Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679.[Spaltenumbruch]
Es war kein Lorbeer noch vorhanden. Phoebus raubte Fast iedem Baum das Haar/ mit dem er sich belaubte. Weil nun/ aus obgesetzter Bildnus/ mit denen Bildnus mit den Buchstaben ALLION. Buchstaben ALLION nicht abzunehmen/ wer er sey/ auch bey denen alten Scribenten von diesem Namen nichts gedacht/ noch geschrieben wird: So lassen wir solches allen Antiquitet-Verständigen zu ihrem selbst eigenem Urtheil anheim gestellt. 2.Aspasia. Der Aspasiae hoher Verstand und Geschicklichkeit.PLutarchus schreibt; daß fast alle der Meinung/ Aspasia sey eine Mileserin/ und Tochter Asiaci gewesen/ welche/ wegen ihrer hohen Weisheit/ von Pericle ihrem Gemahl/ sehr geehret und geliebet worden; und zwar solcher Gestalt/ daß er auch/ derselben zu Gefallen/ ein sonderlich Decret wider die Megarenser/ ausgehen lassen/ Sonderlich in der Wolredenheit. daß von ihnen keiner zu Athen aufgenommen werden solte. Sie war eine Meisterin der Wolredenheit/ und verfertigte unterschiedliche Leich-Sermonen/ welche Socrates und Plato beschrieben: Massen dann Suidas ihrer Weisheit gedencket/ und dieselbe beglaubet mit folgenden Worten; Ihre schöne Gestalt.Aspasia Sophistria fuit, & Eloquentiae Magistra. Neben der Klug- und Wol-redenheit/ war sie auch mit sehr schöner Gestalt begabt. Massen beym Athenaeo Sie deswegen genennet wird Aspasia Socratica, formosa mulier. Wie dann Socrates selbst/ nebenst seinen Schülern/ wegen ihrer seltenen Tugenden/ sehr offt zu ihr gekommen und sie besuchet hat. Gegenwärtige Bildnus Aspasiae, ist von einem roten Antichen Jaspis des Herrn Rondanini, nach-gezeichnet/ mit einem Ihre Bildnus. Helm auf dem Haupt/ dreyfachem Feder-Busch/ samt dem Flügel-Pferde Pegasus, welches die Federn oberhalb/ in einer zierlichen Ordnung/ mit vier zur Seiten stehenden Pferden/ zusammen hält. Mag wol die beede Kriege/ so diese Aspasia verursachet/ bedeuten: Weil Suidas schreibt: Aspasia, celeberrimi nominis, Milesia genere, diserta, quam Periclis & magistram & amicam fuisle tradunt; duorumqve bellorum extitisse causam putant, Samii & Peloponesiaci; Das ist/ Aspasia, derer Nam höchst-berühmt/ war eine Mileserin/ und so beredt/ daß man schreibt/ sie sey so wol des Periclis Lehrmeisterin/ als Liebste/ und zweener Kriege/ nemlich des Samischen/ und Peloponesischen/ Ursach gewesen. Dannenhero die vier Pferde ober der Stirn/ gar leicht den Frieden und Krieg bedeuten mögen: Worvon Virgilius, in folgenden Versen also singet: [Spaltenumbruch]Quatuor hic (primum omen) equos in gramine vidi, Tendentes campum late, candore ni- vali. Et pater Anchises: bellum, o terra ho- spita, portas bello armantur equi: bellum haec ar- menta minantur, sed tameniidem olim curru succedere sueti quadrupedes, & fraena jugo concordia ferre; spes est pacis, ait: Das ist: Im frischen Grase sah' ich hier vier Pferde gehn/ die wie der reinste Schnee fast waren an- zusehn/ die weit und breit das Feld berupfften und bezogen. Anchises/ hat bey sich den Anblick wol er- wogen/ als solch ein Zeichen/ das nunmehr das erste wär; Fing an/ und sprach: O Land! O Land! ich sorge