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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679.

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[Spaltenumbruch] ihre Zeit und Leben/ in der Dunckelheit eines höllischen Verdrusses/ also verschliessen und zu bringen.

Uber die Fabel dieser Entführung hat man zum Theil natürliche Bedeutungen: Pluto/ sonsten Dis, oder der Reiche genennet/ hat/ wie Cicero saget/ in seiner Gewalt/ die Krafft der Erden/ und aller Reichthum kommt aus der Erden/ gehet auch wiederum dahinein. Er raubet die Proserpina/ das ist/ das Fruchtkorn/ und die Güter der Erden. Natürliche Auslegung über die Entführung der Proserpina. Von der vorhergehenden Erndte hat man den Samen zum säen: Nun ist die Ceres das Korn/ und dannenhero der Proserpina Mutter. Der in der Erde verborgene Saame ist Proserpina/ in der Hölle. Vier Monat wurtzelt ein Korn/ in der Erde/ darum hatte Pluto vier Pferde. Die Entführung geschahe in Sicilien: weil dieses Reich iederzeit sehr kornreich zu seyn pfleget. Die Proserpina war eine Tochter des Jupiters und der Ceres/ das ist/ der Hitze und Erde. Sie hatten einen Vergleich aufgerichtet/ vermittelst dessen Proserpina ein halb Jahr beym Pluto/ das andere halbe Jahr bey ihrer Mutter der Ceres sich enthielte. Der Saame ist/ in einigen Landen/ sechs Monat unter der Erden/ ehe er Aehren sehen lässet/ und dann bleibet er sechs Monat auf der Erden bey seiner Mutter/ ehe er von den Bauren im Säen wieder hinein gestreuet wird/ und unter die Erde kommt. Proserpina solle auch der Mond seyn/ der die Hälffte des Jahrs unter der Erde verborgen bleibet. Diese natürlichen Auslegungen werden zum Theil gezogen auf das erzehlte Entführen. Jedoch scheinet es/ als ob dieses Gedichte von einer Geschicht herkäme/ welche Theodontius/ Historische Erklärung über die erzehlte Entführung. mit diesen Umständen/ erzehlet. Die Ceres war des Saturnus Tochter/ und Eheweib des Königs Cicareus/ ein Weib von grosser Vernunfft/ und weil sie das Volck/ in der Insul Sicilien/ auf Bergen/ in Thälern und Büschen/ in Faulheit umher schweiffen/ und von wilden Aepffeln und Eycheln/ ohne alle Gesetze leben/ sahe; war sie die Anfängerin/ die/ in dieser Insul/ den Ackerbau erfande/ die Ochsen in Pflug zu spannen/ Korn zu säen/ einzuerndten/ und Gesetze zu ordnen unterweise. Da dann das Volck das Land zu theilen und leutseelig zu leben angefangen. Ceres hatte eine Tochter/ die Proserpina nemlich/ welche/ wegen ihrer ausbündigen Schönheit/ von dem Orcus/ Könige der Molossen/ entführt/ und nachmals geehliget wurde. Wir setzen aber alles dieses auf die Seite/ und suchen/ etwas heraus ziehen/ das zur Besserung der verderbten menschlichen Sitten dienlich seyn möge: Da dann zu mercken/ daß dieser Wagen/ die Pferde/ das Rennen- und Entführen dieses Höllen-Gottes/ anders nichts/ als der unruhige nimmer gnug habende Geitz: Die Flügel/ das unablässige Wülen/ schaben und scharren der Schätz-verbuhlten oder geldsüchtigen kümmerlichen Gedancken/ dessen mühsälige Arbeit/ die Gefährlichkeit/ und des Glücks und Unglücks sich herumwendende Unbeständigkeit/ reich/ oder arm zu werden. Die vier schwartze Pferde des Pluto: Orphne/ Aethon/ Nyctäus und Alastor/ bedeuten eigentlich die Art der geitzigen Menschen/ die erstlich mit Blindheit des Geistes gefangen [Spaltenumbruch] werden/ welche ihnen die Augen des Hertzens verschliesset/ damit sie nicht sehen was Tugend/ Recht oder Unschuld seye/ dahero sie ihnen selbsten die befleckte Kleider unmässiger Begierden/ der Falschheit/ des Betrugs und unbarmhertziger Grausamkeit anziehen/ indem sie sich einbilden/ man könne/ ohne solche/ in kurtzer Zeit/ nicht zum Reichthum kommen: Allein wie sie es auch machen/ so spührt und findet man doch letzlich zum öfftern/ daß viel Arbeit und Zeit verthan und zerschlissen wird/ auf daß man eine kurtze/ oder unterweilen gar keine Zeit geniessen und gebrauchen möge/ dasjenige/ darum man sich so lange Zeit bekümmert und geqvählet hat. Dannenhero denn die Billig- und Mässigkeit/ als sehr nöhtige Tugenden/ in allem unserm Handel/ ihres Orts wol würdig sind. Die Fabel von dem Kinde/ so in Kühnheit der Ceres spottete/ und gestrafft wurde/ deutet der Jugend an; daß sie weder ihrer Eltern/ noch einiges Menschen spotten solle; bestraffet auch die/ als kindisch am Verstande/ welche Gott/ den Göttlichen Bund/ oder alles das/ so göttlich und tugendsam ist/ verspotten: mit beygefügter Anzeigung/ daß die/ mit Gottes Zorne überschüttet/ voller Flecken sind/ auch vor der Natur/ oder natürlichen Billigkeit/ als welche selbst einen Greuel und Abscheu für solchen greulichen Lasterern hat/ zu fliehen und zu weichen pflegen. Ferner zeiget uns die Eule der Proserpina/ Ascalaphus/ (wie auch der Minerva Krähe that) an/ die Schnödigkeit der Plauderer und Verleumder/ welche zu Schanden werden/ und als der Nacht- und Finsternus- liebende Eulen vor Tag- und Liechtwürdigen Leuten ihr Angesicht nicht entdecken dörffen: weil sie sich überall unbeliebt und unwehrt machen/ auch recht denen Eulen/ als Unglücks-Vögeln/ die böse Vorzeichen und Zeitungen zu bringen pflegen/ zu vergleichen sind. Und gleichwie die Eule/ unter einem grossem Federmantel/ einen kleinen Leib verbirget; also haben auch die Verleumder/ und falsche Ankläger/ unter einem grossen Hauffen Worte/ oder weitläufftigen eitelen Reden/ vielmalen wenig Warheit/ und nicht viel solcher Dinge/ die mit Grunde etwas erweisen und darthun können: dannenhero sie/ wie auch dieser Vögel Art ist/ anders nichts/ als schreyen und plaudern können.

