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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679.

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[Spaltenumbruch] Bretter zu nehmen/ und selbige noch/ mit gar kleinen Nägeln/ zusammen zu schlagen/ damit es um so viel leichter voneinander gehen möchte. Allein es that selbiger gerade das Wiederspiel; darneben wolte er auch selbst ein Gefärte dieser Reise seyn/ damit/ wann es nöhtig wäre/ er dem Schiffe alsobald wiederum helffen könte. Aus welcher Ursache/ dann auch von diesem Schiffe gesagt wurde/ daß es nach Unterweis- und Anordnung der Pallas erbauet wäre. Sonsten ward dieses Schiff/ von dem Zusammenfügen/ auch Pegasa, von dem Wort Pegnystai, genennt/ wie solches Strabo/ im neundten Buche/ bezeuget; Und unser Ovidius/ im Liebsbrieffe des Paris/ Jason den Pegaser benamset/ wann er sagt:

Tessalien hat nie deswegen doch gespüret
Der Colcher Macht; ob gleich der Pegaser
entführet

(Dich Jason meyn' ich hier) hat die Medea
selbst etc.

Der Mastbaum dieses Schiffes war gemacht von einer Eichen/ aus des Jupiters zugeeignetem Dodonebusch; welche Eiche die Pallas selbsten bemercket und gezeichnet hatte. Lycophron nennet diesen Mastbaum/ die wasch- oder plauderhaffte Aelster. Dann diese Eichen gaben dem Volcke Antwort. Auch war eine küpfferne Glocke/ die allezeit von sich selbst klange/ und einen Laut gab/ also daß darvon ein alt Sprichwort entstanden/ daß man einem/ der viel Plauderens hatte/ dieser Dodonischen küpffernen Glocke zu vergleichen pflegte. Dieses Schiff hatte/ zu beyden Seiten/ dreyssig Ruder. Darum es Theocritus, in seinem Hylas, Triacontazygos, das ist/ von dreyssig Rudern nennet. Es war gemacht zu Pelion/ einer Stadt in Thessalien/ sehr groß/ wol ausgerüstet/ und versehen von allem/ was man darzu benöthigt; und weil die Griechen nur mit kleinen Schifflein zu fahren pflegten/ die sie von ausgehölten Bäumen machten/ einige mit fest-zusammengebundenen Baum-Rinden/ andere mit Leder von Thierhäuten ausgemacht und mit andern Dingen mehr gefertiget wurden. Ward das Gerüchte dieses seltsamen neuen Gebäues sehr groß/ auch weit ausgebreitet/ so/ daß viel edle Herren/ und tapffere Helden/ die allda auf den Landen und Städten erwecket und aufgemuntert wurden/ sich mit auf diese Fahrt zu begeben/ und ein so edles Werck ausführen zu helffen. Aus diesen erwählte Jason von denen vortrefflichsten drey und funfftzig/ und gab er selbst den vier und funfftzigsten. Allhier war nun der rechte Kern des Griechischen Adels/ in dieser Gesellschafft/ beysammen/ welche alle zu benamsen zu lang fallen würde. Unter andern befand sich dabey der redliche Hercules/ der künstliche Musicant und Dichter Orpheus/ ingleichen Castor und Pollux/ Peleus und Telamon/ Calais und Zethes/ und so fortan/ bis die vier und funfftzigste Zahl voll ward. Dieser Jason nun kam erstlich zu länden/ bey der Insul Lemnos. Da ihn die Königin Hypsipyle nicht allein in ihre Burg/ sondern auch in ihr Bette aufnahm/ und von ihm zweyer Kinder/ so nachmals Euneus und Deiphilus genannt wurden/ schwanger ward. Dieses [Spaltenumbruch] Eyland war dazumal ohne Mannsvolck; dann die Weiber alles/ was männlich gewest/ umgebracht/ ausgenommen die Hypsipyle/ so ihren Vatter erhalten hatte. Ursache dessen aber war diese: Die Weiber/ auf dieser Insul Lemnos/ hatten sich wider die Venus sehr gröblich versündigt/ weil sie/ etliche Jahr lang/ ihre Opffer zuthun unterlassen: weswegen diese Göttin ergrimmet/ ihnen allen einen über die massen garstig- und übelriechenden Athem gab/ wordurch sie/ bey ihren Männern/ in solche Verachtung geriethen/ daß keiner mehr um sie bleiben wolte. Nun hatten sie eben dazumal Krieg mit denen Thraciern/ von welchen sie zum öfftern gefangene Weiber brachten/ die sie lieber hatten/ weder ihre eigene; weil aber dieser Handel denen Lemnischen Weibern unerträglich/ wurden sie Rahts/ und fassten diese grausame Resolution/ daß sie des Nachts allen ihren Männern die Gurgeln abschneiden/ und zugleich auch alle gefangene Thracische Weiber umbringen wolten/ und weil sie auch befürchteten/ es möchten ihre Kinder ins künfftige der Vätter Tod an ihnen rächen; musten auch alle Knäblein mit herhalten und getödtet werden.

