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Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.

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[Spaltenumbruch] der Alten/ die bey Nachtzeit unter freyem Himmel auf ehrinnen oder eisernen Gefäßen/ einen grossen Schall und Gethöne machten/ wann etwan eine Mondfinsternus sich ereignete/ um hierdurch der Verduncklung des Monds zu Hülffe zu kommen. Dann/ weil sie die Ursach der Finsternus (welche ist die Zwischenkunfft der Erde zwischen der Sonne und dem Monde) nicht wusten/ bildeten sie sich ein/ es litte der Mond durch Zauberey große Noht und Anstösse; dann es waren bey ihnen Leute gefunden/ die sich rühmten/ daß sie mit ihren Der Mond wird durch Zauberey vom Himmel gezogen. Zaubereyen auch wohl den Mond vom Himmel herab bringen könten/ wie Virgilius in Pharmacoutria sagt:

Carmina vel coelo possunt deduce-
re Lunam.

Es haben auch wol eh/ durch heimliches
Bemühen/

mit ihrer Zauber-Kunst/ die Menschen
können ziehen

vom Himmel ab den Mond.

Von der Medea wird gelesen/ daß sie (wanns anders wahr ist) den Mond/ auch wider seinen Willen/ vom Himmel auf die Erde gebracht habe. Wann Lucanus von den Thessalischen Zauberern redet/ behauptet er/ daß sie die ersten gewesen/ die den Sternen Gewalt angethan/ und den Mond schwartz gemacht/ wann er am hellsten seyn sollen/ ja sie hätten denselben/ nachdem sie ihn auf die Erde gebracht/ solche Dinge zu verrichten gezwungen/ die sie von ihm begehrt und haben wollen. Beym Apulejus rühmet sich eine Here/ daß sie den Göttern die gröste Unheil zufügen/ und die Sternen ihres Liechts/ nach Belieben berauben/ könne: dann man hielte darvor/ es könte die Krafft solcher Zauberey/ nicht allein dem Monde/ sondern auch der Sonne und dem gantzen Sternen-Heere Schaden zufügen/ und ja sowol die Himmels als Die Alten droheten den Göttern. Höllen-Götter treffen/ denen sie auch in ihren abscheulichen Verehrungen/ nachdem sie die schändlichst und gottlosesten Händel getrieben hatten/ zu drohen pflegten/ wie/ nach Erzehlung deß Theodoretus/ Porphyrius an einen Egyptischen Priester geschrieben/ daß sie den Himmel zerbrechen (umb vielleicht die Götter herunter zu stürtzen) der Isis Geheimnußen offenbahren/ und den Charon zwingen wolten/ daß er keine Seelen mehr überführen solte; ingleichen/ daß sie deß Osiris Glieder dem Typhon zu zerreissen und hin und wieder auszustreuen geben wolten. Diese/ und viel mehr andere/ unsinnige Bedrohungen pflegten sie auszugiessen wider den jenigen Gott/ den sie/ ihnen zu gehorsamen/ nöhtigen wolten.

Vielleicht ist auch hieher zu ziehen/ was beym Ovidius vom Faunus und Picus/ den Göttern deß Berges Aventinus/ zu lesen/daß [Spaltenumbruch] sie nemlich durch ihre Zauberey den Jupiter aus dem Himmel auf die Erde gezogen/ damit er ihnen auf ihre Fragen antwortete. Diese schändliche Kunst verfolgten die Römer mit den schärffsten Straffen/ und weil bey ihnen Apulejus derselben schuldig befunden und überwiesen worden/ konte er kaum aus ihren Händen entrinnen. In dieser Kunst sind die Thessalier unter allen vor die erfahrenste Meister gehalten worden/ weil allda die Medea (wie beym Svidas zu lesen/) als sie daselbst durchgereiset/ ihren Zauberey-Korb gantz ausgeschüttet. Dannenhero die Poeten/ wann sie ihr Gebet zum Mond schicken/ (sie mögen ihn alsdann Luna/ oder Diana/ oder Hecate/ oder mit einem andern dergleichen Namen nennen/ so zielet doch alles auf eins hinaus) ihn zu ihrer Bitte zu bewegen/ ihme unter andern wünschen/ daß er einen hellen und klaren Schein möge überkommen/ und von keinem Flecken verunreiniget/ noch durch der Thessalier Zauberey vom Himmel abgezogen werden/ wie unter andern der Phaedra Säugamme beym Seneca im Hippolytus thut/ wann sie saget:

O magna silvas inter, & lucos Dea,
Clarumqve coeli sidus, & noctis de-
cus,

Cujus relucet mundus alterna fa-
ce,

Hecate triformis, en ades, coeptis
favens.

