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Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.

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[Spaltenumbruch] Osiris war auch da/ das Pfaffen-
Glöcklein klingt;

dort kriecht die frembde Schlang/ voll
Gifft/ so Schlaff-suchts bringt.

Apulejus bezeuget gleichfalls/ er habe Sie/ als er in Esels-Gestalt der Ruhe gepfleget/gesehen/ und beschreibet sie mit solchen Farben/ aus denen klärlich erhellet/ daß anders nichts als der Mond dardurch zu verstehen sey/ welchen die Egypter unter dergleichen Verdeckungen zu ehren pflegen. Daher Martianus Capella sagt/ daß seine Philologia, als sie in den Mond-Kreiß kommen/ daselbst viel Klang-Spiele/ der Ceres Kertzen/ der Diana Bogen/ der Cybeles Paucken/ wie auch diese dreyfache Figur oder Gestalt gesehen habe. Aber wir müssen uns wieder zum Apulejus wenden/ der im II Buch vom güldnen Esel schreibet/ daß sie ihm im Schlaff mitten aufm Meer/ ihr andächtigs Gesicht zu den Göttern aufhebend/ erschienen sey/ (dann die Poeten dichten/ daß die Sonne/ der Mond und andere Gestirne/ wann sie untergehen/ sich ins Meer eintauchen/ und aus demselben/ wann sie aufgehen/ wiederumb hervor kommen/) habe sich darauf allmählig aus dem Meer erhoben/ und Der Isis Bild. seye endlich ein vollkömmlicher Leib einer durchscheinenden Bildnis vor ihme gestanden. Diese Bildnis (heissen seine fernere Worte) liesse ihr langes und dickes/ von oben herab allgemächlich gekräußtes und anmuhtig-zerstreuetes Haar über die Göttliche Schultern herab hangen. Ihr von so mancherley Blumen gewundener Krantz/ scheidete den obern Haupt-Wirbel/ dessen halbe Runde über die hohe Stirn/ auf Art eines Spiegels/ oder vielmehr als eine Anzeigung deß Monds ein weisses Liecht von sich strahlte/ die rechte und lincke Hand wurden vom Aufschlingen der Nattern gehemmet; auch sahe man darinnen Korn-Aehren die von oben aus stachen. Der von durchsichtiger Leinwand gemachte bunt-durchwirckte/ bald weiß gläntzende/ bald saffran-färbige/ bald auch von Rosenrohter Farb glühende aller Menschen Augen blendende/ und endlich schwartz scheinende Mantel/ so umb sie hergeschlagen auf der rechten Schulter lag/ und unter der lincken Achsel durchgienge/ bedeckte sie zum Theil übereinander geschlungen hinab hangend bis zum Saume/ allwo mancherley Zierrahten anzusehen waren. Auf dessen äussern Fläche gläntzete alles voller Sterne/ und mitten drunter war der halbe Mond/ wie er feurige Flammen von sich speyet zu sehen. Wohin der Umfang dieses herrlichen Mantels sich schlunge oder schwunge/ hinge ihm allezeit unabgeschieden der von Blumen und Aepffeln gemachte Umschweiff an. In der rechten Hand trug sie ein ehrinnes Spielwerck/ durch dessen schmales Blech/ so auf Art eines Wehrgehängs umbgebogen war/ etliche wenig Rühtlein in der Mitte steckten/ welche durch offtwiederholtes Umdrehen deß Arms einen [Spaltenumbruch] hellen Thon und Laut von sich gaben. In der lincken Hand sahe man einen güldnen Schnaupen-Krug/ dessen Hänckel in Form einer Schlangen/ so den Kopff in die Höhe streckte/ gebildet war. Die lieblich-zarten Füsse bedeckten ein Art Schuhe/ die mit Palmen-Blättern durchwirckt waren.

Also bildet uns Apulejus die Isis vor: dero er nicht unbillig ein weiß/ gelb und rohtes Kleid zueignet; weil nämlich der Mond seine Farbe stetig verändert/ woraus viel die zukünftige Zeit zuvor ankündigen: dann die Röhte solle Winde/ die Schwärtze Regen/ die Weisse schön und helles Wetter anzeigen/ wie unter andern auch Virgilius in ersten Buch seiner Akkerwercke beweiset/ wann er schreibet:

Luna revertentes quamprimum
colligit ignes,

Si nigrum obscuro comprenderit
aera cornu,

Maximus agricolis, pelagoqve pa-
rabitur imber.

