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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,2. Nürnberg, 1679.

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[Spaltenumbruch] ihm und Antonio, zwar zur Braut angenommen/ (gleichwie er hingegen ihm seine Schwester Octaviam gegeben) aber nicht heimgeführt/ weil ihre Mutter ihrem Eheherrn wider Augustum zu sehr angehangen. Scribonia, die dritte/ ward wegen ihrer leichtfertigen Sitten von ihm verstossen/ eben an dem Tag/ da sie ihm eine Tochter Juliam Livien Lob. gebohren. Die vierte/ Livia Drusilla, kame zu ihm aus Tiberii Ehebette/ mit deren er A. M. 3934 Hochzeit gehalten. Diese lebte mit ihm aufs friedlichste 51/ und nach ihm 15 Jahre: ist 86 Jahre alt gestorben. Sie hatte sich bey ihm höchst beliebt gemacht/ durch Keuschheit/ Gehorsam und sonderbare Klugheit. Daher sie/ als man sie gefragt/ wie sie doch des Kaisers Hertz genommen hätte/ zur Antwort gegeben: Indem ich alles gern gethan/ was er befohlen/ nach seinen Geheim-sachen nicht geforschet/ und etliche seine Gebrechen nicht geantet/ sondern verdultet. Als ihr einsmals nackete Leute auf der Strasse begegnet/ sagte sie zu den Beysitzenden: von einer ehrlichen Matron werden solche Leute nicht anders/ als wie Statuen/ und ohne Gemütsbewegung/ angesehen. Als ihr Gemahl 12 Jahre lang gekrieget/ und vieler Römer Haß verdienet/ die er nun solte hinrichten lassen/ oder solches von ihnen gewärtig seyn muste/ und mit diesen Dencken sich viel Nächte gekränket/ gabe sie ihm endlich den Raht/ er solte trachten/ diese Feinde durch Wolthaten ihm zu Freunden zu machen: worinn er ihr glücklich gefolget.

seine Stiefkinder. Er zeugte mit ihr kein Kind/ bekame aber mit ihr zwey StiefSöhne. Der eine war Tiberius, den sie vier Jahre vorher mit Tiberio erzeuget: der auch nach ihme der dritte Kaiser worden. Der andere hieße Claudius Drusus, den sie/ im dritten Monat nach dem Beylager mit Augusto, gebohren/ daher in Rom das Sprüchwort entstanden: Fortunatis etiam trimestres nascuntur liberi; Wer das Glück hat/ dem werden gleich im dritten Monat Kinder gebohren. Dieser Drusus kriegte sieghaft in Germanien/ und brache endlich im 30 Jahr seines Alters ein Bein/ daran er am 30 Tag sterben müssen. Er hinterließ zween Söhne/ deren einer Germanicus, der andere Claudius geheissen: welcher lezere nach Cajo Caligula, der fünfte Kaiser worden.

