Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,2. Nürnberg, 1679.[Spaltenumbruch] das Amt ihm wieder genommen/ und gesagt: Es wäre mir lieber/ wann du hättest nach Knoblauch gerochen. und Verträglichkeit. Hingegen thäte er einem Comoedienspieler/ der ihn beleidigt/ keine andere Straffe an/ als daß er ihn von sich gehen hieße/ und/ als der fragte/ wohin er gehen solte/ zu ihm sagte: Abi in malam crucem, lauf an den Galgen. Er vertruge auch des Vologesi Ubermut/ da derselbe also an ihn schriebe: Arsaces der König aller Könige/ wünschet Heil dem Flavio Vespasiano! dann er straffte ihn nicht allein hierum nicht/ sondern unterschriebe auch seinen bloßen Namen/ ohne Kaiserlichen Titel/ wie ihn der König genennt hatte. Wiederum als der Anwalt Silvius einen Reichen patrocinirte/ und unter andern auch Kaiser Vespasiani Geitz mit diesen Worten stichelte: was gehts den Kaiser an/ wann Hyparchus etliche hundert tausend Kronen im Vermögen hat? hat er ihm solches zu gut gehalten/ und weder darüber gezürnet/ noch solches widersprochen. Und weil er ein so frommer Herr gewesen/ daß man ihn den Vatter des Vatterlands genennet/ pflage er auch sich gar nicht zu fürchten: Daher die Pforte seines Palastes/ unbewachtet/ den gantzen Tag offen gestanden. Seine Liebe zu Künsten und Kunstliebenden. Sonst ware er ein selbst-gelehrter Schutz-Freund der Gelehrten/ denen er aus der Cammer reiche Salaria oder Jahr-bestallungen verordnet/ auch insonderheit die Poeten und Hand-Künstler mild beschenket. Er ließe auch mit sonderbarem Fleiß Annales oder Jahrbücher schreiben/ und/ was der Brand an Schrifften aufgeschlucket/ nach und nach wieder ersetzen. Als er in Judaea gekrieget/ und man ihm von dem wundersamen See daselbst/ das Todte Meer genannt/ sagte/ daß der nichts schweres untersinken ließe/ wolte er hiervon/ als ein begieriger Naturforscher/ selber Augenschein einziehen/ und ließe etliche Ubelthäter mit zuruck gebundenen Händen hineinwerfen: da dann die Warheit dieser Sage erschienen. Er hatte auch von der Gestirn-Warsagerey gute Wissenschaft/ und ware seines wie auch seiner Söhne Geburt-Thematis so gewiß/ daß er/ wann eine Aufruhr wider ihn auskame/ offentlich im Raht gesagt: Es würden/ entweder niemand/ oder seine Söhne/ nach ihm regiren. Seine Geldsucht. Ein einiges Laster wird ihm zugeschrieben/ daß er nämlich dem Geitze sehr ergeben gewesen: weswegen er Zölle und Auflagen gesteigert/ die Steur in den Provinzen gedoppelt/ auch Handelschaft getrieben/ indem er öfters Sachen nur darum eingekauft/ daß er sie theurer wieder verkaufen möchte. Wann er einen fande/ der dapfer scharren und kratzen konte/ machte er ihn zum Amtman/ den er nachmals wieder absetzte und ihm alles abnahme/ von solchen Leuten sagend: Er gebrauche sie als Schwämme/ die trucknen mache er trunken/ und die trunkene pflege er wieder auszudrücken. Also thut ein Wasser-rad mit seinen Schöpfgefässen/ es füllet die leeren und leeret die vollen.[Spaltenumbruch] Es kame endlich soferne mit dieses Kaisers Geldsucht/ daß er auch von Nachtwasser und andern schändlichen Dingen Steuer gesamlet; und als sein Sohn Titus ihn hierum straffte/ hielte er ihm etliche Goldstücke vor die Nase/ mit befragen/ ob sie übel röchen? und als der solches verneinet/ sagte er: Und dieses Gold komt mir vom Nachtwasser. Daher wird ihm ein Leibspruch zugeschrieben/ welchen der Poet mit diesen Halb- Zeilen ausgeredet: -- -- Lucri bonus est odor ex re qualibet. -- -- -- -- -- Gewinn riecht wol