sehr/ du bringst uns scharffen Krieg/ uns/ die wir deine Gäste. Denn Pferde pfleget man zu rüsten auf das beste/ zum Treffen und Gefecht. Dis Thier dräut Krieg und Streit. Doch pflegen auch die Roß'/ in guter Frie- dens-Zeit/ gar zierlich angespannt zugehn vor einem Wagen/ und wolvereint das Joch/ benebst dem Zü- gel/ tragen. Es ist ja Hoffnung noch zum Frieden da etc. Was das Flügel-Roß daran bedeute. Der Pegasus, als ein hurtiger Vorlauffer des Sonnen-Liechts/ welcher auf dem Berge Helicon, den vortrefflichen Fluß Hippocrene entspringen machen/ mag gar leicht den hellgläntzenden Ruhm ihrer Tugenden/ würdigen Thaten/ und Handlungen bedeuten: Alldieweil diese Aspasia eine lebendige Qvelle und berühmte Meisterin der Beredsamkeit gewesen/ nach Athenaei Zeugnus: Aspasia sapiens foemina & ejus, in eloquentiae studiis magistra & c. Das ist/ Aspasia, war eine weise Weibs-Person/ und seine des Socratis, Unterweiserin/ in den Lehrübungen der Beredsamkeit etc. Das Sphinx-Bild/ so zu einer Bedeutung der Weißheit/ auf Palladie Helm gesetzt zu sehen/ mag gleicher Massen/ derer Ursachen willen/ der Aspasiae auf ihren Helm gesetzt worden seyn. Allhie aber hat sich der Italiänische Author Canini, ein wenig geirret. Dann diese Worte kommen/ beym Athenaeus, auf einen gantz andren Verstand/ heraus nemlich also: Aspasia de e Sokratike eneporeueto plethe kalon gunaikon &c. Das ist: Die Socratische Aspasia habe viel schöne Weibsbilder nach Athen gebracht. Er setzt auch hinzu/ aus dem Aristophanes, Griechenland sey/ von selbiger Zeit an/ mit Huren angefüllet worden. & c. lib. 3. Aeneid.
[Spaltenumbruch]
Es war kein Lorbeer noch vorhanden. Phoebus raubte Fast iedem Baum das Haar/ mit dem er sich belaubte. Weil nun/ aus obgesetzter Bildnus/ mit denen Bildnus mit den Buchstaben ΑΛΛΙΟΝ. Buchstaben ΑΛΛΙΟΝ nicht abzunehmen/ wer er sey/ auch bey denen alten Scribenten von diesem Namen nichts gedacht/ noch geschrieben wird: So lassen wir solches allen Antiquitet-Verständigen zu ihrem selbst eigenem Urtheil anheim gestellt. 2.Aspasia. Der Aspasiae hoher Verstand und Geschicklichkeit.PLutarchus schreibt; daß fast alle der Meinung/ Aspasia sey eine Mileserin/ und Tochter Asiaci gewesen/ welche/ wegen ihrer hohen Weisheit/ von Pericle ihrem Gemahl/ sehr geehret und geliebet worden; und zwar solcher Gestalt/ daß er auch/ derselben zu Gefallen/ ein sonderlich Decret wider die Megarenser/ ausgehen lassen/ Sonderlich in der Wolredenheit. daß von ihnen keiner zu Athen aufgenommen werden solte. Sie war eine Meisterin der Wolredenheit/ und verfertigte unterschiedliche Leich-Sermonen/ welche Socrates und Plato beschrieben: Massen dann Suidas ihrer Weisheit gedencket/ und dieselbe beglaubet mit folgenden Worten; Ihre schöne Gestalt.Aspasia Sophistria fuit, & Eloquentiae Magistra. Neben der Klug- und Wol-redenheit/ war sie auch mit sehr schöner Gestalt begabt. Massen beym Athenaeo Sie deswegen genennet wird Aspasia Socratica, formosa mulier. Wie dann Socrates selbst/ nebenst seinen Schülern/ wegen ihrer seltenen Tugenden/ sehr offt zu ihr gekommen und sie besuchet hat. Gegenwärtige Bildnus Aspasiae, ist von einem