Von den Sirenen oder
Meer-Frauen.

UNser Poet Ovidius sagt/ daß der Proserpina drey Gespielinnen/ des Acheloi Töchter/ in Meer-Weiblein verwandelt worden. Wer ihre Mutter gewest/ ist mir unbekandt/ Es werden derer viere genennet: nemlich/ Terphychore/ Melpomene/ Strope und Calliope. Ihre Namen sind: Aglaope/ Pisione/ Thelxio: Cherilus aber nennet sie Thelxiope/ Molpe/ Aglasphone: Und Clearchus nennet sie: Leucosia/ Ligea und Parthenopea oder Parthenope. Diese Parthenopea starb/ wie Strabo/ in seinem ersten Buche/ bezeuget/ zu Neapolis: welche Stadt nach ihr genennt worden seyn soll. Leucosia solte ihren Namen auch einer Insul hinderlassen haben: Allda sie sich nemlich/

[Spaltenumbruch] ihre Zeit und Leben/ in der Dunckelheit eines höllischen Verdrusses/ also verschliessen und zu bringen.

Uber die Fabel dieser Entführung hat man zum Theil natürliche Bedeutungen: Pluto/ sonsten Dis, oder der Reiche genennet/ hat/ wie Cicero saget/ in seiner Gewalt/ die Krafft der Erden/ und aller Reichthum kommt aus der Erden/ gehet auch wiederum dahinein. Er raubet die Proserpina/ das ist/ das Fruchtkorn/ und die Güter der Erden. Natürliche Auslegung über die Entführung der Proserpina. Von der vorhergehenden Erndte hat man den Samen zum säen: Nun ist die Ceres das Korn/ und dannenhero der Proserpina Mutter. Der in der Erde verborgene Saame ist Proserpina/ in der Hölle. Vier Monat wurtzelt ein Korn/ in der Erde/ darum hatte Pluto vier Pferde. Die Entführung geschahe in Sicilien: weil dieses Reich iederzeit sehr kornreich zu seyn pfleget. Die Proserpina war eine Tochter des Jupiters und der Ceres/ das ist/ der Hitze und Erde. Sie hatten einen Vergleich aufgerichtet/ vermittelst dessen Proserpina ein halb Jahr beym Pluto/ das andere halbe Jahr bey ihrer Mutter der Ceres sich enthielte. Der Saame ist/ in einigen Landen/ sechs Monat unter der Erden/ ehe er Aehren sehen lässet/ und dann bleibet er sechs Monat auf der Erden bey seiner Mutter/ ehe er von den Bauren im Säen wieder hinein gestreuet wird/ und unter die Erde kommt. Proserpina solle auch der Mond seyn/ der die Hälffte des Jahrs unter der Erde verborgen bleibet. Diese natürlichen Auslegungen werden zum Theil gezogen auf das erzehlte Entführen. Jedoch scheinet es/ als ob dieses Gedichte von einer Geschicht herkäme/ welche Theodontius/ Historische Erklärung über die erzehlte Entführung. mit diesen Umständen/ erzehlet. Die Ceres war des Saturnus Tochter/ und Eheweib des Königs Cicareus/ ein Weib von grosser Vernunfft/ und weil sie das Volck/ in der Insul Sicilien/ auf Bergen/ in Thälern und Büschen/ in Faulheit umher schweiffen/ und von wilden Aepffeln und Eycheln/ ohne alle Gesetze leben/ sahe; war sie die Anfängerin/ die/ in dieser Insul/ den Ackerbau erfande/ die Ochsen in Pflug zu spannen/ Korn zu säen/ einzuerndten/ und Gesetze zu ordnen unterweise. Da dann das Volck das Land zu theilen und leutseelig zu leben angefangen. Ceres hatte eine Tochter/ die Proserpina nemlich/ welche/ wegen ihrer ausbündigen Schönheit/ von dem Orcus/ Könige der Molossen/ entführt/ und nachmals geehliget wurde. Wir setzen aber alles dieses auf die Seite/ und suchen/ etwas heraus ziehen/ das zur Besserung der verderbten menschlichen Sitten dienlich seyn möge: Da dann zu mercken/ daß dieser Wagen/ die Pferde/ das Rennen- und Entführen dieses Höllen-Gottes/ anders nichts/ als der unruhige nimmer gnug habende Geitz: Die Flügel/ das unablässige Wülen/ schaben und scharren der Schätz-verbuhlten oder geldsüchtigen kümmerlichen Gedancken/ dessen mühsälige Arbeit/ die Gefährlichkeit/ und des Glücks und Unglücks sich herumwendende Unbeständigkeit/ reich/ oder arm zu werden. Die vier schwartze Pferde des Pluto: Orphne/ Aethon/ Nyctäus und Alastor/ bedeuten eigentlich die Art der geitzigen Menschen/ die erstlich mit Blindheit des Geistes gefangen [Spaltenumbruch] werden/ welche ihnen die Augen des Hertzens verschliesset/ damit sie nicht sehen was Tugend/ Recht oder Unschuld seye/ dahero sie ihnen selbsten die befleckte Kleider unmässiger Begierden/ der Falschheit/ des Betrugs und unbarmhertziger Grausamkeit anziehen/ indem sie sich einbilden/ man könne/ ohne solche/ in kurtzer Zeit/ nicht zum Reichthum kommen: Allein wie sie es auch machen/ so spührt und findet man doch letzlich zum öfftern/ daß viel Arbeit und Zeit verthan und zerschlissen wird/ auf daß man eine kurtze/ oder unterweilen gar keine Zeit geniessen und gebrauchen möge/ dasjenige/ darum man sich so lange Zeit bekümmert und geqvählet hat. Dannenhero denn die Billig- und Mässigkeit/ als sehr nöhtige Tugenden/ in allem unserm Handel/ ihres Orts wol würdig sind. Die Fabel von dem Kinde/ so in Kühnheit der Ceres spottete/ und gestrafft wurde/ deutet der Jugend an; daß sie weder ihrer Eltern/ noch einiges Menschen spotten solle; bestraffet auch die/ als kindisch am Verstande/ welche Gott/ den Göttlichen Bund/ oder alles das/ so göttlich und tugendsam ist/ verspotten: mit beygefügter Anzeigung/ daß die/ mit Gottes Zorne überschüttet/ voller Flecken sind/ auch vor der Natur/ oder natürlichen Billigkeit/ als welche selbst einen Greuel und Abscheu für solchen greulichen Lasterern hat/ zu fliehen und zu weichen pflegen. Ferner zeiget uns die Eule der Proserpina/ Ascalaphus/ (wie auch der Minerva Krähe that) an/ die Schnödigkeit der Plauderer und Verleumder/ welche zu Schanden werden/ und als der Nacht- und Finsternus- liebende Eulen vor Tag- und Liechtwürdigen Leuten ihr Angesicht nicht entdecken dörffen: weil sie sich überall unbeliebt und unwehrt machen/ auch recht denen Eulen/ als Unglücks-Vögeln/ die böse Vorzeichen und Zeitungen zu bringen pflegen/ zu vergleichen sind. Und gleichwie die Eule/ unter einem grossem Federmantel/ einen kleinen Leib verbirget; also haben auch die Verleumder/ und falsche Ankläger/ unter einem grossen Hauffen Worte/ oder weitläufftigen eitelen Reden/ vielmalen wenig Warheit/ und nicht viel solcher Dinge/ die mit Grunde etwas erweisen und darthun können: dannenhero sie/ wie auch dieser Vögel Art ist/ anders nichts/ als schreyen und plaudern können.

