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Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.

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[Spaltenumbruch] zu sehen/ die in der Lincken einen Scepter/ in der Rechten eine Scheer hält. Diese könte für die Juno gehalten werden/ allein die Buchstaben/ so darinnen zusehen/ sind diese: FORTUNAE P. R.

Ich weiß mich nicht zu erinnern/ von einem andern Bilde der Juno etwas gelesen zu haben/ ausgenommen/ daß einige dieselbe aufrecht vorgestellet/ wie sie in den Händen Mohnhäupter hält/ und bey den Füssen ein Joch liegend hat/ dardurch anzudeuten/ wie die Eheleute mit einander verbunden seyn sollen; und wird solches auch gedeutet auf die Frucht/ so aus ihrer Vereinigung zu kommen pfleget. Dieser Bildnus thun die Alten mit keinem einigen Wort Meldung/ ausgenommen daß Juno Jugalis. der Jugae Junonis Altar zu Rom in einer Gasse gewesen/ welche darumb die Joch-Gasse genennet worden/dieweil/ wie Festus berichtet/ bey diesem Altar die neu-angehende Eheleute aus alter Gewonheit mit Banden verknüpffet worden/ zu einem glücklichen Bedeutungs-Zeichen zukünfftiger Einigkeit.Servius über die Wort des Virgilius lib. IV. Aeneidos sagt.

Ne cuime vinclo vellem sociare ju-
gali.

Daß ichs verredet hab mit unverruck-
tem Sinn

mich wieder in den Stand der Ehe zu be-
geben/

und nicht verdrossen wär noch einst ver-
knüpfft zu leben etc.

verknüpfft/ sagt er/ oder zusammen gespannet/ wegen deß Jochs/ so denen in Ehestand trettenden auferleget wurde/ daher auch die Juno Jugalis oder die Jochtragende genennet wird. Als die Dido mit dem Aeneas sich ehlich zu verbinden entschlossen/ lieset man bey dem gedachten Virgilius/ daß sie geopffert habe:

Junoni ante omnes, cui vincla juga-
lia curae.

Zu tragen Sorgfalt für der Götter
Dienst und Ehr:

Vor allen lassen sie sich angelegen sehr
der Juno Gnade seyn/ als die den Stand
der Eh

beschützet und erhält/ daß er nicht unter-
geh etc.

Wordurch einige/ wie auch durch der Venus Bildnus/ das der Fußeisen oder Fesseln gebildet Ehestand. wird/ den Ehestand angedeutet/ weil man in demselben den Hals unter das Joch begiebet/ und die Füsse durch Fessel bezwingen lässet. Hymenaeus. Welches andere von dem Hymenaeus herleiten/ als der für den Vorsteher der Hochzeiten gehalten wurde/ da ihn die Alten/ vermittelst einiger [Spaltenumbruch] sonderbarer Gebete anrufften/ daß er mit seiner Göttlichen Krafft zugegen seyn/ und ihren Ehestand segnen und beglücken wolte. Sie pflegten auch die ehliche Lieb und Einigkeit durch einige andere Gebräuche vorzubilden: dann wann sie den Eheleuten ein glückliches Wolergehen wünschten/ enthielten sie sich aller Worte/ die einige unglückliche Bedeutung hatten; dannenhero sie zum öfftern/ (wie wir etwas besser unten/ wann wir von dem Bilde der Einträchtigkeit handeln/ vernehmen werden/) die Krähe nenneten/ und/ wann Die weggeworffene Galle. sie der Juno Jugalis opfferten/ die Gall aus dem Opffer nahmen und hinter den Altar warffen/ dardurch anzudeuten/ daß unter den Eheleuten keine Bitterkeit seyn/ sondern sie ohne allen Zwispalt und Haß leben solten. Und deßwegen haben die Alten an ihren Hochzeit-Festen den Hymenaeus anzuruffen verordnet; nicht daß er den Ehestand eingesetzt/ sondern dieweil er selbst/ nach ausgestandner vieler schwehrer Mühe und Widerwärtigkeiten/ endlich mit grosser Glückseeligkeit in eine erwünschte Ehe gelanget. Die Sache wird vom Luctatius/ deß Statius Ausleger lib. 3. Erzehlung vom Hymenaeus. Theb. also erzehlet: Hymenaeus war ein Atheniensischer Knab/ welcher/ nachdem er die Kinder-Schuhe abgelegt/ und doch noch nicht das männliche Alter erlanget hatte/ von solcher ungemeiner Schönheit war/ daß er sich leichtlich für ein Weibs-Bild ausgeben konte. Er ware von mittelmässigen Eltern entsprossen/ und liebte eine edle Jungfrau/ die er zur Ehe zu bekommen sich nicht getrauete/ gleichwohl aber/ sie mit innigster Zuneigung verehrte/ und/ so viel er vermochte/ sein Gemüht durch blosses Anschauen ersättigte. Als nun die edlen Frauen und Jungfrauen das Fest der Ceres Eleusina begiengen/ sind sie durch einen unvermuhteten Uberfall von den Seeräubern entführet worden. Unter diesen wurde auch Hymenaeus (den man für eine Jungfrau hielte/ weil er aus Liebe zu seiner Geliebten in Weibs-Kleidern sich unter sie gemischt hatte/) mit hinweggeführet. Nachdem nun die Seerauber diese ihre Beute weit über Meer mit sich fortgebracht hatten/ und endlich an ein Eyland angefahren waren/ auch daselbst/ vom Schlaff überfallen/ sich niederlegten/ kamen andere/ überfielen die Räuber/ und brachten sie insgesamt ums Leben. Hymenaeus säumte sich hierauf nicht lang/ liesse die Jungfrauen allda/ und kehrte auf das eilfertigste nach Athen/ mit seinen Landsleuten sich zu vergleichen/ daß man ihm/ wann er ihnen ihre Töchter wieder bringen würde/ seine Geliebte zur Ehe geben solte/ welche er/ nachdem er selbige glücklich wieder heimgebracht/ auch nach Wunsch erlanget hatte. Weil nun diese Ehe höchstglücklich ware/ haben die Athenienser vor gut angesehen/ den Namen deß Hymenaeus bey den Hochzeiten anzuruffen. So weit Luctatius. Donatus aber in Adelph. Terent. und Servius in lib. I. Aeneid. geben vor/ es habe Hymenaeus selbst

