Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679.[Spaltenumbruch] der unschuldige Held Palamedes/ als ein Verrähter gesteinigt wurde: welches Nauplius/ dessen Vatter/ nachmals/ mit gleichmässigem Betruge sehr hart/ an den Griechen gerochen/ als sie wieder nach Hause fuhren. Dann weil die Pallas hefftig über sie ergrimmet war/ daß Ajax ihre Weissagerin/ die Cassandra/ als sie dieselbe anbetete/ in ihrem Tempel/ geschwächt hatte: trieb sie diese Schiffe/ durch ein grausames Ungewitter/ nach des gedachten Nauplius Insul zu/ welche anietzo Negrepont genennet/ deswegen er/ die folgende Nacht/ auf einem hohen Thurne ließ ein Feuer-Zeichen geben: wornach die Schiffe zufuhren/ in Meinung/ daß es ihnen iemand aus Freundschafft zum besten thäte. Allein sie lieffen gerade auf etliche Klippen/ die nach einander unter Wasser lagen/ also daß fast die gantze Flotte/ und also auch der boßhafftige Ajax/ des Oileus Sohn/ zuscheitern ging. Damit wir aber die Erzehlung von dem Ulysses kurtz machen/ so ist er/ nach vielen Wiederwärtigkeiten und Unglücks-fällen/ endlich nackend kommen und eingelauffen in den Hafen des Eylands Corsica oder Corfu/ wie es heut zu Tage heisset. Allda er von Nausicaa/ des Königs Alcinous Tochter/ bekleidet/ durch die Pallas wol empfangen/ von dannen mit Schiffen abgesandt/ und gleichsam schlaffend/ in sein Land Ithaca gebracht ward. Da er dann/ in Gestalt eines Bettlers/ unbekand nach Hause kam. Als er aber/ von seinem Säuhirten Eumaeus/ dahin geführt ward; muste er/ von seiner Gemahlin übermütigen Buhlern/ sehr viel Schmach leiden/ wurde aber endlich/ von Euriclea/ seiner Ammen/ erkandt: durch dero Hülffe er sich selbsten/ seinen Sohn Telemachus/ und seine zween Hirten waffnete/ alle diese muhtwillige Wollüster erwürgte/ und also seine liebe Penelope ungeschändt wieder bekam. Diese/ wie sehr man immittelst um sie geworben hatte/ schob doch das ehlichen allezeit auf/ unter dem Vorwand/ daß sie vorhero das Gewirck/ welches sie unterhanden hatte/ müsse abwircken: damit es aber so bald nicht geschähe/ machte sie des Nachts wiederum auf/ was sie des Tages über gewirckt hatte/ also daß dieses Gewirck allezeit unausgemacht bliebe. Woraus dann das Sprichwort: Das Gewebe der Penelope/ entstanden ist. Diese Penelope wird vorgestellt/ zu einem schönen Muster und Exempel eines Weisen/ standhafften/ ehrlichen und keuschen Weibes: als die da/ in so langwieriger Abwesenheit ihres Ehegemahls/ allezeit fleissig in ihrem Hause bliebe/ auch in ihrer ehelichen Treu beständig verharrte/ und wie sehr sie auch angefallen wurde/ doch iederzeit ein inbrünstiges Verlangen nach ihres Gemahls Wiederkunfft trug/ so gar/ daß sie/ um seinet willen stets traurig und bekümmert war. Worinnen sie den Rath des Plutarchus practicirte: als der da wil/ daß ein kluges und verständiges Weib/ sich allezeit dem Monde zuwider bezeugen solle: dann derselbe je näher er der Sonne/ je trauriger und dunckeler: und je ferner darvon/ je fröliger er zu seyn pfleget. Ein verständiges Weib aber/ ie ferner der Mann von ihr ist/ je trauriger mus sie seyn/ und ie näher sie demselben/ ie mehr Freude muß sie darob empfinden. Gleichwie diese Penelope/ im Abwesen ihres Gemahls/ [Spaltenumbruch] betrübt/ in der Wiederkunfft ihres Ulysses aber/ frölich und freudig war. Von ihme folgen annoch verschiedene Geschichte/ im dreyzehmen und vierzehnten Buch/ zusamt ihren Ausleg- und Erklärungen. AJax/ ein Sohn des Oileus/ war geboren/ in der Landschafft Locris/ so dieser Zeit Ozoli genannt/ nicht weit von Etolien/ und nicht von Locris in Italien/ gelegen ist. Dann er ein Griechischer Herr und tapffrer Kriegs-Held gewest/ der vor Troja grosse Tapfferkeit und Gewalt erwiesen. Weil er aber/ in der Trojanischen Eroberung/ unehrlich mit der Cassandra umgegangen/ hat er sich dardurch der Minerva/ und des Apollo Zorn/ auf den Halß geladen: Die Minerva erlangte/ von ihrem Vatter/ den Blitz/ das Wetterleuchten/ Donnern/ Ungewitter/ Sturmwinde und dunckle Wolcken: und mit diesen Waffen hat sie der Griechen Flotte/ in der Rück- und Heimfahrt greulich beschädigt. Ajaxens Schiff wurde von der Minerva/ mit dem Schuß eines Donnerstrahls/ in Grund geschlagen/ die andere Schiffe zertrümmerten an den Steinklippen/ welche nachgehends des Ajax Klippen genennet wurden. Ajax gebrauchte sich der Stärcke seiner Arme meisterlich/ im schwimmen/ erreichte also endlich eine Klippe/ die er hinan stieg: und ob er gleich sehr boßhaffter Art/ würde ihm doch noch das Leben seyn gefristet worden/ dafern er die Götter nicht noch darzu gelästert hätte/ in dem er aus vollem Halse schrie/ daß/ wann sie noch so zornig und ergrimmt wären/ er dannoch/ auch wider ihren Willen/ entkommen wolte. Worüber Neptunus ergrimmt/ die Erde erschutterte/ und mit seinen Dryzanck die Klippe so hart traff/ daß er sie zu Grunde warffe/ und also dieses ruchlosen Frevelers Leichnam Lehrliche Auslegung/ auf des Oileidschen Ajax Untergang. entseelte. Woraus wir sehen/ daß/ wie die Poeten vielfältig bezeugen/ es ein greuliches Ubel sey/ wann die elende sterbliche Menschen Gott nicht in Ehren haben/ sondern seinen Namen/ Majestät und Gewalt lästeren/ und seine Allmacht/ und hingegen des Menschen nur geliehenes gantz schwaches Vermögen/ oder Unmacht/ auch wie geschwind die Göttliche Straff-hand den vermessenen Sünder zu Grunde schmeissen könne/ nicht bedencken wollen. Vom Telamonischen DIeser Ajax ist gewest ein Sohn des Telamon/ Königs des Cretischen Eylands Aegina: worvon/ im sechsten Buche/ gehandelt worden/ da die/ von den Ameisen herkommende/ Inwohner Myrmidones berührt worden. Dieser Telamon hatte zur Gemahlin des Priamus Schwester/ die Hesione/ eine Tochter des Laomedon. [Spaltenumbruch] der unschuldige Held Palamedes/ als ein Verrähter gesteinigt wurde: welches Nauplius/ dessen Vatter/ nachmals/ mit gleichmässigem Betruge sehr hart/ an den Griechen gerochen/ als sie wieder nach Hause fuhren. Dann weil die Pallas hefftig über sie ergrimmet war/ daß Ajax ihre Weissagerin/ die Cassandra/ als sie dieselbe anbetete/ in ihrem Tempel/ geschwächt hatte: trieb sie diese Schiffe/ durch ein grausames Ungewitter/ nach des gedachten Nauplius Insul zu/ welche anietzo Negrepont genennet/ deswegen er/ die folgende Nacht/ auf einem hohen Thurne ließ ein Feuer-Zeichen geben: wornach die Schiffe zufuhren/ in Meinung/ daß es ihnen iemand aus Freundschafft zum besten thäte. Allein sie lieffen gerade auf etliche Klippen/ die nach einander unter Wasser lagen/ also daß fast die gantze Flotte/ und also auch der boßhafftige Ajax/ des Oileus Sohn/ zuscheitern ging. Damit wir aber die Erzehlung von dem Ulysses kurtz machen/ so ist er/ nach vielen Wiederwärtigkeiten und Unglücks-fällen/ endlich nackend kommen und eingelauffen in den Hafen des Eylands Corsica oder Corfu/ wie es heut zu Tage heisset. 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Woraus dann das Sprichwort: Das Gewebe der Penelope/ entstanden ist. Diese Penelope wird vorgestellt/ zu einem schönen Muster und Exempel eines Weisen/ standhafften/ ehrlichen und keuschen Weibes: als die da/ in so langwieriger Abwesenheit ihres Ehegemahls/ allezeit fleissig in ihrem Hause bliebe/ auch in ihrer ehelichen Treu beständig verharrte/ und wie sehr sie auch angefallen wurde/ doch iederzeit ein inbrünstiges Verlangen nach ihres Gemahls Wiederkunfft trug/ so gar/ daß sie/ um seinet willen stets traurig und bekümmert war. Worinnen sie den Rath des Plutarchus practicirte: als der da wil/ daß ein kluges und verständiges Weib/ sich allezeit dem Monde zuwider bezeugen solle: dann derselbe je näher er der Sonne/ je trauriger und dunckeler: und je ferner darvon/ je fröliger er zu seyn pfleget. Ein verständiges Weib aber/ ie ferner der Mann