Von den Sirenen oder
Meer-Frauen.

UNser Poet Ovidius sagt/ daß der Proserpina drey Gespielinnen/ des Acheloi Töchter/ in Meer-Weiblein verwandelt worden. Wer ihre Mutter gewest/ ist mir unbekandt/ Es werden derer viere genennet: nemlich/ Terphychore/ Melpomene/ Strope und Calliope. Ihre Namen sind: Aglaope/ Pisione/ Thelxio: Cherilus aber nennet sie Thelxiope/ Molpe/ Aglasphone: Und Clearchus nennet sie: Leucosia/ Ligea und Parthenopea oder Parthenope. Diese Parthenopea starb/ wie Strabo/ in seinem ersten Buche/ bezeuget/ zu Neapolis: welche Stadt nach ihr genennt worden seyn soll. Leucosia solte ihren Namen auch einer Insul hinderlassen haben: Allda sie sich nemlich/

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[[Metamorphosis, S. 67]/0243] ihre Zeit und Leben/ in der Dunckelheit eines höllischen Verdrusses/ also verschliessen und zu bringen. Uber die Fabel dieser Entführung hat man zum Theil natürliche Bedeutungen: Pluto/ sonsten Dis, oder der Reiche genennet/ hat/ wie Cicero saget/ in seiner Gewalt/ die Krafft der Erden/ und aller Reichthum kommt aus der Erden/ gehet auch wiederum dahinein. Er raubet die Proserpina/ das ist/ das Fruchtkorn/ und die Güter der Erden. Von der vorhergehenden Erndte hat man den Samen zum säen: Nun ist die Ceres das Korn/ und dannenhero der Proserpina Mutter. Der in der Erde verborgene Saame ist Proserpina/ in der Hölle. Vier Monat wurtzelt ein Korn/ in der Erde/ darum hatte Pluto vier Pferde. Die Entführung geschahe in Sicilien: weil dieses Reich iederzeit sehr kornreich zu seyn pfleget. Die Proserpina war eine Tochter des Jupiters und der Ceres/ das ist/ der Hitze und Erde. Sie hatten einen Vergleich aufgerichtet/ vermittelst dessen Proserpina ein halb Jahr beym Pluto/ das andere halbe Jahr bey ihrer Mutter der Ceres sich enthielte. Der Saame ist/ in einigen Landen/ sechs Monat unter der Erden/ ehe er Aehren sehen lässet/ und dann bleibet er sechs Monat auf der Erden bey seiner Mutter/ ehe er von den Bauren im Säen wieder hinein gestreuet wird/ und unter die Erde kommt. Proserpina solle auch der Mond seyn/ der die Hälffte des Jahrs unter der Erde verborgen bleibet. Diese natürlichen Auslegungen werden zum Theil gezogen auf das erzehlte Entführen. Jedoch scheinet es/ als ob dieses Gedichte von einer Geschicht herkäme/ welche Theodontius/ mit diesen Umständen/ erzehlet. Die Ceres war des Saturnus Tochter/ und Eheweib des Königs Cicareus/ ein Weib von grosser Vernunfft/ und weil sie das Volck/ in der Insul Sicilien/ auf Bergen/ in Thälern und Büschen/ in Faulheit umher schweiffen/ und von wilden Aepffeln und Eycheln/ ohne alle Gesetze leben/ sahe; war sie die Anfängerin/ die/ in dieser Insul/ den Ackerbau erfande/ die Ochsen in Pflug zu spannen/ Korn zu säen/ einzuerndten/ und Gesetze zu ordnen unterweise. Da dann das Volck das Land zu theilen und leutseelig zu leben angefangen. Ceres hatte eine Tochter/ die Proserpina nemlich/ welche/ wegen ihrer ausbündigen Schönheit/ von dem Orcus/ Könige der Molossen/ entführt/ und nachmals geehliget wurde. Wir setzen aber alles dieses auf die Seite/ und suchen/ etwas heraus ziehen/ das zur Besserung der verderbten menschlichen Sitten dienlich seyn möge: Da dann zu mercken/ daß dieser Wagen/ die Pferde/ das Rennen- und Entführen dieses Höllen-Gottes/ anders nichts/ als der unruhige nimmer gnug habende Geitz: Die Flügel/ das unablässige Wülen/ schaben und scharren der Schätz-verbuhlten oder geldsüchtigen kümmerlichen Gedancken/ dessen