Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,2. Nürnberg, 1679.[Spaltenumbruch] mit blossem Schwerd gegen ihm heraus gefahren/ sprechend: Ob er sich dann nicht fürchtete/ daß ihn einmal ein Römer/ dessen Weib er ihm bringen liesse/ also anfallen/ und ermorden möchte? Welches er ihme/ wiewol er dadurch sehr erschreckt worden/ zu gut gehalten. Er verbote auch/ das Purpur- und Perlen-tragen/ und das Aemter-kauffen: Wol erachtend/ daß der ein Amt kauffet/ hernach seine Amts-hülfen wieder verkaufe. Seine löbliche Regirung. Er sasse/ offtmals weit in die Nacht/ selbst zu Gerichte/ liesse/ wann er krank war/ die Parteyen gar vor sein Bette kommen/ halfe den Tugendhaften und legte den Bösen nicht zu/ setzte das Gemein-Bäste dem seinigen nach/ und ordnete nichts/ ohne Beyraht der Verständigen: Deren er jährlich 20 aus dem Raht begehrte/ die mit ihm seyn und rahtschlagen musten. Solchergestalt hängte er Staat und Monarchie zusammen/ und baute ihm einen beständigen Thron. Er hat auch die Seinen den Römern niemals empfohlen/ als mit dem Zusatze: Wann sie es verdienen. Wann Mangel an Zufuhr war/ trachtete er solche zu fördern/ und gienge den Römern mit Exempel vor/ sich unnützer Leute zu erledigen/ indem er die Fechter und Verkauf-knechte aus der Stadt geschaffet. Er baute auch Kirchen und Gemeinhäuser auf/ und machte damit andere ihm nachfolgen: Wie er dann das Pantheon, heut alla Maria Rotunda genannt/ durch Agrippam aufgestellet/ auch die Jovis-Kirche mit 76 Seulen gezieret/ und sagte man nach seinem Tod/ er hätte damit verdient/ daß er 76 Jahre gelebet. Daher konte er/ vor seinem Lebens-Ende/ mit recht sich rühmen/ er hinterlasse Rom voll Marmor/ daß er voll Ziegelsteine gefunden. In seinem Insigel führte er erblich eine Sphinx, hernach aber/ hierinn Alexandro Magno nachahmend/ sein eignes Bildnis; Dann jenes machte die spitzsinnige Römer im Sprüchwort sagen/ wann ein Befehl oder Schreiben von ihm kame: Was wird die Sphynx einmal für neue Rätsel bringen? Unter seiner Regirung wird Jesus Christus der Welt-Heiland gebohren. Wie löb- und glückseelig nun Kaiser Augusti Regirung gewesen/ so war doch dieses deren höchster Ruhm und gröstes Glück/ daß im 42 Jahr seines Kaisertums (wann man solches von Kaiser Julii Tod am rechnet) A. M. 3970 der einige König aller Könige/ der Augustus und Mehrer des Himmelreichs/ der rechte Friedfürst/ Jesus Christus/ Gottes Ewiger Sohn/ von Maria der Königlichen Jungfrauen/ Mensch gebohren und von Himmel auf Erden gekommen ist. Diese Heilgeburt wurde durch viel Wunderzeichen/ nicht allein Augusto, sondern auch der gantzen Welt/ vorangedeutet. Als Kaiser Augustus das Oraculum zu Delfis fragen ließe/ wer nach ihme zur Regierung kommen würde/ bekame er zur Antwort drey Griechische Verse/ welche zu Latein und Teutsch also lauten. Me Puer Hebraeus, Divos Deus ipse gu-
[Spaltenumbruch]
bernans, cedere sede jubet, tristemque redire sub orcum: aris ergo dehinc tacite discedito nostris. Mich ein Ebreer-Knab/ der über Götter ist/ heist raumen diesen Ort/ zur Hölle wiederkeh- ren. Für mich ist nichts mehr hier: Drum weiche/ wer du bist/ und schweige auch wie ich/ du wirst kein' Ant- wort hören. Also muste dieser Lügen-Götze auf die letzte die Warheit reden/ und sind nach diesem/ nicht allein er/ sondern alle andere Orakel in der Welt/ verstummet: Dessen Ursache Plutarchus im Buch de defectu oraculorum, und andere/ zu erforschen sich bemühet/ aber solche in der Heidnischen Finsternis nicht finden können. Es traffe aber damit ein/ was er selber hernach gesagt: Er sey in die Welt gekommen/ daß er die Wercke des Teuffels zerstöre. Kaiser Augustus hat gleichwol hiervon anlaß genommen/ diesem Hebreer-Knaben