von iedem Ding/ wie schlecht es seyn mag und gering. Als ihm auch eine Provinz durch Gesandten entbieten ließe/ wie sie ihm eine Statuam 10000 Gold-Cronen wehrt aufstellen wolte/ bote er seine krumme Hand dar/ und sagte: Gebr nur mir dasselbe Gold her/ hier ist das Fundament von der Statua. Und hiemit gabe er ihnen zu verstehen/ daß sie das Gold/ so sie nach seinem Tod auf die Statuam verwenden wolten/ ihme Lebenden in die Hand geben solten. Etliche schreiben ja diesen Geitz seiner Natur zu/ massen ein alter Viehhirt/ als der vergebens um seine Befreyung gebeten/ offentlich von ihm sagte: Ein Fuchs verändere wol die Haare/ aber nicht die Sitten. Die wird entschuldigt. Aber andere entschuldigen ihn/ er habe geitzig seyn müssen/ um die von den vorigen Kaisern ausgeleerte Schatzkammer wiederum in etwas anzufüllen/ massen er/ stracks nach Antritt der Regirung/ sich vernehmen lassen: Es seyen dem Staat hundert Millionen vonnöten/ wann er bestehen solte. Er hat auch die Einkünfte nicht in seinen Beutel geschoben/ sondern in den Gemein-Nutzen verbauet und verwendet/ und sonst iederman damit bewolthätiget. Aufruhr der Juden. Es hatten die Juden/ wie oben erwehnt/ eine alte Profezeyung/ daß um selbige Zeit einer aus Judaea ausgehend den höchsten Gewalt bekommen würde: welche sie auf den gebenedeyten Juden/ JEsum Christum/ hätten ausdeuten sollen/ aber auf sich gedeutet/ und ihnen traumen lassen/ (da doch iezt die Zeit ihrer Heimsuchung vorhanden war) daß sie wieder zu ihrer Freyheit gelangen würden. Weil sie auch eben von dem Landpfleger Gessio Floro viel Drangsal erlitten/ sonderlich zu Jerusalem/ als waren sie leichtlich aufzubringen: da sie dann im Monat Majo An. Chr. 67 wider Kaiser Neronem sich empöret/ den Tempel besetzt/ auch K. Agrippae Palast und darinn alle Documenten verbrennet. Darauf zoge ihr Führer Menahem mit einer Anzahl Volks nach Messada/ eroberten alda des Königs Zeughaus/ aus welchem er 72000 Mann bewehret. Es entstunde hierauf in den Syrischen Städten ein Wechsel-Metzeln zwischen Juden und Heiden/ da zu Caesarea zwanzig tausend Juden/ und zu Alexandria funfzig tausend Menschen in die Zahl der Erwürgten gekommen. Cestius Gallus Landpfleger in Syrien/ kame dem Floro zu [Spaltenumbruch] das Amt ihm wieder genommen/ und gesagt: Es wäre mir lieber/ wann du hättest nach Knoblauch gerochen. und Verträglichkeit. Hingegen thäte er einem Comoedienspieler/ der ihn beleidigt/ keine andere Straffe an/ als daß er ihn von sich gehen hieße/ und/ als der fragte/ wohin er gehen solte/ zu ihm sagte: Abi in malam crucem, lauf an den Galgen. Er vertruge auch des Vologesi Ubermut/ da derselbe also an ihn schriebe: Arsaces der König aller Könige/ wünschet Heil dem Flavio Vespasiano! dann er straffte ihn nicht allein hierum nicht/ sondern unterschriebe auch seinen bloßen Namen/ ohne Kaiserlichen Titel/ wie ihn der König genennt hatte. Wiederum als der Anwalt Silvius einen Reichen patrocinirte/ und unter andern auch Kaiser Vespasiani Geitz mit diesen Worten stichelte: was gehts den Kaiser an/ wann Hyparchus etliche hundert tausend Kronen im Vermögen hat? hat er ihm solches zu gut gehalten/ und weder darüber gezürnet/ noch solches widersprochen. Und weil er ein so frommer Herr gewesen/ daß man ihn den Vatter des Vatterlands genennet/ pflage er auch sich gar nicht zu fürchten: Daher die Pforte seines Palastes/ unbewachtet/ den gantzen Tag offen gestanden. Seine Liebe zu Künsten und Kunstliebenden. Sonst ware er ein selbst-gelehrter Schutz-Freund der Gelehrten/ denen er aus der Cammer reiche Salaria oder Jahr-bestallungen verordnet/ auch insonderheit die Poeten und Hand-Künstler mild beschenket. Er ließe auch mit sonderbarem Fleiß Annales oder Jahrbücher schreiben/ und/ was der Brand an Schrifften aufgeschlucket/ nach und nach wieder ersetzen. 