Die Tochter Julia. Seine mit der Scribonia erzeugte Tochter Juliam, versprache er an seiner Schwester Octaviae Sohn den Printzen Marcellum, und nach dessen Tod verheuratet er sie an M. Agrippam. Dieser/ weil er ihn zum Stadthauptman in Rom gemacht/ muste/ um mehreren Ansehens willen/ seiner Schwester Octaviae Tochter Marcellam von sich/ und diese ihm antrauen lassen. Als auch dieser gestorben/ muste sein Stief- und Wahl-Sohn Tiberius sie heuraten/ und darum von seiner schon-schwangeren Gemahlin sich scheiden. Diese Julia, ware vielen Lastern ergeben. Sie machte sich dem Vatter verhasst/ durch ihren Stolz und Kleider Pracht/ den sie auch vertheidigte/ und als einer von den Rähten sie vermahnet/ sie möchte doch des Herr Vattern Niderträchtigkeit nachahmen/[Spaltenumbruch] gabe sie zur Antwort: Mein Vatter vergisset/ daß er Kaiser ist/ ich aber erinnere mich wol/ daß ich des Kaisers Tochter bin. Sie ware auch gar leichtfertig in Conversation, und gesellte sich gern zu üppiger Pursche/ dahingegen die Kaiserin Livia nur alte erbare Römer um sich hatte/ und als der Kaiser ihr sagen ließe/ welch ein grosser Unterschied wäre zwischen der Kaiserin und ihrer Tochter/ gabe sie zur Antwort: Auch diese/ die ich bey mir habe/ werden mit mir alt werden. Sie ward endlich so frech/ daß sie bey Nacht auf dem Markt mit dergleichen Gesellen unten und oben lage/ und alles/ was schändlich/ thäte und erlitte: daher sie auf eine Insel verbannet/ und die Ehebrecher gestrafft worden. Ihre mit dem Agrippa erzeugte Kinder Cajus und Lucius Caesar, wurden von ihrem Grosvatter adoptirt, Agrippa und Julia aber/ wegen leichtfertigen Lebens/ gleichsfalls aus Rom verwiesen/ und hatten im Elend ihren Unterhalt von der Livia, welche ihrer StiefEnkelein sich offentlich erbarmet/ aber sie heimlich verfolget. Also ware dieser Großherr unglückselig zu Haus/ der draussen so glückselig gewesen/ nennte diese zwey Julien und den Agrippa seine drey Geschwüre/ und rieffe/ wann von ihnen ihm etwas vor gebracht wurde: Ach daß ich ledig geblieben oder kein Vatter worden wäre! Sind Beyspiele des Sprüchworts/ daß (Heroum silii noxae) Herren-Kinder Ochsen seyen.

Seine Genüglichkeit. Kaiser Augustus ware/ wie erwehnt/ ein Feind des Kleiderprachts/ zoge keine andere Kleider an/ als die ihm von seiner Gemahlin/ Schwester/ Tochter und Enkelein gemacht worden/ und nennte die prächtige Kleider eine Fahne der Hohfart und ein Nest der Uppigkeit. Gleich wenig hielt er auch auf kostbares Geschlecke/ ließe ihm drey oder meist sechs Gerichte auftragen/ behalfe sich oftmals mit schlechtem Brod/ Keeß/ grünen Feigen und Fischlein/ und tranke den Wein gar kärglich. Sonsten aße er/ wann und wo ihm hungerte. Er liebte auch die Ruhe/ fienge ohne Noht keinen Krieg an/ und pflage zu sagen: Es sey ein törichter Ubermut/ wann man/ um des leidigen Triumf-Prachts und eines Lorbeerkranzes willen/ das Leben und die Ruhe der Burger in Gefahr setzet. Er riehte auch den Römern/ daß sie/ das Reich zu vermehren/ niemals/ als hierzu von ausländischen Feinden gereitzet/ trachten solten/ damit sie nicht das/ was bereits erobert/ verlieren möchten: dann es sey bäßer/ nicht viel besiegen/ als das wenige verlieren. Er verlachte auch darum den Grossen Alexander/ welcher/ als er Asien erobert/ die seinen gefragt/ was nun für ihn übrig zu thun wäre? weil er dafür gehalten/ Alexander hätte alsdann noch genug zu thun gehabt mit der Sorgfalt/ daß die eroberte Länder wol regirt würden.

Seine Mildig- und Erkentlichkeit. Sonsten war er/ gegen iederman/ mildgebig und erkentlich/ welche seine Tugend insonderheit dem Antonio Musae, einem Medico,wol genutzet/ der ihn durch Arzney einsmals von gewisser Todesgefahr errettet: dann er schenckte ihm nicht allein ein großes Stuck Gelds/ sondern gabe auch/