auf dem Capitolio einen Altar aufzurichten/ den er/ mit der Uberschrifft/ ARA PRIMOGENITI DEI, den Erstgebohrnen Sohn Gottes genennet. Es hat auch vielleicht Virgilius, aus Poetischem Geist/ und unwissend/ mit seiner IV Ecloga, auf diese Geburt gezielet: Dann auf den Sohn Asinii Pollionis, der am neunten Tag wider gestorben/ kan selbiges Hirtengedicht nicht gedeutet werden/ welches er aus der Sibyllae Cumaeae Weissagung abgesehen. Es soll auch/ um die Zeit dieser Geburt/ an einer von Augusti Ehren-Seulen/ der erste Buchstab des Worts Caesar durch den Donner hinweggeschlagen worden seyn/ da das überbliebene Wort aesar, auf Etrurisch/ Gott bedeutet. Augustus ist auch/ von diesem Jahr an/ nicht mehr Consul worden. Er hat/ durch seine aufgelegte allgemeine Schatzung/ darzu helfen müssen/ daß die Eltern Christi nach Bethlehem kamen/ da dann Christus von Maria sollen gebohren werden. Sein Absterben. J. Caesar Octavianus Augustus (also liesse er sich nennen/ starbe endlich nach der H. Christ Geburt im 15/ seiner Regirung/ nach gemeiner Rechnung/ im 26/ und seines Alters im 76 Jahr/ den 19 Augusti, zu Nola in Campanien, am Durchlauf/ in eben der Kammer/ darinn auch sein Vatter gestorben/ und in den Armen seiner Livia, zu deren er diß letzte Wort gesaget: Livia, bleibe unsres Ehstandes eingedenck/ und lebe wol! Er fragte auch die Umstehende/ ob er in diesem Lebens-Schau-spiel seine Person wol vertretten hätte? und als sie solches bejahet/ gesegnete er sie mit diesen Worten: Valete ergo & plaudite! So lasst euch dann wol seyn/ und frolocket mir zu! Der Monat Sextilis, weil er in selbigem/ am ersten Burgermeister worden/ drey Triumfe gehalten/ Egypten erobert/ und gestorben/ ward nach ihme Augustus genennet. Figuren: [Spaltenumbruch] mit blossem Schwerd gegen ihm heraus gefahren/ sprechend: Ob er sich dann nicht fürchtete/ daß ihn einmal ein Römer/ dessen Weib er ihm bringen liesse/ also anfallen/ und ermorden möchte? Welches er ihme/ wiewol er dadurch sehr erschreckt worden/ zu gut gehalten. Er verbote auch/ das Purpur- und Perlen-tragen/ und das Aemter-kauffen: Wol erachtend/ daß der ein Amt kauffet/ hernach seine Amts-hülfen wieder verkaufe. Seine löbliche Regirung. Er sasse/ offtmals weit in die Nacht/ selbst zu Gerichte/ liesse/ wann er krank war/ die Parteyen gar vor sein Bette kommen/ halfe den Tugendhaften und legte den Bösen nicht zu/ setzte das Gemein-Bäste dem seinigen nach/ und ordnete nichts/ ohne Beyraht der Verständigen: Deren er jährlich 20 aus dem Raht begehrte/ die mit ihm seyn und rahtschlagen musten. Solchergestalt hängte er Staat und Monarchie zusammen/ und baute ihm einen beständigen Thron. Er hat auch die Seinen den Römern niemals empfohlen/ als mit dem Zusatze: Wann sie es verdienen. Wann Mangel an Zufuhr war/ trachtete er solche zu fördern/ und gienge den Römern mit Exempel vor/ sich unnützer Leute zu erledigen/ indem er die Fechter und Verkauf-knechte aus der Stadt geschaffet. Er baute auch Kirchen und Gemeinhäuser auf/ und machte damit andere ihm nachfolgen: Wie er dann das Pantheon, heut alla Maria Rotunda genannt/ durch Agrippam aufgestellet/ auch die Jovis-Kirche mit 76 Seulen gezieret/ und sagte man nach seinem Tod/ er hätte damit verdient/ daß er 76 Jahre gelebet. Daher konte er/ vor seinem Lebens-Ende/ mit recht sich rühmen/ er hinterlasse Rom voll Marmor/ daß er voll Ziegelsteine gefunden. In seinem Insigel führte er erblich eine Sphinx, hernach aber/ hierinn Alexandro Magno nachahmend/ sein eignes Bildnis; Dann jenes machte die spitzsinnige Römer im Sprüchwort sagen/ wann ein Befehl oder Schreiben von ihm kame: Was wird die Sphynx einmal für neue Rätsel bringen? Unter seiner Regirung