterlassen/ gewesen; weswegen der Mann die Jungfrau-Göttin anruffte/ vermittels derer er den Jungfer-Gürtel Warum bey den Römern der Bräutigam die Juno angeruffen. vermeinte höchstglücklich aufzulösen. Diese Göttin trugen sie/ wie Augustinus lib. 6. de Civitate Dei aus dem Varro erzehlet/ mit einer gantzen Schaar der Götter in ihre Schlaff-Kammer/ auf daß/ durch deren Beyhülffe/ der Mann die Blum der Jungfrauschafft desto leichter abbrechen/ und die Braut sich um so viel weniger scheuen möchte/ wann sie so viel Götter gegenwärtig sehe/ die sie alle/ dem Manne sich zu untergeben/ gleichsam ermahneten/ indem ein ieder sein sonderbar Amt verrichtete; dann unter ihnen die Verrichtungen unterschiedlich waren/ unter denen doch Venus und Priapus den Vorzug hatten. Was ist aber nöhtig die Zahl der Götter herzurechnen/ die von den Alten den Hochzeiten vorgesetzet worden/ da sie doch fast unzehlich ist ? worüber sich auch nicht groß zu verwundern/ weil/ wie wir droben bereits erwehnt/ bey den Alten die Gewonheit war/ allen Menschlichen Actionibus und Wirck- oder Handlungen gewisse und eigne Götter zuzuordnen/ die/ ob sie wohl unterweilen nicht an Göttlicher Macht/ dannoch in Beynamen unterschieden waren: welches aus dem Martianus Capella lib. II. Philolog. erhellet/ Der Juno viererley Namen. allda er die einige Juno/ wegen vielerley Amts-Verrichtungen/ die man ihr in dem Ehestande zu verwalten zuschriebe/ mit vier sonderbaren Namen benennet/ als da sind: Interduca/ Domiduca/ Unxia und Cinxia auf der Reise beschützest/ und in glückliche Häuser einführest/ auch wann sie die Pfosten beschmieren/ ihnen einen glücklichen Namen anschreibest/ und sie/ wann sie in ihren Braut-Betten den Gürtel ablegen/ nicht verlassen mögest. Es ist aber einmahl von den Hochzeit-Göttern gnug gemeldet/ von deren Bildnißen ich mich nicht erinnere bey den Alten etwas gelesen zu haben. Nun wollen wir uns wieder zu den Gebräuchen wenden/ die bey den Hochzeiten üblich waren/ so fern sie zu deß Hymenaeus Bildnus dienen können. Man pflegte vorzeiten die Thürpfosten mit Hauben zu zieren/ und mit Schmeer zu bestreichen/ damit nicht einige Zauberey hineingebracht würde. Die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div> <p><pb facs="#f0132" xml:id="pb-1420" n="TA 1680, Iconologia Deorum, S. 70"/><cb/> diese Jungfrauen erlöset/ indem die vom Schlaff überfallene Seeräuber von ihme umgebracht worden. 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diese Jungfrauen erlöset/ indem die vom Schlaff überfallene Seeräuber von ihme umgebracht worden. Und so viel von der Griechen ihrem Hochzeit-Gott.
Die Römer rufften bey ihren Hochzeiten den Thalassion umb Glück und Seegen an/ und verhielte sich die Sach/ wie dieselbe Livius beschreibet/ also: Es sey nämlich zu Rom/ in Entführung der Sabinischen Jungfrauen/ eine/ so an Gestalt und Schönheit allen andern vorgegangen/ von deß Thalassius Compagnie mit genommen worden/ da man dann vielen/ die gefragt/ wem sie dieselbe zu führten/ damit Sie an ihren Jungfräulichen Ehren unverletzt bleiben möchte/ zugeschrien/ man bringe sie dem Thalassius; daher nachgehends kommen/ daß dieses Wort bey Hochzeiten zum Glückwunsch gebrauchet worden. Oder es hat dieser Gebrauch seinen Ursprung daher genommen; weil Thalassio/ nach deß Varro Meinung/ ein Zeichen der Wollen-Arbeit ist: dann man nennte Thalassio einen Korb/ oder ein Gefäß/ so zum Wollen-Spinnen sehr bequem und tauglich ist/ da dann die Alten mit diesem offt wiederholten Worte die Braut erinnern wollen/ was hinführo ihres Amts seyn würde; welches auch Plutarchus in seinen Problematibus bekräfftiget/ und eben das erzehlet/ was wir droben vom Rocken/ der Spindel und der Einhertrettung auf dem Schafs-Fell gesagt haben. Festus ist der Meinung/ es habe sich die Braut auf das Fell gesetzt/ (dann von demselben wird die Wolle zum spinnen gebrauchet) und diese Wort geredet: Wo du Cajus seyn wirst/ da will ich Caja auch seyn. Durch