[Spaltenumbruch] zu sehen/ die in der Lincken einen Scepter/ in der Rechten eine Scheer hält. Diese könte für die Juno gehalten werden/ allein die Buchstaben/ so darinnen zusehen/ sind diese: FORTUNAE P. R.

Ich weiß mich nicht zu erinnern/ von einem andern Bilde der Juno etwas gelesen zu haben/ ausgenommen/ daß einige dieselbe aufrecht vorgestellet/ wie sie in den Händen Mohnhäupter hält/ und bey den Füssen ein Joch liegend hat/ dardurch anzudeuten/ wie die Eheleute mit einander verbunden seyn sollen; und wird solches auch gedeutet auf die Frucht/ so aus ihrer Vereinigung zu kommen pfleget. Dieser Bildnus thun die Alten mit keinem einigen Wort Meldung/ ausgenommen daß Juno Jugalis. der Jugae Junonis Altar zu Rom in einer Gasse gewesen/ welche darumb die Joch-Gasse genennet worden/dieweil/ wie Festus berichtet/ bey diesem Altar die neu-angehende Eheleute aus alter Gewonheit mit Banden verknüpffet worden/ zu einem glücklichen Bedeutungs-Zeichen zukünfftiger Einigkeit.Servius über die Wort des Virgilius lib. IV. Aeneidos sagt.

Ne cuime vinclo vellem sociare ju-
gali.

Daß ichs verredet hab mit unverruck-
tem Sinn

mich wieder in den Stand der Ehe zu be-
geben/

und nicht verdrossen wär noch einst ver-
knüpfft zu leben etc.

verknüpfft/ sagt er/ oder zusammen gespannet/ wegen deß Jochs/ so denen in Ehestand trettenden auferleget wurde/ daher auch die Juno Jugalis oder die Jochtragende genennet wird. Als die Dido mit dem Aeneas sich ehlich zu verbinden entschlossen/ lieset man bey dem gedachten Virgilius/ daß sie geopffert habe:

Junoni ante omnes, cui vincla juga-
lia curae.

Zu tragen Sorgfalt für der Götter
Dienst und Ehr:

Vor allen lassen sie sich angelegen sehr
der Juno Gnade seyn/ als die den Stand
der Eh

beschützet und erhält/ daß er nicht unter-
geh etc.

