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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679.

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[Spaltenumbruch] hatte. Ferner weist auch seine Flucht/ und erlittene Rache über seine Missethat/ an/ daß das Land verändern/ oder von einem Orte an den andern fliehen/ zur Gnade bey Gott nichts helffe; sondern von der Ungerechtigkeit und aller Boßheit weichen/ und sein voriges Leben in einen bessern/ ehrlich und tugendsamen Wandel verändern/ und also Gott mit bitten zu versöhnen suchen. Dann der Göttliche Zorn folget/ der grausamen Boßheit/ oder den schnöden Mishandlungen der Menschen gemeiniglich/ mit Rache und Bestraffung/nach/ damit der Mensch sich demütigen/ und wieder zu Gott kehren solle. Die Erzehlung/ oder Fabel vom König Ceyx/ und der Alcyone/ giebt eine Lehr/ daß man so gar dünckelwitzig nicht seyn/ noch so hartnäckig auf seiner selbst erwehlten Meinung/ oder Vornehmen bestehen müsse: sondern auch von andern Raht annehmen und gebrauchen solle; zumalen dasjenige/ so man/ mit vielem Raht und reiffer Uberlegung anderer Leute/angehet/ offtermalen bessern Ausgang zu haben pfleget/ dann das/ was man/ guter Meinung/ aus eigner Bedachtsamkeit/ und von sich selbst/ eigensinnig und halsstarrig auszuführen gedencket. Wie es dann auch ein Beweiß einer Gott-gefälligen Demuht ist/ wenn man eines andern Vorsichtigkeit/ Verstand und Gutdüncken oder Meinung in acht und Würden hat: da hingegen eigne Weißheit mit sehr schwachen Füssen auf den von Gott verhassten Eckstein des verderblichen Hochmuhts sich gegründet. Es scheinet zwar/ daß Ceyx (oder Cayx) seiner Gemahlin Rath gesuchet habe zu wissen; aber nicht zu folgen: wie ernstlich sie ihn auch darum ermahnete/ und aus brünstiger Liebe anflehete. Dann gleichwie viel seltsame Dinge in der Natur befunden werden; also schiene sie/ solche Einbildungen gleichsam greifflich zu fühlen/ daß sie seine unglückliche Seefahrt/ und den kurtz darauf erfolgten Tod/ klärlich vorher sahe. So war auch seine Reise so gar nöhtig/ oder wenigstens von so grosser Eil nicht; daß er wol verziehen können/ bis des Phorbas Krieg geendigt gewest/ da er alsdann zu Lande reisen können: dann wo man zu Lande hin reisen kan/ mag mans zu Wasser wol anstehen lassen. Des Marcus Porcius Censorius Klag. Wie man dann vom Marcus Porcius Censorius/ dem sehr weisen Römischen Rahtsherrn/ lieset/ daß er auf seinem Sterbbette Dreyerley beklagt habe/ wordurch er denen Göttern misfällig gewest. Als erstlich/ die Zeit Versäumnus; daß er einige Tage habe verstreichen lassen/ worinnen er der Gemeine nichts zum besten gethan. Zum andern; daß er seine Geheimnus einem Weibe geoffenbaret. Zum dritten; daß er über See gereist/ dahin er doch wol zu Cropilus' Erschrick vor d Seefahrt. Lande kommen können. Cropilus hingegen/ ein Lehrjünger des Plato war/ wegen seiner thörichten Zagheit/ straffbar und zu tadeln: dann er auch über die kleinsten Wasser kaum schiffen wolte/ und seine Fenster zustopffte/ damit er ja nicht auf die See sehen könte/ sich besorgend/ er möchte von einer Lust/ auf der See zu fahren/ überfallen werden. Daß