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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679.

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[Spaltenumbruch] Sohn Aegysthus zu ihm sandte/ selbigen im Gefängnus umzubringen/ und zwar/ mit dem Schwert/ das seine Mutter die Pelopia ihm/ dem Thyestes/ im Schwächen genommen hatte. Thyestes sein Schwert erkennend/ fragte ihn freundlich/ wo er selbiges bekommen hätte? er antwortete/ daß ihms seine Mutter Pelopia gegeben. Worauf er den Aegysthus bate/ daß er sie doch wolte dahin kommen lassen/ damit er die Warheit um so viel besser erfahren möchte. Sie nun bekandte alles frey heraus/ stellte sich/ als wolte sie das Schwert etwas eigentlicher besehen/ um solches desto besser zuerkennen/ nahm es aber/ und durchstach sich selbsten darmit. Daher Aegysthus solches/ noch warm vom Blute/ nahm/ und dem Atreus zubrachte: Der sich dann gäntzlich einbildete/ seines Bruders nunmehro loß zu seyn; und weil er ihn für todt hielte/ hinginge/ am Gestade des Meers zu opffern. Allda Aegysthus ihn umbrachte/ seinen Vatter erlösete/ und neben ihm die Cron des Mycenischen Reichs annahm. Inzwischen hatte sich des Atreus Sohn/ Agamemnon/ mit der Clitemnestra/ des Tyndari Tochter/ auch verheyratet/ und von derselben einen Sohn/ Namens Orestes/ bekommen. Menelaus aber hatte die schöne Helena/ und war König von Lacedämonien/ oder Sparta/ und Agamemnon von Agros. Da nun Agamemnon/ als Generalissimus der gantzen Griechischen Armee/ mit dem Menelaus/ wegen Entführung der Helena/ vor Troja ging/ hinterließ er seiner Gemahlin der Clytemnestra einen vortreflichen Poeten/ wie auch ausbündigen Sing- und Saiten-Künstler/ um dieselbe zu ergetzen/ und mit seinen Gedichten ihr in seiner Abwesenheit/ rähtlich beyzustehen: wie sie dann auch selbst eines ziemlich vernünftigen Geists war. Als nun Aegysthus dahinkam/ und um die Clytemnestra buhlete/ stunde ihm dieser fromme Poet im wege/ daher er ihn drey Jahr/ nach des Agamemnons Abreise/ in eine Wüste Insul schickte/ allda Hungers sterben/ und von wilden Thieren zerreissen liesse. Daß er die folgende sieben Jahr/ so lang Agamemnon vor Troja war/ mit der Clytenmestra frey buhlen konte/ und als endlich ihr Gemahl/ nach Eroberung der Stadt Troja/ wiederum zu Hause kommen: Haben sie ihn auf solche Weise/ umgebracht. Nachdem nemlich Agamemnon viel Ungemachs und Schiffbruch erlitten/ und endlich zu Hause angelangt war; haben sie ihn beyde/ nach ihrem vorher gemachtem listigem Anschlage/ aus dem Mittel geraumt. Und ob ihme wol von Cassandra geweissagt war/ daß es ihm solcher Gestalt ergehen würde. Hatte er es doch iederzeit nur verlacht/ und ihm keinen Glauben geben wollen. Ehe wir aber zu diesem verrähterischem Morde kommen/ müssen wir wiederum ein wenig zu rucke lauffen. Dieser Cassandrä/ des Pyramus Tochter/ war/ als sie in der Blüte ihrer Jugend/ und von ausbündiger Schönheit war/ weil sie vom Gott Apollo hefftig geliebt und begehrt wurde/ angebotten worden/ daß/ indem sie ihm zu willen leben wolte/sie/ was vor eine Gabe sie begehren würde/ erlangen solte; dannenhero sie den Geist der Weissagung erwehlt. Welchen sie auch erlangt gehabt; iedoch ihme ihr Versprechen nicht gehalten. [Spaltenumbruch] Weissagung der Cassandra wird von niemand geglaubet. Weil nun Apollo ihr das/ so er ihr gegeben hatte/ nicht wieder nehmen konte: machte er/ zur Straffe dieses Betzugs/ daß man ihren Weissagungen nicht glaubte/ sondern sie überall zu verspotten pflegte; inmassen unter andern auch geschehen/ mit dieser Propheceyung über den Agamemnon/ und sich Cassandra des Agamemnons Buhlschaft. selbsten/ daß sie vermittelst einer Axt/ oder Beils umgebracht werden solten. Dann/ nachdem Cassandra/ vom Ajax/ dem Sohne Oileus/ bey der Zerstörung Troja/ in der Minerva Tempel geschwächt worden/ nahm sie Agamemnon/ im Theile seines Raubs/ zur Buhlschafft zu sich. Als dieses die ehebrecherische Clytemnestra in Erfahrung brachte/ wurde sie hierüber aufs höchste entrüstet/ also daß sie hieraus Ursach nahm/ diese grausame Rache auszuüben. Worzu dann Aegysthus tapffer halff/ seine Ursach daher nehmend/ daß er/ die Clytemnestra zu bekommen/ seinen Bruder Tantalus/ des Thyestes Sohn/ als welchem sie vom Tyndarus versprochen war/ getödet hatte. Also wil sich die Schuld iederzeit mit Unschuld kleiden und bedecken. Als nun/ wie Lycophron/ Euripides/ Sophocles und Philostratus erzehlen/ Agamemnon nach Haus kommen; ward er/ von seiner Gemahlin/ heuchelischer Weise bewillkommt/ und dem Scheine nach/ freundlich empfangen. Es wurden Opffer gethan/ und eine herzliche Mahlzeit bereitet. Darauf er ins Bad gegangen/ und als er wieder heraus/ gab sie ihme/ mit frölichem Gesichte/ ein Hemd anzuziehen/ welches um den Hals/ und an den Ermeln zugenähet war. Sophocles sagt/ es sey ein Rock gewest/ der also vernäht/ ihme gereicht worden/ gerade als er zur Tafel sitzen wollen/ Agamemnons Tod. und immittelst er dergestalt verwickelt gestanden/ und als ein Fisch im Netze gefangen gewest/ hätten sie und Aegythus ihn miteinander umgebracht/ indem sie ihn mit einer grossen und scharffen Holzaxt in den Kopff gehauen. Einige sprechen/ es sey geschehen/ mit einem alten zweyschneidigem/ scharffen kupffernem Beile/ das man zu Opffern gebraucht habe: Und/ mit eben diesem Beil/ habe Clytemnestra auch umgebracht die schöne Cassandra/ welche mit denen Händen den Schlag vergeblich abzuwenden gesucht/ und sterbend auf ihrem Gemahl/ den Agamemnon gefallen/ und denselben ihre Blumenkräntze aufgesetzt. Der mit den Erschlagenen bedeckte Saal/und/ mit Blut vermischte allenthalben fliessende/ Wein wird vom Philostratus/ da er von der Cassandra handelt/ sehr artlich beschrieben. Wie auch die an der Clytemnestra/ und dem Aegysthus/ durch den Orestes und Pylades hernach geübte Mord-Rache/ vom Lucianus/ in seiner Erzehlung von dem schönen Hause/ gedichtet wird/ als ob sie in Schilderey ausgebildet gewest. Wann du weiter gehest/ wirst du finden eine andere Tafel einer Geschicht/ die im ersten Anblick abscheulich zu sehen/ iedoch glaubwürdig ist/ worvon der Mahler den Sinn entlehnt aus den Gedichten des Euripides und Sophocles. Dann sie beyde von dieser Materie gehandelt haben. Zween muntere Jünglinge Spießgenossen/ Pylades und Orestes/ die man allbereit vor todt hielte/ oder hinter dem Königlichem Hause verborgen gewesen/ kommen hervor/ überfallen den Aegystheus

