Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679.[Spaltenumbruch] welchen diese Meer-Abentheuer sich enthalten. Die daran stossende Schiffe zerbrechen/ und gehen in den Wassern der Charybdis zu Grunde: alsdann verschlingen diese Ungeheure die Menschen. Dann Charybdis und Scylla sind bey einander: Charybdis Natürliche Erklärung der Scylla und Charybdis. ist unweit der berühmten Stadt Messina. Plinius/ im achten Capitel seines fünfften Buchs/ sagt: in der Enge bey Reggio sind zwo Klippen/ die sehr gefährlich: weil die See iederzeit daselbst sich aufwirfft/ und umdrehet/ zu grosser Lebens-Gefahr der vorbey fahrenden/ die eine wird Scylla/ und die andere Charybdis genannt. Hieraus aber einigen Sinn zu ziehen/ so ist bekandt und offenbar/ daß des Menschen Leben nichts/ als eine stetige Seefahrt/ mitten unter allerley Aengsten und verbottenen unzulässigen Wollüsten/ die das Schiff seines Gemüts ohne unterlaß ängstigen/belagern/ und auf allen Seiten bestreiten. Nun muß der Mensch wann er wil erhalten werden/ mitten durch diese beyde hindurch. Durch die Scylla wollen wir verstehen die böse fleischliche Begierden/ und durch die Charybdis die Sünde/ dann kommet man vor diese Scylla/ die eine schöne WeibsGestalt/ oder betrieglich anlockende Geberde hat/ vorbey/ so leydet das Gemüt Schiffbruch/ und fället man vondannen in die Gewalt der Sünden. Dann kommen die Meerwunder der bösen Gewonheiten/ so uns des tugendlichen guten Lebens berauben/ und das Gemüt beissen und verletzen. Und weil auch die weiseste Menschen nicht frey seyn von allen Reitzungen fleischlicher Begierden/ so schreibet der weiseste unter den Poeten/ daß sein Ulysses alhier nicht/ sonder grosse Sorg und Mühe noch Verlust einiger seiner Gesellen/ vorüber kommen sey. Durch die Circe aber wollen wir verstehen die natürliche Wollüstigkeit/ die/ mit ihrer betrüglichen Verfälschung/ die Scylla/ in ihrer Ruhestätte/ aus einem schönem Weibe/ zu einem Meerwunder machte: Dis will sagen/ daß der Mensch/ durch die Wollust/ seinen menschlich-vernünfftigen Geist zu verlieren/ und einen unreinen bestialischen Geist anzunehmen/ scheine: inmassen viel dergleichen Fabeln zu verstehen geben wollen/ wann der Poet von schönen wolgestalten Menschen sagt/ daß sie/ in so greuliche und garstige Ungeheure/ oder Bestien/ verwandelt worden seyn. Vom Polyphemus. POlyphemus/ dem grausamsten unter allen Menschen/ dem Fürsten und längsten von Person unter den Cyclopen/ werden verschiedene Eltern gegeben. Einige/ als Apollonius/ Homerus und unser Poet/ ruffen den Neptun für seinen Vatter aus. Einer aber machet/ zu seiner Mutter/ die Europa/ eine Tochter des Riesens Tityi; der ander die Nymphe Thoossa. Er hielt sich auf in Sicilien/ allda er eine grosse Menge Vieh hütete/ und auf den Bergen weidete. Man sagt von ihm/ daß er gewest unkeusch/ verschwenderisch/ dem Sauffen ergeben/ unmenschlich-vermessen/ und einäugig/ und endlich durch den Ulysses gar geblendt. Er war sehr verliebt auf [Spaltenumbruch] Galathea/ wessen Tochter. die Galathea/ eine Meer-Nymphe/ oder Göttin/ und Tochter des Nereus und der Doris/ wie der Poet Theocritus/ in seinem Polyphemus/ bezeugt. Und Bacchilides sagt/ daß er mit ihr einen Sohn/ Namens Galathus/ gezeugt. Andere schreiben/ Historische Erklärung auf dem Polyphemus. er habe mit ihr noch andere