roten Antichen Jaspis des Herrn Rondanini, nach-gezeichnet/ mit einem Ihre Bildnus. Helm auf dem Haupt/ dreyfachem Feder-Busch/ samt dem Flügel-Pferde Pegasus, welches die Federn oberhalb/ in einer zierlichen Ordnung/ mit vier zur Seiten stehenden Pferden/ zusammen hält. Mag wol die beede Kriege/ so diese Aspasia verursachet/ bedeuten: Weil Suidas schreibt: Aspasia, celeberrimi nominis, Milesia genere, diserta, quam Periclis & magistram & amicam fuisle tradunt; duorumqve bellorum extitisse causam putant, Samii & Peloponesiaci; Das ist/ Aspasia, derer Nam höchst-berühmt/ war eine Mileserin/ und so beredt/ daß man schreibt/ sie sey so wol des Periclis Lehrmeisterin/ als Liebste/ und zweener Kriege/ nemlich des Samischen/ und Peloponesischen/ Ursach gewesen. Dannenhero die vier Pferde ober der Stirn/ gar leicht den Frieden und Krieg bedeuten mögen: Worvon Virgilius, in folgenden Versen also singet: [Spaltenumbruch]Quatuor hic (primum omen) equos in gramine vidi, Tendentes campum latè, candore ni- vali. Et pater Anchises: bellum, ò terra ho- spita, portas bello armantur equi: bellum haec ar- menta minantur, sed tameniidem olim curru succedere sueti quadrupedes, & fraena jugo concordia ferre; spes est pacis, ait: Das ist: Im frischen Grase sah’ ich hier vier Pferde gehn/ die wie der reinste Schnee fast waren an- zusehn/ die weit und breit das Feld berupfften und bezogen. Anchises/ hat bey sich den Anblick wol er- wogen/ als solch ein Zeichen/ das nunmehr das erste wär; Fing an/ und sprach: O Land! O Land! ich sorge sehr/ du bringst uns scharffen Krieg/ uns/ die wir deine Gäste. Denn Pferde pfleget man zu rüsten auf das beste/ zum Treffen und Gefecht. Dis Thier dräut Krieg und Streit. Doch pflegen auch die Roß’/ in guter Frie- dens-Zeit/ gar zierlich angespannt zugehn vor einem Wagen/ und wolvereint das Joch/ benebst dem Zü- gel/ tragen. Es ist ja Hoffnung noch zum Frieden da etc. Was das Flügel-Roß daran bedeute. Der Pegasus, als ein hurtiger Vorlauffer des Sonnen-Liechts/ welcher auf dem Berge Helicon, den vortrefflichen Fluß Hippocrene entspringen machen/ mag gar leicht den hellgläntzenden Ruhm ihrer Tugenden/ würdigen Thaten/ und Handlungen bedeuten: Alldieweil diese Aspasia eine lebendige Qvelle und berühmte Meisterin der Beredsamkeit gewesen/ nach Athenaei Zeugnus: Aspasia sapiens foemina & ejus, in eloquentiae studiis magistra & c. Das ist/ Aspasia, war eine weise Weibs-Person/ und seine des Socratis, Unterweiserin/ in den Lehrübungen der Beredsamkeit etc. Das Sphinx-Bild/ so zu einer Bedeutung der Weißheit/ auf Palladie Helm gesetzt zu sehen/ mag gleicher Massen/ derer Ursachen willen/ der Aspasiae auf ihren Helm gesetzt worden seyn. Allhie aber hat sich der Italiänische Author Canini, ein wenig geirret. Dann diese Worte kommen/ beym Athenaeus, auf einen gantz andren Verstand/ heraus nemlich also: Ἀσπασία δὲ ἡ Σωκρατικὴ ἐνεπορεύετο ϖλήθη καλῶν γυναικῶν &c. Das ist: Die Socratische Aspasia habe viel schöne Weibsbilder nach Athen gebracht. Er setzt auch hinzu/ aus dem Aristophanes, Griechenland sey/ von selbiger Zeit an/ mit Huren angefüllet worden. & c. lib. 3. Aeneid.