von ihr ist/ je trauriger mus sie seyn/ und ie näher sie demselben/ ie mehr Freude muß sie darob empfinden. Gleichwie diese Penelope/ im Abwesen ihres Gemahls/ [Spaltenumbruch] betrübt/ in der Wiederkunfft ihres Ulysses aber/ frölich und freudig war. Von ihme folgen annoch verschiedene Geschichte/ im dreyzehmen und vierzehnten Buch/ zusamt ihren Ausleg- und Erklärungen. AJax/ ein Sohn des Oileus/ war geboren/ in der Landschafft Locris/ so dieser Zeit Ozoli genannt/ nicht weit von Etolien/ und nicht von Locris in Italien/ gelegen ist. Dann er ein Griechischer Herr und tapffrer Kriegs-Held gewest/ der vor Troja grosse Tapfferkeit und Gewalt erwiesen. Weil er aber/ in der Trojanischen Eroberung/ unehrlich mit der Cassandra umgegangen/ hat er sich dardurch der Minerva/ und des Apollo Zorn/ auf den Halß geladen: Die Minerva erlangte/ von ihrem Vatter/ den Blitz/ das Wetterleuchten/ Donnern/ Ungewitter/ Sturmwinde und dunckle Wolcken: und mit diesen Waffen hat sie der Griechen Flotte/ in der Rück- und Heimfahrt greulich beschädigt. Ajaxens Schiff wurde von der Minerva/ mit dem Schuß eines Donnerstrahls/ in Grund geschlagen/ die andere Schiffe zertrümmerten an den Steinklippen/ welche nachgehends des Ajax Klippen genennet wurden. Ajax gebrauchte sich der Stärcke seiner Arme meisterlich/ im schwimmen/ erreichte also endlich eine Klippe/ die er hinan stieg: und ob er gleich sehr boßhaffter Art/ würde ihm doch noch das Leben seyn gefristet worden/ dafern er die Götter nicht noch darzu gelästert hätte/ in dem er aus vollem Halse schrie/ daß/ wann sie noch so zornig und ergrimmt wären/ er dannoch/ auch wider ihren Willen/ entkommen wolte. Worüber Neptunus ergrimmt/ die Erde erschutterte/ und mit seinen Dryzanck die Klippe so hart traff/ daß er sie zu Grunde warffe/ und also dieses ruchlosen Frevelers Leichnam Lehrliche Auslegung/ auf des Oileidschen Ajax Untergang. entseelte. Woraus wir sehen/ daß/ wie die Poeten vielfältig bezeugen/ es ein greuliches Ubel sey/ wann die elende sterbliche Menschen Gott nicht in Ehren haben/ sondern seinen Namen/ Majestät und Gewalt lästeren/ und seine Allmacht/ und hingegen des Menschen nur geliehenes gantz schwaches Vermögen/ oder Unmacht/ auch wie geschwind die Göttliche Straff-hand den vermessenen Sünder zu Grunde schmeissen könne/ nicht bedencken wollen. Vom Telamonischen DIeser Ajax ist gewest ein Sohn des Telamon/ Königs des Cretischen Eylands Aegina: worvon/ im sechsten Buche/ gehandelt worden/ da die/ von den Ameisen herkommende/ Inwohner Myrmidones berührt worden. 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Woraus <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">wir</persName> sehen/ daß/ wie die Poeten vielfältig bezeugen/ es ein greuliches Ubel sey/ wann die elende sterbliche Menschen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-204">Gott</persName> nicht in Ehren haben/ sondern seinen Namen/ Majestät und Gewalt lästeren/ und seine Allmacht/ und hingegen des Menschen nur geliehenes gantz schwaches Vermögen/ oder Unmacht/ auch wie geschwind die Göttliche Straff-hand den vermessenen Sünder zu Grunde schmeissen könne/ nicht bedencken wollen.</p> <p rendition="#c" xml:id="p1268.2">Vom <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-394 http://d-nb.info/gnd/118501194 http://viaf.org/viaf/62339710">Telamonischen<lb/> Ajax</persName>.</p> <p>DIeser <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-394 http://d-nb.info/gnd/118501194 http://viaf.org/viaf/62339710">Ajax</persName> ist gewest ein Sohn des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3388">Telamon</persName>/ Königs des <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1383 http://www.geonames.org/265501/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7011088">Cretischen Eylands Aegina</placeName>: worvon/ im sechsten Buche/ gehandelt worden/ da die/ von den Ameisen herkommende/ Inwohner Myrmidones berührt worden. Dieser <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3388">Telamon</persName> hatte zur Gemahlin des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-718">Priamus Schwester</persName>/ die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-718">Hesione</persName>/ eine <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-718">Tochter des Laomedon</persName>. </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[Metamorphosis, S. 145]/0321]