wird Jesus Christus der Welt-Heiland gebohren. Wie löb- und glückseelig nun Kaiser Augusti Regirung gewesen/ so war doch dieses deren höchster Ruhm und gröstes Glück/ daß im 42 Jahr seines Kaisertums (wann man solches von Kaiser Julii Tod am rechnet) A. M. 3970 der einige König aller Könige/ der Augustus und Mehrer des Himmelreichs/ der rechte Friedfürst/ Jesus Christus/ Gottes Ewiger Sohn/ von Maria der Königlichen Jungfrauen/ Mensch gebohren und von Himmel auf Erden gekommen ist. Diese Heilgeburt wurde durch viel Wunderzeichen/ nicht allein Augusto, sondern auch der gantzen Welt/ vorangedeutet. Als Kaiser Augustus das Oraculum zu Delfis fragen ließe/ wer nach ihme zur Regierung kommen würde/ bekame er zur Antwort drey Griechische Verse/ welche zu Latein und Teutsch also lauten. Me Puer Hebraeus, Divos Deus ipse gu-
[Spaltenumbruch]
bernans, cedere sede jubet, tristemque redire sub orcum: aris ergo dehinc tacitè discedito nostris. Mich ein Ebreer-Knab/ der über Götter ist/ heist raumen diesen Ort/ zur Hölle wiederkeh- ren. Für mich ist nichts mehr hier: Drum weiche/ wer du bist/ und schweige auch wie ich/ du wirst kein’ Ant- wort hören. Also muste dieser Lügen-Götze auf die letzte die Warheit reden/ und sind nach diesem/ nicht allein er/ sondern alle andere Orakel in der Welt/ verstummet: Dessen Ursache Plutarchus im Buch de defectu oraculorum, und andere/ zu erforschen sich bemühet/ aber solche in der Heidnischen Finsternis nicht finden können. Es traffe aber damit ein/ was er selber hernach gesagt: Er sey in die Welt gekommen/ daß er die Wercke des Teuffels zerstöre. Kaiser Augustus hat gleichwol hiervon anlaß genommen/ diesem Hebreer-Knaben auf dem Capitolio einen Altar aufzurichten/ den er/ mit der Uberschrifft/ ARA PRIMOGENITI DEI, den Erstgebohrnen Sohn Gottes genennet. Es hat auch vielleicht Virgilius, aus Poetischem Geist/ und unwissend/ mit seiner IV Ecloga, auf diese Geburt gezielet: Dann auf den Sohn Asinii Pollionis, der am neunten Tag wider gestorben/ kan selbiges Hirtengedicht nicht gedeutet werden/ welches er aus der Sibyllae Cumaeae Weissagung abgesehen. Es soll auch/ um die Zeit dieser Geburt/ an einer von Augusti Ehren-Seulen/ der erste Buchstab des Worts Caesar durch den Donner hinweggeschlagen worden seyn/ da das überbliebene Wort aesar, auf Etrurisch/ Gott bedeutet. Augustus ist auch/ von diesem Jahr an/ nicht mehr Consul worden. Er hat/ durch seine aufgelegte allgemeine Schatzung/ darzu helfen müssen/ daß die Eltern Christi nach Bethlehem kamen/ da dann Christus von Maria sollen gebohren werden. Sein Absterben. J. Caesar Octavianus Augustus (also liesse er sich nennen/ starbe endlich nach der H. Christ Geburt im 15/ seiner Regirung/ nach gemeiner Rechnung/ im 26/ und seines Alters im 76 Jahr/ den 19 Augusti, zu Nola in Campanien, am Durchlauf/ in eben der Kammer/ darinn auch sein Vatter gestorben/ und in den Armen seiner Livia, zu deren er diß letzte Wort gesaget: Livia, bleibe unsres Ehstandes eingedenck/ und lebe wol! Er fragte auch die Umstehende/ ob er in diesem Lebens-Schau-spiel seine Person wol vertretten hätte? und als sie solches bejahet/ gesegnete er sie mit diesen Worten: Valete ergo & plaudite! So lasst euch dann wol seyn/ und frolocket mir zu! Der Monat Sextilis, weil er in selbigem/ am ersten Burgermeister worden/ drey Triumfe gehalten/ Egypten erobert/ und gestorben/ ward nach ihme Augustus genennet. Figuren: <TEI> <text> <body> <div> <div xml:id="d906"> <p xml:id="p911.6"><pb facs="#f0041" xml:id="pb-912" n="[II (Skulptur), S. 31]"/><cb/> mit blossem Schwerd gegen ihm heraus gefahren/ sprechend: Ob er sich dann nicht fürchtete/ daß ihn einmal ein Römer/ dessen Weib er ihm bringen liesse/ also anfallen/ und ermorden möchte? Welches er ihme/ wiewol er dadurch sehr erschreckt worden/ zu gut gehalten. Er verbote auch/ das Purpur- und Perlen-tragen/ und das Aemter-kauffen: Wol erachtend/ daß der ein Amt kauffet/ hernach seine Amts-hülfen wieder verkaufe.