Hör/ grosse Göttin! die im Wald
ihr Lager aufgeschlagen.
hör mich/ o Himmels-Pracht-Gestalt!
hör mich/ o finstrer Nächte Tagen!
Hör Drey-Gesicht/ hör Hecate
und mir in meinem Thun beysteh.

Und bald hernach bricht sie weiter in diese Worte heraus:

--- --- Sic te lucidi vultus ferant,
Et nube rupta, cornibus puris eas,
Sic te regentem fraena nocturni ae-
thaeris,

Detrahere nunqvam Thessali can-
tus qveant,

Nullusque de te gloriam pastor fe-
rat.

So müß dein Schein stets munter seyn/
und deine Hörner-Krümme
die trüben Wolcken reissen ein/
es müß dich nie die Stimme
deß Sängers/ (wenn die Nacht
dich hat zu uns gebracht)
noch auch die Hirten-Macht/
O helle Himmels-Scheiben!
von deiner Wohnung treiben.

[Spaltenumbruch] der Alten/ die bey Nachtzeit unter freyem Himmel auf ehrinnen oder eisernen Gefäßen/ einen grossen Schall und Gethöne machten/ wann etwan eine Mondfinsternus sich ereignete/ um hierdurch der Verduncklung des Monds zu Hülffe zu kommen. Dann/ weil sie die Ursach der Finsternus (welche ist die Zwischenkunfft der Erde zwischen der Sonne und dem Monde) nicht wusten/ bildeten sie sich ein/ es litte der Mond durch Zauberey große Noht und Anstösse; dann es waren bey ihnen Leute gefunden/ die sich rühmten/ daß sie mit ihren Der Mond wird durch Zauberey vom Himmel gezogen. Zaubereyen auch wohl den Mond vom Himmel herab bringen könten/ wie Virgilius in Pharmacoutria sagt:

Carmina vel coelo possunt deduce-
re Lunam.

Es haben auch wol eh/ durch heimliches
Bemühen/

mit ihrer Zauber-Kunst/ die Menschen
können ziehen

vom Himmel ab den Mond.

Von der Medea wird gelesen/ daß sie (wanns anders wahr ist) den Mond/ auch wider seinen Willen/ vom Himmel auf die Erde gebracht habe. Wann Lucanus von den Thessalischen Zauberern redet/ behauptet er/ daß sie die ersten gewesen/ die den Sternen Gewalt angethan/ und den Mond schwartz gemacht/ wann er am hellsten seyn sollen/ ja sie hätten denselben/ nachdem sie ihn auf die Erde gebracht/ solche Dinge zu verrichten gezwungen/ die sie von ihm begehrt und haben wollen. Beym Apulejus rühmet sich eine Here/ daß sie den Göttern die gröste Unheil zufügen/ und die Sternen ihres Liechts/ nach Belieben berauben/ könne: dann man hielte darvor/ es könte die Krafft solcher Zauberey/ nicht allein dem Monde/ sondern auch der Sonne und dem gantzen Sternen-Heere Schaden zufügen/ und ja sowol die Himmels als Die Alten droheten den Göttern. Höllen-Götter treffen/ denen sie auch in ihren abscheulichen Verehrungen/ nachdem sie die schändlichst und gottlosesten Händel getrieben hatten/ zu drohen pflegten/ wie/ nach Erzehlung deß Theodoretus/ Porphyrius an einen Egyptischen Priester geschrieben/ daß sie den Himmel zerbrechen (umb vielleicht die Götter herunter zu stürtzen) der Isis Geheimnußen offenbahren/ und den Charon zwingen wolten/ daß er keine Seelen mehr überführen solte; ingleichen/ daß sie deß Osiris Glieder dem Typhon zu zerreissen und hin und wieder auszustreuen geben wolten. Diese/ und viel mehr andere/ unsinnige Bedrohungen pflegten sie auszugiessen wider den jenigen Gott/ den sie/ ihnen zu gehorsamen/ nöhtigen wolten.

