Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679.[Spaltenumbruch]
Johan Philip Lembke. JOhann Philipp Lembke. Gleich im Anfang seiner Jugend/ lies Lembke schöne Proben eines lehrsamen guten Geistes von sich blicken/ und gute Eigenschafften in der Mahler-Kunst verspühren/ dahero ihn sein Vatter zu Nürnberg an Georg Strauchen Mahlern alda aufgegeben/ bey welchem er das jenige was ihm vorgezeiget worden fleissig an und auffgenommen/ und mit Ersinnung allerley schöner Gedancken/ in zufallenden Geschichten derer Sachen/ so auf dem Land in denen Oeconomien und Feld-Wesen/ auch was im Kriegs/ oder Soldaten-Leben/ Feldschlachten/ Battaglien zu Roß und zu Fuß/ oder beeden gegen einander stehenden Armeen, sich zugetragen durch vielfältiges Zeichnen auf Papier/ seinen Fleiß sehen lassen. Endlich hat er sein Absehen auf beeder berühmter Landschafft-Mahlere Johann Both und dessen Bruders gute Manier gehabt/ bis daß er des bekannten Peter von Lahr/ sonst Bamboth genannt/ als er dessen vortrefliche Handlung erstehen/ sich ihme zum Lehrmeister erwehlt/ und deswegen Italien, absonderlich aber Rom besucht/ allwo er seine Studien dergestallt Löbl. angewendet/ daß er mercklich darinn gestiegen/ und/ vermittelst seines von Natur habenden geschickten Gemüths/ sich selbst so wol als seine Kunst-Stucke bey männiglich beliebt gemacht/ dahero er auch viel Jahre lang zu Rom und Venedig sich auffgehalten/ und seiner Hand-Gedächtnusse denen Liebhabern hinterlassen. Letzlich verlangte er auf Anhalten der Teutschen Kunst-Liebenden selbst wieder in sein Vaterland nacher Nürnberg/ allwo er numehro seine Wohnung und Sitz genommen. Er ist in allen Theilen seiner Kunst wol beschlagen und bedienet die Liebhabere nach iedes selbsteigenen Anordnungen/ wiewol mehrern Theils in Battaglien zu Pferd und zu Fuß/ Belägerungen/ Feld-Marchen/ Schlachten und Scharmüzel/ zwischen Türcken und Christen/ mit so schönen Inventionen und guten Affecten/ daß so wol Soldaten als Pferde alles natürlich darstellen/ was in solchen Kriegs-Vermischungen Er ist in kleine Historien Universal. zu geschehen pflegt. Wie er dann gleichmässig auch viel Jagten gemahlt/ welche dessen Lob gnugsam an den Tag geben/ und so wol in dieser Stadt Nürnberg als anderer Orthen aufgerichteten Kunst-Cabinetten/ bey den Liebhabern zusehen. Absonderlich in der schönen Behausung des Herrn Fleischbeins: neben alda befindlichen vier grossen Tafeln von dem weltberühmten Bassan die vier Zeiten des Jahrs repraesentirende mit vielen Bildern/ Thieren/ und andern künstlichen Wercken beziert/ auch vielen andern Landschafften von Bemmel, auch berühmte Contrafäiten von Ulrich Meyer und andere gute Tafeln der alten und neuen Meister/ absonderlich unsers Lembken Wercke/ so sich gar wol sehen lassen/ also auch bey Herrn Grässel/ Herr Winter/ und Herr Langen/ sein Lob und Würde berühmt gemacht. Nicol. Gaßner von Franckfurt. DIe in unserer Teutschen Welt berühmte Freye Reichs-Stadt/ Franckfurt am Mayn/ pranget mit der Ehre/ daß sie die Römische Kaiserliche Wahl-Stadt ist/ und der Teutschen Nation das höchste Haupt giebt/ wol bebauet und bevestigt/ von[Spaltenumbruch] fürtrefflicher Mannschafft aus allerhand Nationen gezieret/ von dem schönen Mayn-Fluß mit reicher Zuführ von Handelschafft bedienet und bereichert/ und jährlich in der Oster- und Herbst-Messe/ von aller Welt/ von Hohen und Niedern/ besuchet wird. Es ist aber nicht das kleinste Stück von ihrem Ruhm/ daß aus ihrem Schoß/ wie die Helden aus dem grossen Pferd der Trojaner/ jederzeit viel fürtreffliche Meister der edlen Mahler-Kunst hervor gekommen: welche meistentheils in dieser Teutschen Academie/ mit Lob benennet worden. In deren Zahl gehöret nun auch der von fürnehmen guten Eltern alda erzeugte Nicolaus Gassner: welcher/ gleich von Kindesbeinen auf/ seinen guten Geist verspühren lassen/ und bey kurtzer Zeit/ in Theologia, Philosophia, Medicina und andern Studien sich dermassen erschwungen/ daß er als Gotteslehrer offentlich auf der Canzel gestanden/ von Königlichen/ Fürstlichen und andern hohen Personen als Leib-Medicus bedienstet/ auch sonsten zu wichtigen Geschäfften emplojiren wird. Gleichwol hat/ unter allen seinen Studien/ die edle Mahlerey den Vorzug behalten/ massen er absonderlich Seine Mineatur sind Lob-würdig. die Landschafften in Miniatur vorstellend / denen Eigenschafften nach den Jahrzeiten und Geschlecht der Bäume/ gantz meisterhaft/ verständig und sauber ausgeführet. Es übersteigen seine Wercke alle andere/ im natürlichen coloriren in dem die Farben/ nicht wie sie aus der Erde kommen/ sondern vermischt/ gebrochen und also temperirt erscheinen/ daß man recht natürliche Berge/ Bäume/ grüne Kräuter/ Pflantzen/ Erde/ Lufft und Wasser/ zu sehen vermeinet. Wie fürtrefflich er/ allerdings nach den Regulen. Dieser tiefspringenden Wissenschaften/ sich in selbigen erwiesen/ solches zeigen und bezeugen Ihro Königl. Majest. von Dennemarck / der Hertzogen zu Sachsen / Landgrafen in Hessen Cassel und anderer Liebhabere/ Kunstkammern. Als ich gestriges Tages/ neben andern Kunstliebenden/ um ihn gewesen/ hat dieser Virtuoso uns etliche für Ihr. Kaiserl. Maj. Kunst-Cabinet verfertigte Stücke gezeigt: darunter waren zwölfe/ welche die XII. Monate in Landschafften ausbildeten/ mit observirung der Jahrzeit/ so wol in der Zeichnung/ als coloririrung. Da praesentirten sich in den Wintermonaten/ die Wirckungen der bittern Kälte/ die Wasser mit Eis geharnischt/ die Lüfte mit Schnee durchstöbert/ die Erde kahl und erstorben. Der Frühling machte den Augen mit Wollust vorstellig/ die neubegrünte Erde/ in der Luft das hell-holde Wetter und von den neu-erwachten Vögeln durchschallet/ die Bäume beknospet/ beblättert/ und beblütet. In dem Sommerland liessen sich sehen/ der zeitigende Getraid- und Wiesewachs/ neben den lieblich daherschwimmenden Wassern/ die Luft mit Blitzen durchleuchtet/ da die untermischte Regenwolcken seltsame Figuren vorstellig machten. Das Herbst-Gemählde/ prangete mit zeitiger Frucht an Bäumen und Weinstöcken/ und drehete mit dem wieder-annahenden Winter/ durch entblätterung der Aeste/ und entkleidung der bald kahlen und kalten Erde. Neben diesen herrlichen Wercken/ sahen wir auch andere/ kleine und grosse [Spaltenumbruch]
Johan Philip Lembke. JOhann Philipp Lembke. Gleich im Anfang seiner Jugend/ lies Lembke schöne Proben eines lehrsamen guten Geistes von sich blicken/ und gute Eigenschafften in der Mahler-Kunst verspühren/ dahero ihn sein Vatter zu Nürnberg an Georg Strauchen Mahlern alda aufgegeben/ bey welchem er das jenige was ihm vorgezeiget worden fleissig an und auffgenommen/ und mit Ersinnung allerley schöner Gedancken/ in zufallenden Geschichten derer Sachen/ so auf dem Land in denen Oeconomien und Feld-Wesen/ auch was im Kriegs/ oder Soldaten-Leben/ Feldschlachten/ Battaglien zu Roß und zu Fuß/ oder beeden gegen einander stehenden Armëen, sich zugetragen durch vielfältiges Zeichnen auf Papier/ seinen Fleiß sehen lassen. Endlich hat er sein Absehen auf beeder berühmter Landschafft-Mahlere Johann Both und dessen Bruders gute Manier gehabt/ bis daß er des bekannten Peter von Lahr/ sonst Bamboth genannt/ als er dessen vortrefliche Handlung erstehen/ sich ihme zum Lehrmeister erwehlt/ und deswegen Italien, absonderlich aber Rom besucht/ allwo er seine Studien dergestallt Löbl. angewendet/ daß er mercklich darinn gestiegen/ und/ vermittelst seines von Natur habenden geschickten Gemüths/ sich selbst so wol als seine Kunst-Stucke bey männiglich beliebt gemacht/ dahero er auch viel Jahre lang zu Rom