Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679.[Spaltenumbruch] kurtz/ und die hintern lang/ wie dazumal/ bey etlichen Völckern/ der Gebrauch gewesen: Von welchen absonderlich/ an seinem Ort/ Anregung geschehen soll. MAn findet/ bey vorgedachtem Fulvio Ursino, auf einer Medaglien, dieses Helden Des Pergamus Bildnüs auf einer Medaglien. Bildnus/ mit diesen Buchstaben: PERGAMOS KTISTES . Diese ist aber entnommen/ aus einem Carmel-Stein/ welcher zu einem Ringe/ in einer Oval-form/ von einem vortrefflichen Meister/ geschnitten worden. Und ob schon solches ein ziemliches Alter/ nebenst einen langen Bart/ darweiset; so ist es doch dem obgesetzten jungen Pergamo, an Gliedmassen und Gestalt/ nicht ungleich; ausser was etwan das Alter an einem Menschen verändern kan. An diesem steht zubeobachten die Tracht der Haare/ welche oberhalb der Stirn/ bis an die Schläffe/ rund herum in einer Gleichheit sich zeigen. Hintenher aber am Haupt hangt ein langer Schopf/ nach selbiger Völcker Art/ bis über die Achsel herab: Wie solches/ an der gesetzten Figur/ am besten abzunehmen. Und ob wol etliche behaupten wollen/ daß es Hyacinthus gewesen: Warum es wol nicht Hyacinthi Bildnüs seyn könne. streitet doch dis darwider/ daß die Alten Laconier ihre Haar auf andere Manier getragen: massen/ an Castor und Pollux, welche zu Rom auf zwo grossen Seulen gleich vor dem Capitolio stehen/ und dann an denen/ von mir gemachten/ Bildnüssen zuersehen. Uber das beschreibt Philostratus selbigen/ auf andere Art/ wann er ihn/ in seiner Kindheit/ oder Jünglingschafft also mit Haarlocken abmahlet. Cervix moderate erecta, coma non agrestis, neq; in squalore elata, sed suspensa fronti, natans cum primaelanuginis initiis. Den Hals hebte er fein sittsamlich empor. Das ist/ sein Haar war nicht wild und verworren/ stund auch nicht wüst in die Höhe/ wie die Porsten; sondern hieng zu beyden Seiten der Stirn herab/ winckte und spielte gar zierlich. So begunte ihm auch der Bart hervorzustechen. 6.Atalanta. OB ich zwar mehr/ als eine/ dergleichen Weibspersonen/ mit flüchtigen und gleichsam in vollem Lauffe ausgestreueten Haaren/ gesehen/ auch solches sehr lebhafft durch den Künstler eines Edelgesteins/ bey Bildnis in Stein/ so vermutlich der Atalantä ihres seyn soll.Fulv. Ursino, ausgedrucket worden/ und ein gleichmässiges in einem grossen Stück Caroei/ von einer künstlichen Hand/ iedoch oberhalb des Kinns annoch unverfertiget/ kan gesehen werden: So halt ich doch dafür/ daß es eine bekandte und vornehme Dame der längst verwichenen Zeiten gewesen. Und würde gewislich derjenige von der Warheit nicht gar ferne abschreiten/ welcher es für die Jungfrau Atalanta/so/ wegen Geschwindigkeit ihres lauffens/ sehr berühmt gewesen/ ansehen wolte. Schnellheit den Atalantä im Lauffen. Dann sie war so behend/ daß kein Mensch/ noch wildes Thier/ ihr entfliehen kunte. Wie dann hiervon Aelianus schreibt/ und Ovidius ihrer/ im Wettlauffe[Spaltenumbruch] mit dem Hippomenes, darinn er sie auch arglistiger Weise hintergangen/ und durch Vorwerffung der güldenen Aepffel/ im Lauffe zuruck haltend/ überwunden/ also gedencket: - - - - Dum talia secum Exigit Hippomenes, passu volat alite Virgo Quae quanquam Scytica non segnius ire sagitta. Aonio vita est Juveni, tamen ille decorem Miratur magis, & cursus facit ipse deco- rem. Die Atalanta lieff/ mit Flügel-schneller Eile/ Geschwind/ als wie der Wind/ die Schritte waren Pfeile Der Tartarey. Das sah' Hippomenes gar wol: Doch macht ihn' ihre Zier noch mehr Ver- wundrungs-voll/ Die in dem lauffen wuchs. Pl. C. Regina Amazonum. DIe Amazonen werden/ vom Metrodoro Sceptio, und Hipsicrate, auf solche Art/ wie obige Figur ausweiset/ beschrieben: nemlichen/ wie Strabo, Justinus, Paulus, Orosius, Diodorus, und andere berühmte Authores melden/ Kurtze Beschreibung der Amazonen. mit einer ausgeschnittenen rechten Brust/ welche ihnen/ in ihrer Jugend/ mit Feuer weggebrennt worden; damit sie/ zu den Kriegs-Verrichtungen/ den Arm desto besser brauchen möchten. Sie bedienten sich/ an statt ihrer Waffen/ des gebogenen Schilds/ so von ihnen ein Mond-Schild genennet wurde. Virgilius beschreibet/ auf dergleichen weise/ die Penthesileam, in dem Tempel zu Carthago/ mit diesen beygesetzten Versen: Ducit Amazonidum Lunatis agmina peltis, Penthesilea furens: mediisque in millibus ardet, Aurea subnectens exertae cingula mam- mae, Bellatrix: audetque viris concurrere Virgo. Penthesilea führt/ bey den Amazoninnen/ Das rund-beschild'te Heer; flammt unter tausend Sinnen/ Am allerfeurigsten/ von Streit-entbrantem Mut/ Der nichts so sehr verlangt/ als in der Fein- de Blut/ Zu färben Beil und Pfeil. Nächst unter blossen Zitzen/ Schaut man ihr Wehrgehäng/ in güldnem Glantze blitzen. Und ob die Heldin gleich nur weiblich vom Geschlecht; darf sie mit Männern doch sich wagen ins Gefecht. Und Silius Italicus schreibt: dextrumqve feroci
Nuda Latus Marti, ac fulgenti tegmine Laevum Thermodoontiaca munita in praelia pelta. [Spaltenumbruch] kurtz/ und die hintern lang/ wie dazumal/ bey etlichen Völckern/ der Gebrauch gewesen: Von welchen absonderlich/ an seinem Ort/ Anregung geschehen soll. MAn findet/ bey vorgedachtem Fulvio Ursino, auf einer Medaglien, dieses Helden Des Pergamus Bildnüs auf einer Medaglien. Bildnus/ mit diesen Buchstaben: ΠΕΡΓΑΜΟΣ ΚΤΙΣΤΗΣ . Diese ist aber entnommen/ aus einem Carmel-Stein/ welcher zu einem Ringe/ in einer Oval-form/ von einem vortrefflichen Meister/ geschnitten worden. Und ob schon solches ein ziemliches Alter/ nebenst einen langen Bart/ darweiset; so ist es doch dem obgesetzten jungen Pergamo, an Gliedmassen und Gestalt/ nicht ungleich; ausser was etwan das Alter an einem Menschen verändern kan. An diesem steht zubeobachten die Tracht der Haare/ welche oberhalb der Stirn/ bis an die Schläffe/ rund herum in einer Gleichheit sich zeigen. Hintenher aber am Haupt hangt ein langer Schopf/ nach selbiger Völcker Art/ bis über die Achsel herab: Wie solches/ an der gesetzten Figur/ am besten abzunehmen. Und ob wol etliche behaupten wollen/ daß es Hyacinthus gewesen: Warum es wol nicht Hyacinthi Bildnüs seyn könne. streitet doch dis darwider/ daß die Alten Laconier ihre Haar auf andere Manier getragen: massen/ an Castor und Pollux, welche zu Rom auf zwo grossen Seulen gleich vor dem Capitolio stehen/ und dann an denen/ von mir gemachten/ Bildnüssen zuersehen. Uber das beschreibt Philostratus selbigen/ auf andere Art/ wann er ihn/ in seiner Kindheit/ oder Jünglingschafft also mit Haarlocken abmahlet. Cervix moderatè erecta, coma non agrestis, neq; in squalore elata, sed suspensa fronti, natans cum primaelanuginis initiis. Den Hals hebte er fein sittsamlich empor. Das ist/ sein Haar war nicht wild und verworren/ stund auch nicht wüst in die Höhe/ wie die Porsten; sondern hieng zu beyden Seiten der Stirn herab/ winckte und spielte gar zierlich. So begunte ihm auch der Bart hervorzustechen. 