vier Söhne gehabt/ als den Celtus/ Illyricus/ Helvetus und Paphlagonus/ und daß nach diesen genannt worden Galatien/ die Celten/ Illyrien/ Venedig/ Paphlagonien und Paphlagonia . Aber viel dergleichen andere Erzehlungen/ die anderswo gelesen werden können/ zu übergehen/ wollen wir sehen/ wie wir eine Historische Erklärung finden mögen. So haben wir nun erzehlet/ daß Scylla und Charybdis der Vorüberfahrenden viel um das Leben gebracht. Wie dann auch gesagt wird von den Laestrygonen und Cyclopen/ bey dem Berge AEtna/ daß sie grausame Menschen gewesen; dieweil sich daselbst iederzeit viel schändliche Strassen- und Seeräuber aufgehalten/ die der Reisenden viel ermordet und beraubet haben. Weswegen dann der barbarische und unmenschliche Polyphemus endlich/ durch den Ulysses/ entäuget worden/ und zwar zu einer wolverdienten Straffe/ für sein Gottvergessen leichtfertiges Leben. Es werden aber dieser Polyphem/ und andere Cyclopen/ auch natürlich ausgelegt/ von den Dämpffen der Lufft/ und dem Blitzen; worvon wir/ im zweyten Buch/ da wir vom Vulcanus handelten/ geredet haben. Einige meinen/ daß/ durch die weisse/ und weißhärige Galathea/ verstanden werde der Schaum des Meers; Andere/ die Milch/ und daß sie derselben Göttin sey. Denn sie sagen: Es habe die Verehligung des Polyphemus keine andere Meynung/ als/ daß die Hirten gerne sehen/ daß ihre Herde fruchtbar sey/ und viel Vom Fluß Acis in Sicilien. Milch gebe; hingegen der Fluß Acis in Sicilien von solcher Art sey/ daß denen/ von diesem Wasser trinckenden/ Thieren die Milch versiege; darum er nicht gewolt habe/ daß die Galathea/ das ist/ sein Milch-Vieh darzu käme. Noch wird gesagt/ daß die Fabel vom Polyphemus eine halbe Geschicht/ Andere Historische Erklärung auf den Polyphemus. und Polyphemus ein grausamer Tyrann von Sicilien gewest/ welcher unmäßlich verliebt auf eine sehr schöne edle Jungfrau/ Galathea genannt; und weil er sie nicht durch Liebe zu seinen Willen bringen können/ habe er sie mit Gewalt genommen; als er aber hernach gesehen/ daß sie einem Jünglinge/ selbiger Insel/ weit mehr/ weder ihme geneigt gewest/ sey er dermassen für Zorne entbrannt/ daß er den Jüngling umgebracht/ und selbigen in einen Fluß/ der des Jünglings Namen behielte/ werffen lassen. Dieser Polyphemus/ der/ wie die Poeten ihn beschreiben/ ein vermessener Gotts-verächter und Menschen-Feind/ und endlich mit elender/ ewiger Dunckelheit gestrafft worden; dieweil ihm/ in seinem truncknem Schlaff das einige Auge vollends durch den Ulysses benommen worden/ veranlasst ein solches bedeutliches Nachdencken/ daß alle Menschen von so rohen bösem Lehrliche Auslegung auf den Polyphemus. Leben (welche die Poeten vielfältig Kinder des Neptunus nennen/) als von Gott gestrafft/ endlich in grosses Elend kommen: Und daß solche wilde Leute/ nachdem sie sich zu einem wollüstigem Leben/ Trunckenheit/ und Unmässigkeit begeben/ [Spaltenumbruch] welchen diese Meer-Abentheuer sich enthalten. Die daran stossende Schiffe zerbrechen/ und gehen in den Wassern der Charybdis zu Grunde: alsdann verschlingen diese Ungeheure die Menschen. Dann Charybdis und Scylla sind bey einander: Charybdis Natürliche Erklärung der Scylla und Charybdis. ist unweit der berühmten Stadt Messina. Plinius/ im achten Capitel seines fünfften Buchs/ sagt: in der Enge bey Reggio