At si virgineum suffuderit ore ru-
borem,

Ventus erit: vento semper rubet
aurea Phoebe.

Sin ortu in quarto (namque is cer-
tissimus auctor)

Pura, necobtusis per coelum corni-
bus ibit:

Totus & ille dies, & qui nascetur
ab illo,

Exactum ad mensem pluvia, ventis-
que carebunt.

Wann deß Mondes wachsend Liecht mit
geschwärtztem Hörner-Wincken

die noch nicht erhellte Lufft pfleget gleich-
sam einzutrincken/

hält der Bauer vor gewiß/ daß ein gros-
ser Regen-schwall

auf den Hoffnungs-Ackerbau oder auf
die Wiesen fall:

Purpurt aber eine Röht dem beliebten
Jungfer-Munde/

wird ein Sturm-erfüllter Wind uns durch-
wehen iede Stunde;

Ziehrt ihn dann die weisse Farb im ge-
vierdten Circkelschein/

wird den gantzen Monat durch/ ein recht
heiters Wetter seyn.

Was der Luna schwartzes Kleid bedeute. Der Luna gantz schwartzes Kleid deutet an/ daß der Mond/ wie wir mehr erwehnt/ nicht von seinem eignen/ sondern einem andern und entlehntem Liechte scheine. Etliche halten dafür/ der Dryangel/ oder vielmehr das in der Hand tragende Kling-Spiel/ ziehle auf den Gebrauch

[Spaltenumbruch] Osiris war auch da/ das Pfaffen-
Glöcklein klingt;

dort kriecht die frembde Schlang/ voll
Gifft/ so Schlaff-suchts bringt.

Apulejus bezeuget gleichfalls/ er habe Sie/ als er in Esels-Gestalt der Ruhe gepfleget/gesehen/ und beschreibet sie mit solchen Farben/ aus denen klärlich erhellet/ daß anders nichts als der Mond dardurch zu verstehen sey/ welchen die Egypter unter dergleichen Verdeckungen zu ehren pflegen. Daher Martianus Capella sagt/ daß seine Philologia, als sie in den Mond-Kreiß kommen/ daselbst viel Klang-Spiele/ der Ceres Kertzen/ der Diana Bogen/ der Cybeles Paucken/ wie auch diese dreyfache Figur oder Gestalt gesehen habe. Aber wir müssen uns wieder zum Apulejus wenden/ der im II Buch vom güldnen Esel schreibet/ daß sie ihm im Schlaff mitten aufm Meer/ ihr andächtigs Gesicht zu den Göttern aufhebend/ erschienen sey/ (dann die Poeten dichten/ daß die Sonne/ der Mond und andere Gestirne/ wann sie untergehen/ sich ins Meer eintauchen/ und aus demselben/ wann sie aufgehen/ wiederumb hervor kommen/) habe sich darauf allmählig aus dem Meer erhoben/ und Der Isis Bild. seye endlich ein vollkömmlicher Leib einer durchscheinenden Bildnis vor ihme gestanden. Diese Bildnis (heissen seine fernere Worte) liesse ihr langes und dickes/ von oben herab allgemächlich gekräußtes und anmuhtig-zerstreuetes Haar über die Göttliche Schultern herab hangen. Ihr von so mancherley Blumen gewundener Krantz/ scheidete den obern Haupt-Wirbel/ dessen halbe Runde über die hohe Stirn/ auf Art eines Spiegels/ oder vielmehr als eine Anzeigung deß Monds ein weisses Liecht von sich strahlte/ die rechte und lincke Hand wurden vom Aufschlingen der Nattern gehemmet; auch sahe man darinnen Korn-Aehren die von oben aus stachen. Der von durchsichtiger Leinwand gemachte bunt-durchwirckte/ bald weiß gläntzende/ bald saffran-färbige/ bald auch von Rosenrohter Farb glühende aller Menschen Augen blendende/ und endlich schwartz scheinende Mantel/ so umb sie hergeschlagen auf der rechten Schulter lag/ und unter der lincken Achsel durchgienge/ bedeckte sie zum Theil übereinander geschlungen hinab hangend bis zum Saume/ allwo mancherley Zierrahten anzusehen waren. Auf dessen äussern Fläche gläntzete alles voller Sterne/ und mitten drunter war der halbe Mond/ wie er feurige Flammen von sich speyet zu sehen. Wohin der Umfang dieses herrlichen Mantels sich schlunge oder schwunge/ hinge ihm allezeit unabgeschieden der von Blumen und Aepffeln gemachte Umschweiff an. In der rechten Hand trug sie ein ehrinnes Spielwerck/ durch dessen schmales Blech/ so auf Art eines Wehrgehängs umbgebogen war/ etliche wenig Rühtlein in der Mitte steckten/ welche durch offtwiederholtes Umdrehen deß Arms einen [Spaltenumbruch] hellen Thon und Laut von sich gaben. In der lincken Hand sahe man einen güldnen Schnaupen-Krug/ dessen Hänckel in Form einer Schlangen/ so den Kopff in die Höhe streckte/ gebildet war. Die lieblich-zarten Füsse bedeckten ein Art Schuhe/ die mit Palmen-Blättern durchwirckt waren.