</p> <p xml:id="p912.1"><note place="right">Seine löbliche Regirung.</note> Er sasse/ offtmals weit in die Nacht/ selbst zu Gerichte/ liesse/ wann er krank war/ die Parteyen gar vor sein Bette kommen/ halfe den Tugendhaften und legte den Bösen nicht zu/ setzte das Gemein-Bäste dem seinigen nach/ und ordnete nichts/ ohne Beyraht der Verständigen: Deren er jährlich 20 aus dem Raht begehrte/ die mit ihm seyn und rahtschlagen musten. Solchergestalt hängte er Staat und Monarchie zusammen/ und baute ihm einen beständigen Thron. Er hat auch die Seinen den Römern niemals empfohlen/ als mit dem Zusatze: Wann sie es verdienen.</p> <p xml:id="p912.2">Wann Mangel an Zufuhr war/ trachtete er solche zu fördern/ und gienge den Römern mit Exempel vor/ sich unnützer Leute zu erledigen/ indem er die Fechter und Verkauf-knechte aus der Stadt geschaffet. Er baute auch Kirchen und Gemeinhäuser auf/ und machte damit andere ihm nachfolgen: Wie er dann <name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-499 http://arachne.uni-koeln.de/item/bauwerk/2100086 http://census.bbaw.de/easydb/censusID=150770" type="artificialWork">das <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-106 http://arachne.uni-koeln.de/item/bauwerk/2100086 http://census.bbaw.de/easydb/censusID=150770">Pantheon</placeName>,</hi> heut <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-106 http://arachne.uni-koeln.de/item/bauwerk/2100086 http://census.bbaw.de/easydb/censusID=150770">alla Maria Rotunda</placeName></hi> genannt</name>/ durch <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-319 http://d-nb.info/gnd/118501097 http://viaf.org/viaf/57405763">Agrippam</persName></hi> aufgestellet/ auch die <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-2231"><hi rendition="#aq">Jovis</hi>-Kirche</placeName> mit 76 Seulen gezieret/ und sagte man nach seinem Tod/ er hätte damit verdient/ daß er 76 Jahre gelebet. Daher konte er/ vor seinem Lebens-Ende/ mit recht sich rühmen/ er hinterlasse <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7000874">Rom</placeName> voll Marmor/ daß er voll Ziegelsteine gefunden.</p> <p xml:id="p912.3">In seinem Insigel führte er erblich eine <hi rendition="#aq">Sphinx,</hi> hernach aber/ hierinn <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-118 http://d-nb.info/gnd/118501828 http://viaf.org/viaf/101353608">Alexandro Magno</persName></hi> nachahmend/ sein eignes Bildnis; Dann jenes machte die spitzsinnige Römer im Sprüchwort sagen/ wann ein Befehl oder Schreiben von ihm kame: Was wird die <hi rendition="#aq">Sphynx</hi> einmal für neue Rätsel bringen?</p> <p xml:id="p912.4"><note place="right">Unter seiner Regirung wird <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-15 http://d-nb.info/gnd/118557513 http://viaf.org/viaf/73945424">Jesus Christus</persName> der Welt-Heiland gebohren.</note> Wie löb- und glückseelig nun <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-316 http://d-nb.info/gnd/118505122 http://viaf.org/viaf/18013086">Kaiser <hi rendition="#aq">Augusti</hi></persName> Regirung gewesen/ so war doch dieses deren höchster Ruhm und gröstes Glück/ daß im 42 Jahr seines Kaisertums (wann man solches von <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-628 http://d-nb.info/gnd/118518275 http://viaf.org/viaf/100227925">Kaiser <hi rendition="#aq">Julii</hi></persName> Tod am rechnet) <hi rendition="#aq">A. M.