Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,2. Nürnberg, 1679.[Spaltenumbruch] welche Sejanus soll hingerichtet haben/ weil er Tiberio am Reich nachfolgen sollen. Er war ein fürtrefflicher Herr/ und viel zu gut/ daß er über die bösen Römer regiren sollen/ die nicht des Stocks/ sondern eines Storchs vonnöten hatten. Als ihm Ovidius etwas dedicirte/ hat er ihn mit diesen Zeilen angeredet: Pagina judicium docti subitura mo-
[Spaltenumbruch]
vetur Principis, ut Clario missa legenda DEO. Ein hochgelehrter Fürst soll lesen die- ses Blat: Apollo/ wann es komt/ es selbst in Hän- den hat. Die lezte Figur ward von einem Ring/ der dazummal wider die Zauberey getragen worden/ abgezeichnet/ und erscheinen darinn Isis und Serapis, der Egypter zween HauptGötzen/ deren dieser das Geschirr der Fruchtbarkeit auf dem Haupt/ jene aber ein Pfirsingblat auf der Stirn träget: und sollen sie darunter die Sonne und den Mond verstanden haben. Cajus Caligula. Seine Ankunft/ Geburt und Name. Seine Erziehung. Seine böse Natur. Seine Gestalt/ und Blödsinnigkeit. Seine vier Gemahlinnen. Seine Regirung: die war anfangs tugendhaft. Seine Verartung: Verschwendung/ Geitz/ Unzucht/ Grausamkeit/ Gottlosigkeit und Torheit. Er will Gott seyn/ im Tempel zu Jerusalem/ und verbannet Herodem den Johannes-Mörder. Sein blutiges Vorhaben. Seine Hinrichtung. Sein Bildnis. Caesonia. Venus mit den zwey Knaben. Venus victrix. Venus mit dem Cupido. Sacrificium Caligulae. Leda cum Cygno. Sacrificium Priapi. Cajus Caligula. DIe adoption oder Wahl-Sohnschaft muste/ in Ermangelung eigenen Geblütes/ dem grossen Augusto Nachkommen und Thron-Erben geben: wiewol sie/ von der Julia, seine Enkel und UrEnkel waren. Cajus Caligula Seine Ankunft., war ein Sohn Germanici, welcher Drusi, Kaiser Tiberii Bruders/ und Agrippinae, der Tochter Agrippae und Juliae, Sohn gewesen. Ein böser Sohn/ eines fürtrefflichen Vatters! Geburt und Name. Er ward gebohren den 31 Augusti A. C. 13. Den Namen Caligula, bekame er von den Hosen/ (Caligis) die er mit Perlen gestickt im Lager getragen. Dann er ward im Lager gebohren und erzogen/ weil sein Vatter Germanicus immer zu Feld gelegen. Seine Erziehung. Als/ im siebenden Jahr seines Alters/ sein Vatter mit Gift hingerichtet worden/ kame er nach Rom unter die Zucht/ erstlich seiner Großmutter Juliae, und nach deren Landsverweisung zu seiner ElterMutter Livia, deren er auch/ nach ihrem Tod/ eine offentliche Leich-Lobrede gehalten. Als er hierauf eine Weile bey seiner andern Großmutter der Antonia, Drusi Gemahlin/ sich aufgehalten/ ward er A. C. 33/ seines Alters im 20 Jahr/ von Kaiser Tiberio seinem Groß-Wahlvatter/ in die Insel Capreas beruffen: deme er so gut zu schmeicheln wuste/ daß man von ihnen sagte/ es hätte nie kein schlimmerer Herr einen bässern Knecht gehabt. [Spaltenumbruch]Seine böse Natur. Er liesse sich so fort übel an/ sahe das Hinrichten der (meist unschuldigen) Verurtheilten mit Lust an/ und verlieffe sich heimlich bey Nacht/ mit Haaren und einem langen Gewand verkleidet/ in die Hurenhäuser. Er sahe es ja nicht bässer bey Kaiser Tiberio, der gleichwol von ihm sagte: Er erziehe dem Römischen Reich eine Otter/ und der Seine Gestalt/ Welt einen Phaeton. Er war lang von Person/ rahn von Hals und Beinen/ gelb von Farbe/ hatte aber einen starken Wanst/ eine finstere breite Stirn/ und tief-ligende Augen und Schläfe. Oben auf dem Kopf war er kahl/ aber am übrigen Leib rauch und haaricht: darum dorfte man/ wo er vorbey zoge/ von oben herab nicht auf ihn schauen/ noch eine Geise oder Ziege nennen. Sein vorhin-wildes Gesicht gewöhnte er/ vor dem Spiegel/ daß es gantz grausam aussahe. Er war ungesund am Leib und Gemüte. Man hielte dafür/ die Coesonia und Blödsinnigkeit. hätte ihm einen Liebtrank beygebracht/ der aber die Blödigkeit des Hirns gewirket. Er schlieffe nicht mehr als drey Stunden/ und oft solange nicht/ weil er von Schrecken und Gesichtern aufgeweckt wurde/ und darum immer nach dem Tag-anbrechen geseufzet. Seine vier Gemahlinnen. Seine erste Gemahlin Julia Claudilla, des Edlen Römers M. Syllani Tochter/ starbe in den Geburtschmerzen. Die zweyte Livia Horestilla, ward ihrem Bräutgam C. Pisoni, ingleichen die dritte Lollia Paullina ihrem Manne Memmio Regulo genommen: aber er ließe sie beyde bald wieder von sich/ und verbannte jene aus Rom/ als sie ihren vorigen Bräutgam heuraten wolte; [Spaltenumbruch] welche Sejanus soll hingerichtet haben/ weil er Tiberio am Reich nachfolgen sollen. Er war ein fürtrefflicher Herr/ und viel zu gut/ daß er über die bösen Römer regiren sollen/ die nicht des Stocks/ sondern eines Storchs vonnöten hatten. Als ihm Ovidius etwas dedicirte/ hat er ihn mit diesen Zeilen angeredet: Pagina judicium docti subitura mo-
[Spaltenumbruch]
vetur Principis, ut Clario missa legenda DEO. Ein hochgelehrter Fürst soll lesen die- ses Blat: Apollo/ wann es komt/ es selbst in Hän- den hat. Die lezte Figur ward von einem Ring/ der dazummal wider die Zauberey getragen worden/ abgezeichnet/ und erscheinen darinn Isis und Serapis, der Egypter zween HauptGötzen/ deren dieser das Geschirr der Fruchtbarkeit auf dem Haupt/ jene aber ein Pfirsingblat auf der Stirn träget: und sollen sie darunter die Sonne und den Mond verstanden haben. Cajus Caligula. Seine Ankunft/ Geburt und Name. Seine Erziehung. Seine böse Natur. Seine Gestalt/ und Blödsinnigkeit. Seine vier Gemahlinnen. Seine Regirung: die war anfangs tugendhaft. Seine Verartung: Verschwendung/ Geitz/ Unzucht/ Grausamkeit/ Gottlosigkeit und Torheit. Er will Gott seyn/ im Tempel zu Jerusalem/ und verbannet Herodem den Johannes-Mörder. Sein blutiges Vorhaben. Seine Hinrichtung. Sein Bildnis. Caesonia. Venus mit den zwey Knaben. Venus victrix. Venus mit dem Cupido. Sacrificium Caligulae. Leda cum Cygno. Sacrificium Priapi. Cajus Caligula. DIe adoption oder Wahl-Sohnschaft muste/ in Ermangelung eigenen Geblütes/ dem grossen Augusto Nachkommen und Thron-Erben geben: wiewol sie/ von der Julia, seine Enkel und UrEnkel waren. Cajus Caligula Seine Ankunft., war ein Sohn Germanici, welcher Drusi, Kaiser Tiberii Bruders/ und Agrippinae, der Tochter Agrippae und Juliae, Sohn gewesen. Ein böser Sohn/ eines fürtrefflichen Vatters! Geburt und Name. Er ward gebohren den 31 Augusti A. C. 13. Den Namen Caligula, bekame er von den Hosen/ (Caligis) die er mit Perlen gestickt im Lager getragen. Dann er ward im Lager gebohren und erzogen/ weil sein Vatter Germanicus immer zu Feld gelegen. Seine Erziehung. Als/ im siebenden Jahr seines Alters/ sein Vatter mit Gift hingerichtet worden/ kame er nach Rom unter die Zucht/ erstlich seiner Großmutter Juliae, und nach deren Landsverweisung zu seiner ElterMutter Livia, deren er auch/ nach ihrem Tod/ eine offentliche Leich-Lobrede gehalten. Als er hierauf eine Weile bey seiner andern Großmutter der Antonia, Drusi Gemahlin/ sich aufgehalten/ ward er A. C. 33/ seines Alters im 20 Jahr/ von Kaiser Tiberio seinem Groß-Wahlvatter/ in die Insel Capreas beruffen: deme er so gut zu schmeicheln wuste/ daß man von ihnen sagte/ es hätte nie kein schlimmerer Herr einen bässern Knecht gehabt. [Spaltenumbruch]Seine böse Natur. Er liesse sich so fort übel an/ sahe das Hinrichten der (meist unschuldigen) Verurtheilten mit Lust an/ und verlieffe sich heimlich bey Nacht/ mit Haaren und einem langen Gewand verkleidet/ in die Hurenhäuser. Er sahe es ja nicht bässer bey Kaiser Tiberio, der gleichwol von ihm sagte: Er erziehe dem Römischen Reich eine Otter/ und der Seine Gestalt/ Welt einen Phaeton. Er war lang von Person/ rahn von Hals und Beinen/ gelb von Farbe/ hatte aber einen starken Wanst/ eine finstere breite Stirn/ und tief-ligende Augen und Schläfe. Oben auf dem Kopf war er kahl/ aber am übrigen Leib rauch und haaricht: darum dorfte