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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679.

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[Spaltenumbruch] gefangen/ und zu einer Gemahlin behalten. Aus dieser heyrahtlichen Wirtschafft ist die Ursach einer Iliade/ das ist/ eines unendlichen Ubels/ Verdrusses und Elends entstanden/ welches gantz Griechenland samt der Barbarey überfallen und angefüllet hat. Dann Jupiter ließ/ zu diesem herrlichem Hochzeitmal (das auf dem Berge Pelion geschahe) alle Götter/ ausgenommen die Zwietracht/ beruffen; welche zornig/ daß sie nicht eingeladen/ sondern hindan gesetzt wäre/ heimlich ein loses Ubel angerichtet/ indem sie unter die Göttinnen einen guldnen Zanck-apffel geworffen/ worauf geschrieben war: Dieses güldnen Apffels Zier/ Reiche man der Schönsten hier! Diesen Apffel hatte sie/ mit ihren unreinen Drachen-Flügeln/ in grosser Geschwindigkeit/ geholet/ bey den Hesperides/ des Atlas Töchtern/ solchen mit vielen Bitten erlanget/ und ietzt erwähnte Schrift drein geschnitten. Mercurius hub ihn am ersten auf/ und nachdem er die Worte gelesen hatte/ wolte eine iede selbigen für sich behalten. Einige wollen/ die Juno habe ihn zu erst in die Hand bekommen. Die Zwietracht/ in einem Eybenbaume sich verbergende/ saß und sahe zu/ wie dis ihr angelegtes Werck würde von statten gehen und ablauffen. Alle Göttinnen stellten sich an/ als ob er niemanden/ dann einer von denen drey Göttinnen/ der Juno/ Pallas/ oder Venus/ gebührete. Unter welchen die Uneinigkeit so groß ward/ daß es endlich vor den Jupiter kam/ daß er/ als ein rechter Richter/ das Urtheil sprechen solte. Welches er aber/ den Undanck zu vermeiden/ weigerte anzunehmen; bevorab weil sie an Schönheit einander wenig nachgaben/ dahero er begehrte/ daß sie sich mit einander vergleichen/ oder einen andern Richter aus der Gesellschafft wehlen solten/ alsdann er das Urtheil prüfen und bekräftigen/ oder aber für unrecht erkennen/ und verwerffen wolte. Allein weil sie alle der einer Gunst/ und der andern Misgunst beförchteten/ mochte sich dessen keiner unterstehen. Der Götter Mundschenck Ganymedes rieht ihnen/ einen menschlichen Richter zu nehmen/ der iedoch von den Göttern entsprossen wäre; und stellte ihnen zugleich vor seinen Vettern den Paris/ des Priamus Sohn. Welches der Redner Mercurius gleichfalls billigte/ und rahtsam zuseyn achtete/ anbey bekräfftigend/ daß Paris Alexander ein gerechter Richter wäre/ unter den Hirten/ der keinen Menschen ansähe: inmassen er selbst auch ein gewisses Kennzeichen der Gerechtigkeit/ an ihm/ dem Paris/ gesehen hätte. Denn als er ohngefehr/ in Verrichtung des Jupiters/ über das Gebirge Ida geflogen/ habe er in acht genommen/ daß Paris/ sich auf seinen Hirtenstab lehnend/ sein Vieh gehütet/ da unversehens unter seine Herde ein fremder Stier kommen/ mit einem scheußlichen Gesicht und Brüllen/ welcher seine meiste und stärckeste Stiere angesprungen/ und/ nach langem Gefechte/ endlich feldflüchtig gemacht: Weswegen Paris diesem fremden Uberwinder die Hörner/ mit Rosen und andern Blumen/ bekräntzet/ und höchlich gepriesen; seine eigene aber hefftig ausgeschändet und beschimpffet hätte. Weil nun die Göttinnen/ mit diesem Vorschlag und Erzehlung/ sehr wol vergnügt waren/ stellte Jupiter dem Mercurius den Apffel zu/ sie dahin zu geleiten: Ob er gleich [Spaltenumbruch] wol wuste/ daß es der Zwietracht Anstellung wäre/ und folgbarlich viel Schwerigkeiten daraus