Nachdem Jason von dannen wiederum abgefahren/ warff er Ancker aus in eine Propontische Insel/ worüber Herr war Cyzicus: der aber/ als er sie sehr freundlich empfangen/ unbekandter Weise von dem Hercules getödtet wurde. Von dannen verfolgte er seine Reise/ und langte bey den Gräntzen Chio an: endlich in Bithynien/ an einem Hafen der Landschafft Bebricia/ allda der König Amycus/ einer von den tyrannischen Riesen/ und boshaffter Wüterich/ herrschete. Dieser Unhold mochte durchaus keinen Fremdling dulten noch sehen/ sondern pflag alle/ die auf sein Land kamen/ im Faust-Kampffe zu erschlagen. Nachdem er nun die Argonauter gleichfalls einen nach dem andern ausgefordert; hat Pollux sowol ihn selbst/ als auch einen guten Theil seiner frechen Unterthanen erschlagen. Hierauf gieng das Schiff Seewarts ein/ mit seiner edlen Helden-Ladung; segelte glücklich fort/ und kam an die Libysche Syrten. Als sie dieses Orts einige Kampffspiele gehalten/ worinnen dem Hercules der Sieg zugefallen war/ und nun die Gefahr vor sich sahen/ darein sie/ wegen der vor Augen hangenden Klippen/ im Fortfahren gerahten würden; huben sie das Schiff/ mit verwunderbarer Krafft/ aus dem Wasser/ trugen es/ gantzer zwölff Tage/ durch die Libysche Wüsten: bis sie anderwarts wieder an die See kamen: allda sie es wiederum aufs Wasser setzten. Einige sagen/ daß es im Wiederkehren auf der Donau/ im Auffahren wider den Strom/ geschehen/ von dannen sie es in das Adriatische Meer gebracht. Nachdem dieses vorbey; kamen sie zu dem armseligen Weissager Phineus in Thracien/ darüber er König war: wiewol andere sagen/ über Paphlagonien. Er war ein Sohn Agenoris/ des Königs von Phönicien/ und der Cassiope. Dieser hatte erstlich geheyrathet des Boreas Tochter/ die Harpalice/ des Calais und Zethes Schwester/ und mit ihr zween Söhne erzeugt/ den Crambis und Parthenus/ oder wie sie sonst/ von etlichen andern/ genennet werden. Nachgehends/ als er sein erstes Weib verlassen/ ehlichte

[Spaltenumbruch] Bretter zu nehmen/ und selbige noch/ mit gar kleinen Nägeln/ zusammen zu schlagen/ damit es um so viel leichter voneinander gehen möchte. Allein es that selbiger gerade das Wiederspiel; darneben wolte er auch selbst ein Gefärte dieser Reise seyn/ damit/ wann es nöhtig wäre/ er dem Schiffe alsobald wiederum helffen könte. Aus welcher Ursache/ dann auch von diesem Schiffe gesagt wurde/ daß es nach Unterweis- und Anordnung der Pallas erbauet wäre. Sonsten ward dieses Schiff/ von dem Zusammenfügen/ auch Pegasa, von dem Wort Pegnystai, genennt/ wie solches Strabo/ im neundten Buche/ bezeuget; Und unser Ovidius/ im Liebsbrieffe des Paris/ Jason den Pegaser benamset/ wann er sagt:

Tessalien hat nie deswegen doch gespüret
Der Colcher Macht; ob gleich der Pegaser
entführet

(Dich Jason meyn’ ich hier) hat die Medea
selbst etc.