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Als ihm auch eine Provinz durch Gesandten entbieten ließe/ wie sie ihm eine Statuam 10000 Gold-Cronen wehrt aufstellen wolte/ bote er seine krumme Hand dar/ und sagte: Gebr nur mir dasselbe Gold her/ hier ist das Fundament von der Statua. Und hiemit gabe er ihnen zu verstehen/ daß sie das Gold/ so sie nach seinem Tod auf die Statuam verwenden wolten/ ihme Lebenden in die Hand geben solten. Etliche schreiben ja diesen Geitz seiner Natur zu/ massen ein alter Viehhirt/ als der vergebens um seine Befreyung gebeten/ offentlich von ihm sagte: Ein Fuchs verändere wol die Haare/ aber nicht die Sitten. Die wird entschuldigt. Aber andere entschuldigen ihn/ er habe geitzig seyn müssen/ um die von den vorigen Kaisern ausgeleerte Schatzkammer wiederum in etwas anzufüllen/ massen er/ stracks nach Antritt der Regirung/ sich vernehmen lassen: Es seyen dem Staat hundert Millionen vonnöten/ wann er bestehen solte. 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das Amt ihm wieder genommen/ und gesagt: Es wäre mir lieber/ wann du hättest nach Knoblauch gerochen.
Hingegen thäte er einem Comoedienspieler/ der ihn beleidigt/ keine andere Straffe an/ als daß er ihn von sich gehen hieße/ und/ als der fragte/ wohin er gehen solte/ zu ihm sagte: Abi in malam crucem, lauf an den Galgen. Er vertruge auch des Vologesi Ubermut/ da derselbe also an ihn schriebe: Arsaces der König aller Könige/ wünschet Heil dem Flavio Vespasiano! dann er straffte ihn nicht allein hierum nicht/ sondern unterschriebe auch seinen bloßen Namen/ ohne Kaiserlichen Titel/ wie ihn der König genennt hatte. Wiederum als der Anwalt Silvius einen Reichen patrocinirte/ und unter andern auch Kaiser Vespasiani Geitz mit diesen Worten stichelte: was gehts den Kaiser an/ wann Hyparchus etliche hundert tausend Kronen im Vermögen hat? hat er ihm solches zu gut gehalten/ und weder darüber gezürnet/ noch solches widersprochen. Und weil er ein so frommer Herr gewesen/ daß man ihn den Vatter des Vatterlands genennet/ pflage er auch sich gar nicht zu fürchten: Daher die Pforte seines Palastes/ unbewachtet/ den gantzen Tag offen gestanden.
und Verträglichkeit. Sonst ware er ein selbst-gelehrter Schutz-Freund der Gelehrten/ denen er aus der Cammer reiche Salaria oder Jahr-bestallungen verordnet/ auch insonderheit die Poeten und Hand-Künstler mild beschenket. Er ließe auch mit sonderbarem Fleiß Annales oder Jahrbücher schreiben/ und/ was der Brand an Schrifften aufgeschlucket/ nach und nach wieder ersetzen. Als er in Judaea gekrieget/ und man ihm von dem wundersamen See daselbst/ das Todte Meer genannt/ sagte/ daß der nichts schweres untersinken ließe/ wolte er hiervon/ als ein begieriger Naturforscher/ selber Augenschein einziehen/ und ließe etliche Ubelthäter mit zuruck gebundenen Händen hineinwerfen: da dann die Warheit dieser Sage erschienen. Er hatte auch von der Gestirn-Warsagerey gute Wissenschaft/ und ware seines wie auch seiner Söhne Geburt-Thematis so gewiß/ daß er/ wann eine Aufruhr wider ihn auskame/ offentlich im Raht gesagt: Es würden/ entweder niemand/ oder seine Söhne/ nach ihm regiren.