welche Worte sie zu verstehen geben wollen/ daß alles zwischen Mann und Weib gemein seyn müsse. Und sind einige der Meinung gewesen/ es sey dieser Nam bey den Hochzeit -Ceremonien gebraucht worden/ der Caja Caecilia zur Ehren Gedächtnus/ die auch Tanaquil geheissen/ und deß Tarquinus Priscus Gemahlin gewesen/ die den Namen einer rechtverständigen/ mit allen Tugenden ausgezierten Weibs-Person davon getragen/ welche ihr Haus mit höchster Sorgfalt versehen und verwaltet hatte. Von ihr erzehlet Plinius aus dem Varro daß ihr Rocken und Spindel/ einige setzten auch hinzu die Pantoffeln/ zu Rom mit grossem Fleiß auffgehoben worden. Daher ist die Gewonheit entstanden/ daß die Braut/ wann sie das erste mahl in deß Bräutigams Haus gienge/ den Rocken samt der Wolle und Spindel mit sich zu bringen pflegte/ umb sich selbst dardurch/ der Tugend dieses herrlichen Musters aller Weiber nachzufolgen/ aufzumuntern/ als welche dem Servius Tullius/ ihrem Eidam/ das Königliche Kleid/ so nachmahls in den Glücks-Tempel aufgehänget worden/ selbst gemacht zu haben gerühmt wurde. Die Römische Braut wurde überdiß mit einem Gürtel umbgürtet/ welchen ihr der
Bräutigam auflösete. Dieser war/ wie Sextus Pompejus meldet/ aus Schafs-Wolle gemacht; dardurch anzuzeigen/ daß/ wie dieselbe/ auf Kneule gewunden/ an einander hanget/ also auch mit ihr nunmehr ihr Mann vereinigt und verbunden sey. Diesen mit einem Herculischen Knoten verknüpfften Gürtel löste der Mann zu einer guten Vorbedeutungs-Anzeig auf/ daß er in Kinderzeugen gleichfalls so glückselig seyn würde/ als Hercules/ der LXX. Kinder hinterlassen/ gewesen; weswegen der Mann die Jungfrau-Göttin anruffte/ vermittels derer er den Jungfer-Gürtel vermeinte höchstglücklich aufzulösen. Diese Göttin trugen sie/ wie Augustinus lib. 6. de Civitate Dei aus dem Varro erzehlet/ mit einer gantzen Schaar der Götter in ihre Schlaff-Kammer/ auf daß/ durch deren Beyhülffe/ der Mann die Blum der Jungfrauschafft desto leichter abbrechen/ und die Braut sich um so viel weniger scheuen möchte/ wann sie so viel Götter gegenwärtig sehe/ die sie alle/ dem Manne sich zu untergeben/ gleichsam ermahneten/ indem ein ieder sein sonderbar Amt verrichtete; dann unter ihnen die Verrichtungen unterschiedlich waren/ unter denen doch Venus und Priapus den Vorzug hatten.
Thalassius wurde von den Römern bey ihren Hochzeiten angeruffen.
Caja Caecilia eine tugendhaffte Römerin.
Der Braut-Gürtel von Schafs Wolle.
Warum bey den Römern der Bräutigam die Juno angeruffen. Was ist aber nöhtig die Zahl der Götter herzurechnen/ die von den Alten den Hochzeiten vorgesetzet worden/ da sie doch fast unzehlich ist ? worüber sich auch nicht groß zu verwundern/ weil/ wie wir droben bereits erwehnt/ bey den Alten die Gewonheit war/ allen Menschlichen Actionibus und Wirck- oder Handlungen gewisse und eigne Götter zuzuordnen/ die/ ob sie wohl unterweilen nicht an Göttlicher Macht/ dannoch in Beynamen unterschieden waren: welches aus dem Martianus Capella lib. II. Philolog. erhellet/ allda er die einige Juno/ wegen vielerley Amts-Verrichtungen/ die man ihr in dem Ehestande zu verwalten zuschriebe/ mit vier sonderbaren Namen benennet/ als da sind: Interduca/ Domiduca/ Unxia und Cinxia auf der Reise beschützest/ und in glückliche Häuser einführest/ auch wann sie die Pfosten beschmieren/ ihnen einen glücklichen Namen anschreibest/ und sie/ wann sie in ihren Braut-Betten den Gürtel ablegen/ nicht verlassen mögest. Es ist aber einmahl von den Hochzeit-Göttern gnug gemeldet/ von deren Bildnißen ich mich nicht erinnere bey den Alten etwas gelesen zu haben.
Der Juno viererley Namen. Nun wollen wir uns wieder zu den Gebräuchen wenden/ die bey den Hochzeiten üblich waren/ so fern sie zu deß Hymenaeus Bildnus dienen können. Man pflegte vorzeiten die Thürpfosten mit Hauben zu zieren/ und mit Schmeer zu bestreichen/ damit nicht einige Zauberey hineingebracht würde. Die
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