sind zwo Klippen/ die sehr gefährlich: weil die See iederzeit daselbst sich aufwirfft/ und umdrehet/ zu grosser Lebens-Gefahr der vorbey fahrenden/ die eine wird Scylla/ und die andere Charybdis genannt. Hieraus aber einigen Sinn zu ziehen/ so ist bekandt und offenbar/ daß des Menschen Leben nichts/ als eine stetige Seefahrt/ mitten unter allerley Aengsten und verbottenen unzulässigen Wollüsten/ die das Schiff seines Gemüts ohne unterlaß ängstigen/belagern/ und auf allen Seiten bestreiten. Nun muß der Mensch wann er wil erhalten werden/ mitten durch diese beyde hindurch. Durch die Scylla wollen wir verstehen die böse fleischliche Begierden/ und durch die Charybdis die Sünde/ dann kommet man vor diese Scylla/ die eine schöne WeibsGestalt/ oder betrieglich anlockende Geberde hat/ vorbey/ so leydet das Gemüt Schiffbruch/ und fället man vondannen in die Gewalt der Sünden. Dann kommen die Meerwunder der bösen Gewonheiten/ so uns des tugendlichen guten Lebens berauben/ und das Gemüt beissen und verletzen. Und weil auch die weiseste Menschen nicht frey seyn von allen Reitzungen fleischlicher Begierden/ so schreibet der weiseste unter den Poeten/ daß sein Ulysses alhier nicht/ sonder grosse Sorg und Mühe noch Verlust einiger seiner Gesellen/ vorüber kommen sey. Durch die Circe aber wollen wir verstehen die natürliche Wollüstigkeit/ die/ mit ihrer betrüglichen Verfälschung/ die Scylla/ in ihrer Ruhestätte/ aus einem schönem Weibe/ zu einem Meerwunder machte: Dis will sagen/ daß der Mensch/ durch die Wollust/ seinen menschlich-vernünfftigen Geist zu verlieren/ und einen unreinen bestialischen Geist anzunehmen/ scheine: inmassen viel dergleichen Fabeln zu verstehen geben wollen/ wann der Poet von schönen wolgestalten Menschen sagt/ daß sie/ in so greuliche und garstige Ungeheure/ oder Bestien/ verwandelt worden seyn. Vom Polyphemus. POlyphemus/ dem grausamsten unter allen Menschen/ dem Fürsten und längsten von Person unter den Cyclopen/ werden verschiedene Eltern gegeben. Einige/ als Apollonius/ Homerus und unser Poet/ ruffen den Neptun für seinen Vatter aus. Einer aber machet/ zu seiner Mutter/ die Europa/ eine Tochter des Riesens Tityi; der ander die Nymphe Thoossa. Er hielt sich auf in Sicilien/ allda er eine grosse Menge Vieh hütete/ und auf den Bergen weidete. Man sagt von ihm/ daß er gewest unkeusch/ verschwenderisch/ dem Sauffen ergeben/ unmenschlich-vermessen/ und einäugig/ und endlich durch den Ulysses gar geblendt. Er war sehr verliebt auf [Spaltenumbruch] Galathea/ wessen Tochter. die Galathea/ eine Meer-Nymphe/ oder Göttin/ und Tochter des Nereus und der Doris/ wie der Poet Theocritus/ in seinem Polyphemus/ bezeugt. Und Bacchilides sagt/ daß er mit ihr einen Sohn/ Namens Galathus/ gezeugt. 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Dieser Polyphemus/ der/ wie die Poeten ihn beschreiben/ ein vermessener Gotts-verächter und Menschen-Feind/ und endlich mit elender/ ewiger Dunckelheit gestrafft worden; dieweil ihm/ in seinem truncknem Schlaff das einige Auge vollends durch den Ulysses benommen worden/ veranlasst ein solches bedeutliches Nachdencken/ daß alle Menschen von so rohen bösem Lehrliche Auslegung auf den Polyphemus. Leben (welche die Poeten vielfältig Kinder des Neptunus nennen/) als von Gott gestrafft/ endlich in grosses Elend kommen: Und daß solche wilde Leute/ nachdem sie sich zu einem wollüstigem Leben/ Trunckenheit/ und Unmässigkeit begeben/ <TEI> <text> <body> <div> <div> <div> <p><pb facs="#f0326" xml:id="pb-1273" n="[Metamorphosis, S. 150]"/><cb/> welchen diese Meer-Abentheuer sich enthalten. Die daran stossende Schiffe zerbrechen/ und gehen in den Wassern der <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-670">Charybdis</placeName> zu Grunde: alsdann verschlingen diese Ungeheure die Menschen. 