Ceyx/ nachdem er auf dem ungestümen Meer/ mit Alcyone/ seiner Gemahlin/ viel Ungemach erlitten/ und damit sie ihrer vielfältigen Arbeitseligkeit einmal abkommen möchten/ endlich mit ein ander verwandelt worden/ in die ruhliebende Seevögel Alciones / [Spaltenumbruch] deutet an/ daß die Gottsfürchtigen nach ausgestandener Anfechtung/ und vielem leyden/ zuletzt innerlich/ ein still und ruhiges Gemüht/ eine vortreffliche Freude und Trost empfinden; dann Ceyx war/ auf dem Wege/ bey dem Apollinischen Orakul/ sich Göttlichen Rahts zu erholen/ um sein Leben zu bessern: weil er sich seines/ in einen Geyer veränderten/ Bruders erinnerte: und Alcione hatte alle ihre Zuflucht zu den Göttern/ und lag vor der Juno in unablässigem Gebet. Auch sind die Vögel Alcyones solche Liebhaber der Ruh und Stille/ daß es scheinet/ sie bewegen die See/ oder daß die See mit ihnen bewegt werde zu geruhlicher Stille. Dann so lange sie nisteln/ legen und brüten/ welches alles auf dem Meer geschicht/ pfleget dasselbe flach und ohne Wellen zu seyn/ und sich kein Wind darauf zu erheben/ wie solches/ unter andern/ auch Ambrosius bezeuget.

Nunmehro müssen wir uns umsehen/ nach der vorbeygegangenen dunckeln Cimmerischen Hölle/ mit dem Schlaff und Traum-Gott und alle seinem Geschlechte. Jedoch wollen wir erstlich vornehmen/ und abhandeln die Iris/ so von der Juno dahin gesandt war.

Von der Iris.

IRis war eine Tochter des Thaumas und der Electra/und/ wie Hesiodus/ in seinem Götter-Geschlechte/ bezeuget/ eine Schwester der Harpien: Sie ist eine Nachfolgerin/Wortführeyin/ und Böttin der Juno/ dero sie iederzeit dienstlich zur Hand stehet: und/ wann sie der Schlaf beschwert/ leget sie ihr Haupt unten auf eine Ecke der Juno Stuls. Sie leget weder Schuhe noch Gürtel iemals ab; damit sie allezeit bereit seyn möge/ ihrer Frauen Gebot und Befehl gebührend zu vollbringen: also/ daß sie bey der Juno so viel ist/ als Mercurius/ beym Jupiter/ diese oder jene herbey zu ruffen. Und gleichwie Mercurius/ auf des Jupiters Befehl/ der Männer Seelen von den Leibern löset und abholt; also thut Iris/ auf der Juno Befehl/ der Frauen Seelen. Sie machet der Juno das Bette/ und beschickt ihr die Kammer. In Summa/ die Juno hat mehr guten Willen von ihr/ als von allen andern Göttinnen. Ja/ sie richtet/ wie beym Homerus/ Valerius Flaccus/ und anderen zu sehen/ bisweilen auch dem Jupiter einige Bottschafften aus. Man schreibt ihr auch Flügel/ und einen schönen gläntzenden vielfärbigen Mantel zu. Daß Iris eine Tochter des Thaumas und der HelectreNatürliche Erklärung der Fabel von der Iris genennet wird/ deutet an/ daß sie anders nichts sey/ als der Regenbogen. Dann Thaumas ist ein Sohn des Meers/ und Helectre eine Tochter des Himmels/ oder der Sonnen:also daß diese Iris herkommt vom Wasser und schönen Wetter. Sie sitzt oder ruhet unter der Juno Stul; dieweil sie entstehet in dem niedrigsten Theile der Lufft/ das ist/ unter den Wolcken/ da die Sonne im Unter- oder Ausgehen drein scheinet. Sie ist eine Böttin der Juno/ und Schwester der Harpyen: Juno ist die Lufft; und Harpyen sind die Winde. Iris befindet sich nirgend/ als in der Lufft/ da sie von einer wässerigen

