Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679.[Spaltenumbruch] worden. Massen hiervon Dionysius/ im zehenden/ und Livius/ im dritten Buche/ zu lesen. Allein wie man nachmals spürte/ daß noch einige/ Gesetze mangelten: wurden/ im ander Jahr/ nach der Promulgation, abermal zehen Männer gewählt/ unter welchen auch etliche der vorigen begriffen waren: Dieselbe thaten noch zwo neue Tafeln hinzu: Also/ daß die Zahl derselben sich auf zwölff vermehrte. Worbey zu mercken/ daß einer von den zehen Männern/ Appius Claudius/ hernach gantz aus dem Geschirr getreten/ und nachdem er Andern Gesetze vorgeschrieben/ selbst dieselbe am schändlichsten/ durch Unzucht/ und allerley Laster/ gebrochen. Dieses recht zu begreiffen/ muß man wissen/ daß er zwar/ unter den vorigen zehen Regenten/ mit abgedancket/ hernach aber/ als ihm das Amt/ oder Gewalt/ den Convent anzustellen/ zugefallen/ sich selbst/ wider Recht und Billigkeit/ abermal mit zum Zehen-Herrn gewählt. Wie denn auch die ubrige neun von der neuen Wahl/ nicht viel besser waren/ als er selbst: Sintemal sie alle miteinander so ein übles Regiment führten/ gleich als ob sie ausdrücklich dazu erwählt wären/ daß sie das gemeine Wesen zu Grunde richten solten; wie Zonaras (Tom. 2. Annal. fol. mihi 44.) redet. Welcher Zonaras berichtet/ daß die letztere Zehen-Herren die zwo letzte Gesetz-Tafeln den zehen vorigen/ aus selbst-eigener Authoritet/ beygeordnet/ darinn etliche wenig Sachen enthalten gewesen/ welche nicht so viel zu gemeinem Wolwesen/ und guter Eintracht/ als zu grösserer Mishälligkeit/ gedient. Der gemeine Mann muste/ von diesen zehen Tyrannen/ allen Gewalt/ Frevel/ und Mutwillen/ leiden/ und wircklich spüren/ daß sie/ an stat eines/ nunmehr zehen Unterdrücker gemeiner Freyheit hätten. Ihre Ohren stunden nur den Personen/ und nicht den Sachen/ oder Rechten/ offen. Daheim ward/ mit ihnen/ der Kauff/ wie viel Urtheil und Recht gelten solte/ geschlossen; alsdenn offentlich im Gericht darnach gesprochen. Appellirte dann Jemand von ihrer Einem/ an seinen Collegen und Mit-Regenten; fand er daselbst bald die Reue/ daß ers nicht bey dem Decret des vorigen hatte bewenden lassen. Weswegen denn auch zuletzt/ nicht allein gedachter Bösewigt Ap. Claudius/ darum daß er eines ehrlichen Burgers Tochter/ mit Gewalt/ unter einem falschem Vorwand/ zur Sclavin machen/ und seiner Geylheit zum Polster unterwerffen wollen/ aus der Stadt gejagt worden; sondern auch zugleich/ bey solchem allgemeinem Aufstande/ alle diese zehen Herren in Lebens-Gefahr gerahten/ und mit genauer Noht ihren Hals gerettet/ das Regiment aber niederlegen müssen. Wie in Erzehlung solcher ihrer Verändrung Livius sich insonderheit fleissig erwiesen. Uber diese zwölff Tafeln finden sich gar viel alte und neue Ausleger: Deren doch die wenigste/ in der Ordnung solcher Gesetze/ übereintreffen. Unter denselben hat die Ordnung/ oder Eintheilung Francisci Hotomanni fast den grossesten Beyfall/ und unter den heutigen Rechts-Lehrern/ gar viel Gönner und Mitstimmer: Welche ihm hierinn [Spaltenumbruch] auch folgen/ daß sie in dreyerley Haupt-Stücken alle die zwölf Tafeln unterscheiden; nemlich in das geistliche Recht/ offentliche Stats-Recht/ und privat- oder Bürgerliche Recht. Wiewol der fürtreffliche Rechts-gelehrter Oldendorpius seinen Commentarium