6.Atalanta. OB ich zwar mehr/ als eine/ dergleichen Weibspersonen/ mit flüchtigen und gleichsam in vollem Lauffe ausgestreueten Haaren/ gesehen/ auch solches sehr lebhafft durch den Künstler eines Edelgesteins/ bey Bildnis in Stein/ so vermutlich der Atalantä ihres seyn soll.Fulv. Ursino, ausgedrucket worden/ und ein gleichmässiges in einem grossen Stück Caroei/ von einer künstlichen Hand/ iedoch oberhalb des Kinns annoch unverfertiget/ kan gesehen werden: So halt ich doch dafür/ daß es eine bekandte und vornehme Dame der längst verwichenen Zeiten gewesen. Und würde gewislich derjenige von der Warheit nicht gar ferne abschreiten/ welcher es für die Jungfrau Atalanta/so/ wegen Geschwindigkeit ihres lauffens/ sehr berühmt gewesen/ ansehen wolte. Schnellheit den Atalantä im Lauffen. Dann sie war so behend/ daß kein Mensch/ noch wildes Thier/ ihr entfliehen kunte. Wie dann hiervon Aelianus schreibt/ und Ovidius ihrer/ im Wettlauffe[Spaltenumbruch] mit dem Hippomenes, darinn er sie auch arglistiger Weise hintergangen/ und durch Vorwerffung der güldenen Aepffel/ im Lauffe zuruck haltend/ überwunden/ also gedencket: - - - - Dum talia secum Exigit Hippomenes, passu volat alite Virgo Quae quanquam Scytica non segnius ire sagitta. Aonio vita est Juveni, tamen ille decorem Miratur magis, & cursus facit ipse deco- rem. Die Atalanta lieff/ mit Flügel-schneller Eile/ Geschwind/ als wie der Wind/ die Schritte waren Pfeile Der Tartarey. Das sah’ Hippomenes gar wol: Doch macht ihn’ ihre Zier noch mehr Ver- wundrungs-voll/ Die in dem lauffen wuchs. Pl. C. Regina Amazonum. DIe Amazonen werden/ vom Metrodoro Sceptio, und Hipsicrate, auf solche Art/ wie obige Figur ausweiset/ beschrieben: nemlichen/ wie Strabo, Justinus, Paulus, Orosius, Diodorus, und andere berühmte Authores melden/ Kurtze Beschreibung der Amazonen. mit einer ausgeschnittenen rechten Brust/ welche ihnen/ in ihrer Jugend/ mit Feuer weggebrennt worden; damit sie/ zu den Kriegs-Verrichtungen/ den Arm desto besser brauchen möchten. Sie bedienten sich/ an statt ihrer Waffen/ des gebogenen Schilds/ so von ihnen ein Mond-Schild genennet wurde. Virgilius beschreibet/ auf dergleichen weise/ die Penthesiléam, in dem Tempel zu Carthago/ mit diesen beygesetzten Versen: Ducit Amazonidum Lunatis agmina peltis, Penthesiléa furens: mediisque in millibus ardet, Aurea subnectens exertae cingula mam- mae, Bellatrix: audetquè viris concurrere Virgo. Penthesilea führt/ bey den Amazoninnen/ Das rund-beschild’te Heer; flammt unter tausend Sinnen/ Am allerfeurigsten/ von Streit-entbrantem Mut/ Der nichts so sehr verlangt/ als in der Fein- de Blut/ Zu färben Beil und Pfeil. Nächst unter blossen Zitzen/ Schaut man ihr Wehrgehäng/ in güldnem Glantze blitzen. Und ob die Heldin gleich nur weiblich vom Geschlecht; darf sie mit Männern doch sich wagen ins Gefecht. Und Silius Italicus schreibt: dextrumqve feroci
Nuda Latus Marti, ac fulgenti tegmine Laevum Thermodoontiacâ munita in praelia peltâ. <TEI> <text> <body> <div> <div xml:id="d1017.1"> <p><pb facs="#f0044" xml:id="pb-1023" n="[III (Malerei), S. 30]"/><cb/> kurtz/ und die hintern lang/ wie dazumal/ bey etlichen Völckern/ der Gebrauch gewesen: Von welchen absonderlich/ an seinem Ort/ Anregung geschehen soll.</p> <p rendition="#c" xml:id="p1023.3"> <note place="right"> <ref target="#figure-1021.1">5.</ref> </note> <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1881"> <hi rendition="#aq">Pergamus Sen.</hi> </persName> </p> <p>MAn findet/ bey vorgedachtem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1806 http://d-nb.info/gnd/119147378 http://viaf.org/viaf/22239490"><hi rendition="#aq">Fulvio Ursino</hi></persName>, auf einer <name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-3777" type="artificialWork"><hi rendition="#aq">Medaglien</hi></name>, dieses Helden <note place="right">Des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1881">Pergamus</persName> Bildnüs auf einer <name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-3777" type="artificialWork">Medaglien</name>.