<TEI> <text> <body> <div> <div xml:id="d1017.1"> <lg rendition="#c" type="poem"> <pb facs="#f0098" xml:id="pb-1064" n="[III (Malerei), S. 58]"/> <cb/> <l>Es war kein Lorbeer noch vorhanden.<lb/><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-59 http://d-nb.info/gnd/118503642 http://viaf.org/viaf/3261638">Phoebus</persName> raubte</l><lb/> <l>Fast iedem Baum das Haar/ mit dem er<lb/> sich belaubte.</l><lb/> </lg> <p>Weil nun/ aus <name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-2133" type="artificialWork">obgesetzter Bildnus</name>/ mit denen <note place="right">Bildnus mit den Buchstaben <foreign xml:lang="ell">ΑΛΛΙΟΝ</foreign>.</note> Buchstaben <foreign xml:lang="ell">ΑΛΛΙΟΝ</foreign> nicht abzunehmen/ wer er sey/ auch bey denen alten <hi rendition="#aq">Scribent</hi>en von diesem Namen nichts gedacht/ noch geschrieben wird: So lassen wir solches allen <hi rendition="#aq">Antiquitet</hi>-Verständigen zu ihrem selbst eigenem Urtheil anheim gestellt.</p> <p rendition="#aq #c" xml:id="p1064.1"><note place="right"><ref target="#figure-1065.1">2.</ref></note><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1327 http://d-nb.info/gnd/118650718 http://viaf.org/viaf/10639455">Aspasia</persName>.</p> <p><note place="right">Der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1327 http://d-nb.info/gnd/118650718 http://viaf.org/viaf/10639455"><hi rendition="#aq">Aspasiae</hi></persName> hoher Verstand und Geschicklichkeit.</note><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-343 http://d-nb.info/gnd/118595237 http://viaf.org/viaf/32140876"><hi rendition="#aq">PLutarchus</hi></persName> schreibt; daß fast alle der Meinung/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1327 http://d-nb.info/gnd/118650718 http://viaf.org/viaf/10639455"><hi rendition="#aq">Aspasia</hi></persName> sey eine <hi rendition="#aq">Mileser</hi>in/ und Tochter <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5632"><hi rendition="#aq">Asiaci</hi></persName> gewesen/ welche/ wegen ihrer hohen Weisheit/ von <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-210 http://d-nb.info/gnd/118739972 http://viaf.org/viaf/86690694"><hi rendition="#aq">Pericle</hi></persName> ihrem Gemahl/ sehr geehret und geliebet worden; und zwar solcher Gestalt/ daß er auch/ derselben zu Gefallen/ ein sonderlich <hi rendition="#aq">Decret</hi> wider die <hi rendition="#aq">Megarens</hi>er/ ausgehen lassen/ <note place="right">Sonderlich in der Wolredenheit.</note> daß von ihnen keiner zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-25 http://www.geonames.org/264371/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7001393">Athen</placeName> aufgenommen werden solte. 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Massen beym <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2040 http://d-nb.info/gnd/118650815 http://viaf.org/viaf/100169636"><hi rendition="#aq">Athenaeo</hi></persName> Sie deswegen genennet wird <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1327 http://d-nb.info/gnd/118650718 http://viaf.org/viaf/10639455">Aspasia</persName> Socratica, formosa mulier.</hi> <note place="foot">Allhie aber hat sich der Italiänische <hi rendition="#aq">Author <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4424 http://d-nb.info/gnd/119025272 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500015279">Canini</persName>,</hi> ein wenig geirret. 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Er setzt auch hinzu/ aus dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1735 http://d-nb.info/gnd/118503987 http://viaf.org/viaf/20962036"><hi rendition="#aq">Aristophanes</hi></persName>, <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-336 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=1000074">Griechenland</placeName> sey/ von selbiger Zeit an/ mit Huren angefüllet worden. & c.