Seine Liebe zu Künsten und Kunstliebenden. Ein einiges Laster wird ihm zugeschrieben/ daß er nämlich dem Geitze sehr ergeben gewesen: weswegen er Zölle und Auflagen gesteigert/ die Steur in den Provinzen gedoppelt/ auch Handelschaft getrieben/ indem er öfters Sachen nur darum eingekauft/ daß er sie theurer wieder verkaufen möchte. Wann er einen fande/ der dapfer scharren und kratzen konte/ machte er ihn zum Amtman/ den er nachmals wieder absetzte und ihm alles abnahme/ von solchen Leuten sagend: Er gebrauche sie als Schwämme/ die trucknen mache er trunken/ und die trunkene pflege er wieder auszudrücken. Also thut ein Wasser-rad mit seinen Schöpfgefässen/ es füllet die leeren und leeret die vollen.
Es kame endlich soferne mit dieses Kaisers Geldsucht/ daß er auch von Nachtwasser und andern schändlichen Dingen Steuer gesamlet; und als sein Sohn Titus ihn hierum straffte/ hielte er ihm etliche Goldstücke vor die Nase/ mit befragen/ ob sie übel röchen? und als der solches verneinet/ sagte er: Und dieses Gold komt mir vom Nachtwasser. Daher wird ihm ein Leibspruch zugeschrieben/ welchen der Poet mit diesen Halb- Zeilen ausgeredet:
Seine Geldsucht. -- -- Lucri bonus est odor ex re
qualibet. -- -- -- -- --
Gewinn riecht wol von iedem Ding/
wie schlecht es seyn mag und gering.
Als ihm auch eine Provinz durch Gesandten entbieten ließe/ wie sie ihm eine Statuam 10000 Gold-Cronen wehrt aufstellen wolte/ bote er seine krumme Hand dar/ und sagte: Gebr nur mir dasselbe Gold her/ hier ist das Fundament von der Statua. Und hiemit gabe er ihnen zu verstehen/ daß sie das Gold/ so sie nach seinem Tod auf die Statuam verwenden wolten/ ihme Lebenden in die Hand geben solten. Etliche schreiben ja diesen Geitz seiner Natur zu/ massen ein alter Viehhirt/ als der vergebens um seine Befreyung gebeten/ offentlich von ihm sagte: Ein Fuchs verändere wol die Haare/ aber nicht die Sitten. Aber andere entschuldigen ihn/ er habe geitzig seyn müssen/ um die von den vorigen Kaisern ausgeleerte Schatzkammer wiederum in etwas anzufüllen/ massen er/ stracks nach Antritt der Regirung/ sich vernehmen lassen: Es seyen dem Staat hundert Millionen vonnöten/ wann er bestehen solte. Er hat auch die Einkünfte nicht in seinen Beutel geschoben/ sondern in den Gemein-Nutzen verbauet und verwendet/ und sonst iederman damit bewolthätiget.
Die wird entschuldigt. Es hatten die Juden/ wie oben erwehnt/ eine alte Profezeyung/ daß um selbige Zeit einer aus Judaea ausgehend den höchsten Gewalt bekommen würde: welche sie auf den gebenedeyten Juden/ JEsum Christum/ hätten ausdeuten sollen/ aber auf sich gedeutet/ und ihnen traumen lassen/ (da doch iezt die Zeit ihrer Heimsuchung vorhanden war) daß sie wieder zu ihrer Freyheit gelangen würden. Weil sie auch eben von dem Landpfleger Gessio Floro viel Drangsal erlitten/ sonderlich zu Jerusalem/ als waren sie leichtlich aufzubringen: da sie dann im Monat Majo An. Chr. 67 wider Kaiser Neronem sich empöret/ den Tempel besetzt/ auch K. Agrippae Palast und darinn alle Documenten verbrennet. Darauf zoge ihr Führer Menahem mit einer Anzahl Volks nach Messada/ eroberten alda des Königs Zeughaus/ aus welchem er 72000 Mann bewehret. Es entstunde hierauf in den Syrischen Städten ein Wechsel-Metzeln zwischen Juden und Heiden/ da zu Caesarea zwanzig tausend Juden/ und zu Alexandria funfzig tausend Menschen in die Zahl der Erwürgten gekommen. Cestius Gallus Landpfleger in Syrien/ kame dem Floro zu
Aufruhr der Juden.
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