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Denn sie sagen: Es habe die Verehligung des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-518 http://d-nb.info/gnd/118595598 http://viaf.org/viaf/69722185">Polyphemus</persName> keine andere Meynung/ als/ daß die Hirten gerne sehen/ daß ihre Herde fruchtbar sey/ und viel <note place="right">Vom Fluß <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1503">Acis</placeName> in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-56 http://www.geonames.org/2523118/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7030363">Sicilien</placeName>.</note> Milch gebe; hingegen der Fluß <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1503">Acis</placeName> in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-56 http://www.geonames.org/2523118/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7030363">Sicilien</placeName> von solcher Art sey/ daß denen/ von diesem Wasser trinckenden/ Thieren die Milch versiege; darum er nicht gewolt habe/ daß die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1370 http://d-nb.info/gnd/118689231 http://viaf.org/viaf/20474704">Galathea</persName>/ das ist/ sein Milch-Vieh darzu käme. Noch wird gesagt/ daß die Fabel vom <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-518 http://d-nb.info/gnd/118595598 http://viaf.org/viaf/69722185">Polyphemus</persName> eine halbe Geschicht/ <note place="right">Andere Historische Erklärung auf den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-518 http://d-nb.info/gnd/118595598 http://viaf.org/viaf/69722185">Polyphemus</persName>.</note> und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-518 http://d-nb.info/gnd/118595598 http://viaf.org/viaf/69722185">Polyphemus</persName> ein grausamer Tyrann von <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-56 http://www.geonames.org/2523118/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7030363">Sicilien</placeName> gewest/ welcher unmäßlich verliebt auf eine sehr schöne edle Jungfrau/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1370 http://d-nb.info/gnd/118689231 http://viaf.org/viaf/20474704">Galathea</persName> genannt; und weil er sie nicht durch Liebe zu seinen Willen bringen können/ habe er sie mit Gewalt genommen; als er aber hernach gesehen/ daß sie einem Jünglinge/ selbiger Insel/ weit mehr/ weder ihme geneigt gewest/ sey er dermassen für Zorne entbrannt/ daß er den Jüngling umgebracht/ und selbigen in einen Fluß/ der des Jünglings Namen behielte/ werffen lassen. Dieser <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-518 http://d-nb.info/gnd/118595598 http://viaf.org/viaf/69722185">Polyphemus</persName>/ der/ wie die Poeten ihn beschreiben/ ein vermessener Gotts-verächter und Menschen-Feind/ und endlich mit elender/ ewiger Dunckelheit gestrafft