Der Mastbaum dieses Schiffes war gemacht von einer Eichen/ aus des Jupiters zugeeignetem Dodonebusch; welche Eiche die Pallas selbsten bemercket und gezeichnet hatte. Lycophron nennet diesen Mastbaum/ die wasch- oder plauderhaffte Aelster. Dann diese Eichen gaben dem Volcke Antwort. Auch war eine küpfferne Glocke/ die allezeit von sich selbst klange/ und einen Laut gab/ also daß darvon ein alt Sprichwort entstanden/ daß man einem/ der viel Plauderens hatte/ dieser Dodonischen küpffernen Glocke zu vergleichen pflegte. Dieses Schiff hatte/ zu beyden Seiten/ dreyssig Ruder. Darum es Theocritus, in seinem Hylas, Triacontazygos, das ist/ von dreyssig Rudern nennet. Es war gemacht zu Pelion/ einer Stadt in Thessalien/ sehr groß/ wol ausgerüstet/ und versehen von allem/ was man darzu benöthigt; und weil die Griechen nur mit kleinen Schifflein zu fahren pflegten/ die sie von ausgehölten Bäumen machten/ einige mit fest-zusammengebundenen Baum-Rinden/ andere mit Leder von Thierhäuten ausgemacht und mit andern Dingen mehr gefertiget wurden. Ward das Gerüchte dieses seltsamen neuen Gebäues sehr groß/ auch weit ausgebreitet/ so/ daß viel edle Herren/ und tapffere Helden/ die allda auf den Landen und Städten erwecket und aufgemuntert wurden/ sich mit auf diese Fahrt zu begeben/ und ein so edles Werck ausführen zu helffen. Aus diesen erwählte Jason von denen vortrefflichsten drey und funfftzig/ und gab er selbst den vier und funfftzigsten. Allhier war nun der rechte Kern des Griechischen Adels/ in dieser Gesellschafft/ beysammen/ welche alle zu benamsen zu lang fallen würde. Unter andern befand sich dabey der redliche Hercules/ der künstliche Musicant und Dichter Orpheus/ ingleichen Castor und Pollux/ Peleus und Telamon/ Calais und Zethes/ und so fortan/ bis die vier und funfftzigste Zahl voll ward. Dieser Jason nun kam erstlich zu länden/ bey der Insul Lemnos. Da ihn die Königin Hypsipyle nicht allein in ihre Burg/ sondern auch in ihr Bette aufnahm/ und von ihm zweyer Kinder/ so nachmals Euneus und Deiphilus genannt wurden/ schwanger ward. Dieses [Spaltenumbruch] Eyland war dazumal ohne Mannsvolck; dann die Weiber alles/ was männlich gewest/ umgebracht/ ausgenommen die Hypsipyle/ so ihren Vatter erhalten hatte. Ursache dessen aber war diese: Die Weiber/ auf dieser Insul Lemnos/ hatten sich wider die Venus sehr gröblich versündigt/ weil sie/ etliche Jahr lang/ ihre Opffer zuthun unterlassen: weswegen diese Göttin ergrimmet/ ihnen allen einen über die massen garstig- und übelriechenden Athem gab/ wordurch sie/ bey ihren Männern/ in solche Verachtung geriethen/ daß keiner mehr um sie bleiben wolte. Nun hatten sie eben dazumal Krieg mit denen Thraciern/ von welchen sie zum öfftern gefangene Weiber brachten/ die sie lieber hatten/ weder ihre eigene; weil aber dieser Handel denen Lemnischen Weibern unerträglich/ wurden sie Rahts/ und fassten diese grausame Resolution/ daß sie des Nachts allen ihren Männern die Gurgeln abschneiden/ und zugleich auch alle gefangene Thracische Weiber umbringen wolten/ und weil sie auch befürchteten/ es möchten ihre Kinder ins künfftige der Vätter Tod an ihnen rächen; musten auch alle Knäblein mit herhalten und getödtet werden.