Also bildet uns Apulejus die Isis vor: dero er nicht unbillig ein weiß/ gelb und rohtes Kleid zueignet; weil nämlich der Mond seine Farbe stetig verändert/ woraus viel die zukünftige Zeit zuvor ankündigen: dann die Röhte solle Winde/ die Schwärtze Regen/ die Weisse schön und helles Wetter anzeigen/ wie unter andern auch Virgilius in ersten Buch seiner Akkerwercke beweiset/ wann er schreibet:

Luna revertentes quamprimum
colligit ignes,

Si nigrum obscuro comprenderit
aëra cornu,

Maximus agricolis, pelagoqve pa-
rabitur imber.

At si virgineum suffuderit ore ru-
borem,

Ventus erit: vento semper rubet
aurea Phoebe.

Sin ortu in quarto (namque is cer-
tissimus auctor)

Pura, necobtusis per coelum corni-
bus ibit:

Totus & ille dies, & qui nascetur
ab illo,

Exactum ad mensem pluvia, ventis-
que carebunt.

Wann deß Mondes wachsend Liecht mit
geschwärtztem Hörner-Wincken

die noch nicht erhellte Lufft pfleget gleich-
sam einzutrincken/

hält der Bauer vor gewiß/ daß ein gros-
ser Regen-schwall

auf den Hoffnungs-Ackerbau oder auf
die Wiesen fall:

Purpurt aber eine Röht dem beliebten
Jungfer-Munde/

wird ein Sturm-erfüllter Wind uns durch-
wehen iede Stunde;

Ziehrt ihn dann die weisse Farb im ge-
vierdten Circkelschein/

wird den gantzen Monat durch/ ein recht
heiters Wetter seyn.

Was der Luna schwartzes Kleid bedeute. Der Luna gantz schwartzes Kleid deutet an/ daß der Mond/ wie wir mehr erwehnt/ nicht von seinem eignen/ sondern einem andern und entlehntem Liechte scheine. Etliche halten dafür/ der Dryangel/ oder vielmehr das in der Hand tragende Kling-Spiel/ ziehle auf den Gebrauch