man/ wo er vorbey zoge/ von oben herab nicht auf ihn schauen/ noch eine Geise oder Ziege nennen. Sein vorhin-wildes Gesicht gewöhnte er/ vor dem Spiegel/ daß es gantz grausam aussahe. Er war ungesund am Leib und Gemüte. Man hielte dafür/ die Coesonia und Blödsinnigkeit. hätte ihm einen Liebtrank beygebracht/ der aber die Blödigkeit des Hirns gewirket. Er schlieffe nicht mehr als drey Stunden/ und oft solange nicht/ weil er von Schrecken und Gesichtern aufgeweckt wurde/ und darum immer nach dem Tag-anbrechen geseufzet. Seine vier Gemahlinnen. Seine erste Gemahlin Julia Claudilla, des Edlen Römers M. Syllani Tochter/ starbe in den Geburtschmerzen. Die zweyte Livia Horestilla, ward ihrem Bräutgam C. Pisoni, ingleichen die dritte Lollia Paullina ihrem Manne Memmio Regulo genommen: aber er ließe sie beyde bald wieder von sich/ und verbannte jene aus Rom/ als sie ihren vorigen Bräutgam heuraten wolte; <TEI> <text> <body> <div> <div xml:id="d913"> <p xml:id="p917.7"><pb facs="#f0048" xml:id="pb-918" n="[II (Skulptur), S. 36]"/><cb/> welche <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1988 http://d-nb.info/gnd/118796070 http://viaf.org/viaf/13551480">Sejanus</persName></hi> soll hingerichtet haben/ weil er <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-482 http://d-nb.info/gnd/118622501 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500115693 http://viaf.org/viaf/89600176">Tiberio</persName></hi> am Reich nachfolgen sollen. 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Er sahe es ja nicht bässer bey <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-482 http://d-nb.info/gnd/118622501 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500115693 http://viaf.org/viaf/89600176">Kaiser <hi rendition="#aq">Tiberio</hi></persName>, der gleichwol von ihm sagte: Er erziehe dem Römischen Reich eine Otter/ und der <note place="right">Seine Gestalt/</note> Welt einen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-357 http://d-nb.info/gnd/119243113 http://viaf.org/viaf/817398">Phaeton</persName>. Er war lang von Person/ rahn von Hals und Beinen/ gelb von Farbe/ hatte aber einen starken Wanst/ eine finstere breite Stirn/ und tief-ligende Augen und Schläfe. Oben auf dem Kopf war er kahl/ aber am übrigen Leib rauch und haaricht: darum dorfte man/ wo er vorbey zoge/ von oben herab nicht auf ihn schauen/ noch eine Geise oder Ziege nennen. Sein vorhin-wildes Gesicht gewöhnte er/ vor dem Spiegel/ daß es gantz grausam aussahe. Er war ungesund am Leib und Gemüte. Man hielte dafür/ die <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2014 http://d-nb.info/gnd/14256141X http://viaf.org/viaf/89551892">Coesonia</persName></hi> <note place="right">und Blödsinnigkeit.</note> hätte ihm einen Liebtrank beygebracht/ der aber die Blödigkeit des Hirns gewirket. Er schlieffe nicht mehr als drey Stunden/ und oft solange nicht/ weil er von Schrecken und Gesichtern aufgeweckt wurde/ und darum immer nach dem Tag-anbrechen geseufzet.</p> <p xml:id="p918.1"><note place="right">Seine vier Gemahlinnen.</note> Seine erste Gemahlin <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4111">Julia Claudilla</persName>,</hi> des Edlen Römers <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4761">M. Syllani</persName></hi> Tochter/ starbe in den Geburtschmerzen. 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welche Sejanus soll hingerichtet haben/ weil er Tiberio am Reich nachfolgen sollen. Er war ein fürtrefflicher Herr/ und viel zu gut/ daß er über die bösen Römer regiren sollen/ die nicht des Stocks/ sondern eines Storchs vonnöten hatten. Als ihm Ovidius etwas dedicirte/ hat er ihn mit diesen Zeilen angeredet:
Pagina judicium docti subitura mo-
vetur
Principis, ut Clario missa legenda
DEO.
Ein hochgelehrter Fürst soll lesen die-
ses Blat:
Apollo/ wann es komt/ es selbst in Hän-
den hat.