Nachdem Jason von dannen wiederum abgefahren/ warff er Ancker aus in eine Propontische Insel/ worüber Herr war Cyzicus: der aber/ als er sie sehr freundlich empfangen/ unbekandter Weise von dem Hercules getödtet wurde. Von dannen verfolgte er seine Reise/ und langte bey den Gräntzen Chio an: endlich in Bithynien/ an einem Hafen der Landschafft Bebricia/ allda der König Amycus/ einer von den tyrannischen Riesen/ und boshaffter Wüterich/ herrschete. Dieser Unhold mochte durchaus keinen Fremdling dulten noch sehen/ sondern pflag alle/ die auf sein Land kamen/ im Faust-Kampffe zu erschlagen. Nachdem er nun die Argonauter gleichfalls einen nach dem andern ausgefordert; hat Pollux sowol ihn selbst/ als auch einen guten Theil seiner frechen Unterthanen erschlagen. Hierauf gieng das Schiff Seewarts ein/ mit seiner edlen Helden-Ladung; segelte glücklich fort/ und kam an die Libysche Syrten. Als sie dieses Orts einige Kampffspiele gehalten/ worinnen dem Hercules der Sieg zugefallen war/ und nun die Gefahr vor sich sahen/ darein sie/ wegen der vor Augen hangenden Klippen/ im Fortfahren gerahten würden; huben sie das Schiff/ mit verwunderbarer Krafft/ aus dem Wasser/ trugen es/ gantzer zwölff Tage/ durch die Libysche Wüsten: bis sie anderwarts wieder an die See kamen: allda sie es wiederum aufs Wasser setzten. Einige sagen/ daß es im Wiederkehren auf der Donau/ im Auffahren wider den Strom/ geschehen/ von dannen sie es in das Adriatische Meer gebracht. Nachdem dieses vorbey; kamen sie zu dem armseligen Weissager Phineus in Thracien/ darüber er König war: wiewol andere sagen/ über Paphlagonien. Er war ein Sohn Agenoris/ des Königs von Phönicien/ und der Cassiope. Dieser hatte erstlich geheyrathet des Boreas Tochter/ die Harpalice/ des Calais und Zethes Schwester/ und mit ihr zween Söhne erzeugt/ den Crambis und Parthenus/ oder wie sie sonst/ von etlichen andern/ genennet werden. Nachgehends/ als er sein erstes Weib verlassen/ ehlichte