Wordurch einige/ wie auch durch der Venus Bildnus/ das der Fußeisen oder Fesseln gebildet Ehestand. wird/ den Ehestand angedeutet/ weil man in demselben den Hals unter das Joch begiebet/ und die Füsse durch Fessel bezwingen lässet. Hymenaeus. Welches andere von dem Hymenaeus herleiten/ als der für den Vorsteher der Hochzeiten gehalten wurde/ da ihn die Alten/ vermittelst einiger [Spaltenumbruch] sonderbarer Gebete anrufften/ daß er mit seiner Göttlichen Krafft zugegen seyn/ und ihren Ehestand segnen und beglücken wolte. Sie pflegten auch die ehliche Lieb und Einigkeit durch einige andere Gebräuche vorzubilden: dann wann sie den Eheleuten ein glückliches Wolergehen wünschten/ enthielten sie sich aller Worte/ die einige unglückliche Bedeutung hatten; dannenhero sie zum öfftern/ (wie wir etwas besser unten/ wann wir von dem Bilde der Einträchtigkeit handeln/ vernehmen werden/) die Krähe nenneten/ und/ wann Die weggeworffene Galle. sie der Juno Jugalis opfferten/ die Gall aus dem Opffer nahmen und hinter den Altar warffen/ dardurch anzudeuten/ daß unter den Eheleuten keine Bitterkeit seyn/ sondern sie ohne allen Zwispalt und Haß leben solten. Und deßwegen haben die Alten an ihren Hochzeit-Festen den Hymenaeus anzuruffen verordnet; nicht daß er den Ehestand eingesetzt/ sondern dieweil er selbst/ nach ausgestandner vieler schwehrer Mühe und Widerwärtigkeiten/ endlich mit grosser Glückseeligkeit in eine erwünschte Ehe gelanget. Die Sache wird vom Luctatius/ deß Statius Ausleger lib. 3. Erzehlung vom Hymenaeus. Theb. also erzehlet: Hymenaeus war ein Atheniensischer Knab/ welcher/ nachdem er die Kinder-Schuhe abgelegt/ und doch noch nicht das männliche Alter erlanget hatte/ von solcher ungemeiner Schönheit war/ daß er sich leichtlich für ein Weibs-Bild ausgeben konte. Er ware von mittelmässigen Eltern entsprossen/ und liebte eine edle Jungfrau/ die er zur Ehe zu bekommen sich nicht getrauete/ gleichwohl aber/ sie mit innigster Zuneigung verehrte/ und/ so viel er vermochte/ sein Gemüht durch blosses Anschauen ersättigte. Als nun die edlen Frauen und Jungfrauen das Fest der Ceres Eleusina begiengen/ sind sie durch einen unvermuhteten Uberfall von den Seeräubern entführet worden. Unter diesen wurde auch Hymenaeus (den man für eine Jungfrau hielte/ weil er aus Liebe zu seiner Geliebten in Weibs-Kleidern sich unter sie gemischt hatte/) mit hinweggeführet. Nachdem nun die Seerauber diese ihre Beute weit über Meer mit sich fortgebracht hatten/ und endlich an ein Eyland angefahren waren/ auch daselbst/ vom Schlaff überfallen/ sich niederlegten/ kamen andere/ überfielen die Räuber/ und brachten sie insgesamt ums Leben. Hymenaeus säumte sich hierauf nicht lang/ liesse die Jungfrauen allda/ und kehrte auf das eilfertigste nach Athen/ mit seinen Landsleuten sich zu vergleichen/ daß man ihm/ wann er ihnen ihre Töchter wieder bringen würde/ seine Geliebte zur Ehe geben solte/ welche er/ nachdem er selbige glücklich wieder heimgebracht/ auch nach Wunsch erlanget hatte. Weil nun diese Ehe höchstglücklich ware/ haben die Athenienser vor gut angesehen/ den Namen deß Hymenaeus bey den Hochzeiten anzuruffen. So weit Luctatius. Donatus aber in Adelph. Terent. und Servius in lib. I. Aeneid. geben vor/ es habe Hymenaeus selbst

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Theb. also erzehlet: Hymenaeus war ein Atheniensischer Knab/ welcher/ nachdem er die Kinder-Schuhe abgelegt/ und doch noch nicht das männliche Alter erlanget hatte/ von solcher ungemeiner Schönheit war/ daß er sich leichtlich für ein Weibs-Bild ausgeben konte. Er ware von mittelmässigen Eltern entsprossen/ und liebte eine edle Jungfrau/ die er zur Ehe zu bekommen sich nicht getrauete/ gleichwohl aber/ sie mit innigster Zuneigung verehrte/ und/ so viel er vermochte/ sein Gemüht durch blosses Anschauen ersättigte. Als nun die edlen Frauen und Jungfrauen das Fest der Ceres Eleusina begiengen/ sind sie durch einen unvermuhteten Uberfall von den Seeräubern entführet worden. Unter diesen wurde auch Hymenaeus (den man für eine Jungfrau hielte/ weil er aus Liebe zu seiner Geliebten in Weibs-Kleidern sich unter sie gemischt hatte/) mit hinweggeführet. 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  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.



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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680, S. TA 1680, Iconologia Deorum, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/131>, abgerufen am 23.11.2024.