</note> Wie dann <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-491 http://d-nb.info/gnd/118615270 http://viaf.org/viaf/88039167"><hi rendition="#aq">Socrates</hi></persName> selbst/ nebenst seinen Schülern/ wegen ihrer seltenen Tugenden/ sehr offt zu ihr gekommen und sie besuchet hat. <name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-2137" type="artificialWork">Gegenwärtige Bildnus <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1327 http://d-nb.info/gnd/118650718 http://viaf.org/viaf/10639455"><hi rendition="#aq">Aspasiae</hi></persName></name>, ist von einem <name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-3109 http://census.bbaw.de/easydb/censusID=10014468" type="artificialWork">roten <hi rendition="#aq">Anti</hi>chen <hi rendition="#aq">Jaspis</hi></name> des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5265">Herrn <hi rendition="#aq">Rondanini</hi></persName>, nach-gezeichnet/ mit einem <note place="right">Ihre Bildnus.</note> Helm auf dem Haupt/ dreyfachem Feder-Busch/ samt dem Flügel-Pferde <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2647 http://d-nb.info/gnd/4195415-4"><hi rendition="#aq">Pegasus</hi></persName>, welches die Federn oberhalb/ in einer zierlichen Ordnung/ mit vier zur Seiten stehenden Pferden/ zusammen hält. 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Es war kein Lorbeer noch vorhanden.
Phoebus raubte
Fast iedem Baum das Haar/ mit dem er
sich belaubte.
Weil nun/ aus obgesetzter Bildnus/ mit denen Buchstaben ΑΛΛΙΟΝ nicht abzunehmen/ wer er sey/ auch bey denen alten Scribenten von diesem Namen nichts gedacht/ noch geschrieben wird: So lassen wir solches allen Antiquitet-Verständigen zu ihrem selbst eigenem Urtheil anheim gestellt.
Bildnus mit den Buchstaben ΑΛΛΙΟΝ. Aspasia.
2. PLutarchus schreibt; daß fast alle der Meinung/ Aspasia sey eine Mileserin/ und Tochter Asiaci gewesen/ welche/ wegen ihrer hohen Weisheit/ von Pericle ihrem Gemahl/ sehr geehret und geliebet worden; und zwar solcher Gestalt/ daß er auch/ derselben zu Gefallen/ ein sonderlich Decret wider die Megarenser/ ausgehen lassen/ daß von ihnen keiner zu Athen aufgenommen werden solte. Sie war eine Meisterin der Wolredenheit/ und verfertigte unterschiedliche Leich-Sermonen/ welche Socrates und Plato beschrieben: Massen dann Suidas ihrer Weisheit gedencket/ und dieselbe beglaubet mit folgenden Worten; Aspasia Sophistria fuit, & Eloquentiae Magistra. Neben der Klug- und Wol-redenheit/ war sie auch mit sehr schöner Gestalt begabt. Massen beym Athenaeo Sie deswegen genennet wird Aspasia Socratica, formosa mulier. Wie dann Socrates selbst/ nebenst seinen Schülern/ wegen ihrer seltenen Tugenden/ sehr offt zu ihr gekommen und sie besuchet hat. Gegenwärtige Bildnus Aspasiae, ist von einem roten Antichen Jaspis des Herrn Rondanini, nach-gezeichnet/ mit einem Helm auf dem Haupt/ dreyfachem Feder-Busch/ samt dem Flügel-Pferde Pegasus, welches die Federn oberhalb/ in einer zierlichen Ordnung/ mit vier zur Seiten stehenden Pferden/ zusammen hält. Mag wol die beede Kriege/ so diese Aspasia verursachet/ bedeuten: Weil Suidas schreibt: Aspasia, celeberrimi nominis, Milesia genere, diserta, quam Periclis & magistram & amicam fuisle tradunt; duorumqve bellorum extitisse causam putant, Samii & Peloponesiaci; Das ist/ Aspasia, derer Nam höchst-berühmt/ war eine Mileserin/ und so beredt/ daß man schreibt/ sie sey so wol des Periclis Lehrmeisterin/ als Liebste/ und zweener Kriege/ nemlich des Samischen/ und Peloponesischen/ Ursach gewesen. Dannenhero die vier Pferde ober der Stirn/ gar leicht den Frieden und Krieg bedeuten mögen: Worvon Virgilius, in folgenden Versen also singet:
Der Aspasiae hoher Verstand und Geschicklichkeit.