darüber in 12. Titeln eingetheilt/ und selbigen dem Kayser Carolo V. wie auch dessen Herrn Brudern/ Keyser Ferdinand/ zugeschrieben/ auch die Gesetze der 12. Tafeln/ gedachtem seinem Commentario beygefügt hat. Rosinus handelt/ in seinem 8. Buche/ Römischer Antiqvitäten/ im sechsten Capittel/ gleichfalls davon ziemlich weitläuftig; doch/ mit Beybehaltung solcher Ordnung/ wie sie Hotomannus eingerichtet. Was aber die Gesetze/ in den 12. Tafeln selbsten/ für eine Ordnung gehabt/ oder wie sie/ von den zehen Männern/ eingetheilet worden; steht nunmehr nicht zu wissen; nachdemmal weder die Tafeln mehr vorhanden/ noch von der Ordnung ihrer einbegriffenen Satzungen und Gesetze/ einige Gewißheit zu haben. Zu Keysers Augusti Zeiten/ und noch etliche hundert Jahre nach ihm/ waren sie/ wie Cyprianus (l. 2. cp. 2.) zu mercken giebt/ annoch da: Ja/ daß man sie auch noch/ zu Ausonii Zeiten/ gantz gehabt/ kan man/ aus desselben Gedichten mutmassen. Wie sie endlich verloren gangen; ist verborgen. Rittershusius aber vermeynt/ als die Gothen in Italien eingebrochen/ solches mit Feuer und Schwert verwüstet/ und ausgeraubt/ da sey Rom auch dieses herrlichen Schatzes verlustigt worden. Welches auch fast wol das Vermutlichste. Diejenige Gesetze aber/ welche unser Author/ aus dem zweyten und dritten Buche Ciceronis de LL. der Meynung angezogen/ als ob sie zu diesem 12. Tafeln gehörten/ hat man billig ausgelassen: weil er sich/ in diesem Stücke geirrt/ und durch etliche Juristen verleiten lassen/ die in dem Wahn gewesen/ als ob solche/ in gemeldten Büchern Ciceronis enthaltene/ Gesetze/ aus den 12. Tafeln gezogen wären: Da doch Cicero nur einer etliche derselben angeführt/ und die übrige guten Theils selbst aufgesetzt/ oder projectirt und entworffen; auch selber nicht für Satzungen der zwölf Tafeln ausgiebt. Weswegen wir/ an stat dessen/ mit obiger kurtzer Erzehlung/ den Leser freundlich bedienen wollen. Vom Mycilus. DIe Fabel von dem griechischen Mycilus von Argos/ dem Sohn des Alemons/ der dem Hercules gehorsamte nach Calabrien zu kommen/ Croton zu erbauen/ wie auch seine Erlösung vom Tode/ da die schwartze Steine weiß worden/ deutet an/ daß die/ so Gott gehorsamen/ und in Ehren haben/ bey ihm lieb und wehrt geachtet seyn/ und in ihrer Noht mit göttlichem Troste und Hülffe versehen werden: also/ daß sie/ durch wunderbare Erlösung/ einen erfreulichen Ausgang/ auch glückseelig und gewünschtes Ende erleben. Nun müssen [Spaltenumbruch] worden. Massen hiervon Dionysius/ im zehenden/ und Livius/ im dritten Buche/ zu lesen. Allein wie man nachmals spürte/ daß noch einige/ Gesetze mangelten: wurden/ im ander Jahr/ nach der Promulgation, abermal zehen Männer gewählt/ unter welchen auch etliche der vorigen begriffen waren: Dieselbe thaten noch zwo neue Tafeln hinzu: Also/ daß die Zahl derselben sich auf zwölff vermehrte. Worbey zu mercken/ daß einer von den zehen Männern/ Appius Claudius/ hernach gantz aus dem Geschirr getreten/ und nachdem er Andern Gesetze vorgeschrieben/ selbst dieselbe am schändlichsten/ durch Unzucht/ und allerley Laster/ gebrochen. Dieses recht zu begreiffen/ muß man wissen/ daß er zwar/ unter den vorigen zehen Regenten/ mit abgedancket/ hernach aber/ als ihm das Amt/ oder Gewalt/ den Convent anzustellen/ zugefallen/ sich selbst/ wider Recht und Billigkeit/ abermal mit zum Zehen-Herrn gewählt. Wie denn auch die úbrige neun von der neuen Wahl/ nicht viel besser waren/ als er selbst: Sintemal sie alle miteinander so ein übles Regiment führten/ gleich als ob sie ausdrücklich dazu erwählt wären/ daß sie das gemeine Wesen zu Grunde richten solten; wie Zonaras (Tom. 2. Annal. fol. mihi 44.) redet. Welcher Zonaras berichtet/ daß die letztere Zehen-Herren die zwo letzte Gesetz-Tafeln den zehen vorigen/ aus selbst-eigener Authoritet/ beygeordnet/ darinn etliche wenig Sachen enthalten gewesen/ welche nicht so viel zu gemeinem Wolwesen/ und guter Eintracht/ als zu grösserer Mishälligkeit/ gedient. Der gemeine Mann muste/ von diesen zehen Tyrannen/ allen Gewalt/ Frevel/ und Mutwillen/ leiden/ und wircklich spüren/ daß sie/ an stat eines/ nunmehr zehen Unterdrücker gemeiner Freyheit hätten. Ihre Ohren stunden nur den Personen/ und nicht den Sachen/ oder Rechten/ offen. Daheim ward/ mit ihnen/ der Kauff/ wie viel Urtheil und Recht gelten solte/ geschlossen; alsdenn offentlich im Gericht darnach gesprochen. Appellirte dann Jemand von ihrer Einem/ an seinen Collegen und Mit-Regenten; fand er daselbst bald die Reue/ daß ers nicht bey dem Decret des vorigen hatte bewenden lassen. Weswegen denn auch zuletzt/ nicht allein gedachter Bösewigt Ap. 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Unter denselben hat die Ordnung/ oder Eintheilung Francisci Hotomanni fast den grossesten Beyfall/ und unter den heutigen Rechts-Lehrern/ gar viel Gönner und Mitstimmer: Welche ihm hierinn [Spaltenumbruch] auch folgen/ daß sie in dreyerley Haupt-Stücken alle die zwölf Tafeln unterscheiden; nemlich in das geistliche Recht/ offentliche Stats-Recht/ und privat- oder Bürgerliche Recht. Wiewol der fürtreffliche Rechts-gelehrter Oldendorpius seinen Commentarium darüber in 12. Titeln eingetheilt/ und selbigen dem Kayser Carolo V. wie auch dessen Herrn Brudern/ Keyser Ferdinand/ zugeschrieben/ auch die Gesetze der 12. Tafeln/ gedachtem seinem Commentario beygefügt hat. Rosinus handelt/ in seinem 8. Buche/ Römischer Antiqvitäten/ im sechsten Capittel/ gleichfalls davon ziemlich weitläuftig; doch/ mit Beybehaltung solcher Ordnung/ wie sie Hotomannus eingerichtet. Was aber die Gesetze/ in den 12. Tafeln selbsten/ für eine Ordnung gehabt/ oder wie sie/ von den zehen Männern/ eingetheilet worden; steht nunmehr nicht zu wissen; nachdemmal weder die Tafeln mehr vorhanden/ noch von der Ordnung ihrer einbegriffenen Satzungen und Gesetze/ einige Gewißheit zu haben. Zu Keysers Augusti Zeiten/ und noch etliche hundert Jahre nach ihm/ waren sie/ wie Cyprianus (l. 2. cp. 2.) zu mercken giebt/ annoch da: Ja/ daß man sie auch noch/ zu Ausonii Zeiten/ gantz gehabt/ kan man/ aus desselben Gedichten mutmassen. Wie sie endlich verloren gangen; ist verborgen. Rittershusius aber vermeynt/ als die Gothen in Italien eingebrochen/ solches mit Feuer und Schwert verwüstet/ und ausgeraubt/ da sey Rom auch dieses herrlichen Schatzes verlustigt worden. Welches auch fast wol das Vermutlichste. Diejenige Gesetze aber/ welche unser Author/ aus dem zweyten und dritten Buche Ciceronis de LL. der Meynung angezogen/ als ob sie zu diesem 12. Tafeln gehörten/ hat man billig ausgelassen: weil er sich/ in diesem Stücke geirrt/ und durch etliche Juristen verleiten