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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679.

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4.Theatetus und Socrates.

MAn siehet/ an der Bildnus dieses Jünglings/ daß dessen oberer Theil des Haupts/ mit einer Theateti und Socratis Figur. vermumten Kappen/ welche dem Socrati gantz ähnlich/ bedecket/ und unten her am Ende gleich/ als ein Helm/ sich schliesset. Daß übrige/ so noch ferner zu sehen/ scheinet wie ein Fisch/ der den Schweiff empor hebet; und mögen vielleicht solches die geflochtene Haare seyn/ so am Ende mit einem kleinen Bande umbunden/ und gleichsam einen Locken von sich zeigen. Wann aber die Bildnus verkehret/ und von der Nasen an/ samt den Glantz Kopff/ bis ans Ende des Schweiffs wol betrachtet wird/ so erscheinet die Figur Socratis daraus/ welcher in einen schwimmenden Delphin verwachsen ist. Die artliche Erfindung mit den Haaren/ an dieses Jünglings Stirn/ ist/ daß es dem alten zugleich den Bart machet. Dieser vergleichet sich mit Socrate, und kan wol seyn/ daß es Socrates selbsten ist: wann wir bedencken/ daß er gleichfalls/ noch in seinen jungen Jahren/ auch ein Soldat gewesen/ allwo er auf seinem Haupt gewaffnet/ und in Beweis aus dem Platone, wegen dieser Bildnus. Philosophischen Betrachtungen gantz vertieffet war. Wessen aber eigentlich die Bildnus seye/ das giebt uns Plato zu erkennen/ wann er sagt; daß Socrates den Theodorum Geometram. gefragt: was für ein Jüngling zu Athen/ unter seinen Schülern/ von deme künfftig was zu hoffen wäre/ dieser hierauf einen mit folgenden Worten lobte und antwortete: Similis tibi est, simo naso, & provenientibus oculis: quamvis minus ille quam tu, in his modum excedat: das ist/ Er ist dir gleich/ hat eine flach eingebogene Nase/ und hervorstehende Augen: wiewol er dennoch hierinn die Masse so sehr nicht übergeht/ als wie du. Weswegen dann Socrates hierauf wieder geantwortet: Veni Theatete, ut meipsum contempler, qualem vultum praeferam. Inquit enim Theodorus, vultu me tibi similem esse; quod si utriusq; nostrum lyram similiter temperatam assereret, utrum confestim id crederemus? das ist/ So gehe her Theatete, daß ich mich an dir spiegele/ wie mein Gesicht gebildet sey. Denn Theodorus spricht/ ich sehe dir von Angesichte gleich. Wann er aber sagte/ daß unser beyder Leyren eben also gleichstimmig wären/ würden wir solches auch gleich so glauben? Dannenhero halt ich davor/ daß diese Nachricht Platonis, dessen Wort mit gegenwertigen Abriß Wer Theatetus gewesen. sehr wol übereinkommt/ unsere Meinung gnugsam behaupte. Massen dann gedachter Plato noch ferner in seinen Unterredungen/ berichtet/ daß dieser Theatetus, Euphronii Suniensis, eines vortrefflichen Mannes Sohn; und gewislich mit so schönen Gaben der Natur/ und Anzeigungen künfftigen Verstands begabet gewesen/ daß er solche aufs allerhelleste hätte leuchten lassen/ wann nicht der frühzeitige Tod ihme das Leben abgekürtzet: und ist solches/ aus Platonis eigenen Worten/ auch abzunehmen/ daß er einen grossen Schatz über die Masse herrlich-schöner Natur-Güter/ auch unterschiedlicher Wissenschafften und wolgeschicklicher Sitten/ müsse gehabt haben: sintemal er/nebenst[Spaltenumbruch] der Wissenschafft/ in militarischen Ubungen/ auch zugleich in der Stern- Zahl- und Meß-Kunst wol beschlagen war/ und in der Music sich sehr belustigte. Daher Suidas ihm folgendes zum Ruhm setzet: Theatetus Atheniensis Astrologus, & Philosophus, vel Socratis, vel Platonis auditor, Heracleae Ponticae docuit, ac primus de quinque solidis corporibus scripsit. Das ist/ Theatetus/ ein Atheniensischer Sternkündiger und Philosophus/ so des Socratis oder Platonis Discipel gewesen/ hat zu Heraclea gelehrt/ Was in dieser Figur die Verwandlung Socratis in einen Delphin bedeute? und am ersten/ von fünff durchaus- festen Cörpern geschrieben. Daß aber Socrates alhier/ in einen Delphin verwandelt zusehen/ kan/ wie es scheinet/ wegen der kahlen Stirn und Nasen/ so denen Delphinen allerdings ähnlich/ geschehen seyn. Dahero auch einige Physiognomici, oder Gesichts-Kündiger/ und unter andern Polemon, gewolt/ Warum der Delphin/ an dem alten Römischen Statuen/ die Venus zur Gesellschafft habe.? daß solches/ für ein Zeichen der Geilheit zu halten: massen dann/ um dieser Ursachen willen/ auch an denen alten Statuen zu Rom/ der Delphin, in Gesellschafft der Liebs-Göttin Veneris, vorgestellet/ und zuweilen ein Verliebter auf dessen Rucken sitzend gesehen wird. Welches der vortreffliche Raphael bey dem Geschlecht Ghigi, in ihrem Pallast sehr artlich dargestellet/ und im Pallast Farnesio, von weissem Marmor einen dergleichen Delphin, der mit seinem Schweiff den Liebs-Gott umwunden/ und in die Höhe hält/ zu sehen. Was für Lieb und Affection aber ein Delphin, zu den Menschen/ absonderlich aber zu den Knaben trage/ davon besiehe Maecenatem und Flavium. Und mögen ihrer etliche vielleicht wol meinen/ daß/ unter der Form und Natur eines Delphins, man des Socratis seine habe verbergen wollen; weil er ebenfalls auch den Alcibiadem, und einen iedweden/ der von einer sonderliche Schönheit gewesen/ hertzlich geliebet. Es meldet aber Plato, daß zweyerley Zweyerley Liebe/ und Liebs Seulen in dem Arcadischen Tempel. Liebe wäre/ eine Göttliche und Irrdische/ worvon/ an dem Tempel in Arcadien/ 2. Seulen zu finden: Die Erste wäre von dem Himmel kommen/ und gebärete eine himmlische Liebe/ indeme sie alles Irrdische beyseit legete/ und allein die Schönheit und Göttliche Vollkommenheit zu betrachten pflegte: Die Ander aber eine gemeine Liebe/ so zu Erzeugung der Kinder angesehen wäre. Dahero weil Socrates in Form dieses Meer-Fisches/ an dem obertheil des Haupts/ als woselbst Socratischer Liebe Reinigkeit. der Verstand herrschet/ zuersehen: so kan/ nach Platonis, und der besten Philosophorum, Meinung/ solches nichts anders/ als eine reine Liebe/ welche mit dem Liecht des Verstands/ das schönste eines iedweden Dings zu lieben pfleget/ bedeuten. Und diese Liebe ist allein anzutreffen/ in den Gemütern der Götter/ und tugendhaffter Menschen.