[Spaltenumbruch] hatte. Ferner weist auch seine Flucht/ und erlittene Rache über seine Missethat/ an/ daß das Land verändern/ oder von einem Orte an den andern fliehen/ zur Gnade bey Gott nichts helffe; sondern von der Ungerechtigkeit und aller Boßheit weichen/ und sein voriges Leben in einen bessern/ ehrlich und tugendsamen Wandel verändern/ und also Gott mit bitten zu versöhnen suchen. Dann der Göttliche Zorn folget/ der grausamen Boßheit/ oder den schnöden Mishandlungen der Menschen gemeiniglich/ mit Rache und Bestraffung/nach/ damit der Mensch sich demütigen/ und wieder zu Gott kehren solle. Die Erzehlung/ oder Fabel vom König Ceyx/ und der Alcyone/ giebt eine Lehr/ daß man so gar dünckelwitzig nicht seyn/ noch so hartnäckig auf seiner selbst erwehlten Meinung/ oder Vornehmen bestehen müsse: sondern auch von andern Raht annehmen und gebrauchen solle; zumalen dasjenige/ so man/ mit vielem Raht und reiffer Uberlegung anderer Leute/angehet/ offtermalen bessern Ausgang zu haben pfleget/ dann das/ was man/ guter Meinung/ aus eigner Bedachtsamkeit/ und von sich selbst/ eigensinnig und halsstarrig auszuführen gedencket. Wie es dann auch ein Beweiß einer Gott-gefälligen Demuht ist/ wenn man eines andern Vorsichtigkeit/ Verstand und Gutdüncken oder Meinung in acht und Würden hat: da hingegen eigne Weißheit mit sehr schwachen Füssen auf den von Gott verhassten Eckstein des verderblichen Hochmuhts sich gegründet. Es scheinet zwar/ daß Ceyx (oder Cayx) seiner Gemahlin Rath gesuchet habe zu wissen; aber nicht zu folgen: wie ernstlich sie ihn auch darum ermahnete/ und aus brünstiger Liebe anflehete. Dann gleichwie viel seltsame Dinge in der Natur befunden werden; also schiene sie/ solche Einbildungen gleichsam greifflich zu fühlen/ daß sie seine unglückliche Seefahrt/ und den kurtz darauf erfolgten Tod/ klärlich vorher sahe. So war auch seine Reise so gar nöhtig/ oder wenigstens von so grosser Eil nicht; daß er wol verziehen können/ bis des Phorbas Krieg geendigt gewest/ da er alsdann zu Lande reisen können: dann wo man zu Lande hin reisen kan/ mag mans zu Wasser wol anstehen lassen. Des Marcus Porcius Censorius Klag. Wie man dann vom Marcus Porcius Censorius/ dem sehr weisen Römischen Rahtsherrn/ lieset/ daß er auf seinem Sterbbette Dreyerley beklagt habe/ wordurch er denen Göttern misfällig gewest. Als erstlich/ die Zeit Versäumnus; daß er einige Tage habe verstreichen lassen/ worinnen er der Gemeine nichts zum besten gethan. Zum andern; daß er seine Geheimnus einem Weibe geoffenbaret. Zum dritten; daß er über See gereist/ dahin er doch wol zu Cropilus’ Erschrick vor d Seefahrt. Lande kommen können. Cropilus hingegen/ ein Lehrjünger des Plato war/ wegen seiner thörichten Zagheit/ straffbar und zu tadeln: dann er auch über die kleinsten Wasser kaum schiffen wolte/ und seine Fenster zustopffte/ damit er ja nicht auf die See sehen könte/ sich besorgend/ er möchte von einer Lust/ auf der See zu fahren/ überfallen werden. Daß Ceyx/ nachdem er auf dem ungestümen Meer/ mit Alcyone/ seiner Gemahlin/ viel Ungemach erlitten/ und damit sie ihrer vielfältigen