</hi> 3970 der einige <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-15 http://d-nb.info/gnd/118557513 http://viaf.org/viaf/73945424">König aller Könige</persName>/ der <hi rendition="#aq">Augustus</hi> und Mehrer des Himmelreichs/ der rechte Friedfürst/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-15 http://d-nb.info/gnd/118557513 http://viaf.org/viaf/73945424">Jesus Christus</persName>/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-204">Gottes</persName> Ewiger Sohn/ von <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-203 http://d-nb.info/gnd/118640909 http://viaf.org/viaf/121008611">Maria der Königlichen Jungfrauen</persName>/ Mensch gebohren und von Himmel auf Erden gekommen ist. Diese Heilgeburt wurde durch viel Wunderzeichen/ nicht allein <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-316 http://d-nb.info/gnd/118505122 http://viaf.org/viaf/18013086">Augusto</persName>,</hi> sondern auch der gantzen Welt/ vorangedeutet. Als <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-316 http://d-nb.info/gnd/118505122 http://viaf.org/viaf/18013086">Kaiser <hi rendition="#aq">Augustus</hi></persName> das <hi rendition="#aq">Oraculum</hi> zu <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-39 http://www.geonames.org/263219/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7010770">Delfis</placeName></hi> fragen ließe/ wer nach ihme zur Regierung kommen würde/ bekame er zur Antwort drey Griechische Verse/ welche zu Latein und Teutsch also lauten.</p> <lg rendition="#aq" xml:lang="lat" type="poem"> <l>Me Puer Hebraeus, Divos Deus ipse gu-<lb/> bernans,</l><lb/> <l>cedere sede jubet, <reg>tristemque</reg> redire sub<lb/> orcum:</l><lb/> <l>aris ergo dehinc tacitè discedito nostris.</l><lb/> </lg> <cb/> <lg rendition="#c" type="poem"> <l>Mich ein Ebreer-Knab/ der über Götter ist/</l><lb/> <l>heist raumen diesen Ort/ zur Hölle wiederkeh-<lb/> ren.</l><lb/> <l>Für mich ist nichts mehr hier: Drum weiche/<lb/> wer du bist/</l><lb/> <l>und schweige auch wie ich/ du wirst kein’ Ant-<lb/> wort hören.</l><lb/> </lg> <p xml:id="p912.5">Also muste dieser Lügen-Götze auf die letzte die Warheit reden/ und sind nach diesem/ nicht allein er/ sondern alle andere Orakel in der Welt/ verstummet: Dessen Ursache <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-343 http://d-nb.info/gnd/118595237 http://viaf.org/viaf/32140876">Plutarchus</persName></hi> im Buch <hi rendition="#aq">de defectu oraculorum,</hi> und andere/ zu erforschen sich bemühet/ aber solche in der Heidnischen Finsternis nicht finden können. Es traffe aber damit ein/ was er selber hernach gesagt: Er sey in die Welt gekommen/ daß er die Wercke des Teuffels zerstöre. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-316 http://d-nb.info/gnd/118505122 http://viaf.org/viaf/18013086">Kaiser <hi rendition="#aq">Augustus</hi></persName> hat gleichwol hiervon anlaß genommen/ diesem Hebreer-Knaben auf dem <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-191 http://www.geonames.org/3180706/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7006963">Capitolio</placeName></hi> einen Altar aufzurichten/ den er/ mit der Uberschrifft/ <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="lat">ARA PRIMOGENITI DEI</foreign></hi>, den Erstgebohrnen Sohn Gottes genennet. Es hat auch vielleicht <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-410 http://d-nb.info/gnd/118626574 http://viaf.org/viaf/8194433">Virgilius</persName>,</hi> aus Poetischem Geist/ und unwissend/ mit seiner <hi rendition="#aq">IV Ecloga,</hi> auf diese Geburt gezielet: Dann auf