5.Callisthenes.

Callisthenis Bildnis aus einer Marmel-Tafel.DIese Bildnus hat ihren Abstich von einer Marmornen Tafel/ mit erhebter Arbeit: und giebt dessen Namens-Unterschrifft zu erkennen/ daß es Callisthenes sey: angeblickt die Buchstaben KALLISThENES solches ausweisen. Gleich gegen

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4.Theatetus und Socrates.

MAn siehet/ an der Bildnus dieses Jünglings/ daß dessen oberer Theil des Haupts/ mit einer Theateti und Socratis Figur. vermumten Kappen/ welche dem Socrati gantz ähnlich/ bedecket/ und unten her am Ende gleich/ als ein Helm/ sich schliesset. Daß übrige/ so noch ferner zu sehen/ scheinet wie ein Fisch/ der den Schweiff empor hebet; und mögen vielleicht solches die geflochtene Haare seyn/ so am Ende mit einem kleinen Bande umbunden/ und gleichsam einen Locken von sich zeigen. Wann aber die Bildnus verkehret/ und von der Nasen an/ samt den Glantz Kopff/ bis ans Ende des Schweiffs wol betrachtet wird/ so erscheinet die Figur Socratis daraus/ welcher in einen schwimmenden Delphin verwachsen ist. Die artliche Erfindung mit den Haaren/ an dieses Jünglings Stirn/ ist/ daß es dem alten zugleich den Bart machet. Dieser vergleichet sich mit Socrate, und kan wol seyn/ daß es Socrates selbsten ist: wann wir bedencken/ daß er gleichfalls/ noch in seinen jungen Jahren/ auch ein Soldat gewesen/ allwo er auf seinem Haupt gewaffnet/ und in Beweis aus dem Platone, wegen dieser Bildnus. Philosophischen Betrachtungen gantz vertieffet war. Wessen aber eigentlich die Bildnus seye/ das giebt uns Plato zu erkennen/ wann er sagt; daß Socrates den Theodorum Geometram. gefragt: was für ein Jüngling zu Athen/ unter seinen Schülern/ von deme künfftig was zu hoffen wäre/ dieser hierauf einen mit folgenden Worten lobte und antwortete: Similis tibi est, simo naso, & provenientibus oculis: quamvis minùs ille quàm tu, in his modum excedat: das ist/ Er ist dir gleich/ hat eine flach eingebogene Nase/ und hervorstehende Augen: wiewol er dennoch hierinn die Masse so sehr nicht übergeht/ als wie du. Weswegen dann Socrates hierauf wieder geantwortet: Veni Theatete, ut meipsum contempler, qualem vultum praeferam. Inquit enim Theodorus, vultu me tibi similem esse; quod si utriusq; nostrum lyram similiter temperatam assereret, utrum confestim id crederemus? das ist/ So gehe her Theatete, daß ich mich an dir spiegele/ wie mein Gesicht gebildet sey. Denn Theodorus spricht/ ich sehe dir von Angesichte gleich. Wann er aber sagte/ daß unser beyder Leyren eben also gleichstimmig wären/ würden wir solches auch gleich so glauben? Dannenhero halt ich davor/ daß diese Nachricht Platonis, dessen Wort mit gegenwertigen Abriß Wer Theatetus gewesen. sehr wol übereinkommt/ unsere Meinung gnugsam behaupte. Massen dann gedachter Plato noch ferner in seinen Unterredungen/ berichtet/ daß dieser Theatetus, Euphronii Suniensis, eines vortrefflichen Mannes Sohn; und gewislich mit so schönen Gaben der Natur/ und Anzeigungen künfftigen Verstands begabet gewesen/ daß er solche aufs allerhelleste hätte leuchten lassen/ wann nicht der frühzeitige Tod ihme das Leben