Arbeitseligkeit einmal abkommen möchten/ endlich mit ein ander verwandelt worden/ in die ruhliebende Seevögel Alciones / [Spaltenumbruch] deutet an/ daß die Gottsfürchtigen nach ausgestandener Anfechtung/ und vielem leyden/ zuletzt innerlich/ ein still und ruhiges Gemüht/ eine vortreffliche Freude und Trost empfinden; dann Ceyx war/ auf dem Wege/ bey dem Apollinischen Orakul/ sich Göttlichen Rahts zu erholen/ um sein Leben zu bessern: weil er sich seines/ in einen Geyer veränderten/ Bruders erinnerte: und Alcione hatte alle ihre Zuflucht zu den Göttern/ und lag vor der Juno in unablässigem Gebet. Auch sind die Vögel Alcyones solche Liebhaber der Ruh und Stille/ daß es scheinet/ sie bewegen die See/ oder daß die See mit ihnen bewegt werde zu geruhlicher Stille. Dann so lange sie nisteln/ legen und brüten/ welches alles auf dem Meer geschicht/ pfleget dasselbe flach und ohne Wellen zu seyn/ und sich kein Wind darauf zu erheben/ wie solches/ unter andern/ auch Ambrosius bezeuget.

Nunmehro müssen wir uns umsehen/ nach der vorbeygegangenen dunckeln Cimmerischen Hölle/ mit dem Schlaff und Traum-Gott und alle seinem Geschlechte. Jedoch wollen wir erstlich vornehmen/ und abhandeln die Iris/ so von der Juno dahin gesandt war.

Von der Iris.

IRis war eine Tochter des Thaumas und der Electra/und/ wie Hesiodus/ in seinem Götter-Geschlechte/ bezeuget/ eine Schwester der Harpien: Sie ist eine Nachfolgerin/Wortführeyin/ und Böttin der Juno/ dero sie iederzeit dienstlich zur Hand stehet: und/ wann sie der Schlaf beschwert/ leget sie ihr Haupt unten auf eine Ecke der Juno Stuls. Sie leget weder Schuhe noch Gürtel iemals ab; damit sie allezeit bereit seyn möge/ ihrer Frauen Gebot und Befehl gebührend zu vollbringen: also/ daß sie bey der Juno so viel ist/ als Mercurius/ beym Jupiter/ diese oder jene herbey zu ruffen. Und gleichwie Mercurius/ auf des Jupiters Befehl/ der Männer Seelen von den Leibern löset und abholt; also thut Iris/ auf der Juno Befehl/ der Frauen Seelen. Sie machet der Juno das Bette/ und beschickt ihr die Kammer. In Summa/ die Juno hat mehr guten Willen von ihr/ als von allen andern Göttinnen. Ja/ sie richtet/ wie beym Homerus/ Valerius Flaccus/ und anderen zu sehen/ bisweilen auch dem Jupiter einige Bottschafften aus. Man schreibt ihr auch Flügel/ und einen schönen gläntzenden vielfärbigen Mantel zu. Daß Iris eine Tochter des Thaumas und der HelectreNatürliche Erklärung der Fabel von der Iris genennet wird/ deutet an/ daß sie anders nichts sey/ als der Regenbogen. Dann Thaumas ist ein Sohn des Meers/ und Helectre eine Tochter des Himmels/ oder der Sonnen:also daß diese Iris herkommt vom Wasser und schönen Wetter. Sie sitzt oder ruhet unter der Juno Stul; dieweil sie entstehet in dem niedrigsten Theile der Lufft/ das ist/ unter den Wolcken/ da die Sonne im Unter- oder Ausgehen drein scheinet. Sie ist eine Böttin der Juno/ und Schwester der Harpyen: Juno ist die Lufft; und Harpyen sind die Winde. Iris befindet sich nirgend/ als in der Lufft/ da sie von einer wässerigen