entstehen möchten. Hierauf wiese Mercurius denen Göttinnen den Weg/ brachte sie auf den Berg Ida/ und zeigte ihnen den Feldrichter: Der in seiner Einsamkeit/ unter dem Schatten einer holen Klippen/ saß/ also daß die Göttinnen/ als sie ihn/ in solchem Des Paris Urtheil. Wesen und Gestalt/ erblickten/ grosses Vergnügen an ihm hatten. Mercurius thate so fort die Anzeigung samt dem Vortrage/ warum sie/ auf des Jupiters Befehl/ dahin gekommen wären. Alhier nun begunten diese drey Göttinnen eine iegliche aufs freundligst und holdseeligste/ ihme zu schmeicheln/ und grosse versprechungen zu thun. Juno wolte ihm/ Asia und Europa zu beherrschen/ geben; Pallas/ ihn zu dem weisesten und tugendsamsten Mann/ in gantz Griechenlande/ machen; Venus aber/ die ihm aufs allersüste zu liebkosen und zu schmeichlen wuste/ versprach ihme das allerschönste Weib von der Welt/ dafern er/ ihr zu gefallen/ das Urtheil fällen wolte. Euripides in seinen Troadibus sagt/ die Pallas habe ihm/ über das Versprechen der Weisheit und Tugend/ verheissen/ daß sie ihm zum Obsieger über gantz Griechenland Ein Anzeigung des Urtheils so Paris gefällt von Apulejo artlich beschrieben. machen wolte. Apulejus schreibet/ im zehnten Buche seiner Verwandlungen/ er habe (als er annoch ein Esel gewesen) schon das Urtheil des Paris in diesem Fall gesehen. Der Berg Ida war/ nach der Homerianischen Beschreibung/ mit einem walde und lieblicher Grüne umgeben/ oben aufn Gipffel desselben/ entsprang ein schöner Brunn/ der über den Berg herunter flosse/ und ätzten etliche wenig Geislein daselbst die Kräuter ab. Darbey ward ins gewein gemahlt/ zur Vorstellung des Hirten Paris aus Phrygien/ ein munterer Jüngling/ angethan mit einem weitem Leibrocke/ von seinen Schuldern/ hingen barbarische Kleider: Das Haupt war mit einem guldnen Hauptbunde bedeckt/ also daß er schiene über das Vieh zu herrschen. Darbey befand sich noch ein nackender Jüngling/ mit ausbündig-schönen gelben Haaren/ dem ein kleines Mäntlein seine lincke Schulter kaum/ und eben genau bedeckte. Unter seinem Haar sahe man erhabene Cron-Stifften/ von blinckendem klarem Golde geflochten/ welche durch eine wolanständige Gleichheit/ gleichsam als durch Verwandschafft/ mit einander vereinigt/ und schien er sehr wol gezogen. Dieser mit dem Stabe oder der Rute bedeutete den Mercurius/ und kam in vollem Sprunge daher geloffen/ einen mit Blettergold überzognen Apffel in der rechten Hand halten/ welchen er dem/ so Paris zu seyn schiene/ zustellte/ ihme auch darneben andeutete/ was des Jupiters Will und Befehl wäre; darauf wieder umkehrte/ und ihm stracks aus dem Gesichte sich machte. Hierauf folget und kommt hervor/ ein junges Mensch/ eines sehr ehrlichen Ansehns/ und die der Juno gantz ähnlich war: Dann/ um das Haupt/ trug sie eine weisse Königs-Krone/ und in der Hand einen Stab. Alhier drunge sich noch eine andere ein/ die ihr für die Minerva soltet angesehen haben. Dero Haupt war mit einem blinckendem güldenem Helme bedeckt. Sie erhub ihren Schild/ spielte mit der Lantzen und stunde in Positur/ als sie zu thun pfleget/ wann sie im