abgekürtzet: und ist solches/ aus Platonis eigenen Worten/ auch abzunehmen/ daß er einen grossen Schatz über die Masse herrlich-schöner Natur-Güter/ auch unterschiedlicher Wissenschafften und wolgeschicklicher Sitten/ müsse gehabt haben: sintemal er/nebenst[Spaltenumbruch] der Wissenschafft/ in militarischen Ubungen/ auch zugleich in der Stern- Zahl- und Meß-Kunst wol beschlagen war/ und in der Music sich sehr belustigte. Daher Suidas ihm folgendes zum Ruhm setzet: Theatetus Atheniensis Astrologus, & Philosophus, vel Socratis, vel Platonis auditor, Heracleae Ponticae docuit, ac primus de quinque solidis corporibus scripsit. Das ist/ Theatetus/ ein Atheniensischer Sternkündiger und Philosophus/ so des Socratis oder Platonis Discipel gewesen/ hat zu Heraclea gelehrt/ Was in dieser Figur die Verwandlung Socratis in einen Delphin bedeute? und am ersten/ von fünff durchaus- festen Cörpern geschrieben. Daß aber Socrates alhier/ in einen Delphin verwandelt zusehen/ kan/ wie es scheinet/ wegen der kahlen Stirn und Nasen/ so denen Delphinen allerdings ähnlich/ geschehen seyn. Dahero auch einige Physiognomici, oder Gesichts-Kündiger/ und unter andern Polemon, gewolt/ Warum der Delphin/ an dem alten Römischen Statuen/ die Venus zur Gesellschafft habe.? daß solches/ für ein Zeichen der Geilheit zu halten: massen dann/ um dieser Ursachen willen/ auch an denen alten Statuen zu Rom/ der Delphin, in Gesellschafft der Liebs-Göttin Veneris, vorgestellet/ und zuweilen ein Verliebter auf dessen Rucken sitzend gesehen wird. Welches der vortreffliche Raphael bey dem Geschlecht Ghigi, in ihrem Pallast sehr artlich dargestellet/ und im Pallast Farnesio, von weissem Marmor einen dergleichen Delphin, der mit seinem Schweiff den Liebs-Gott umwunden/ und in die Höhe hält/ zu sehen. Was für Lieb und Affection aber ein Delphin, zu den Menschen/ absonderlich aber zu den Knaben trage/ davon besiehe Maecenatem und Flavium. Und mögen ihrer etliche vielleicht wol meinen/ daß/ unter der Form und Natur eines Delphins, man des Socratis seine habe verbergen wollen; weil er ebenfalls auch den Alcibiadem, und einen iedweden/ der von einer sonderliche Schönheit gewesen/ hertzlich geliebet. Es meldet aber Plato, daß zweyerley Zweyerley Liebe/ und Liebs Seulen in dem Arcadischen Tempel. Liebe wäre/ eine Göttliche und Irrdische/ worvon/ an dem Tempel in Arcadien/ 2. Seulen zu finden: Die Erste wäre von dem Himmel kommen/ und gebärete eine himmlische Liebe/ indeme sie alles Irrdische beyseit legete/ und allein die Schönheit und Göttliche Vollkommenheit zu betrachten pflegte: Die Ander aber eine gemeine Liebe/ so zu Erzeugung der Kinder angesehen wäre. Dahero weil Socrates in Form dieses Meer-Fisches/ an dem obertheil des Haupts/ als woselbst Socratischer Liebe Reinigkeit. der Verstand herrschet/ zuersehen: so kan/ nach Platonis, und der besten Philosophorum, Meinung/ solches nichts anders/ als eine reine Liebe/ welche mit dem Liecht des Verstands/ das schönste eines iedweden Dings zu lieben pfleget/ bedeuten. Und diese Liebe ist allein anzutreffen/ in den Gemütern der Götter/ und tugendhaffter Menschen.