[Spaltenumbruch] ihm und Antonio, zwar zur Braut angenommen/ (gleichwie er hingegen ihm seine Schwester Octaviam gegeben) aber nicht heimgeführt/ weil ihre Mutter ihrem Eheherrn wider Augustum zu sehr angehangen. Scribonia, die dritte/ ward wegen ihrer leichtfertigen Sitten von ihm verstossen/ eben an dem Tag/ da sie ihm eine Tochter Juliam Livien Lob. gebohren. Die vierte/ Livia Drusilla, kame zu ihm aus Tiberii Ehebette/ mit deren er A. M. 3934 Hochzeit gehalten. Diese lebte mit ihm aufs friedlichste 51/ und nach ihm 15 Jahre: ist 86 Jahre alt gestorben. Sie hatte sich bey ihm höchst beliebt gemacht/ durch Keuschheit/ Gehorsam und sonderbare Klugheit. Daher sie/ als man sie gefragt/ wie sie doch des Kaisers Hertz genommen hätte/ zur Antwort gegeben: Indem ich alles gern gethan/ was er befohlen/ nach seinen Geheim-sachen nicht geforschet/ und etliche seine Gebrechen nicht geantet/ sondern verdultet. Als ihr einsmals nackete Leute auf der Strasse begegnet/ sagte sie zu den Beysitzenden: von einer ehrlichen Matron werden solche Leute nicht anders/ als wie Statuen/ und ohne Gemütsbewegung/ angesehen. Als ihr Gemahl 12 Jahre lang gekrieget/ und vieler Römer Haß verdienet/ die er nun solte hinrichten lassen/ oder solches von ihnen gewärtig seyn muste/ und mit diesen Dencken sich viel Nächte gekränket/ gabe sie ihm endlich den Raht/ er solte trachten/ diese Feinde durch Wolthaten ihm zu Freunden zu machen: worinn er ihr glücklich gefolget.

seine Stiefkinder. Er zeugte mit ihr kein Kind/ bekame aber mit ihr zwey StiefSöhne. Der eine war Tiberius, den sie vier Jahre vorher mit Tiberio erzeuget: der auch nach ihme der dritte Kaiser worden. Der andere hieße Claudius Drusus, den sie/ im dritten Monat nach dem Beylager mit Augusto, gebohren/ daher in Rom das Sprüchwort entstanden: Fortunatis etiam trimestres nascuntur liberi; Wer das Glück hat/ dem werden gleich im dritten Monat Kinder gebohren. Dieser Drusus kriegte sieghaft in Germanien/ und brache endlich im 30 Jahr seines Alters ein Bein/ daran er am 30 Tag sterben müssen. Er hinterließ zween Söhne/ deren einer Germanicus, der andere Claudius geheissen: welcher lezere nach Cajo Caligula, der fünfte Kaiser worden.

Die Tochter Julia. Seine mit der Scribonia erzeugte Tochter Juliam, versprache er an seiner Schwester Octaviae Sohn den Printzen Marcellum, und nach dessen Tod verheuratet er sie an M. Agrippam. Dieser/ weil er ihn zum Stadthauptman in Rom gemacht/ muste/ um mehreren Ansehens willen/ seiner Schwester Octaviae Tochter Marcellam von sich/ und diese ihm antrauen lassen. Als auch dieser gestorben/ muste sein Stief- und Wahl-Sohn Tiberius sie heuraten/ und darum von seiner schon-schwangeren Gemahlin sich scheiden. Diese Julia, ware vielen Lastern ergeben. Sie machte sich dem Vatter verhasst/ durch ihren Stolz und Kleider Pracht/ den sie auch vertheidigte/ und als einer von den Rähten sie vermahnet/ sie möchte doch des Herr Vattern Niderträchtigkeit nachahmen/[Spaltenumbruch] gabe sie zur Antwort: Mein Vatter vergisset/ daß er Kaiser ist/ ich aber erinnere mich wol/ daß ich des Kaisers Tochter bin. Sie ware auch gar leichtfertig in Conversation, und gesellte sich gern zu üppiger Pursche/ dahingegen die Kaiserin Livia nur alte erbare Römer um sich hatte/ und als der Kaiser ihr sagen ließe/ welch ein grosser Unterschied wäre zwischen der Kaiserin und ihrer Tochter/ gabe sie zur Antwort: Auch diese/ die ich bey mir habe/ werden mit mir alt werden. Sie ward endlich so frech/ daß sie bey Nacht auf dem Markt mit dergleichen Gesellen unten und oben lage/ und alles/ was schändlich/ thäte und erlitte: daher sie auf eine Insel verbannet/ und die Ehebrecher gestrafft worden. Ihre mit dem Agrippa erzeugte Kinder Cajus und Lucius Caesar, wurden von ihrem Grosvatter adoptirt, Agrippa und Julia aber/ wegen leichtfertigen Lebens/ gleichsfalls aus Rom verwiesen/ und hatten im Elend ihren Unterhalt von der Livia, welche ihrer StiefEnkelein sich offentlich erbarmet/ aber sie heimlich verfolget. Also ware dieser Großherr unglückselig zu Haus/ der draussen so glückselig gewesen/ nennte diese zwey Julien und den Agrippa seine drey Geschwüre/ und rieffe/ wann von ihnen ihm etwas vor gebracht wurde: Ach daß ich ledig geblieben oder kein Vatter worden wäre! Sind Beyspiele des Sprüchworts/ daß (Heroum silii noxae) Herren-Kinder Ochsen seyen.