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[[Metamorphosis, S. 84]/0260] Bretter zu nehmen/ und selbige noch/ mit gar kleinen Nägeln/ zusammen zu schlagen/ damit es um so viel leichter voneinander gehen möchte. Allein es that selbiger gerade das Wiederspiel; darneben wolte er auch selbst ein Gefärte dieser Reise seyn/ damit/ wann es nöhtig wäre/ er dem Schiffe alsobald wiederum helffen könte. Aus welcher Ursache/ dann auch von diesem Schiffe gesagt wurde/ daß es nach Unterweis- und Anordnung der Pallas erbauet wäre. Sonsten ward dieses Schiff/ von dem Zusammenfügen/ auch Pegasa, von dem Wort Pegnystai, genennt/ wie solches Strabo/ im neundten Buche/ bezeuget; Und unser Ovidius/ im Liebsbrieffe des Paris/ Jason den Pegaser benamset/ wann er sagt: Tessalien hat nie deswegen doch gespüret Der Colcher Macht; ob gleich der Pegaser entführet (Dich Jason meyn’ ich hier) hat die Medea selbst etc. Der Mastbaum dieses Schiffes war gemacht von einer Eichen/ aus des Jupiters zugeeignetem Dodonebusch; welche Eiche die Pallas selbsten bemercket und gezeichnet hatte. Lycophron nennet diesen Mastbaum/ die wasch- oder plauderhaffte Aelster. Dann diese Eichen gaben dem Volcke Antwort. Auch war eine küpfferne Glocke/ die allezeit von sich selbst klange/ und einen Laut gab/ also daß darvon ein alt Sprichwort entstanden/ daß man einem/ der viel Plauderens hatte/ dieser Dodonischen küpffernen Glocke zu vergleichen pflegte. Dieses Schiff hatte/ zu beyden Seiten/ dreyssig Ruder. Darum es Theocritus, in seinem Hylas, Triacontazygos, das ist/ von dreyssig Rudern nennet. Es war gemacht zu Pelion/ einer Stadt in Thessalien/ sehr groß/ wol ausgerüstet/ und versehen von allem/ was man darzu benöthigt; und weil die Griechen nur mit kleinen Schifflein zu fahren pflegten/ die sie von ausgehölten Bäumen machten/ einige mit fest-zusammengebundenen Baum-Rinden/ andere mit Leder von Thierhäuten ausgemacht und mit andern Dingen mehr gefertiget wurden. Ward das Gerüchte dieses seltsamen neuen Gebäues sehr groß/ auch weit ausgebreitet/ so/ daß viel edle Herren/ und tapffere Helden/ die allda auf den Landen und Städten erwecket und aufgemuntert wurden/ sich mit auf diese Fahrt zu begeben/ und ein so edles Werck ausführen zu helffen. Aus diesen erwählte Jason von denen vortrefflichsten drey und funfftzig/ und gab er selbst den vier und funfftzigsten. Allhier war nun der rechte Kern des Griechischen Adels/ in dieser Gesellschafft/ beysammen/ welche alle zu benamsen zu lang fallen würde. Unter andern befand sich dabey der redliche Hercules/ der künstliche Musicant und Dichter Orpheus/ ingleichen Castor und Pollux/ Peleus und Telamon/ Calais und Zethes/ und so fortan/ bis die vier und funfftzigste Zahl voll ward. Dieser Jason nun kam erstlich zu länden/ bey der Insul Lemnos. Da ihn die Königin Hypsipyle nicht allein in ihre Burg/ sondern auch in ihr Bette aufnahm/ und von ihm zweyer Kinder/ so nachmals Euneus und Deiphilus genannt wurden/ schwanger ward. Dieses Eyland war dazumal ohne Mannsvolck; dann die Weiber alles/ was männlich gewest/ umgebracht/ ausgenommen die Hypsipyle/ so ihren Vatter erhalten hatte. Ursache dessen aber war diese: Die Weiber/ auf dieser Insul Lemnos/ hatten sich wider die Venus sehr gröblich versündigt/ weil sie/ etliche Jahr lang/ ihre Opffer zuthun unterlassen: weswegen diese Göttin ergrimmet/ ihnen allen einen über die massen garstig- und übelriechenden Athem gab/ wordurch sie/ bey ihren Männern/ in solche Verachtung geriethen/ daß keiner mehr um sie bleiben wolte. Nun hatten sie eben dazumal Krieg mit denen Thraciern/ von welchen sie zum öfftern gefangene Weiber brachten/ die sie lieber hatten/ weder ihre eigene; weil aber dieser Handel denen Lemnischen Weibern unerträglich/ wurden sie Rahts/ und fassten diese grausame Resolution/ daß sie des Nachts allen ihren Männern die Gurgeln abschneiden/ und zugleich auch alle gefangene Thracische Weiber umbringen wolten/ und weil sie auch befürchteten/ es möchten ihre Kinder ins künfftige der Vätter Tod an ihnen rächen; musten auch alle Knäblein mit herhalten und getödtet werden. Nachdem Jason von dannen wiederum abgefahren/ warff er Ancker aus in eine Propontische Insel/ worüber Herr war Cyzicus: der aber/ als er sie sehr freundlich empfangen/ unbekandter Weise von dem Hercules getödtet wurde. Von dannen verfolgte er seine Reise/ und langte bey den Gräntzen Chio an: endlich in Bithynien/ an einem Hafen der Landschafft Bebricia/ allda der König Amycus/ einer von den tyrannischen Riesen/ und boshaffter Wüterich/ herrschete. Dieser Unhold mochte durchaus keinen Fremdling dulten noch sehen/ sondern pflag alle/ die auf sein Land kamen/ im Faust-Kampffe zu erschlagen. Nachdem er nun die Argonauter gleichfalls einen nach dem andern ausgefordert; hat Pollux sowol ihn selbst/ als auch einen guten Theil seiner frechen Unterthanen erschlagen. Hierauf gieng das Schiff Seewarts ein/ mit seiner edlen Helden-Ladung; segelte glücklich fort/ und kam an die Libysche Syrten. Als sie dieses Orts einige Kampffspiele gehalten/ worinnen dem Hercules der Sieg zugefallen war/ und nun die Gefahr vor sich sahen/ darein sie/ wegen der vor Augen hangenden Klippen/ im Fortfahren gerahten würden; huben sie das Schiff/ mit verwunderbarer Krafft/ aus dem Wasser/ trugen es/ gantzer zwölff Tage/ durch die Libysche Wüsten: bis sie anderwarts wieder an die See kamen: allda sie es wiederum aufs Wasser setzten. Einige sagen/ daß es im Wiederkehren auf der Donau/ im Auffahren wider den Strom/ geschehen/ von dannen sie es in das Adriatische Meer gebracht. Nachdem dieses vorbey; kamen sie zu dem armseligen Weissager Phineus in Thracien/ darüber er König war: wiewol andere sagen/ über Paphlagonien. Er war ein Sohn Agenoris/ des Königs von Phönicien/ und der Cassiope. Dieser hatte erstlich geheyrathet des Boreas Tochter/ die Harpalice/ des Calais und Zethes Schwester/ und mit ihr zween Söhne erzeugt/ den Crambis und Parthenus/ oder wie sie sonst/ von etlichen andern/ genennet werden. Nachgehends/ als er sein erstes Weib verlassen/ ehlichte

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679, S. [Metamorphosis, S. 84]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0203_1679/260>, abgerufen am 22.11.2024.