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[[Metamorphosis, S. 134]/0310] hatte. Ferner weist auch seine Flucht/ und erlittene Rache über seine Missethat/ an/ daß das Land verändern/ oder von einem Orte an den andern fliehen/ zur Gnade bey Gott nichts helffe; sondern von der Ungerechtigkeit und aller Boßheit weichen/ und sein voriges Leben in einen bessern/ ehrlich und tugendsamen Wandel verändern/ und also Gott mit bitten zu versöhnen suchen. Dann der Göttliche Zorn folget/ der grausamen Boßheit/ oder den schnöden Mishandlungen der Menschen gemeiniglich/ mit Rache und Bestraffung/nach/ damit der Mensch sich demütigen/ und wieder zu Gott kehren solle. Die Erzehlung/ oder Fabel vom König Ceyx/ und der Alcyone/ giebt eine Lehr/ daß man so gar dünckelwitzig nicht seyn/ noch so hartnäckig auf seiner selbst erwehlten Meinung/ oder Vornehmen bestehen müsse: sondern auch von andern Raht annehmen und gebrauchen solle; zumalen dasjenige/ so man/ mit vielem Raht und reiffer Uberlegung anderer Leute/angehet/ offtermalen bessern Ausgang zu haben pfleget/ dann das/ was man/ guter Meinung/ aus eigner Bedachtsamkeit/ und von sich selbst/ eigensinnig und halsstarrig auszuführen gedencket. Wie es dann auch ein Beweiß einer Gott-gefälligen Demuht ist/ wenn man eines andern Vorsichtigkeit/ Verstand und Gutdüncken oder Meinung in acht und Würden hat: da hingegen eigne Weißheit mit sehr schwachen Füssen auf den von Gott verhassten Eckstein des verderblichen Hochmuhts sich gegründet. Es scheinet zwar/ daß Ceyx (oder Cayx) seiner Gemahlin Rath gesuchet habe zu wissen; aber nicht zu folgen: wie ernstlich sie ihn auch darum ermahnete/ und aus brünstiger Liebe anflehete. Dann gleichwie viel seltsame Dinge in der Natur befunden werden; also schiene sie/ solche Einbildungen gleichsam greifflich zu fühlen/ daß sie seine unglückliche Seefahrt/ und den kurtz darauf erfolgten Tod/ klärlich vorher sahe. So war auch seine Reise so gar nöhtig/ oder wenigstens von so grosser Eil nicht; daß er wol verziehen können/ bis des Phorbas Krieg geendigt gewest/ da er alsdann zu Lande reisen können: dann wo man zu Lande hin reisen kan/ mag mans zu Wasser wol anstehen lassen. Wie man dann vom Marcus Porcius Censorius/ dem sehr weisen Römischen Rahtsherrn/ lieset/ daß er auf seinem Sterbbette Dreyerley beklagt habe/ wordurch er denen Göttern misfällig gewest. Als erstlich/ die Zeit Versäumnus; daß er einige Tage habe verstreichen lassen/ worinnen er der Gemeine nichts zum besten gethan. Zum andern; daß er seine Geheimnus einem Weibe geoffenbaret. Zum dritten; daß er über See gereist/ dahin er doch wol zu Lande kommen können. Cropilus hingegen/ ein Lehrjünger des Plato war/ wegen seiner thörichten Zagheit/ straffbar und zu tadeln: dann er auch über die kleinsten Wasser kaum schiffen wolte/ und seine Fenster zustopffte/ damit er ja nicht auf die See sehen könte/ sich besorgend/ er möchte von einer Lust/ auf der See zu fahren/ überfallen werden. Daß Ceyx/ nachdem er auf dem ungestümen Meer/ mit Alcyone/ seiner Gemahlin/ viel Ungemach erlitten/ und damit sie ihrer vielfältigen Arbeitseligkeit einmal abkommen möchten/ endlich mit ein ander verwandelt worden/ in die ruhliebende Seevögel Alciones / deutet