Vielleicht ist auch hieher zu ziehen/ was beym Ovidius vom Faunus und Picus/ den Göttern deß Berges Aventinus/ zu lesen/daß [Spaltenumbruch] sie nemlich durch ihre Zauberey den Jupiter aus dem Himmel auf die Erde gezogen/ damit er ihnen auf ihre Fragen antwortete. Diese schändliche Kunst verfolgten die Römer mit den schärffsten Straffen/ und weil bey ihnen Apulejus derselben schuldig befunden und überwiesen worden/ konte er kaum aus ihren Händen entrinnen. In dieser Kunst sind die Thessalier unter allen vor die erfahrenste Meister gehalten worden/ weil allda die Medea (wie beym Svidas zu lesen/) als sie daselbst durchgereiset/ ihren Zauberey-Korb gantz ausgeschüttet. Dannenhero die Poeten/ wann sie ihr Gebet zum Mond schicken/ (sie mögen ihn alsdann Luna/ oder Diana/ oder Hecate/ oder mit einem andern dergleichen Namen nennen/ so zielet doch alles auf eins hinaus) ihn zu ihrer Bitte zu bewegen/ ihme unter andern wünschen/ daß er einen hellen und klaren Schein möge überkommen/ und von keinem Flecken verunreiniget/ noch durch der Thessalier Zauberey vom Himmel abgezogen werden/ wie unter andern der Phaedra Säugamme beym Seneca im Hippolytus thut/ wann sie saget:

O magna silvas inter, & lucos Dea,
Clarumqve coeli sidus, & noctis de-
cus,

Cujus relucet mundus alterna fa-
ce,

Hecate triformis, en ades, coeptis
favens.

Hör/ grosse Göttin! die im Wald
ihr Lager aufgeschlagen.
hör mich/ ô Himmels-Pracht-Gestalt!
hör mich/ ô finstrer Nächte Tagen!
Hör Drey-Gesicht/ hör Hecate
und mir in meinem Thun beysteh.

Und bald hernach bricht sie weiter in diese Worte heraus:

--- --- Sic te lucidi vultus ferant,
Et nube rupta, cornibus puris eas,
Sic te regentem fraena nocturni ae-
thaeris,

Detrahere nunqvam Thessali can-
tus qveant,

Nullusque de te gloriam pastor fe-
rat.