den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5632">Sohn</persName> <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2079 http://d-nb.info/gnd/118646117 http://viaf.org/viaf/5724371"><hi rendition="#aq">Asinii Pollionis</hi></persName>, der am neunten Tag wider gestorben/ kan selbiges Hirtengedicht nicht gedeutet werden/ welches er aus der <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1050">Sibyllae Cumaeae</persName></hi> Weissagung abgesehen. Es soll auch/ um die Zeit dieser Geburt/ an einer von <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-316 http://d-nb.info/gnd/118505122 http://viaf.org/viaf/18013086">Augusti</persName></hi> Ehren-Seulen/ der erste Buchstab des Worts <hi rendition="#aq">Caesar</hi> durch den Donner hinweggeschlagen worden seyn/ da das überbliebene Wort <hi rendition="#aq">aesar,</hi> auf Etrurisch/ Gott bedeutet. <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-316 http://d-nb.info/gnd/118505122 http://viaf.org/viaf/18013086">Augustus</persName></hi> ist auch/ von diesem Jahr an/ nicht mehr <hi rendition="#aq">Consul</hi> worden. Er hat/ durch seine aufgelegte allgemeine Schatzung/ darzu helfen müssen/ daß die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1960">Eltern Christi</persName> nach <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-255 http://www.geonames.org/284315/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7001388">Bethlehem</placeName> kamen/ da dann <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-15 http://d-nb.info/gnd/118557513 http://viaf.org/viaf/73945424">Christus</persName> von <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-203 http://d-nb.info/gnd/118640909 http://viaf.org/viaf/121008611">Maria</persName> sollen gebohren werden.</p> <p xml:id="p912.6"><note place="right">Sein Absterben.</note><hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-316 http://d-nb.info/gnd/118505122 http://viaf.org/viaf/18013086">J. Caesar Octavianus Augustus</persName></hi> (also liesse er sich nennen/ starbe endlich <date when="0015-08-19">nach der H. Christ Geburt im 15/ seiner Regirung/ nach gemeiner Rechnung/ im 26/ und seines Alters im 76 Jahr/ den 19 <hi rendition="#aq">Augusti</hi></date>, zu <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-819 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7004644">Nola</placeName></hi> in <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-230 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7003005">Campanien</placeName>,</hi> am Durchlauf/ in eben der Kammer/ darinn auch sein <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-907">Vatter</persName> gestorben/ und in den Armen seiner <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-860 http://d-nb.info/gnd/119226014 http://viaf.org/viaf/23674250">Livia</persName>,</hi> zu deren er diß letzte Wort gesaget: <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-860 http://d-nb.info/gnd/119226014 http://viaf.org/viaf/23674250">Livia</persName>,</hi> bleibe unsres Ehstandes eingedenck/ und lebe wol! Er fragte auch die Umstehende/ ob er in diesem Lebens-Schau-spiel seine Person wol vertretten hätte? und als sie solches bejahet/ gesegnete er sie mit diesen Worten: <hi rendition="#aq">Valete ergo & plaudite</hi>! So lasst euch dann wol seyn/ und frolocket mir zu! Der Monat <hi rendition="#aq">Sextilis,</hi> weil er in selbigem/ am ersten Burgermeister worden/ drey Triumfe gehalten/ <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-331 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7014986">Egypten</placeName> erobert/ und gestorben/ ward nach ihme <hi rendition="#aq">Augustus</hi> genennet.</p> <p xml:id="p912.7"><note place="right">Figuren: <figure facs="inline-0912-ligat.png"/> Steinbock.