und Venedig sich auffgehalten/ und seiner Hand-Gedächtnusse denen Liebhabern hinterlassen. Letzlich verlangte er auf Anhalten der Teutschen Kunst-Liebenden selbst wieder in sein Vaterland nacher Nürnberg/ allwo er numehro seine Wohnung und Sitz genommen. Er ist in allen Theilen seiner Kunst wol beschlagen und bedienet die Liebhabere nach iedes selbsteigenen Anordnungen/ wiewol mehrern Theils in Battaglien zu Pferd und zu Fuß/ Belägerungen/ Feld-Marchen/ Schlachten und Scharmüzel/ zwischen Türcken und Christen/ mit so schönen Inventionen und guten Affecten/ daß so wol Soldaten als Pferde alles natürlich darstellen/ was in solchen Kriegs-Vermischungen Er ist in kleine Historien Universal. zu geschehen pflegt. Wie er dann gleichmässig auch viel Jagten gemahlt/ welche dessen Lob gnugsam an den Tag geben/ und so wol in dieser Stadt Nürnberg als anderer Orthen aufgerichteten Kunst-Cabinetten/ bey den Liebhabern zusehen. Absonderlich in der schönen Behausung des Herrn Fleischbeins: neben alda befindlichen vier grossen Tafeln von dem weltberühmten Bassan die vier Zeiten des Jahrs repraesentirende mit vielen Bildern/ Thieren/ und andern künstlichen Wercken beziert/ auch vielen andern Landschafften von Bemmel, auch berühmte Contrafäiten von Ulrich Meyer und andere gute Tafeln der alten und neuen Meister/ absonderlich unsers Lembken Wercke/ so sich gar wol sehen lassen/ also auch bey Herrn Grässel/ Herr Winter/ und Herr Langen/ sein Lob und Würde berühmt gemacht. Nicol. Gaßner von Franckfurt. DIe in unserer Teutschen Welt berühmte Freye Reichs-Stadt/ Franckfurt am Mayn/ pranget mit der Ehre/ daß sie die Römische Kaiserliche Wahl-Stadt ist/ und der Teutschen Nation das höchste Haupt giebt/ wol bebauet und bevestigt/ von[Spaltenumbruch] fürtrefflicher Mannschafft aus allerhand Nationen gezieret/ von dem schönen Mayn-Fluß mit reicher Zuführ von Handelschafft bedienet und bereichert/ und jährlich in der Oster- und Herbst-Messe/ von aller Welt/ von Hohen und Niedern/ besuchet wird. Es ist aber nicht das kleinste Stück von ihrem Ruhm/ daß aus ihrem Schoß/ wie die Helden aus dem grossen Pferd der Trojaner/ jederzeit viel fürtreffliche Meister der edlen Mahler-Kunst hervor gekommen: welche meistentheils in dieser Teutschen Academie/ mit Lob benennet worden. In deren Zahl gehöret nun auch der von fürnehmen guten Eltern alda erzeugte Nicolaus Gassner: welcher/ gleich von Kindesbeinen auf/ seinen guten Geist verspühren lassen/ und bey kurtzer Zeit/ in Theologia, Philosophia, Medicina und andern Studien sich dermassen erschwungen/ daß er als Gotteslehrer offentlich auf der Canzel gestanden/ von Königlichen/ Fürstlichen und andern hohen Personen als Leib-Medicus bedienstet/ auch sonsten zu wichtigen Geschäfften emplojiren wird. Gleichwol hat/ unter allen seinen Studien/ die edle Mahlerey den Vorzug behalten/ massen er absonderlich Seine Mineatur sind Lob-würdig. die Landschafften in Miniatur vorstellend / denen Eigenschafften nach den Jahrzeiten und Geschlecht der Bäume/ gantz meisterhaft/ verständig und sauber ausgeführet. Es übersteigen seine Wercke alle andere/ im natürlichen coloriren in dem die Farben/ nicht wie sie aus der Erde kommen/ sondern vermischt/ gebrochen und also temperirt erscheinen/ daß man recht natürliche Berge/ Bäume/ grüne Kräuter/ Pflantzen/ Erde/ Lufft und Wasser/ zu sehen vermeinet. Wie fürtrefflich er/ allerdings nach den Regulen. Dieser tiefspringenden Wissenschaften/ sich in selbigen erwiesen/ solches zeigen und bezeugen Ihro Königl. Majest. von Dennemarck / der Hertzogen zu Sachsen / Landgrafen in Hessen Cassel und anderer Liebhabere/ Kunstkammern. Als ich gestriges Tages/ neben andern Kunstliebenden/ um ihn gewesen/ hat dieser Virtuoso uns etliche für Ihr. Kaiserl. Maj. Kunst-Cabinet