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[TA 1680, Iconologia Deorum, S. 44/0102] Osiris war auch da/ das Pfaffen- Glöcklein klingt; dort kriecht die frembde Schlang/ voll Gifft/ so Schlaff-suchts bringt. Apulejus bezeuget gleichfalls/ er habe Sie/ als er in Esels-Gestalt der Ruhe gepfleget/gesehen/ und beschreibet sie mit solchen Farben/ aus denen klärlich erhellet/ daß anders nichts als der Mond dardurch zu verstehen sey/ welchen die Egypter unter dergleichen Verdeckungen zu ehren pflegen. Daher Martianus Capella sagt/ daß seine Philologia, als sie in den Mond-Kreiß kommen/ daselbst viel Klang-Spiele/ der Ceres Kertzen/ der Diana Bogen/ der Cybeles Paucken/ wie auch diese dreyfache Figur oder Gestalt gesehen habe. Aber wir müssen uns wieder zum Apulejus wenden/ der im II Buch vom güldnen Esel schreibet/ daß sie ihm im Schlaff mitten aufm Meer/ ihr andächtigs Gesicht zu den Göttern aufhebend/ erschienen sey/ (dann die Poeten dichten/ daß die Sonne/ der Mond und andere Gestirne/ wann sie untergehen/ sich ins Meer eintauchen/ und aus demselben/ wann sie aufgehen/ wiederumb hervor kommen/) habe sich darauf allmählig aus dem Meer erhoben/ und seye endlich ein vollkömmlicher Leib einer durchscheinenden Bildnis vor ihme gestanden. Diese Bildnis (heissen seine fernere Worte) liesse ihr langes und dickes/ von oben herab allgemächlich gekräußtes und anmuhtig-zerstreuetes Haar über die Göttliche Schultern herab hangen. Ihr von so mancherley Blumen gewundener Krantz/ scheidete den obern Haupt-Wirbel/ dessen halbe Runde über die hohe Stirn/ auf Art eines Spiegels/ oder vielmehr als eine Anzeigung deß Monds ein weisses Liecht von sich strahlte/ die rechte und lincke Hand wurden vom Aufschlingen der Nattern gehemmet; auch sahe man darinnen Korn-Aehren die von oben aus stachen. Der von durchsichtiger Leinwand gemachte bunt-durchwirckte/ bald weiß gläntzende/ bald saffran-färbige/ bald auch von Rosenrohter Farb glühende aller Menschen Augen blendende/ und endlich schwartz scheinende Mantel/ so umb sie hergeschlagen auf der rechten Schulter lag/ und unter der lincken Achsel durchgienge/ bedeckte sie zum Theil übereinander geschlungen hinab hangend bis zum Saume/ allwo mancherley Zierrahten anzusehen waren. Auf dessen äussern Fläche gläntzete alles voller Sterne/ und mitten drunter war der halbe Mond/ wie er feurige Flammen von sich speyet zu sehen. Wohin der Umfang dieses herrlichen Mantels sich schlunge oder schwunge/ hinge ihm allezeit unabgeschieden der von Blumen und Aepffeln gemachte Umschweiff an. In der rechten Hand trug sie ein ehrinnes Spielwerck/ durch dessen schmales Blech/ so auf Art eines Wehrgehängs umbgebogen war/ etliche wenig Rühtlein in der Mitte steckten/ welche durch offtwiederholtes Umdrehen deß Arms einen hellen Thon und Laut von sich gaben. In der lincken Hand sahe man einen güldnen Schnaupen-Krug/ dessen Hänckel in Form einer Schlangen/ so den Kopff in die Höhe streckte/ gebildet war. Die lieblich-zarten Füsse bedeckten ein Art Schuhe/ die mit Palmen-Blättern durchwirckt waren. Der Isis Bild.Also bildet uns Apulejus die Isis vor: dero er nicht unbillig ein weiß/ gelb und rohtes Kleid zueignet; weil nämlich der Mond seine Farbe stetig verändert/ woraus viel die zukünftige Zeit zuvor ankündigen: dann die Röhte solle Winde/ die Schwärtze Regen/ die Weisse schön und helles Wetter anzeigen/ wie unter andern auch Virgilius in ersten Buch seiner Akkerwercke beweiset/ wann er schreibet: Luna revertentes quamprimum colligit ignes, Si nigrum obscuro comprenderit aëra cornu, Maximus agricolis, pelagoqve pa- rabitur imber. At si virgineum suffuderit ore ru- borem, Ventus erit: vento semper rubet aurea Phoebe. Sin ortu in quarto (namque is cer- tissimus auctor) Pura, necobtusis per coelum corni- bus ibit: Totus & ille dies, & qui nascetur ab illo, Exactum ad mensem pluvia, ventis- que carebunt. Wann deß Mondes wachsend Liecht mit geschwärtztem Hörner-Wincken die noch nicht erhellte Lufft pfleget gleich- sam einzutrincken/ hält der Bauer vor gewiß/ daß ein gros- ser Regen-schwall auf den Hoffnungs-Ackerbau oder auf die Wiesen fall: Purpurt aber eine Röht dem beliebten Jungfer-Munde/ wird ein Sturm- erfüllter Wind uns durch- wehen iede Stunde; Ziehrt ihn dann die weisse Farb im ge- vierdten Circkelschein/ wird den gantzen Monat durch/ ein recht heiters Wetter seyn. Der Luna gantz schwartzes Kleid deutet an/ daß der Mond/ wie wir mehr erwehnt/ nicht von seinem eignen/ sondern einem andern und entlehntem Liechte scheine. Etliche halten dafür/ der Dryangel/ oder vielmehr das in der Hand tragende Kling-Spiel/ ziehle auf den Gebrauch Was der Luna schwartzes Kleid bedeute.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680, S. TA 1680, Iconologia Deorum, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/102>, abgerufen am 23.11.2024.