</note> Unter den um <name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-2738" type="artificialWork">sein Bildnis</name>/ welches von einer auf dem <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-191 http://www.geonames.org/3180706/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7006963">Campidoglio</placeName></hi> zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7000874">Rom</placeName> <name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-5524" type="artificialWork">in Lebens-Grösse stehenden fürtreflichen <hi rendition="#aq">Marmor-statue</hi></name> abgezeichnet worden/ gezeichneten Figuren/ ist <name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-2486" type="artificialWork">die erste/ der Steinbock/ als sein oben-erwehntes Geburtzeichen/ samt dem Delfin/ als seinem <hi rendition="#aq">Devis</hi>. Der Kopf darüber/ mag eines seiner Verwandten seyn/</name> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[II (Skulptur), S. 31]/0041]
mit blossem Schwerd gegen ihm heraus gefahren/ sprechend: Ob er sich dann nicht fürchtete/ daß ihn einmal ein Römer/ dessen Weib er ihm bringen liesse/ also anfallen/ und ermorden möchte? Welches er ihme/ wiewol er dadurch sehr erschreckt worden/ zu gut gehalten. Er verbote auch/ das Purpur- und Perlen-tragen/ und das Aemter-kauffen: Wol erachtend/ daß der ein Amt kauffet/ hernach seine Amts-hülfen wieder verkaufe.
Er sasse/ offtmals weit in die Nacht/ selbst zu Gerichte/ liesse/ wann er krank war/ die Parteyen gar vor sein Bette kommen/ halfe den Tugendhaften und legte den Bösen nicht zu/ setzte das Gemein-Bäste dem seinigen nach/ und ordnete nichts/ ohne Beyraht der Verständigen: Deren er jährlich 20 aus dem Raht begehrte/ die mit ihm seyn und rahtschlagen musten. Solchergestalt hängte er Staat und Monarchie zusammen/ und baute ihm einen beständigen Thron. Er hat auch die Seinen den Römern niemals empfohlen/ als mit dem Zusatze: Wann sie es verdienen.
Seine löbliche Regirung.Wann Mangel an Zufuhr war/ trachtete er solche zu fördern/ und gienge den Römern mit Exempel vor/ sich unnützer Leute zu erledigen/ indem er die Fechter und Verkauf-knechte aus der Stadt geschaffet. Er baute auch Kirchen und Gemeinhäuser auf/ und machte damit andere ihm nachfolgen: Wie er dann das Pantheon, heut alla Maria Rotunda genannt/ durch Agrippam aufgestellet/ auch die Jovis-Kirche mit 76 Seulen gezieret/ und sagte man nach seinem Tod/ er hätte damit verdient/ daß er 76 Jahre gelebet. Daher konte er/ vor seinem Lebens-Ende/ mit recht sich rühmen/ er hinterlasse Rom voll Marmor/ daß er voll Ziegelsteine gefunden.
In seinem Insigel führte er erblich eine Sphinx, hernach aber/ hierinn Alexandro Magno nachahmend/ sein eignes Bildnis; Dann jenes machte die spitzsinnige Römer im Sprüchwort sagen/ wann ein Befehl oder Schreiben von ihm kame: Was wird die Sphynx einmal für neue Rätsel bringen?
Wie löb- und glückseelig nun Kaiser Augusti Regirung gewesen/ so war doch dieses deren höchster Ruhm und gröstes Glück/ daß im 42 Jahr seines Kaisertums (wann man solches von Kaiser Julii Tod am rechnet) A. M. 3970 der einige König aller Könige/ der Augustus und Mehrer des Himmelreichs/ der rechte Friedfürst/ Jesus Christus/ Gottes Ewiger Sohn/ von Maria der Königlichen Jungfrauen/ Mensch gebohren und von Himmel auf Erden gekommen ist. Diese Heilgeburt wurde durch viel Wunderzeichen/ nicht allein Augusto, sondern auch der gantzen Welt/ vorangedeutet. Als Kaiser Augustus das Oraculum zu Delfis fragen ließe/ wer nach ihme zur Regierung kommen würde/ bekame er zur Antwort drey Griechische Verse/ welche zu Latein und Teutsch also lauten.