[Spaltenumbruch] Sohn Aegysthus zu ihm sandte/ selbigen im Gefängnus umzubringen/ und zwar/ mit dem Schwert/ das seine Mutter die Pelopia ihm/ dem Thyestes/ im Schwächen genommen hatte. Thyestes sein Schwert erkennend/ fragte ihn freundlich/ wo er selbiges bekommen hätte? er antwortete/ daß ihms seine Mutter Pelopia gegeben. Worauf er den Aegysthus bate/ daß er sie doch wolte dahin kommen lassen/ damit er die Warheit um so viel besser erfahren möchte. Sie nun bekandte alles frey heraus/ stellte sich/ als wolte sie das Schwert etwas eigentlicher besehen/ um solches desto besser zuerkennen/ nahm es aber/ und durchstach sich selbsten darmit. Daher Aegysthus solches/ noch warm vom Blute/ nahm/ und dem Atreus zubrachte: Der sich dann gäntzlich einbildete/ seines Bruders nunmehro loß zu seyn; und weil er ihn für todt hielte/ hinginge/ am Gestade des Meers zu opffern. Allda Aegysthus ihn umbrachte/ seinen Vatter erlösete/ und neben ihm die Cron des Mycenischen Reichs annahm. Inzwischen hatte sich des Atreus Sohn/ Agamemnon/ mit der Clitemnestra/ des Tyndari Tochter/ auch verheyratet/ und von derselben einen Sohn/ Namens Orestes/ bekommen. Menelaus aber hatte die schöne Helena/ und war König von Lacedämonien/ oder Sparta/ und Agamemnon von Agros. Da nun Agamemnon/ als Generalissimus der gantzen Griechischen Armee/ mit dem Menelaus/ wegen Entführung der Helena/ vor Troja ging/ hinterließ er seiner Gemahlin der Clytemnestra einen vortreflichen Poeten/ wie auch ausbündigen Sing- und Saiten-Künstler/ um dieselbe zu ergetzen/ und mit seinen Gedichten ihr in seiner Abwesenheit/ rähtlich beyzustehen: wie sie dann auch selbst eines ziemlich vernünftigen Geists war. Als nun Aegysthus dahinkam/ und um die Clytemnestra buhlete/ stunde ihm dieser fromme Poet im wege/ daher er ihn drey Jahr/ nach des Agamemnons Abreise/ in eine Wüste Insul schickte/ allda Hungers sterben/ und von wilden Thieren zerreissen liesse. Daß er die folgende sieben Jahr/ so lang Agamemnon vor Troja war/ mit der Clytenmestra frey buhlen konte/ und als endlich ihr Gemahl/ nach Eroberung der Stadt Troja/ wiederum zu Hause kommen: Haben sie ihn auf solche Weise/ umgebracht. Nachdem nemlich Agamemnon viel Ungemachs und Schiffbruch erlitten/ und endlich zu Hause angelangt war; haben sie ihn beyde/ nach ihrem vorher gemachtem listigem Anschlage/ aus dem Mittel geraumt. Und ob ihme wol von Cassandra geweissagt war/ daß es ihm solcher Gestalt ergehen würde. Hatte er es doch iederzeit nur verlacht/ und ihm keinen Glauben geben wollen. Ehe wir aber zu diesem verrähterischem Morde kommen/ müssen wir wiederum ein wenig zu rucke lauffen. Dieser Cassandrä/ des Pyramus Tochter/ war/ als sie in der Blüte ihrer Jugend/ und von ausbündiger Schönheit war/ weil sie vom Gott Apollo hefftig geliebt und begehrt wurde/ angebotten worden/ daß/ indem sie ihm zu willen leben wolte/sie/ was vor eine Gabe sie begehren würde/ erlangen solte; dannenhero sie den Geist der Weissagung erwehlt. Welchen sie auch erlangt gehabt; iedoch ihme ihr Versprechen nicht gehalten. [Spaltenumbruch] Weissagung der Cassandra wird von niemand geglaubet. Weil nun Apollo ihr das/ so er ihr gegeben hatte/ nicht wieder nehmen konte: machte er/ zur Straffe dieses Betzugs/ daß man ihren Weissagungen nicht glaubte/ sondern sie überall zu verspotten pflegte; inmassen unter andern auch geschehen/ mit dieser Propheceyung über den Agamemnon/ und sich Cassandra des Agamemnons Buhlschaft. selbsten/ daß sie vermittelst einer Axt/ oder Beils umgebracht werden solten. Dann/ nachdem Cassandra/ vom Ajax/ dem Sohne Oileus/ bey der Zerstörung Troja/ in der Minerva Tempel geschwächt worden/ nahm sie Agamemnon/ im Theile seines Raubs/ zur Buhlschafft zu sich. Als dieses die ehebrecherische Clytemnestra in Erfahrung brachte/ wurde sie hierüber aufs höchste entrüstet/ also daß sie hieraus Ursach nahm/ diese grausame Rache auszuüben. Worzu dann Aegysthus tapffer halff/ seine Ursach daher nehmend/ daß er/ die Clytemnestra zu bekommen/ seinen Bruder Tantalus/ des Thyestes Sohn/ als welchem sie vom Tyndarus versprochen war/ getödet hatte. Also wil sich die Schuld iederzeit mit Unschuld kleiden und bedecken. Als nun/ wie Lycophron/ Euripides/ Sophocles und Philostratus erzehlen/ Agamemnon nach Haus kommen; ward er/ von seiner Gemahlin/ heuchelischer Weise bewillkommt/ und dem Scheine nach/ freundlich empfangen. Es wurden Opffer gethan/ und eine herzliche Mahlzeit bereitet. Darauf er ins Bad gegangen/ und als er wieder heraus/ gab sie ihme/ mit frölichem Gesichte/ ein Hemd anzuziehen/ welches um den Hals/ und an den Ermeln zugenähet war. Sophocles sagt/ es sey ein Rock gewest/ der also vernäht/ ihme gereicht worden/ gerade als er zur Tafel sitzen wollen/ Agamemnons Tod. und immittelst er dergestalt verwickelt gestanden/ und als ein Fisch im Netze gefangen gewest/ hätten sie und Aegythus ihn miteinander umgebracht/ indem sie ihn mit einer grossen und scharffen Holzaxt in den Kopff gehauen. Einige sprechen/ es sey geschehen/ mit einem alten zweyschneidigem/ scharffen kupffernem Beile/ das man zu Opffern gebraucht habe: Und/ mit eben diesem Beil/ habe Clytemnestra auch umgebracht die schöne Cassandra/ welche mit denen Händen den Schlag vergeblich abzuwenden gesucht/ und sterbend auf ihrem Gemahl/ den Agamemnon gefallen/ und denselben ihre Blumenkräntze aufgesetzt. 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Der mit den Erschlagenen bedeckte Saal/und/ mit Blut vermischte allenthalben fliessende/ Wein wird vom <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1917 http://d-nb.info/gnd/118594044 http://viaf.org/viaf/89765385">Philostratus</persName>/ da er von der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2726 http://d-nb.info/gnd/118560484 http://viaf.org/viaf/74644776">Cassandra</persName> handelt/ sehr artlich beschrieben. Wie auch die an der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-739 http://d-nb.info/gnd/118983504 http://viaf.org/viaf/10645956">Clytemnestra</persName>/ und dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-740">Aegysthus</persName>/ durch den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-738 http://d-nb.info/gnd/118736558 http://viaf.org/viaf/62343965">Orestes</persName> und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3899">Pylades</persName> hernach geübte Mord-Rache/ vom <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-119 http://d-nb.info/gnd/118575228 http://viaf.org/viaf/89552688">Lucianus</persName>/ in seiner Erzehlung von dem schönen Hause/ gedichtet wird/ als ob sie in Schilderey ausgebildet gewest. Wann du weiter gehest/ wirst du finden eine andere Tafel einer Geschicht/ die im ersten Anblick abscheulich zu sehen/ iedoch glaubwürdig ist/ worvon der Mahler den Sinn entlehnt aus den Gedichten des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1737 http://d-nb.info/gnd/118531395 http://viaf.org/viaf/69066856">Euripides</persName> und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-890 http://d-nb.info/gnd/118615688 http://viaf.org/viaf/101760867">Sophocles</persName>. Dann sie beyde von dieser Materie gehandelt haben. Zween muntere Jünglinge Spießgenossen/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3899">Pylades</persName> und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-738 http://d-nb.info/gnd/118736558 http://viaf.org/viaf/62343965">Orestes</persName>/ die man allbereit vor todt hielte/ oder hinter dem Königlichem Hause verborgen gewesen/ kommen hervor/ überfallen den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-740">Aegystheus</persName>