lassen/ die in dem Wahn gewesen/ als ob solche/ in gemeldten Büchern Ciceronis enthaltene/ Gesetze/ aus den 12. Tafeln gezogen wären: Da doch Cicero nur einer etliche derselben angeführt/ und die übrige guten Theils selbst aufgesetzt/ oder projectirt und entworffen; auch selber nicht für Satzungen der zwölf Tafeln ausgiebt. Weswegen wir/ an stat dessen/ mit obiger kurtzer Erzehlung/ den Leser freundlich bedienen wollen. Vom Mycilus. DIe Fabel von dem griechischen Mycilus von Argos/ dem Sohn des Alemons/ der dem Hercules gehorsamte nach Calabrien zu kommen/ Croton zu erbauen/ wie auch seine Erlösung vom Tode/ da die schwartze Steine weiß worden/ deutet an/ daß die/ so Gott gehorsamen/ und in Ehren haben/ bey ihm lieb und wehrt geachtet seyn/ und in ihrer Noht mit göttlichem Troste und Hülffe versehen werden: also/ daß sie/ durch wunderbare Erlösung/ einen erfreulichen Ausgang/ auch glückseelig und gewünschtes Ende erleben. Nun müssen <TEI> <text> <body> <div> <div> <div> <p><pb facs="#f0340" xml:id="pb-1287" n="[Metamorphosis, S. 164]"/><cb/> worden. Massen hiervon <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-623 http://d-nb.info/gnd/118672037 http://viaf.org/viaf/100218889">Dionysius</persName>/ im zehenden/ und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-554 http://d-nb.info/gnd/118573624 http://viaf.org/viaf/99942145">Livius</persName>/ im dritten Buche/ zu lesen. 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Wie denn auch die úbrige neun von der neuen Wahl/ nicht viel besser waren/ als er selbst: Sintemal sie alle miteinander so ein übles Regiment führten/ gleich als ob sie ausdrücklich dazu erwählt wären/ daß sie das gemeine Wesen zu Grunde richten solten; wie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1936 http://d-nb.info/gnd/118773151 http://viaf.org/viaf/90629626">Zonaras</persName> <hi rendition="#aq">(Tom. 2. Annal. fol. mihi 44.)</hi> redet. Welcher <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1936 http://d-nb.info/gnd/118773151 http://viaf.org/viaf/90629626">Zonaras</persName> berichtet/ daß die letztere Zehen-Herren die zwo letzte Gesetz-Tafeln den zehen vorigen/ aus selbst-eigener Authoritet/ beygeordnet/ darinn etliche wenig Sachen enthalten gewesen/ welche nicht so viel zu gemeinem Wolwesen/ und guter Eintracht/ als zu grösserer Mishälligkeit/ gedient. Der gemeine Mann muste/ von diesen zehen Tyrannen/ allen Gewalt/ Frevel/ und Mutwillen/ leiden/ und wircklich spüren/ daß sie/ an stat eines/ nunmehr zehen Unterdrücker gemeiner Freyheit hätten. Ihre Ohren stunden nur den Personen/ und nicht den Sachen/ oder Rechten/ offen. Daheim ward/ mit ihnen/ der Kauff/ wie viel Urtheil und Recht gelten solte/ geschlossen; alsdenn offentlich im Gericht darnach gesprochen. Appellirte dann Jemand von ihrer Einem/ an seinen Collegen und Mit-Regenten; fand er daselbst bald die Reue/ daß ers nicht bey dem Decret des vorigen hatte bewenden lassen. Weswegen denn auch zuletzt/ nicht allein gedachter Bösewigt <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3848">Ap. Claudius</persName>/ darum daß er eines ehrlichen Burgers Tochter/ mit Gewalt/ unter einem falschem Vorwand/ zur Sclavin machen/ und seiner Geylheit zum Polster unterwerffen wollen/ aus der Stadt gejagt worden; sondern auch zugleich/ bey solchem allgemeinem Aufstande/ alle diese zehen Herren in Lebens-Gefahr gerahten/ und mit genauer Noht ihren Hals gerettet/ das Regiment aber niederlegen müssen. Wie in Erzehlung solcher ihrer Verändrung <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-554 http://d-nb.info/gnd/118573624 http://viaf.org/viaf/99942145">Livius</persName> sich insonderheit fleissig erwiesen.