</note> Bildnus/ mit diesen Buchstaben: <foreign xml:lang="ell">ΠΕΡΓΑΜΟΣ ΚΤΙΣΤΗΣ</foreign> . <name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-1840" type="artificialWork">Diese</name> ist aber entnommen/ aus einem <name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-3778" type="artificialWork">Carmel-Stein</name>/ welcher zu einem Ringe/ in einer <hi rendition="#aq">Oval</hi>-form/ von einem vortrefflichen Meister/ geschnitten worden. 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Und ob wol etliche behaupten wollen/ daß es <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-536 http://d-nb.info/gnd/132573881 http://viaf.org/viaf/77478964"><hi rendition="#aq">Hyacinthus</hi></persName> gewesen: <note place="right">Warum es wol nicht <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-536 http://d-nb.info/gnd/132573881 http://viaf.org/viaf/77478964"><hi rendition="#aq">Hyacinthi</hi></persName> Bildnüs seyn könne.</note> streitet doch dis darwider/ daß die Alten <hi rendition="#aq">Laconi</hi>er ihre Haar auf andere Manier getragen: massen/ an <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-485 http://d-nb.info/gnd/118973886 http://viaf.org/viaf/59884152"><hi rendition="#aq">Castor</hi></persName> und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-484 http://d-nb.info/gnd/11897386X http://viaf.org/viaf/59884147"><hi rendition="#aq">Pollux</hi></persName>, welche zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7000874">Rom</placeName> auf zwo grossen Seulen gleich vor dem <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-191 http://www.geonames.org/3180706/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7006963"><hi rendition="#aq">Capitolio</hi></placeName> stehen/ und dann an denen/ von <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">mir</persName> gemachten/ Bildnüssen zuersehen. 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kurtz/ und die hintern lang/ wie dazumal/ bey etlichen Völckern/ der Gebrauch gewesen: Von welchen absonderlich/ an seinem Ort/ Anregung geschehen soll.
Pergamus Sen.
5. MAn findet/ bey vorgedachtem Fulvio Ursino, auf einer Medaglien, dieses Helden Bildnus/ mit diesen Buchstaben: ΠΕΡΓΑΜΟΣ ΚΤΙΣΤΗΣ . Diese ist aber entnommen/ aus einem Carmel-Stein/ welcher zu einem Ringe/ in einer Oval-form/ von einem vortrefflichen Meister/ geschnitten worden. Und ob schon solches ein ziemliches Alter/ nebenst einen langen Bart/ darweiset; so ist es doch dem obgesetzten jungen Pergamo, an Gliedmassen und Gestalt/ nicht ungleich; ausser was etwan das Alter an einem Menschen verändern kan. An diesem steht zubeobachten die Tracht der Haare/ welche oberhalb der Stirn/ bis an die Schläffe/ rund herum in einer Gleichheit sich zeigen. Hintenher aber am Haupt hangt ein langer Schopf/ nach selbiger Völcker Art/ bis über die Achsel herab: Wie solches/ an der gesetzten Figur/ am besten abzunehmen. Und ob wol etliche behaupten wollen/ daß es Hyacinthus gewesen: streitet doch dis darwider/ daß die Alten Laconier ihre Haar auf andere Manier getragen: massen/ an Castor und Pollux, welche zu Rom auf zwo grossen Seulen gleich vor dem Capitolio stehen/ und dann an denen/ von mir gemachten/ Bildnüssen zuersehen. Uber das beschreibt Philostratus selbigen/ auf andere Art/ wann er ihn/ in seiner Kindheit/ oder Jünglingschafft also mit Haarlocken abmahlet. Cervix moderatè erecta, coma non agrestis, neq; in squalore elata, sed suspensa fronti, natans cum primaelanuginis initiis. Den Hals hebte er fein sittsamlich empor. Das ist/ sein Haar war nicht wild und verworren/ stund auch nicht wüst in die Höhe/ wie die Porsten; sondern hieng zu beyden Seiten der Stirn herab/ winckte und spielte gar zierlich. So begunte ihm auch der Bart hervorzustechen.