[Spaltenumbruch] gefangen/ und zu einer Gemahlin behalten. Aus dieser heyrahtlichen Wirtschafft ist die Ursach einer Iliade/ das ist/ eines unendlichen Ubels/ Verdrusses und Elends entstanden/ welches gantz Griechenland samt der Barbarey überfallen und angefüllet hat. Dann Jupiter ließ/ zu diesem herrlichem Hochzeitmal (das auf dem Berge Pelion geschahe) alle Götter/ ausgenommen die Zwietracht/ beruffen; welche zornig/ daß sie nicht eingeladen/ sondern hindan gesetzt wäre/ heimlich ein loses Ubel angerichtet/ indem sie unter die Göttinnen einen guldnen Zanck-apffel geworffen/ worauf geschrieben war: Dieses güldnen Apffels Zier/ Reiche man der Schönsten hier! Diesen Apffel hatte sie/ mit ihren unreinen Drachen-Flügeln/ in grosser Geschwindigkeit/ geholet/ bey den Hesperides/ des Atlas Töchtern/ solchen mit vielen Bitten erlanget/ und ietzt erwähnte Schrift drein geschnitten. Mercurius hub ihn am ersten auf/ und nachdem er die Worte gelesen hatte/ wolte eine iede selbigen für sich behalten. Einige wollen/ die Juno habe ihn zu erst in die Hand bekommen. Die Zwietracht/ in einem Eybenbaume sich verbergende/ saß und sahe zu/ wie dis ihr angelegtes Werck würde von statten gehen und ablauffen. Alle Göttinnen stellten sich an/ als ob er niemanden/ dann einer von denen drey Göttinnen/ der Juno/ Pallas/ oder Venus/ gebührete. Unter welchen die Uneinigkeit so groß ward/ daß es endlich vor den Jupiter kam/ daß er/ als ein rechter Richter/ das Urtheil sprechen solte. Welches er aber/ den Undanck zu vermeiden/ weigerte anzunehmen; bevorab weil sie an Schönheit einander wenig nachgaben/ dahero er begehrte/ daß sie sich mit einander vergleichen/ oder einen andern Richter aus der Gesellschafft wehlen solten/ alsdann er das Urtheil prüfen und bekräftigen/ oder aber für unrecht erkennen/ und verwerffen wolte. Allein weil sie alle der einer Gunst/ und der andern Misgunst beförchteten/ mochte sich dessen keiner unterstehen. Der Götter Mundschenck Ganymedes rieht ihnen/ einen menschlichen Richter zu nehmen/ der iedoch von den Göttern entsprossen wäre; und stellte ihnen zugleich vor seinen Vettern den Paris/ des Priamus Sohn. Welches der Redner Mercurius gleichfalls billigte/ und rahtsam zuseyn achtete/ anbey bekräfftigend/ daß Paris Alexander ein gerechter Richter wäre/ unter den Hirten/ der keinen Menschen ansähe: inmassen er selbst auch ein gewisses Kennzeichen der Gerechtigkeit/ an ihm/ dem Paris/ gesehen hätte. Denn als er ohngefehr/ in Verrichtung des Jupiters/ über das Gebirge Ida geflogen/ habe er in acht genommen/ daß Paris/ sich auf seinen Hirtenstab lehnend/ sein Vieh gehütet/ da unversehens unter seine Herde ein fremder Stier kommen/ mit einem scheußlichen Gesicht und Brüllen/ welcher seine meiste und stärckeste Stiere angesprungen/ und/ nach langem Gefechte/ endlich feldflüchtig gemacht: Weswegen Paris diesem fremden Uberwinder die Hörner/ mit Rosen und andern Blumen/ bekräntzet/ und höchlich gepriesen; seine eigene aber hefftig ausgeschändet und beschimpffet hätte. Weil nun die Göttinnen/ mit diesem Vorschlag und Erzehlung/ sehr wol vergnügt waren/ stellte Jupiter dem Mercurius den Apffel zu/ sie dahin zu geleiten: Ob er gleich [Spaltenumbruch] wol wuste/ daß es der Zwietracht Anstellung wäre/ und folgbarlich viel Schwerigkeiten daraus entstehen möchten. Hierauf wiese Mercurius denen Göttinnen den Weg/ brachte sie auf den Berg Ida/ und zeigte ihnen den Feldrichter: Der in seiner Einsamkeit/ unter dem Schatten einer holen Klippen/ saß/ also daß die Göttinnen/ als sie ihn/ in solchem Des Paris Urtheil. Wesen und Gestalt/ erblickten/ grosses Vergnügen an ihm hatten. Mercurius thate so fort die Anzeigung samt dem Vortrage/ warum sie/ auf des Jupiters Befehl/ dahin gekommen wären. Alhier nun begunten diese drey Göttinnen eine iegliche aufs freundligst und holdseeligste/ ihme zu schmeicheln/ und grosse versprechungen zu thun. Juno wolte ihm/ Asia und Europa zu beherrschen/ geben; Pallas/ ihn zu dem weisesten und tugendsamsten Mann/ in gantz Griechenlande/ machen; Venus aber/ die ihm aufs allersüste zu liebkosen und zu schmeichlen wuste/ versprach ihme das allerschönste Weib von der Welt/ dafern er/ ihr zu gefallen/ das Urtheil fällen wolte. Euripides in seinen Troadibus sagt/ die Pallas habe ihm/ über das Versprechen der Weisheit und Tugend/ verheissen/ daß sie ihm zum Obsieger über gantz Griechenland Ein Anzeigung des Urtheils so Paris gefällt von Apulejo artlich beschrieben. machen wolte. Apulejus schreibet/ im zehnten Buche seiner Verwandlungen/ er habe (als er annoch ein Esel gewesen) schon das Urtheil des Paris in diesem Fall gesehen. Der Berg Ida war/ nach der Homerianischen Beschreibung/ mit einem walde und lieblicher Grüne umgeben/ oben aufn Gipffel desselben/ entsprang ein schöner Brunn/ der über den Berg herunter flosse/ und ätzten etliche wenig Geislein daselbst die Kräuter ab. Darbey ward ins gewein gemahlt/ zur Vorstellung des Hirten Paris aus Phrygien/ ein munterer Jüngling/ angethan mit einem weitem Leibrocke/ von seinen Schuldern/ hingen barbarische Kleider: Das Haupt war mit einem guldnen Hauptbunde bedeckt/ also daß er schiene über das Vieh zu herrschen. Darbey befand sich noch ein nackender Jüngling/ mit ausbündig-schönen gelben Haaren/ dem ein kleines Mäntlein seine lincke Schulter kaum/ und eben genau bedeckte. Unter seinem Haar sahe man erhabene Cron-Stifften/ von blinckendem klarem Golde geflochten/ welche durch eine wolanständige Gleichheit/ gleichsam als durch Verwandschafft/ mit einander vereinigt/ und schien er sehr wol gezogen. Dieser mit dem Stabe oder der Rute bedeutete den Mercurius/ und kam in vollem Sprunge daher geloffen/ einen mit Blettergold überzognen Apffel in der rechten Hand halten/ welchen er dem/ so Paris zu seyn schiene/ zustellte/ ihme auch darneben andeutete/ was des Jupiters Will und Befehl wäre; darauf wieder umkehrte/ und ihm stracks aus dem Gesichte sich machte. Hierauf folget und kommt hervor/ ein junges Mensch/ eines sehr ehrlichen Ansehns/ und die der Juno gantz ähnlich war: Dann/ um das Haupt/ trug sie eine weisse Königs-Krone/ und in der Hand einen Stab. Alhier drunge sich noch eine andere ein/ die ihr für die Minerva soltet angesehen haben. Dero Haupt war mit einem blinckendem güldenem Helme bedeckt. Sie erhub ihren Schild/ spielte mit der Lantzen und stunde in Positur/ als sie zu thun pfleget/ wann sie im

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Darbey befand sich noch ein nackender Jüngling/ mit ausbündig-schönen gelben Haaren/ dem ein kleines Mäntlein seine lincke Schulter kaum/ und eben genau bedeckte. Unter seinem Haar sahe man erhabene Cron-Stifften/ von blinckendem klarem Golde geflochten/ welche durch eine wolanständige Gleichheit/ gleichsam als durch Verwandschafft/ mit einander vereinigt/ und schien er sehr wol gezogen. 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Hierauf folget und kommt hervor/ ein junges Mensch/ eines sehr ehrlichen Ansehns/ und die der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-100 http://d-nb.info/gnd/118800574 http://viaf.org/viaf/47558229">Juno</persName> gantz ähnlich war: Dann/ um das Haupt/ trug sie eine weisse Königs-Krone/ und in der Hand einen Stab. Alhier drunge sich noch eine andere ein/ die ihr für die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-145 http://d-nb.info/gnd/118986155 http://viaf.org/viaf/13107718">Minerva</persName> soltet angesehen haben. Dero Haupt war mit einem blinckendem güldenem Helme bedeckt. Sie erhub ihren Schild/ spielte mit der Lantzen und stunde in Positur/ als sie zu thun pfleget/ wann sie im