So müß dein Schein stets munter seyn/
und deine Hörner-Krümme
die trüben Wolcken reissen ein/
es müß dich nie die Stimme
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[TA 1680, Iconologia Deorum, S. 45/0103] der Alten/ die bey Nachtzeit unter freyem Himmel auf ehrinnen oder eisernen Gefäßen/ einen grossen Schall und Gethöne machten/ wann etwan eine Mondfinsternus sich ereignete/ um hierdurch der Verduncklung des Monds zu Hülffe zu kommen. Dann/ weil sie die Ursach der Finsternus (welche ist die Zwischenkunfft der Erde zwischen der Sonne und dem Monde) nicht wusten/ bildeten sie sich ein/ es litte der Mond durch Zauberey große Noht und Anstösse; dann es waren bey ihnen Leute gefunden/ die sich rühmten/ daß sie mit ihren Zaubereyen auch wohl den Mond vom Himmel herab bringen könten/ wie Virgilius in Pharmacoutria sagt: Der Mond wird durch Zauberey vom Himmel gezogen. Carmina vel coelo possunt deduce- re Lunam. Es haben auch wol eh/ durch heimliches Bemühen/ mit ihrer Zauber-Kunst/ die Menschen können ziehen vom Himmel ab den Mond. Von der Medea wird gelesen/ daß sie (wanns anders wahr ist) den Mond/ auch wider seinen Willen/ vom Himmel auf die Erde gebracht habe. Wann Lucanus von den Thessalischen Zauberern redet/ behauptet er/ daß sie die ersten gewesen/ die den Sternen Gewalt angethan/ und den Mond schwartz gemacht/ wann er am hellsten seyn sollen/ ja sie hätten denselben/ nachdem sie ihn auf die Erde gebracht/ solche Dinge zu verrichten gezwungen/ die sie von ihm begehrt und haben wollen. Beym Apulejus rühmet sich eine Here/ daß sie den Göttern die gröste Unheil zufügen/ und die Sternen ihres Liechts/ nach Belieben berauben/ könne: dann man hielte darvor/ es könte die Krafft solcher Zauberey/ nicht allein dem Monde/ sondern auch der Sonne und dem gantzen Sternen-Heere Schaden zufügen/ und ja sowol die Himmels als Höllen-Götter treffen/ denen sie auch in ihren abscheulichen Verehrungen/ nachdem sie die schändlichst und gottlosesten Händel getrieben hatten/ zu drohen pflegten/ wie/ nach Erzehlung deß Theodoretus/ Porphyrius an einen Egyptischen Priester geschrieben/ daß sie den Himmel zerbrechen (umb vielleicht die Götter herunter zu stürtzen) der Isis Geheimnußen offenbahren/ und den Charon zwingen wolten/ daß er keine Seelen mehr überführen solte; ingleichen/ daß sie deß Osiris Glieder dem Typhon zu zerreissen und hin und wieder auszustreuen geben wolten. Diese/ und viel mehr andere/ unsinnige Bedrohungen pflegten sie auszugiessen wider den jenigen Gott/ den sie/ ihnen zu gehorsamen/ nöhtigen wolten. Die Alten droheten den Göttern.Vielleicht ist auch hieher zu ziehen/ was beym Ovidius vom Faunus und Picus/ den Göttern deß Berges Aventinus/ zu lesen/daß sie nemlich durch ihre Zauberey den Jupiter aus dem Himmel auf die Erde gezogen/ damit er ihnen auf ihre Fragen antwortete. Diese schändliche Kunst verfolgten die Römer mit den schärffsten Straffen/ und weil bey ihnen Apulejus derselben schuldig befunden und überwiesen worden/ konte er kaum aus ihren Händen entrinnen. In dieser Kunst sind die Thessalier unter allen vor die erfahrenste Meister gehalten worden/ weil allda die Medea (wie beym Svidas zu lesen/) als sie daselbst durchgereiset/ ihren Zauberey-Korb gantz ausgeschüttet. Dannenhero die Poeten/ wann sie ihr Gebet zum Mond schicken/ (sie mögen ihn alsdann Luna/ oder Diana/ oder Hecate/ oder mit einem andern dergleichen Namen nennen/ so zielet doch alles auf eins hinaus) ihn zu ihrer Bitte zu bewegen/ ihme unter andern wünschen/ daß er einen hellen und klaren Schein möge überkommen/ und von keinem Flecken verunreiniget/ noch durch der Thessalier Zauberey vom Himmel abgezogen werden/ wie unter andern der Phaedra Säugamme beym Seneca im Hippolytus thut/ wann sie saget: O magna silvas inter, & lucos Dea, Clarumqve coeli sidus, & noctis de- cus, Cujus relucet mundus alterna fa- ce, Hecate triformis, en ades, coeptis favens. Hör/ grosse Göttin! die im Wald ihr Lager aufgeschlagen. hör mich/ ô Himmels-Pracht-Gestalt! hör mich/ ô finstrer Nächte Tagen! Hör Drey-Gesicht/ hör Hecate und mir in meinem Thun beysteh. Und bald hernach bricht sie weiter in diese Worte heraus: --- --- Sic te lucidi vultus ferant, Et nube rupta, cornibus puris eas, Sic te regentem fraena nocturni ae- thaeris, Detrahere nunqvam Thessali can- tus qveant, Nullusque de te gloriam pastor fe- rat. So müß dein Schein stets munter seyn/ und deine Hörner-Krümme die trüben Wolcken reissen ein/ es müß dich nie die Stimme deß Sängers/ (wenn die Nacht dich hat zu uns gebracht) noch auch die Hirten-Macht/ O helle Himmels-Scheiben! von deiner Wohnung treiben.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680, S. TA 1680, Iconologia Deorum, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/103>, abgerufen am 23.11.2024.