der unschuldige Held Palamedes/ als ein Verrähter gesteinigt wurde: welches Nauplius/ dessen Vatter/ nachmals/ mit gleichmässigem Betruge sehr hart/ an den Griechen gerochen/ als sie wieder nach Hause fuhren. Dann weil die Pallas hefftig über sie ergrimmet war/ daß Ajax ihre Weissagerin/ die Cassandra/ als sie dieselbe anbetete/ in ihrem Tempel/ geschwächt hatte: trieb sie diese Schiffe/ durch ein grausames Ungewitter/ nach des gedachten Nauplius Insul zu/ welche anietzo Negrepont genennet/ deswegen er/ die folgende Nacht/ auf einem hohen Thurne ließ ein Feuer-Zeichen geben: wornach die Schiffe zufuhren/ in Meinung/ daß es ihnen iemand aus Freundschafft zum besten thäte. Allein sie lieffen gerade auf etliche Klippen/ die nach einander unter Wasser lagen/ also daß fast die gantze Flotte/ und also auch der boßhafftige Ajax/ des Oileus Sohn/ zuscheitern ging. Damit wir aber die Erzehlung von dem Ulysses kurtz machen/ so ist er/ nach vielen Wiederwärtigkeiten und Unglücks-fällen/ endlich nackend kommen und eingelauffen in den Hafen des Eylands Corsica oder Corfu/ wie es heut zu Tage heisset. Allda er von Nausicaa/ des Königs Alcinous Tochter/ bekleidet/ durch die Pallas wol empfangen/ von dannen mit Schiffen abgesandt/ und gleichsam schlaffend/ in sein Land Ithaca gebracht ward. Da er dann/ in Gestalt eines Bettlers/ unbekand nach Hause kam. Als er aber/ von seinem Säuhirten Eumaeus/ dahin geführt ward; muste er/ von seiner Gemahlin übermütigen Buhlern/ sehr viel Schmach leiden/ wurde aber endlich/ von Euriclea/ seiner Ammen/ erkandt: durch dero Hülffe er sich selbsten/ seinen Sohn Telemachus/ und seine zween Hirten waffnete/ alle diese muhtwillige Wollüster erwürgte/ und also seine liebe Penelope ungeschändt wieder bekam. Diese/ wie sehr man immittelst um sie geworben hatte/ schob doch das ehlichen allezeit auf/ unter dem Vorwand/ daß sie vorhero das Gewirck/ welches sie unterhanden hatte/ müsse abwircken: damit es aber so bald nicht geschähe/ machte sie des Nachts wiederum auf/ was sie des Tages über gewirckt hatte/ also daß dieses Gewirck allezeit unausgemacht bliebe. Woraus dann das Sprichwort: Das Gewebe der Penelope/ entstanden ist. Diese Penelope wird vorgestellt/ zu einem schönen Muster und Exempel eines Weisen/ standhafften/ ehrlichen und keuschen Weibes: als die da/ in so langwieriger Abwesenheit ihres Ehegemahls/ allezeit fleissig in ihrem Hause bliebe/ auch in ihrer ehelichen Treu beständig verharrte/ und wie sehr sie auch angefallen wurde/ doch iederzeit ein inbrünstiges Verlangen nach ihres Gemahls Wiederkunfft trug/ so gar/ daß sie/ um seinet willen stets traurig und bekümmert war. Worinnen sie den Rath des Plutarchus practicirte: als der da wil/ daß ein kluges und verständiges Weib/ sich allezeit dem Monde zuwider bezeugen solle: dann derselbe je näher er der Sonne/ je trauriger und dunckeler: und je ferner darvon/ je fröliger er zu seyn pfleget. Ein verständiges Weib aber/ ie ferner der Mann von ihr ist/ je trauriger mus sie seyn/ und ie näher sie demselben/ ie mehr Freude muß sie darob empfinden. Gleichwie diese Penelope/ im Abwesen ihres Gemahls/
betrübt/ in der Wiederkunfft ihres Ulysses aber/ frölich und freudig war. Von ihme folgen annoch verschiedene Geschichte/ im dreyzehmen und vierzehnten Buch/ zusamt ihren Ausleg- und Erklärungen.