5.Callisthenes.

Callisthenis Bildnis aus einer Marmel-Tafel.DIese Bildnus hat ihren Abstich von einer Marmornen Tafel/ mit erhebter Arbeit: und giebt dessen Namens-Unterschrifft zu erkennen/ daß es Callisthenes sey: angeblickt die Buchstaben ΚΑΛΛΙΣΘΕΝΗΣ solches ausweisen. Gleich gegen

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[[III (Malerei), S. 44]/0070] Theatetus und Socrates. 4. MAn siehet/ an der Bildnus dieses Jünglings/ daß dessen oberer Theil des Haupts/ mit einer vermumten Kappen/ welche dem Socrati gantz ähnlich/ bedecket/ und unten her am Ende gleich/ als ein Helm/ sich schliesset. Daß übrige/ so noch ferner zu sehen/ scheinet wie ein Fisch/ der den Schweiff empor hebet; und mögen vielleicht solches die geflochtene Haare seyn/ so am Ende mit einem kleinen Bande umbunden/ und gleichsam einen Locken von sich zeigen. Wann aber die Bildnus verkehret/ und von der Nasen an/ samt den Glantz Kopff/ bis ans Ende des Schweiffs wol betrachtet wird/ so erscheinet die Figur Socratis daraus/ welcher in einen schwimmenden Delphin verwachsen ist. Die artliche Erfindung mit den Haaren/ an dieses Jünglings Stirn/ ist/ daß es dem alten zugleich den Bart machet. Dieser vergleichet sich mit Socrate, und kan wol seyn/ daß es Socrates selbsten ist: wann wir bedencken/ daß er gleichfalls/ noch in seinen jungen Jahren/ auch ein Soldat gewesen/ allwo er auf seinem Haupt gewaffnet/ und in Philosophischen Betrachtungen gantz vertieffet war. Wessen aber eigentlich die Bildnus seye/ das giebt uns Plato zu erkennen/ wann er sagt; daß Socrates den Theodorum Geometram. gefragt: was für ein Jüngling zu Athen/ unter seinen Schülern/ von deme künfftig was zu hoffen wäre/ dieser hierauf einen mit folgenden Worten lobte und antwortete: Similis tibi est, simo naso, & provenientibus oculis: quamvis minùs ille quàm tu, in his modum excedat: das ist/ Er ist dir gleich/ hat eine flach eingebogene Nase/ und hervorstehende Augen: wiewol er dennoch hierinn die Masse so sehr nicht übergeht/ als wie du. Weswegen dann Socrates hierauf wieder geantwortet: Veni Theatete, ut meipsum contempler, qualem vultum praeferam. Inquit enim Theodorus, vultu me tibi similem esse; quod si utriusq; nostrum lyram similiter temperatam assereret, utrum confestim id crederemus? das ist/ So gehe her Theatete, daß ich mich an dir spiegele/ wie mein Gesicht gebildet sey. Denn Theodorus spricht/ ich sehe dir von Angesichte gleich. Wann er aber sagte/ daß unser beyder Leyren eben also gleichstimmig wären/ würden wir solches auch gleich so glauben? Dannenhero halt ich davor/ daß diese Nachricht Platonis, dessen Wort mit gegenwertigen Abriß sehr wol übereinkommt/ unsere Meinung gnugsam behaupte. Massen dann gedachter Plato noch ferner in seinen Unterredungen/ berichtet/ daß dieser Theatetus, Euphronii Suniensis, eines vortrefflichen Mannes Sohn; und gewislich mit so schönen Gaben der Natur/ und Anzeigungen künfftigen Verstands begabet gewesen/ daß er solche aufs allerhelleste hätte leuchten lassen/ wann nicht der frühzeitige Tod ihme das Leben abgekürtzet: und ist solches/ aus Platonis eigenen Worten/ auch abzunehmen/ daß er einen grossen Schatz über die Masse herrlich-schöner Natur-Güter/ auch unterschiedlicher Wissenschafften und wolgeschicklicher Sitten/ müsse gehabt haben: sintemal er/nebenst der Wissenschafft/ in militarischen Ubungen/ auch