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[[Metamorphosis, S. 142]/0318] Sohn Aegysthus zu ihm sandte/ selbigen im Gefängnus umzubringen/ und zwar/ mit dem Schwert/ das seine Mutter die Pelopia ihm/ dem Thyestes/ im Schwächen genommen hatte. Thyestes sein Schwert erkennend/ fragte ihn freundlich/ wo er selbiges bekommen hätte? er antwortete/ daß ihms seine Mutter Pelopia gegeben. Worauf er den Aegysthus bate/ daß er sie doch wolte dahin kommen lassen/ damit er die Warheit um so viel besser erfahren möchte. Sie nun bekandte alles frey heraus/ stellte sich/ als wolte sie das Schwert etwas eigentlicher besehen/ um solches desto besser zuerkennen/ nahm es aber/ und durchstach sich selbsten darmit. Daher Aegysthus solches/ noch warm vom Blute/ nahm/ und dem Atreus zubrachte: Der sich dann gäntzlich einbildete/ seines Bruders nunmehro loß zu seyn; und weil er ihn für todt hielte/ hinginge/ am Gestade des Meers zu opffern. Allda Aegysthus ihn umbrachte/ seinen Vatter erlösete/ und neben ihm die Cron des Mycenischen Reichs annahm. Inzwischen hatte sich des Atreus Sohn/ Agamemnon/ mit der Clitemnestra/ des Tyndari Tochter/ auch verheyratet/ und von derselben einen Sohn/ Namens Orestes/ bekommen. Menelaus aber hatte die schöne Helena/ und war König von Lacedämonien/ oder Sparta/ und Agamemnon von Agros. Da nun Agamemnon/ als Generalissimus der gantzen Griechischen Armee/ mit dem Menelaus/ wegen Entführung der Helena/ vor Troja ging/ hinterließ er seiner Gemahlin der Clytemnestra einen vortreflichen Poeten/ wie auch ausbündigen Sing- und Saiten-Künstler/ um dieselbe zu ergetzen/ und mit seinen Gedichten ihr in seiner Abwesenheit/ rähtlich beyzustehen: wie sie dann auch selbst eines ziemlich vernünftigen Geists war. Als nun Aegysthus dahinkam/ und um die Clytemnestra buhlete/ stunde ihm dieser fromme Poet im wege/ daher er ihn drey Jahr/ nach des Agamemnons Abreise/ in eine Wüste Insul schickte/ allda Hungers sterben/ und von wilden Thieren zerreissen liesse. Daß er die folgende sieben Jahr/ so lang Agamemnon vor Troja war/ mit der Clytenmestra frey buhlen konte/ und als endlich ihr Gemahl/ nach Eroberung der Stadt Troja/ wiederum zu Hause kommen: Haben sie ihn auf solche Weise/ umgebracht. Nachdem nemlich Agamemnon viel Ungemachs und Schiffbruch erlitten/ und endlich zu Hause angelangt war; haben sie ihn beyde/ nach ihrem vorher gemachtem listigem Anschlage/ aus dem Mittel geraumt. Und ob ihme wol von Cassandra geweissagt war/ daß es ihm solcher Gestalt ergehen würde. Hatte er es doch iederzeit nur verlacht/ und ihm keinen Glauben geben wollen. Ehe wir aber zu diesem verrähterischem Morde kommen/ müssen wir wiederum ein wenig zu rucke lauffen. Dieser Cassandrä/ des Pyramus Tochter/ war/ als sie in der Blüte ihrer Jugend/ und von ausbündiger Schönheit war/ weil sie vom Gott Apollo hefftig geliebt und begehrt wurde/ angebotten worden/ daß/ indem sie ihm zu willen leben wolte/sie/ was vor eine Gabe sie begehren würde/ erlangen solte; dannenhero sie den Geist der Weissagung erwehlt. Welchen