</p> <p>Uber diese zwölff Tafeln finden sich gar viel alte und neue Ausleger: Deren doch die wenigste/ in der Ordnung solcher Gesetze/ übereintreffen. 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Nun müssen </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[Metamorphosis, S. 164]/0340]
worden. Massen hiervon Dionysius/ im zehenden/ und Livius/ im dritten Buche/ zu lesen. Allein wie man nachmals spürte/ daß noch einige/ Gesetze mangelten: wurden/ im ander Jahr/ nach der Promulgation, abermal zehen Männer gewählt/ unter welchen auch etliche der vorigen begriffen waren: Dieselbe thaten noch zwo neue Tafeln hinzu: Also/ daß die Zahl derselben sich auf zwölff vermehrte. Worbey zu mercken/ daß einer von den zehen Männern/ Appius Claudius/ hernach gantz aus dem Geschirr getreten/ und nachdem er Andern Gesetze vorgeschrieben/ selbst dieselbe am schändlichsten/ durch Unzucht/ und allerley Laster/ gebrochen.
Dieses recht zu begreiffen/ muß man wissen/ daß er zwar/ unter den vorigen zehen Regenten/ mit abgedancket/ hernach aber/ als ihm das Amt/ oder Gewalt/ den Convent anzustellen/ zugefallen/ sich selbst/ wider Recht und Billigkeit/ abermal mit zum Zehen-Herrn gewählt. Wie denn auch die úbrige neun von der neuen Wahl/ nicht viel besser waren/ als er selbst: Sintemal sie alle miteinander so ein übles Regiment führten/ gleich als ob sie ausdrücklich dazu erwählt wären/ daß sie das gemeine Wesen zu Grunde richten solten; wie Zonaras (Tom. 2. Annal. fol. mihi 44.) redet. Welcher Zonaras berichtet/ daß die letztere Zehen-Herren die zwo letzte Gesetz-Tafeln den zehen vorigen/ aus selbst-eigener Authoritet/ beygeordnet/ darinn etliche wenig Sachen enthalten gewesen/ welche nicht so viel zu gemeinem Wolwesen/ und guter Eintracht/ als zu grösserer Mishälligkeit/ gedient. Der gemeine Mann muste/ von diesen zehen Tyrannen/ allen Gewalt/ Frevel/ und Mutwillen/ leiden/ und wircklich spüren/ daß sie/ an stat eines/ nunmehr zehen Unterdrücker gemeiner Freyheit hätten. Ihre Ohren stunden nur den Personen/ und nicht den Sachen/ oder Rechten/ offen. Daheim ward/ mit ihnen/ der Kauff/ wie viel Urtheil und Recht gelten solte/ geschlossen; alsdenn offentlich im Gericht darnach gesprochen. Appellirte dann Jemand von ihrer Einem/ an seinen Collegen und Mit-Regenten; fand er daselbst bald die Reue/ daß ers nicht bey dem Decret des vorigen hatte bewenden lassen. Weswegen denn auch zuletzt/ nicht allein gedachter Bösewigt Ap. Claudius/ darum daß er eines ehrlichen Burgers Tochter/ mit Gewalt/ unter einem falschem Vorwand/ zur Sclavin machen/ und seiner Geylheit zum Polster unterwerffen wollen/ aus der Stadt gejagt worden; sondern auch zugleich/ bey solchem allgemeinem Aufstande/ alle diese zehen Herren in Lebens-Gefahr gerahten/ und mit genauer Noht ihren Hals gerettet/ das Regiment aber niederlegen müssen. Wie in Erzehlung solcher ihrer Verändrung Livius sich insonderheit fleissig erwiesen.