Unter seiner Regirung wird Jesus Christus der Welt-Heiland gebohren. Me Puer Hebraeus, Divos Deus ipse gu-
bernans,
cedere sede jubet, tristemque redire sub
orcum:
aris ergo dehinc tacitè discedito nostris.
Mich ein Ebreer-Knab/ der über Götter ist/
heist raumen diesen Ort/ zur Hölle wiederkeh-
ren.
Für mich ist nichts mehr hier: Drum weiche/
wer du bist/
und schweige auch wie ich/ du wirst kein’ Ant-
wort hören.
Also muste dieser Lügen-Götze auf die letzte die Warheit reden/ und sind nach diesem/ nicht allein er/ sondern alle andere Orakel in der Welt/ verstummet: Dessen Ursache Plutarchus im Buch de defectu oraculorum, und andere/ zu erforschen sich bemühet/ aber solche in der Heidnischen Finsternis nicht finden können. Es traffe aber damit ein/ was er selber hernach gesagt: Er sey in die Welt gekommen/ daß er die Wercke des Teuffels zerstöre. Kaiser Augustus hat gleichwol hiervon anlaß genommen/ diesem Hebreer-Knaben auf dem Capitolio einen Altar aufzurichten/ den er/ mit der Uberschrifft/ ARA PRIMOGENITI DEI, den Erstgebohrnen Sohn Gottes genennet. Es hat auch vielleicht Virgilius, aus Poetischem Geist/ und unwissend/ mit seiner IV Ecloga, auf diese Geburt gezielet: Dann auf den Sohn Asinii Pollionis, der am neunten Tag wider gestorben/ kan selbiges Hirtengedicht nicht gedeutet werden/ welches er aus der Sibyllae Cumaeae Weissagung abgesehen. Es soll auch/ um die Zeit dieser Geburt/ an einer von Augusti Ehren-Seulen/ der erste Buchstab des Worts Caesar durch den Donner hinweggeschlagen worden seyn/ da das überbliebene Wort aesar, auf Etrurisch/ Gott bedeutet. Augustus ist auch/ von diesem Jahr an/ nicht mehr Consul worden. Er hat/ durch seine aufgelegte allgemeine Schatzung/ darzu helfen müssen/ daß die Eltern Christi nach Bethlehem kamen/ da dann Christus von Maria sollen gebohren werden.
J. Caesar Octavianus Augustus (also liesse er sich nennen/ starbe endlich nach der H. Christ Geburt im 15/ seiner Regirung/ nach gemeiner Rechnung/ im 26/ und seines Alters im 76 Jahr/ den 19 Augusti, zu Nola in Campanien, am Durchlauf/ in eben der Kammer/ darinn auch sein Vatter gestorben/ und in den Armen seiner Livia, zu deren er diß letzte Wort gesaget: Livia, bleibe unsres Ehstandes eingedenck/ und lebe wol! Er fragte auch die Umstehende/ ob er in diesem Lebens-Schau-spiel seine Person wol vertretten hätte? und als sie solches bejahet/ gesegnete er sie mit diesen Worten: Valete ergo & plaudite! So lasst euch dann wol seyn/ und frolocket mir zu! Der Monat Sextilis, weil er in selbigem/ am ersten Burgermeister worden/ drey Triumfe gehalten/ Egypten erobert/ und gestorben/ ward nach ihme Augustus genennet.
Sein Absterben. Unter den um sein Bildnis/ welches von einer auf dem Campidoglio zu Rom in Lebens-Grösse stehenden fürtreflichen Marmor-statue abgezeichnet worden/ gezeichneten Figuren/ ist die erste/ der Steinbock/ als sein oben-erwehntes Geburtzeichen/ samt dem Delfin/ als seinem Devis. Der Kopf darüber/ mag eines seiner Verwandten seyn/
Figuren:
[Abbildung]
Steinbock.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0202_1679 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0202_1679/41 |
Zitationshilfe: | Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,2. Nürnberg, 1679, S. [II (Skulptur), S. 31]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0202_1679/41>, abgerufen am 05.07.2024. |