Die lezte Figur ward von einem Ring/ der dazummal wider die Zauberey getragen worden/ abgezeichnet/ und erscheinen darinn Isis und Serapis, der Egypter zween HauptGötzen/ deren dieser das Geschirr der Fruchtbarkeit auf dem Haupt/ jene aber ein Pfirsingblat auf der Stirn träget: und sollen sie darunter die Sonne und den Mond verstanden haben.
IV.
IMP. CAESAR CAJUS
CALIGULA.
Cajus Caligula. Seine Ankunft/ Geburt und Name. Seine Erziehung. Seine böse Natur. Seine Gestalt/ und Blödsinnigkeit. Seine vier Gemahlinnen. Seine Regirung: die war anfangs tugendhaft. Seine Verartung: Verschwendung/ Geitz/ Unzucht/ Grausamkeit/ Gottlosigkeit und Torheit. Er will Gott seyn/ im Tempel zu Jerusalem/ und verbannet Herodem den Johannes-Mörder. Sein blutiges Vorhaben. Seine Hinrichtung. Sein Bildnis. Caesonia. Venus mit den zwey Knaben. Venus victrix. Venus mit dem Cupido. Sacrificium Caligulae. Leda cum Cygno. Sacrificium Priapi.
DIe adoption oder Wahl-Sohnschaft muste/ in Ermangelung eigenen Geblütes/ dem grossen Augusto Nachkommen und Thron-Erben geben: wiewol sie/ von der Julia, seine Enkel und UrEnkel waren. Cajus Caligula , war ein Sohn Germanici, welcher Drusi, Kaiser Tiberii Bruders/ und Agrippinae, der Tochter Agrippae und Juliae, Sohn gewesen. Ein böser Sohn/ eines fürtrefflichen Vatters! Er ward gebohren den 31 Augusti A. C. 13. Den Namen Caligula, bekame er von den Hosen/ (Caligis) die er mit Perlen gestickt im Lager getragen. Dann er ward im Lager gebohren und erzogen/ weil sein Vatter Germanicus immer zu Feld gelegen.
Cajus Caligula.
Seine Ankunft.
Geburt und Name. Als/ im siebenden Jahr seines Alters/ sein Vatter mit Gift hingerichtet worden/ kame er nach Rom unter die Zucht/ erstlich seiner Großmutter Juliae, und nach deren Landsverweisung zu seiner ElterMutter Livia, deren er auch/ nach ihrem Tod/ eine offentliche Leich-Lobrede gehalten. Als er hierauf eine Weile bey seiner andern Großmutter der Antonia, Drusi Gemahlin/ sich aufgehalten/ ward er A. C. 33/ seines Alters im 20 Jahr/ von Kaiser Tiberio seinem Groß-Wahlvatter/ in die Insel Capreas beruffen: deme er so gut zu schmeicheln wuste/ daß man von ihnen sagte/ es hätte nie kein schlimmerer Herr einen bässern Knecht gehabt.
Seine Erziehung.
Er liesse sich so fort übel an/ sahe das Hinrichten der (meist unschuldigen) Verurtheilten mit Lust an/ und verlieffe sich heimlich bey Nacht/ mit Haaren und einem langen Gewand verkleidet/ in die Hurenhäuser. Er sahe es ja nicht bässer bey Kaiser Tiberio, der gleichwol von ihm sagte: Er erziehe dem Römischen Reich eine Otter/ und der Welt einen Phaeton. Er war lang von Person/ rahn von Hals und Beinen/ gelb von Farbe/ hatte aber einen starken Wanst/ eine finstere breite Stirn/ und tief-ligende Augen und Schläfe. Oben auf dem Kopf war er kahl/ aber am übrigen Leib rauch und haaricht: darum dorfte man/ wo er vorbey zoge/ von oben herab nicht auf ihn schauen/ noch eine Geise oder Ziege nennen. Sein vorhin-wildes Gesicht gewöhnte er/ vor dem Spiegel/ daß es gantz grausam aussahe. Er war ungesund am Leib und Gemüte. Man hielte dafür/ die Coesonia hätte ihm einen Liebtrank beygebracht/ der aber die Blödigkeit des Hirns gewirket. Er schlieffe nicht mehr als drey Stunden/ und oft solange nicht/ weil er von Schrecken und Gesichtern aufgeweckt wurde/ und darum immer nach dem Tag-anbrechen geseufzet.
Seine böse Natur.
Seine Gestalt/
und Blödsinnigkeit. Seine erste Gemahlin Julia Claudilla, des Edlen Römers M. Syllani Tochter/ starbe in den Geburtschmerzen. Die zweyte Livia Horestilla, ward ihrem Bräutgam C. Pisoni, ingleichen die dritte Lollia Paullina ihrem Manne Memmio Regulo genommen: aber er ließe sie beyde bald wieder von sich/ und verbannte jene aus Rom/ als sie ihren vorigen Bräutgam heuraten wolte;
Seine vier Gemahlinnen.
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