verfertigte Stücke gezeigt: darunter waren zwölfe/ welche die XII. Monate in Landschafften ausbildeten/ mit observirung der Jahrzeit/ so wol in der Zeichnung/ als coloririrung. Da praesentirten sich in den Wintermonaten/ die Wirckungen der bittern Kälte/ die Wasser mit Eis geharnischt/ die Lüfte mit Schnee durchstöbert/ die Erde kahl und erstorben. Der Frühling machte den Augen mit Wollust vorstellig/ die neubegrünte Erde/ in der Luft das hell-holde Wetter und von den neu-erwachten Vögeln durchschallet/ die Bäume beknospet/ beblättert/ und beblütet. In dem Sommerland liessen sich sehen/ der zeitigende Getraid- und Wiesewachs/ neben den lieblich daherschwimmenden Wassern/ die Luft mit Blitzen durchleuchtet/ da die untermischte Regenwolcken seltsame Figuren vorstellig machten. Das Herbst-Gemählde/ prangete mit zeitiger Frucht an Bäumen und Weinstöcken/ und drehete mit dem wieder-annahenden Winter/ durch entblätterung der Aeste/ und entkleidung der bald kahlen und kalten Erde. 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JOhann Philipp Lembke. Gleich im Anfang seiner Jugend/ lies Lembke schöne Proben eines lehrsamen guten Geistes von sich blicken/ und gute Eigenschafften in der Mahler-Kunst verspühren/ dahero ihn sein Vatter zu Nürnberg an Georg Strauchen Mahlern alda aufgegeben/ bey welchem er das jenige was ihm vorgezeiget worden fleissig an und auffgenommen/ und mit Ersinnung allerley schöner Gedancken/ in zufallenden Geschichten derer Sachen/ so auf dem Land in denen Oeconomien und Feld-Wesen/ auch was im Kriegs/ oder Soldaten-Leben/ Feldschlachten/ Battaglien zu Roß und zu Fuß/ oder beeden gegen einander stehenden Armëen, sich zugetragen durch vielfältiges Zeichnen auf Papier/ seinen Fleiß sehen lassen. Endlich hat er sein Absehen auf beeder berühmter Landschafft-Mahlere Johann Both und dessen Bruders gute Manier gehabt/ bis daß er des bekannten Peter von Lahr/ sonst Bamboth genannt/ als er dessen vortrefliche Handlung erstehen/ sich ihme zum Lehrmeister erwehlt/ und deswegen Italien, absonderlich aber Rom besucht/ allwo er seine Studien dergestallt Löbl. angewendet/ daß er mercklich darinn gestiegen/ und/ vermittelst seines von Natur habenden geschickten Gemüths/ sich selbst so wol als seine Kunst-Stucke bey männiglich beliebt gemacht/ dahero er auch viel Jahre lang zu Rom und Venedig sich auffgehalten/ und seiner Hand-Gedächtnusse denen Liebhabern hinterlassen. Letzlich verlangte er auf Anhalten der Teutschen Kunst-Liebenden selbst wieder in sein Vaterland nacher Nürnberg/ allwo er numehro seine Wohnung und Sitz genommen. Er ist in allen Theilen seiner Kunst wol beschlagen und bedienet die Liebhabere nach iedes selbsteigenen Anordnungen/ wiewol mehrern Theils in Battaglien zu Pferd und zu Fuß/ Belägerungen/ Feld-Marchen/ Schlachten und Scharmüzel/ zwischen Türcken und Christen/ mit so schönen Inventionen und guten Affecten/ daß so wol Soldaten als Pferde alles natürlich darstellen/ was in solchen Kriegs-Vermischungen zu geschehen pflegt. Wie er dann gleichmässig auch viel Jagten gemahlt/ welche dessen Lob gnugsam an den Tag geben/ und so wol in dieser Stadt Nürnberg als anderer Orthen aufgerichteten Kunst-Cabinetten/ bey den Liebhabern zusehen. Absonderlich in der schönen Behausung des Herrn Fleischbeins: neben alda befindlichen vier grossen Tafeln von dem weltberühmten Bassan die vier Zeiten des Jahrs repraesentirende mit vielen Bildern/ Thieren/ und andern künstlichen Wercken beziert/ auch vielen andern Landschafften von Bemmel, auch berühmte Contrafäiten von Ulrich Meyer und andere gute Tafeln der alten und neuen Meister/ absonderlich unsers Lembken Wercke/ so sich gar wol sehen lassen/ also auch bey Herrn Grässel/ Herr Winter/ und Herr Langen/ sein Lob und Würde berühmt gemacht.