sie auch erlangt gehabt; iedoch ihme ihr Versprechen nicht gehalten. Weil nun Apollo ihr das/ so er ihr gegeben hatte/ nicht wieder nehmen konte: machte er/ zur Straffe dieses Betzugs/ daß man ihren Weissagungen nicht glaubte/ sondern sie überall zu verspotten pflegte; inmassen unter andern auch geschehen/ mit dieser Propheceyung über den Agamemnon/ und sich selbsten/ daß sie vermittelst einer Axt/ oder Beils umgebracht werden solten. Dann/ nachdem Cassandra/ vom Ajax/ dem Sohne Oileus/ bey der Zerstörung Troja/ in der Minerva Tempel geschwächt worden/ nahm sie Agamemnon/ im Theile seines Raubs/ zur Buhlschafft zu sich. Als dieses die ehebrecherische Clytemnestra in Erfahrung brachte/ wurde sie hierüber aufs höchste entrüstet/ also daß sie hieraus Ursach nahm/ diese grausame Rache auszuüben. Worzu dann Aegysthus tapffer halff/ seine Ursach daher nehmend/ daß er/ die Clytemnestra zu bekommen/ seinen Bruder Tantalus/ des Thyestes Sohn/ als welchem sie vom Tyndarus versprochen war/ getödet hatte. Also wil sich die Schuld iederzeit mit Unschuld kleiden und bedecken. Als nun/ wie Lycophron/ Euripides/ Sophocles und Philostratus erzehlen/ Agamemnon nach Haus kommen; ward er/ von seiner Gemahlin/ heuchelischer Weise bewillkommt/ und dem Scheine nach/ freundlich empfangen. Es wurden Opffer gethan/ und eine herzliche Mahlzeit bereitet. Darauf er ins Bad gegangen/ und als er wieder heraus/ gab sie ihme/ mit frölichem Gesichte/ ein Hemd anzuziehen/ welches um den Hals/ und an den Ermeln zugenähet war. Sophocles sagt/ es sey ein Rock gewest/ der also vernäht/ ihme gereicht worden/ gerade als er zur Tafel sitzen wollen/ und immittelst er dergestalt verwickelt gestanden/ und als ein Fisch im Netze gefangen gewest/ hätten sie und Aegythus ihn miteinander umgebracht/ indem sie ihn mit einer grossen und scharffen Holzaxt in den Kopff gehauen. Einige sprechen/ es sey geschehen/ mit einem alten zweyschneidigem/ scharffen kupffernem Beile/ das man zu Opffern gebraucht habe: Und/ mit eben diesem Beil/ habe Clytemnestra auch umgebracht die schöne Cassandra/ welche mit denen Händen den Schlag vergeblich abzuwenden gesucht/ und sterbend auf ihrem Gemahl/ den Agamemnon gefallen/ und denselben ihre Blumenkräntze aufgesetzt. Der mit den Erschlagenen bedeckte Saal/und/ mit Blut vermischte allenthalben fliessende/ Wein wird vom Philostratus/ da er von der Cassandra handelt/ sehr artlich beschrieben. Wie auch die an der Clytemnestra/ und dem Aegysthus/ durch den Orestes und Pylades hernach geübte Mord-Rache/ vom Lucianus/ in seiner Erzehlung von dem schönen Hause/ gedichtet wird/ als ob sie in Schilderey ausgebildet gewest. Wann du weiter gehest/ wirst du finden eine andere Tafel einer Geschicht/ die im ersten Anblick abscheulich zu sehen/ iedoch glaubwürdig ist/ worvon der Mahler den Sinn entlehnt aus den Gedichten des Euripides und Sophocles. Dann sie beyde von dieser Materie gehandelt haben. Zween muntere Jünglinge Spießgenossen/ Pylades und Orestes/ die man allbereit vor todt hielte/ oder hinter dem Königlichem Hause verborgen gewesen/ kommen hervor/ überfallen den Aegystheus Weissagung der Cassandra wird von niemand geglaubet. Cassandra des Agamemnons Buhlschaft. Agamemnons Tod.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679, S. [Metamorphosis, S. 142]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0203_1679/318>, abgerufen am 24.11.2024.