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[[Metamorphosis, S. 127]/0303] gefangen/ und zu einer Gemahlin behalten. Aus dieser heyrahtlichen Wirtschafft ist die Ursach einer Iliade/ das ist/ eines unendlichen Ubels/ Verdrusses und Elends entstanden/ welches gantz Griechenland samt der Barbarey überfallen und angefüllet hat. Dann Jupiter ließ/ zu diesem herrlichem Hochzeitmal (das auf dem Berge Pelion geschahe) alle Götter/ ausgenommen die Zwietracht/ beruffen; welche zornig/ daß sie nicht eingeladen/ sondern hindan gesetzt wäre/ heimlich ein loses Ubel angerichtet/ indem sie unter die Göttinnen einen guldnen Zanck-apffel geworffen/ worauf geschrieben war: Dieses güldnen Apffels Zier/ Reiche man der Schönsten hier! Diesen Apffel hatte sie/ mit ihren unreinen Drachen-Flügeln/ in grosser Geschwindigkeit/ geholet/ bey den Hesperides/ des Atlas Töchtern/ solchen mit vielen Bitten erlanget/ und ietzt erwähnte Schrift drein geschnitten. Mercurius hub ihn am ersten auf/ und nachdem er die Worte gelesen hatte/ wolte eine iede selbigen für sich behalten. Einige wollen/ die Juno habe ihn zu erst in die Hand bekommen. Die Zwietracht/ in einem Eybenbaume sich verbergende/ saß und sahe zu/ wie dis ihr angelegtes Werck würde von statten gehen und ablauffen. Alle Göttinnen stellten sich an/ als ob er niemanden/ dann einer von denen drey Göttinnen/ der Juno/ Pallas/ oder Venus/ gebührete. Unter welchen die Uneinigkeit so groß ward/ daß es endlich vor den Jupiter kam/ daß er/ als ein rechter Richter/ das Urtheil sprechen solte. Welches er aber/ den Undanck zu vermeiden/ weigerte anzunehmen; bevorab weil sie an Schönheit einander wenig nachgaben/ dahero er begehrte/ daß sie sich mit einander vergleichen/ oder einen andern Richter aus der Gesellschafft wehlen solten/ alsdann er das Urtheil prüfen und bekräftigen/ oder aber für unrecht erkennen/ und verwerffen wolte. Allein weil sie alle der einer Gunst/ und der andern Misgunst beförchteten/ mochte sich dessen keiner unterstehen. Der Götter Mundschenck Ganymedes rieht ihnen/ einen menschlichen Richter zu nehmen/ der iedoch von den Göttern entsprossen wäre; und stellte ihnen zugleich vor seinen Vettern den Paris/ des Priamus Sohn. Welches der Redner Mercurius gleichfalls billigte/ und rahtsam zuseyn achtete/ anbey bekräfftigend/ daß Paris Alexander ein gerechter Richter wäre/ unter den Hirten/ der keinen Menschen ansähe: inmassen er selbst auch ein gewisses Kennzeichen der Gerechtigkeit/ an ihm/ dem Paris/ gesehen hätte. Denn als er ohngefehr/ in Verrichtung des Jupiters/ über das Gebirge Ida geflogen/ habe er in acht genommen/ daß Paris/ sich auf seinen Hirtenstab lehnend/ sein Vieh gehütet/ da unversehens unter seine Herde ein fremder Stier kommen/ mit einem scheußlichen Gesicht und Brüllen/ welcher seine meiste und stärckeste Stiere angesprungen/ und/ nach langem Gefechte/ endlich feldflüchtig gemacht: Weswegen Paris diesem fremden Uberwinder die Hörner/ mit Rosen und andern Blumen/ bekräntzet/ und höchlich gepriesen; seine eigene aber hefftig ausgeschändet und beschimpffet hätte. Weil nun die Göttinnen/ mit diesem Vorschlag und Erzehlung/ sehr