Uber diese zwölff Tafeln finden sich gar viel alte und neue Ausleger: Deren doch die wenigste/ in der Ordnung solcher Gesetze/ übereintreffen. Unter denselben hat die Ordnung/ oder Eintheilung Francisci Hotomanni fast den grossesten Beyfall/ und unter den heutigen Rechts-Lehrern/ gar viel Gönner und Mitstimmer: Welche ihm hierinn
auch folgen/ daß sie in dreyerley Haupt-Stücken alle die zwölf Tafeln unterscheiden; nemlich in das geistliche Recht/ offentliche Stats-Recht/ und privat- oder Bürgerliche Recht. Wiewol der fürtreffliche Rechts-gelehrter Oldendorpius seinen Commentarium darüber in 12. Titeln eingetheilt/ und selbigen dem Kayser Carolo V. wie auch dessen Herrn Brudern/ Keyser Ferdinand/ zugeschrieben/ auch die Gesetze der 12. Tafeln/ gedachtem seinem Commentario beygefügt hat. Rosinus handelt/ in seinem 8. Buche/ Römischer Antiqvitäten/ im sechsten Capittel/ gleichfalls davon ziemlich weitläuftig; doch/ mit Beybehaltung solcher Ordnung/ wie sie Hotomannus eingerichtet. Was aber die Gesetze/ in den 12. Tafeln selbsten/ für eine Ordnung gehabt/ oder wie sie/ von den zehen Männern/ eingetheilet worden; steht nunmehr nicht zu wissen; nachdemmal weder die Tafeln mehr vorhanden/ noch von der Ordnung ihrer einbegriffenen Satzungen und Gesetze/ einige Gewißheit zu haben.
Zu Keysers Augusti Zeiten/ und noch etliche hundert Jahre nach ihm/ waren sie/ wie Cyprianus (l. 2. cp. 2.) zu mercken giebt/ annoch da: Ja/ daß man sie auch noch/ zu Ausonii Zeiten/ gantz gehabt/ kan man/ aus desselben Gedichten mutmassen. Wie sie endlich verloren gangen; ist verborgen. Rittershusius aber vermeynt/ als die Gothen in Italien eingebrochen/ solches mit Feuer und Schwert verwüstet/ und ausgeraubt/ da sey Rom auch dieses herrlichen Schatzes verlustigt worden. Welches auch fast wol das Vermutlichste.
Diejenige Gesetze aber/ welche unser Author/ aus dem zweyten und dritten Buche Ciceronis de LL. der Meynung angezogen/ als ob sie zu diesem 12. Tafeln gehörten/ hat man billig ausgelassen: weil er sich/ in diesem Stücke geirrt/ und durch etliche Juristen verleiten lassen/ die in dem Wahn gewesen/ als ob solche/ in gemeldten Büchern Ciceronis enthaltene/ Gesetze/ aus den 12. Tafeln gezogen wären: Da doch Cicero nur einer etliche derselben angeführt/ und die übrige guten Theils selbst aufgesetzt/ oder projectirt und entworffen; auch selber nicht für Satzungen der zwölf Tafeln ausgiebt. Weswegen wir/ an stat dessen/ mit obiger kurtzer Erzehlung/ den Leser freundlich bedienen wollen.
Vom Mycilus.
DIe Fabel von dem griechischen Mycilus von Argos/ dem Sohn des Alemons/ der dem Hercules gehorsamte nach Calabrien zu kommen/ Croton zu erbauen/ wie auch seine Erlösung vom Tode/ da die schwartze Steine weiß worden/ deutet an/ daß die/ so Gott gehorsamen/ und in Ehren haben/ bey ihm lieb und wehrt geachtet seyn/ und in ihrer Noht mit göttlichem Troste und Hülffe versehen werden: also/ daß sie/ durch wunderbare Erlösung/ einen erfreulichen Ausgang/ auch glückseelig und gewünschtes Ende erleben. Nun müssen
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(2013-05-21T09:54:31Z)
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