Des Pergamus Bildnüs auf einer Medaglien.
Warum es wol nicht Hyacinthi Bildnüs seyn könne. Atalanta.
6. OB ich zwar mehr/ als eine/ dergleichen Weibspersonen/ mit flüchtigen und gleichsam in vollem Lauffe ausgestreueten Haaren/ gesehen/ auch solches sehr lebhafft durch den Künstler eines Edelgesteins/ bey Fulv. Ursino, ausgedrucket worden/ und ein gleichmässiges in einem grossen Stück Caroei/ von einer künstlichen Hand/ iedoch oberhalb des Kinns annoch unverfertiget/ kan gesehen werden: So halt ich doch dafür/ daß es eine bekandte und vornehme Dame der längst verwichenen Zeiten gewesen. Und würde gewislich derjenige von der Warheit nicht gar ferne abschreiten/ welcher es für die Jungfrau Atalanta/so/ wegen Geschwindigkeit ihres lauffens/ sehr berühmt gewesen/ ansehen wolte. Dann sie war so behend/ daß kein Mensch/ noch wildes Thier/ ihr entfliehen kunte. Wie dann hiervon Aelianus schreibt/ und Ovidius ihrer/ im Wettlauffe
mit dem Hippomenes, darinn er sie auch arglistiger Weise hintergangen/ und durch Vorwerffung der güldenen Aepffel/ im Lauffe zuruck haltend/ überwunden/ also gedencket:
Bildnis in Stein/ so vermutlich der Atalantä ihres seyn soll.
Schnellheit den Atalantä im Lauffen. - - - - Dum talia secum
Exigit Hippomenes, passu volat alite Virgo
Quae quanquam Scytica non segnius ire
sagitta.
Aonio vita est Juveni, tamen ille decorem
Miratur magis, & cursus facit ipse deco-
rem.
Die Atalanta lieff/ mit Flügel-schneller
Eile/
Geschwind/ als wie der Wind/ die Schritte
waren Pfeile
Der Tartarey. Das sah’ Hippomenes gar
wol:
Doch macht ihn’ ihre Zier noch mehr Ver-
wundrungs-voll/
Die in dem lauffen wuchs.
Regina Amazonum.
Pl. C. DIe Amazonen werden/ vom Metrodoro Sceptio, und Hipsicrate, auf solche Art/ wie obige Figur ausweiset/ beschrieben: nemlichen/ wie Strabo, Justinus, Paulus, Orosius, Diodorus, und andere berühmte Authores melden/ mit einer ausgeschnittenen rechten Brust/ welche ihnen/ in ihrer Jugend/ mit Feuer weggebrennt worden; damit sie/ zu den Kriegs-Verrichtungen/ den Arm desto besser brauchen möchten. Sie bedienten sich/ an statt ihrer Waffen/ des gebogenen Schilds/ so von ihnen ein Mond-Schild genennet wurde. Virgilius beschreibet/ auf dergleichen weise/ die Penthesiléam, in dem Tempel zu Carthago/ mit diesen beygesetzten Versen:
Kurtze Beschreibung der Amazonen. Ducit Amazonidum Lunatis agmina peltis,
Penthesiléa furens: mediisque in millibus
ardet,
Aurea subnectens exertae cingula mam-
mae,
Bellatrix: audetquè viris concurrere
Virgo.
Penthesilea führt/ bey den Amazoninnen/
Das rund-beschild’te Heer; flammt unter
tausend Sinnen/
Am allerfeurigsten/ von Streit-entbrantem
Mut/
Der nichts so sehr verlangt/ als in der Fein-
de Blut/
Zu färben Beil und Pfeil. Nächst unter
blossen Zitzen/
Schaut man ihr Wehrgehäng/ in güldnem
Glantze blitzen.
Und ob die Heldin gleich nur weiblich vom
Geschlecht;
darf sie mit Männern doch sich wagen ins
Gefecht.
Und Silius Italicus schreibt:
dextrumqve feroci
Nuda Latus Marti, ac fulgenti tegmine
Laevum
Thermodoontiacâ munita in praelia
peltâ.
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