wol vergnügt waren/ stellte Jupiter dem Mercurius den Apffel zu/ sie dahin zu geleiten: Ob er gleich wol wuste/ daß es der Zwietracht Anstellung wäre/ und folgbarlich viel Schwerigkeiten daraus entstehen möchten. Hierauf wiese Mercurius denen Göttinnen den Weg/ brachte sie auf den Berg Ida/ und zeigte ihnen den Feldrichter: Der in seiner Einsamkeit/ unter dem Schatten einer holen Klippen/ saß/ also daß die Göttinnen/ als sie ihn/ in solchem Wesen und Gestalt/ erblickten/ grosses Vergnügen an ihm hatten. Mercurius thate so fort die Anzeigung samt dem Vortrage/ warum sie/ auf des Jupiters Befehl/ dahin gekommen wären. Alhier nun begunten diese drey Göttinnen eine iegliche aufs freundligst und holdseeligste/ ihme zu schmeicheln/ und grosse versprechungen zu thun. Juno wolte ihm/ Asia und Europa zu beherrschen/ geben; Pallas/ ihn zu dem weisesten und tugendsamsten Mann/ in gantz Griechenlande/ machen; Venus aber/ die ihm aufs allersüste zu liebkosen und zu schmeichlen wuste/ versprach ihme das allerschönste Weib von der Welt/ dafern er/ ihr zu gefallen/ das Urtheil fällen wolte. Euripides in seinen Troadibus sagt/ die Pallas habe ihm/ über das Versprechen der Weisheit und Tugend/ verheissen/ daß sie ihm zum Obsieger über gantz Griechenland machen wolte. Apulejus schreibet/ im zehnten Buche seiner Verwandlungen/ er habe (als er annoch ein Esel gewesen) schon das Urtheil des Paris in diesem Fall gesehen. Der Berg Ida war/ nach der Homerianischen Beschreibung/ mit einem walde und lieblicher Grüne umgeben/ oben aufn Gipffel desselben/ entsprang ein schöner Brunn/ der über den Berg herunter flosse/ und ätzten etliche wenig Geislein daselbst die Kräuter ab. Darbey ward ins gewein gemahlt/ zur Vorstellung des Hirten Paris aus Phrygien/ ein munterer Jüngling/ angethan mit einem weitem Leibrocke/ von seinen Schuldern/ hingen barbarische Kleider: Das Haupt war mit einem guldnen Hauptbunde bedeckt/ also daß er schiene über das Vieh zu herrschen. Darbey befand sich noch ein nackender Jüngling/ mit ausbündig-schönen gelben Haaren/ dem ein kleines Mäntlein seine lincke Schulter kaum/ und eben genau bedeckte. Unter seinem Haar sahe man erhabene Cron-Stifften/ von blinckendem klarem Golde geflochten/ welche durch eine wolanständige Gleichheit/ gleichsam als durch Verwandschafft/ mit einander vereinigt/ und schien er sehr wol gezogen. Dieser mit dem Stabe oder der Rute bedeutete den Mercurius/ und kam in vollem Sprunge daher geloffen/ einen mit Blettergold überzognen Apffel in der rechten Hand halten/ welchen er dem/ so Paris zu seyn schiene/ zustellte/ ihme auch darneben andeutete/ was des Jupiters Will und Befehl wäre; darauf wieder umkehrte/ und ihm stracks aus dem Gesichte sich machte. Hierauf folget und kommt hervor/ ein junges Mensch/ eines sehr ehrlichen Ansehns/ und die der Juno gantz ähnlich war: Dann/ um das Haupt/ trug sie eine weisse Königs-Krone/ und in der Hand einen Stab. Alhier drunge sich noch eine andere ein/ die ihr für die Minerva soltet angesehen haben. Dero Haupt war mit einem blinckendem güldenem Helme bedeckt. Sie erhub ihren Schild/ spielte mit der Lantzen und stunde in Positur/ als sie zu thun pfleget/ wann sie im Des Paris Urtheil. Ein Anzeigung des Urtheils so Paris gefällt von Apulejo artlich beschrieben.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679, S. [Metamorphosis, S. 127]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0203_1679/303>, abgerufen am 24.11.2024.