Johan Philip Lembke.
Er ist in kleine Historien Universal. DIe in unserer Teutschen Welt berühmte Freye Reichs-Stadt/ Franckfurt am Mayn/ pranget mit der Ehre/ daß sie die Römische Kaiserliche Wahl-Stadt ist/ und der Teutschen Nation das höchste Haupt giebt/ wol bebauet und bevestigt/ von
fürtrefflicher Mannschafft aus allerhand Nationen gezieret/ von dem schönen Mayn-Fluß mit reicher Zuführ von Handelschafft bedienet und bereichert/ und jährlich in der Oster- und Herbst-Messe/ von aller Welt/ von Hohen und Niedern/ besuchet wird. Es ist aber nicht das kleinste Stück von ihrem Ruhm/ daß aus ihrem Schoß/ wie die Helden aus dem grossen Pferd der Trojaner/ jederzeit viel fürtreffliche Meister der edlen Mahler-Kunst hervor gekommen: welche meistentheils in dieser Teutschen Academie/ mit Lob benennet worden. In deren Zahl gehöret nun auch der von fürnehmen guten Eltern alda erzeugte Nicolaus Gassner: welcher/ gleich von Kindesbeinen auf/ seinen guten Geist verspühren lassen/ und bey kurtzer Zeit/ in Theologia, Philosophia, Medicina und andern Studien sich dermassen erschwungen/ daß er als Gotteslehrer offentlich auf der Canzel gestanden/ von Königlichen/ Fürstlichen und andern hohen Personen als Leib-Medicus bedienstet/ auch sonsten zu wichtigen Geschäfften emplojiren wird. Gleichwol hat/ unter allen seinen Studien/ die edle Mahlerey den Vorzug behalten/ massen er absonderlich die Landschafften in Miniatur vorstellend / denen Eigenschafften nach den Jahrzeiten und Geschlecht der Bäume/ gantz meisterhaft/ verständig und sauber ausgeführet. Es übersteigen seine Wercke alle andere/ im natürlichen coloriren in dem die Farben/ nicht wie sie aus der Erde kommen/ sondern vermischt/ gebrochen und also temperirt erscheinen/ daß man recht natürliche Berge/ Bäume/ grüne Kräuter/ Pflantzen/ Erde/ Lufft und Wasser/ zu sehen vermeinet. Wie fürtrefflich er/ allerdings nach den Regulen. Dieser tiefspringenden Wissenschaften/ sich in selbigen erwiesen/ solches zeigen und bezeugen Ihro Königl. Majest. von Dennemarck / der Hertzogen zu Sachsen / Landgrafen in Hessen Cassel und anderer Liebhabere/ Kunstkammern. Als ich gestriges Tages/ neben andern Kunstliebenden/ um ihn gewesen/ hat dieser Virtuoso uns etliche für Ihr. Kaiserl. Maj. Kunst-Cabinet verfertigte Stücke gezeigt: darunter waren zwölfe/ welche die XII. Monate in Landschafften ausbildeten/ mit observirung der Jahrzeit/ so wol in der Zeichnung/ als coloririrung. Da praesentirten sich in den Wintermonaten/ die Wirckungen der bittern Kälte/ die Wasser mit Eis geharnischt/ die Lüfte mit Schnee durchstöbert/ die Erde kahl und erstorben. Der Frühling machte den Augen mit Wollust vorstellig/ die neubegrünte Erde/ in der Luft das hell-holde Wetter und von den neu-erwachten Vögeln durchschallet/ die Bäume beknospet/ beblättert/ und beblütet. In dem Sommerland liessen sich sehen/ der zeitigende Getraid- und Wiesewachs/ neben den lieblich daherschwimmenden Wassern/ die Luft mit Blitzen durchleuchtet/ da die untermischte Regenwolcken seltsame Figuren vorstellig machten. Das Herbst-Gemählde/ prangete mit zeitiger Frucht an Bäumen und Weinstöcken/ und drehete mit dem wieder-annahenden Winter/ durch entblätterung der Aeste/ und entkleidung der bald kahlen und kalten Erde. Neben diesen herrlichen Wercken/ sahen wir auch andere/ kleine und grosse
Nicol. Gaßner von Franckfurt.
Seine Mineatur sind Lob-würdig.
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