Sonderlich in der Wolredenheit.
Ihre schöne Gestalt.
Ihre Bildnus.
Quatuor hic (primum omen) equos in
gramine vidi,
Tendentes campum latè, candore ni-
vali.
Et pater Anchises: bellum, ò terra ho-
spita, portas
bello armantur equi: bellum haec ar-
menta minantur,
sed tameniidem olim curru succedere
sueti
quadrupedes, & fraena jugo concordia
ferre;
spes est pacis, ait:
Das ist:
Im frischen Grase sah’ ich hier vier Pferde
gehn/
die wie der reinste Schnee fast waren an-
zusehn/
die weit und breit das Feld berupfften und
bezogen.
Anchises/ hat bey sich den Anblick wol er-
wogen/
als solch ein Zeichen/ das nunmehr das erste
wär;
Fing an/ und sprach: O Land! O Land!
ich sorge sehr/
du bringst uns scharffen Krieg/ uns/ die
wir deine Gäste.
Denn Pferde pfleget man zu rüsten auf
das beste/
zum Treffen und Gefecht. Dis Thier dräut
Krieg und Streit.
Doch pflegen auch die Roß’/ in guter Frie-
dens-Zeit/
gar zierlich angespannt zugehn vor einem
Wagen/
und wolvereint das Joch/ benebst dem Zü-
gel/ tragen.
Es ist ja Hoffnung noch zum Frieden da etc.
Der Pegasus, als ein hurtiger Vorlauffer des Sonnen-Liechts/ welcher auf dem Berge Helicon, den vortrefflichen Fluß Hippocrene entspringen machen/ mag gar leicht den hellgläntzenden Ruhm ihrer Tugenden/ würdigen Thaten/ und Handlungen bedeuten: Alldieweil diese Aspasia eine lebendige Qvelle und berühmte Meisterin der Beredsamkeit gewesen/ nach Athenaei Zeugnus: Aspasia sapiens foemina & ejus, in eloquentiae studiis magistra & c. Das ist/ Aspasia, war eine weise Weibs-Person/ und seine des Socratis, Unterweiserin/ in den Lehrübungen der Beredsamkeit etc. Das Sphinx-Bild/ so zu einer Bedeutung der Weißheit/ auf Palladie Helm gesetzt zu sehen/ mag gleicher Massen/ derer Ursachen willen/ der Aspasiae auf ihren Helm gesetzt worden seyn.
Was das Flügel-Roß daran bedeute.
Allhie aber hat sich der Italiänische Author Canini, ein wenig geirret. Dann diese Worte kommen/ beym Athenaeus, auf einen gantz andren Verstand/ heraus nemlich also: Ἀσπασία δὲ ἡ Σωκρατικὴ ἐνεπορεύετο ϖλήθη καλῶν γυναικῶν &c. Das ist: Die Socratische Aspasia habe viel schöne Weibsbilder nach Athen gebracht. Er setzt auch hinzu/ aus dem Aristophanes, Griechenland sey/ von selbiger Zeit an/ mit Huren angefüllet worden. & c.
lib. 3. Aeneid.
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