zugleich in der Stern- Zahl- und Meß-Kunst wol beschlagen war/ und in der Music sich sehr belustigte. Daher Suidas ihm folgendes zum Ruhm setzet: Theatetus Atheniensis Astrologus, & Philosophus, vel Socratis, vel Platonis auditor, Heracleae Ponticae docuit, ac primus de quinque solidis corporibus scripsit. Das ist/ Theatetus/ ein Atheniensischer Sternkündiger und Philosophus/ so des Socratis oder Platonis Discipel gewesen/ hat zu Heraclea gelehrt/ und am ersten/ von fünff durchaus- festen Cörpern geschrieben. Daß aber Socrates alhier/ in einen Delphin verwandelt zusehen/ kan/ wie es scheinet/ wegen der kahlen Stirn und Nasen/ so denen Delphinen allerdings ähnlich/ geschehen seyn. Dahero auch einige Physiognomici, oder Gesichts-Kündiger/ und unter andern Polemon, gewolt/ daß solches/ für ein Zeichen der Geilheit zu halten: massen dann/ um dieser Ursachen willen/ auch an denen alten Statuen zu Rom/ der Delphin, in Gesellschafft der Liebs-Göttin Veneris, vorgestellet/ und zuweilen ein Verliebter auf dessen Rucken sitzend gesehen wird. Welches der vortreffliche Raphael bey dem Geschlecht Ghigi, in ihrem Pallast sehr artlich dargestellet/ und im Pallast Farnesio, von weissem Marmor einen dergleichen Delphin, der mit seinem Schweiff den Liebs-Gott umwunden/ und in die Höhe hält/ zu sehen. Was für Lieb und Affection aber ein Delphin, zu den Menschen/ absonderlich aber zu den Knaben trage/ davon besiehe Maecenatem und Flavium. Und mögen ihrer etliche vielleicht wol meinen/ daß/ unter der Form und Natur eines Delphins, man des Socratis seine habe verbergen wollen; weil er ebenfalls auch den Alcibiadem, und einen iedweden/ der von einer sonderliche Schönheit gewesen/ hertzlich geliebet. Es meldet aber Plato, daß zweyerley Liebe wäre/ eine Göttliche und Irrdische/ worvon/ an dem Tempel in Arcadien/ 2. Seulen zu finden: Die Erste wäre von dem Himmel kommen/ und gebärete eine himmlische Liebe/ indeme sie alles Irrdische beyseit legete/ und allein die Schönheit und Göttliche Vollkommenheit zu betrachten pflegte: Die Ander aber eine gemeine Liebe/ so zu Erzeugung der Kinder angesehen wäre. Dahero weil Socrates in Form dieses Meer-Fisches/ an dem obertheil des Haupts/ als woselbst der Verstand herrschet/ zuersehen: so kan/ nach Platonis, und der besten Philosophorum, Meinung/ solches nichts anders/ als eine reine Liebe/ welche mit dem Liecht des Verstands/ das schönste eines iedweden Dings zu lieben pfleget/ bedeuten. Und diese Liebe ist allein anzutreffen/ in den Gemütern der Götter/ und tugendhaffter Menschen. Theateti und Socratis Figur. Beweis aus dem Platone, wegen dieser Bildnus. Wer Theatetus gewesen. Was in dieser Figur die Verwandlung Socratis in einen Delphin bedeute? Warum der Delphin/ an dem alten Römischen Statuen/ die Venus zur Gesellschafft habe.? Zweyerley Liebe/ und Liebs Seulen in dem Arcadischen Tempel. Socratischer Liebe Reinigkeit. Callisthenes. 5. DIese Bildnus hat ihren Abstich von einer Marmornen Tafel/ mit erhebter Arbeit: und giebt dessen Namens-Unterschrifft zu erkennen/ daß es Callisthenes sey: angeblickt die Buchstaben ΚΑΛΛΙΣΘΕΝΗΣ solches ausweisen. Gleich gegen Callisthenis Bildnis aus einer Marmel-Tafel.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679, S. [III (Malerei), S. 44]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0203_1679/70>, abgerufen am 24.11.2024.