worden; dieweil ihm/ in seinem truncknem Schlaff das einige Auge vollends durch den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-488 http://d-nb.info/gnd/118589385 http://viaf.org/viaf/120700269">Ulysses</persName> benommen worden/ veranlasst ein solches bedeutliches Nachdencken/ daß alle Menschen von so rohen bösem <note place="right">Lehrliche Auslegung auf den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-518 http://d-nb.info/gnd/118595598 http://viaf.org/viaf/69722185">Polyphemus</persName>.</note> Leben (welche die Poeten vielfältig Kinder des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-528 http://d-nb.info/gnd/11952354X http://viaf.org/viaf/8199845">Neptunus</persName> nennen/) als von <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-204">Gott</persName> gestrafft/ endlich in grosses Elend kommen: Und daß solche wilde Leute/ nachdem sie sich zu einem wollüstigem Leben/ Trunckenheit/ und Unmässigkeit begeben/ </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[Metamorphosis, S. 150]/0326]
welchen diese Meer-Abentheuer sich enthalten. Die daran stossende Schiffe zerbrechen/ und gehen in den Wassern der Charybdis zu Grunde: alsdann verschlingen diese Ungeheure die Menschen. Dann Charybdis und Scylla sind bey einander: Charybdis ist unweit der berühmten Stadt Messina. Plinius/ im achten Capitel seines fünfften Buchs/ sagt: in der Enge bey Reggio sind zwo Klippen/ die sehr gefährlich: weil die See iederzeit daselbst sich aufwirfft/ und umdrehet/ zu grosser Lebens-Gefahr der vorbey fahrenden/ die eine wird Scylla/ und die andere Charybdis genannt. Hieraus aber einigen Sinn zu ziehen/ so ist bekandt und offenbar/ daß des Menschen Leben nichts/ als eine stetige Seefahrt/ mitten unter allerley Aengsten und verbottenen unzulässigen Wollüsten/ die das Schiff seines Gemüts ohne unterlaß ängstigen/belagern/ und auf allen Seiten bestreiten. Nun muß der Mensch wann er wil erhalten werden/ mitten durch diese beyde hindurch. Durch die Scylla wollen wir verstehen die böse fleischliche Begierden/ und durch die Charybdis die Sünde/ dann kommet man vor diese Scylla/ die eine schöne WeibsGestalt/ oder betrieglich anlockende Geberde hat/ vorbey/ so leydet das Gemüt Schiffbruch/ und fället man vondannen in die Gewalt der Sünden. Dann kommen die Meerwunder der bösen Gewonheiten/ so uns des tugendlichen guten Lebens berauben/ und das Gemüt beissen und verletzen. Und weil auch die weiseste Menschen nicht frey seyn von allen Reitzungen fleischlicher Begierden/ so schreibet der weiseste unter den Poeten/ daß sein Ulysses alhier nicht/ sonder grosse Sorg und Mühe noch Verlust einiger seiner Gesellen/ vorüber kommen sey. Durch die Circe aber wollen wir verstehen die natürliche Wollüstigkeit/ die/ mit ihrer betrüglichen Verfälschung/ die Scylla/ in ihrer Ruhestätte/ aus einem schönem Weibe/ zu einem Meerwunder machte: Dis will sagen/ daß der Mensch/ durch die Wollust/ seinen menschlich-vernünfftigen Geist zu verlieren/ und einen unreinen bestialischen Geist anzunehmen/ scheine: inmassen viel dergleichen Fabeln zu verstehen geben wollen/ wann der Poet von schönen wolgestalten Menschen sagt/ daß sie/ in so greuliche und garstige Ungeheure/ oder Bestien/ verwandelt worden seyn.
Natürliche Erklärung der Scylla und Charybdis. Vom Polyphemus.