Vom Ajax/ des Oileus
Sohn.
AJax/ ein Sohn des Oileus/ war geboren/ in der Landschafft Locris/ so dieser Zeit Ozoli genannt/ nicht weit von Etolien/ und nicht von Locris in Italien/ gelegen ist. Dann er ein Griechischer Herr und tapffrer Kriegs-Held gewest/ der vor Troja grosse Tapfferkeit und Gewalt erwiesen. Weil er aber/ in der Trojanischen Eroberung/ unehrlich mit der Cassandra umgegangen/ hat er sich dardurch der Minerva/ und des Apollo Zorn/ auf den Halß geladen: Die Minerva erlangte/ von ihrem Vatter/ den Blitz/ das Wetterleuchten/ Donnern/ Ungewitter/ Sturmwinde und dunckle Wolcken: und mit diesen Waffen hat sie der Griechen Flotte/ in der Rück- und Heimfahrt greulich beschädigt. Ajaxens Schiff wurde von der Minerva/ mit dem Schuß eines Donnerstrahls/ in Grund geschlagen/ die andere Schiffe zertrümmerten an den Steinklippen/ welche nachgehends des Ajax Klippen genennet wurden. Ajax gebrauchte sich der Stärcke seiner Arme meisterlich/ im schwimmen/ erreichte also endlich eine Klippe/ die er hinan stieg: und ob er gleich sehr boßhaffter Art/ würde ihm doch noch das Leben seyn gefristet worden/ dafern er die Götter nicht noch darzu gelästert hätte/ in dem er aus vollem Halse schrie/ daß/ wann sie noch so zornig und ergrimmt wären/ er dannoch/ auch wider ihren Willen/ entkommen wolte. Worüber Neptunus ergrimmt/ die Erde erschutterte/ und mit seinen Dryzanck die Klippe so hart traff/ daß er sie zu Grunde warffe/ und also dieses ruchlosen Frevelers Leichnam entseelte. Woraus wir sehen/ daß/ wie die Poeten vielfältig bezeugen/ es ein greuliches Ubel sey/ wann die elende sterbliche Menschen Gott nicht in Ehren haben/ sondern seinen Namen/ Majestät und Gewalt lästeren/ und seine Allmacht/ und hingegen des Menschen nur geliehenes gantz schwaches Vermögen/ oder Unmacht/ auch wie geschwind die Göttliche Straff-hand den vermessenen Sünder zu Grunde schmeissen könne/ nicht bedencken wollen.
Lehrliche Auslegung/ auf des Oileidschen Ajax Untergang. Vom Telamonischen
Ajax.
DIeser Ajax ist gewest ein Sohn des Telamon/ Königs des Cretischen Eylands Aegina: worvon/ im sechsten Buche/ gehandelt worden/ da die/ von den Ameisen herkommende/ Inwohner Myrmidones berührt worden. Dieser Telamon hatte zur Gemahlin des Priamus Schwester/ die Hesione/ eine Tochter des Laomedon.
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Zitationshilfe: | Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679, S. [Metamorphosis, S. 145]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0203_1679/321>, abgerufen am 23.07.2024. |