mühsälige Arbeit/ die Gefährlichkeit/ und des Glücks und Unglücks sich herumwendende Unbeständigkeit/ reich/ oder arm zu werden. Die vier schwartze Pferde des Pluto: Orphne/ Aethon/ Nyctäus und Alastor/ bedeuten eigentlich die Art der geitzigen Menschen/ die erstlich mit Blindheit des Geistes gefangen werden/ welche ihnen die Augen des Hertzens verschliesset/ damit sie nicht sehen was Tugend/ Recht oder Unschuld seye/ dahero sie ihnen selbsten die befleckte Kleider unmässiger Begierden/ der Falschheit/ des Betrugs und unbarmhertziger Grausamkeit anziehen/ indem sie sich einbilden/ man könne/ ohne solche/ in kurtzer Zeit/ nicht zum Reichthum kommen: Allein wie sie es auch machen/ so spührt und findet man doch letzlich zum öfftern/ daß viel Arbeit und Zeit verthan und zerschlissen wird/ auf daß man eine kurtze/ oder unterweilen gar keine Zeit geniessen und gebrauchen möge/ dasjenige/ darum man sich so lange Zeit bekümmert und geqvählet hat. Dannenhero denn die Billig- und Mässigkeit/ als sehr nöhtige Tugenden/ in allem unserm Handel/ ihres Orts wol würdig sind. Die Fabel von dem Kinde/ so in Kühnheit der Ceres spottete/ und gestrafft wurde/ deutet der Jugend an; daß sie weder ihrer Eltern/ noch einiges Menschen spotten solle; bestraffet auch die/ als kindisch am Verstande/ welche Gott/ den Göttlichen Bund/ oder alles das/ so göttlich und tugendsam ist/ verspotten: mit beygefügter Anzeigung/ daß die/ mit Gottes Zorne überschüttet/ voller Flecken sind/ auch vor der Natur/ oder natürlichen Billigkeit/ als welche selbst einen Greuel und Abscheu für solchen greulichen Lasterern hat/ zu fliehen und zu weichen pflegen. Ferner zeiget uns die Eule der Proserpina/ Ascalaphus/ (wie auch der Minerva Krähe that) an/ die Schnödigkeit der Plauderer und Verleumder/ welche zu Schanden werden/ und als der Nacht- und Finsternus- liebende Eulen vor Tag- und Liechtwürdigen Leuten ihr Angesicht nicht entdecken dörffen: weil sie sich überall unbeliebt und unwehrt machen/ auch recht denen Eulen/ als Unglücks-Vögeln/ die böse Vorzeichen und Zeitungen zu bringen pflegen/ zu vergleichen sind. Und gleichwie die Eule/ unter einem grossem Federmantel/ einen kleinen Leib verbirget; also haben auch die Verleumder/ und falsche Ankläger/ unter einem grossen Hauffen Worte/ oder weitläufftigen eitelen Reden/ vielmalen wenig Warheit/ und nicht viel solcher Dinge/ die mit Grunde etwas erweisen und darthun können: dannenhero sie/ wie auch dieser Vögel Art ist/ anders nichts/ als schreyen und plaudern können. Natürliche Auslegung über die Entführung der Proserpina. Historische Erklärung über die erzehlte Entführung. Von den Sirenen oder Meer-Frauen. UNser Poet Ovidius sagt/ daß der Proserpina drey Gespielinnen/ des Acheloi Töchter/ in Meer-Weiblein verwandelt worden. Wer ihre Mutter gewest/ ist mir unbekandt/ Es werden derer viere genennet: nemlich/ Terphychore/ Melpomene/ Strope und Calliope. Ihre Namen sind: Aglaope/ Pisione/ Thelxio: Cherilus aber nennet sie Thelxiope/ Molpe/ Aglasphone: Und Clearchus nennet sie: Leucosia/ Ligea und Parthenopea oder Parthenope. Diese Parthenopea starb/ wie Strabo/ in seinem ersten Buche/ bezeuget/ zu Neapolis: welche Stadt nach ihr genennt worden seyn soll. Leucosia solte ihren Namen auch einer Insul hinderlassen haben: Allda sie sich nemlich/

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679, S. [Metamorphosis, S. 67]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0203_1679/243>, abgerufen am 24.11.2024.