an/ daß die Gottsfürchtigen nach ausgestandener Anfechtung/ und vielem leyden/ zuletzt innerlich/ ein still und ruhiges Gemüht/ eine vortreffliche Freude und Trost empfinden; dann Ceyx war/ auf dem Wege/ bey dem Apollinischen Orakul/ sich Göttlichen Rahts zu erholen/ um sein Leben zu bessern: weil er sich seines/ in einen Geyer veränderten/ Bruders erinnerte: und Alcione hatte alle ihre Zuflucht zu den Göttern/ und lag vor der Juno in unablässigem Gebet. Auch sind die Vögel Alcyones solche Liebhaber der Ruh und Stille/ daß es scheinet/ sie bewegen die See/ oder daß die See mit ihnen bewegt werde zu geruhlicher Stille. Dann so lange sie nisteln/ legen und brüten/ welches alles auf dem Meer geschicht/ pfleget dasselbe flach und ohne Wellen zu seyn/ und sich kein Wind darauf zu erheben/ wie solches/ unter andern/ auch Ambrosius bezeuget. Des Marcus Porcius Censorius Klag. Cropilus’ Erschrick vor d Seefahrt. Nunmehro müssen wir uns umsehen/ nach der vorbeygegangenen dunckeln Cimmerischen Hölle/ mit dem Schlaff und Traum-Gott und alle seinem Geschlechte. Jedoch wollen wir erstlich vornehmen/ und abhandeln die Iris/ so von der Juno dahin gesandt war. Von der Iris. IRis war eine Tochter des Thaumas und der Electra/und/ wie Hesiodus/ in seinem Götter-Geschlechte/ bezeuget/ eine Schwester der Harpien: Sie ist eine Nachfolgerin/Wortführeyin/ und Böttin der Juno/ dero sie iederzeit dienstlich zur Hand stehet: und/ wann sie der Schlaf beschwert/ leget sie ihr Haupt unten auf eine Ecke der Juno Stuls. Sie leget weder Schuhe noch Gürtel iemals ab; damit sie allezeit bereit seyn möge/ ihrer Frauen Gebot und Befehl gebührend zu vollbringen: also/ daß sie bey der Juno so viel ist/ als Mercurius/ beym Jupiter/ diese oder jene herbey zu ruffen. Und gleichwie Mercurius/ auf des Jupiters Befehl/ der Männer Seelen von den Leibern löset und abholt; also thut Iris/ auf der Juno Befehl/ der Frauen Seelen. Sie machet der Juno das Bette/ und beschickt ihr die Kammer. In Summa/ die Juno hat mehr guten Willen von ihr/ als von allen andern Göttinnen. Ja/ sie richtet/ wie beym Homerus/ Valerius Flaccus/ und anderen zu sehen/ bisweilen auch dem Jupiter einige Bottschafften aus. Man schreibt ihr auch Flügel/ und einen schönen gläntzenden vielfärbigen Mantel zu. Daß Iris eine Tochter des Thaumas und der Helectre genennet wird/ deutet an/ daß sie anders nichts sey/ als der Regenbogen. Dann Thaumas ist ein Sohn des Meers/ und Helectre eine Tochter des Himmels/ oder der Sonnen:also daß diese Iris herkommt vom Wasser und schönen Wetter. Sie sitzt oder ruhet unter der Juno Stul; dieweil sie entstehet in dem niedrigsten Theile der Lufft/ das ist/ unter den Wolcken/ da die Sonne im Unter- oder Ausgehen drein scheinet. Sie ist eine Böttin der Juno/ und Schwester der Harpyen: Juno ist die Lufft; und Harpyen sind die Winde. Iris befindet sich nirgend/ als in der Lufft/ da sie von einer wässerigen Natürliche Erklärung der Fabel von der Iris

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679, S. [Metamorphosis, S. 134]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0203_1679/310>, abgerufen am 23.11.2024.