POlyphemus/ dem grausamsten unter allen Menschen/ dem Fürsten und längsten von Person unter den Cyclopen/ werden verschiedene Eltern gegeben. Einige/ als Apollonius/ Homerus und unser Poet/ ruffen den Neptun für seinen Vatter aus. Einer aber machet/ zu seiner Mutter/ die Europa/ eine Tochter des Riesens Tityi; der ander die Nymphe Thoossa. Er hielt sich auf in Sicilien/ allda er eine grosse Menge Vieh hütete/ und auf den Bergen weidete. Man sagt von ihm/ daß er gewest unkeusch/ verschwenderisch/ dem Sauffen ergeben/ unmenschlich-vermessen/ und einäugig/ und endlich durch den Ulysses gar geblendt. Er war sehr verliebt auf
die Galathea/ eine Meer-Nymphe/ oder Göttin/ und Tochter des Nereus und der Doris/ wie der Poet Theocritus/ in seinem Polyphemus/ bezeugt. Und Bacchilides sagt/ daß er mit ihr einen Sohn/ Namens Galathus/ gezeugt. Andere schreiben/ er habe mit ihr noch andere vier Söhne gehabt/ als den Celtus/ Illyricus/ Helvetus und Paphlagonus/ und daß nach diesen genannt worden Galatien/ die Celten/ Illyrien/ Venedig/ Paphlagonien und Paphlagonia . Aber viel dergleichen andere Erzehlungen/ die anderswo gelesen werden können/ zu übergehen/ wollen wir sehen/ wie wir eine Historische Erklärung finden mögen. So haben wir nun erzehlet/ daß Scylla und Charybdis der Vorüberfahrenden viel um das Leben gebracht. Wie dann auch gesagt wird von den Laestrygonen und Cyclopen/ bey dem Berge AEtna/ daß sie grausame Menschen gewesen; dieweil sich daselbst iederzeit viel schändliche Strassen- und Seeräuber aufgehalten/ die der Reisenden viel ermordet und beraubet haben. Weswegen dann der barbarische und unmenschliche Polyphemus endlich/ durch den Ulysses/ entäuget worden/ und zwar zu einer wolverdienten Straffe/ für sein Gottvergessen leichtfertiges Leben. Es werden aber dieser Polyphem/ und andere Cyclopen/ auch natürlich ausgelegt/ von den Dämpffen der Lufft/ und dem Blitzen; worvon wir/ im zweyten Buch/ da wir vom Vulcanus handelten/ geredet haben. Einige meinen/ daß/ durch die weisse/ und weißhärige Galathea/ verstanden werde der Schaum des Meers; Andere/ die Milch/ und daß sie derselben Göttin sey. Denn sie sagen: Es habe die Verehligung des Polyphemus keine andere Meynung/ als/ daß die Hirten gerne sehen/ daß ihre Herde fruchtbar sey/ und viel Milch gebe; hingegen der Fluß Acis in Sicilien von solcher Art sey/ daß denen/ von diesem Wasser trinckenden/ Thieren die Milch versiege; darum er nicht gewolt habe/ daß die Galathea/ das ist/ sein Milch-Vieh darzu käme. Noch wird gesagt/ daß die Fabel vom Polyphemus eine halbe Geschicht/ und Polyphemus ein grausamer Tyrann von Sicilien gewest/ welcher unmäßlich verliebt auf eine sehr schöne edle Jungfrau/ Galathea genannt; und weil er sie nicht durch Liebe zu seinen Willen bringen können/ habe er sie mit Gewalt genommen; als er aber hernach gesehen/ daß sie einem Jünglinge/ selbiger Insel/ weit mehr/ weder ihme geneigt gewest/ sey er dermassen für Zorne entbrannt/ daß er den Jüngling umgebracht/ und selbigen in einen Fluß/ der des Jünglings Namen behielte/ werffen lassen. Dieser Polyphemus/ der/ wie die Poeten ihn beschreiben/ ein vermessener Gotts-verächter und Menschen-Feind/ und endlich mit elender/ ewiger Dunckelheit gestrafft worden; dieweil ihm/ in seinem truncknem Schlaff das einige Auge vollends durch den Ulysses benommen worden/ veranlasst ein solches bedeutliches Nachdencken/ daß alle Menschen von so rohen bösem Leben (welche die Poeten vielfältig Kinder des Neptunus nennen/) als von Gott gestrafft/ endlich in grosses Elend kommen: Und daß solche wilde Leute/ nachdem sie sich zu einem wollüstigem Leben/ Trunckenheit/ und Unmässigkeit begeben/
Galathea/ wessen Tochter.
Historische Erklärung auf dem Polyphemus.
Vom Fluß Acis in Sicilien.
Andere Historische Erklärung auf den Polyphemus.
Lehrliche Auslegung auf den Polyphemus.
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