Seine Genüglichkeit. Kaiser Augustus ware/ wie erwehnt/ ein Feind des Kleiderprachts/ zoge keine andere Kleider an/ als die ihm von seiner Gemahlin/ Schwester/ Tochter und Enkelein gemacht worden/ und nennte die prächtige Kleider eine Fahne der Hohfart und ein Nest der Uppigkeit. Gleich wenig hielt er auch auf kostbares Geschlecke/ ließe ihm drey oder meist sechs Gerichte auftragen/ behalfe sich oftmals mit schlechtem Brod/ Keeß/ grünen Feigen und Fischlein/ und tranke den Wein gar kärglich. Sonsten aße er/ wann und wo ihm hungerte. Er liebte auch die Ruhe/ fienge ohne Noht keinen Krieg an/ und pflage zu sagen: Es sey ein törichter Ubermut/ wann man/ um des leidigen Triumf-Prachts und eines Lorbeerkranzes willen/ das Leben und die Ruhe der Burger in Gefahr setzet. Er riehte auch den Römern/ daß sie/ das Reich zu vermehren/ niemals/ als hierzu von ausländischen Feinden gereitzet/ trachten solten/ damit sie nicht das/ was bereits erobert/ verlieren möchten: dann es sey bäßer/ nicht viel besiegen/ als das wenige verlieren. Er verlachte auch darum den Grossen Alexander/ welcher/ als er Asien erobert/ die seinen gefragt/ was nun für ihn übrig zu thun wäre? weil er dafür gehalten/ Alexander hätte alsdann noch genug zu thun gehabt mit der Sorgfalt/ daß die eroberte Länder wol regirt würden.

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[[II (Skulptur), S. 27]/0037] ihm und Antonio, zwar zur Braut angenommen/ (gleichwie er hingegen ihm seine Schwester Octaviam gegeben) aber nicht heimgeführt/ weil ihre Mutter ihrem Eheherrn wider Augustum zu sehr angehangen. Scribonia, die dritte/ ward wegen ihrer leichtfertigen Sitten von ihm verstossen/ eben an dem Tag/ da sie ihm eine Tochter Juliam gebohren. Die vierte/ Livia Drusilla, kame zu ihm aus Tiberii Ehebette/ mit deren er A. M. 3934 Hochzeit gehalten. Diese lebte mit ihm aufs friedlichste 51/ und nach ihm 15 Jahre: ist 86 Jahre alt gestorben. Sie hatte sich bey ihm höchst beliebt gemacht/ durch Keuschheit/ Gehorsam und sonderbare Klugheit. Daher sie/ als man sie gefragt/ wie sie doch des Kaisers Hertz genommen hätte/ zur Antwort gegeben: Indem ich alles gern gethan/ was er befohlen/ nach seinen Geheim-sachen nicht geforschet/ und etliche seine Gebrechen nicht geantet/ sondern verdultet. Als ihr einsmals nackete Leute auf der Strasse begegnet/ sagte sie zu den Beysitzenden: von einer ehrlichen Matron werden solche Leute nicht anders/ als wie Statuen/ und ohne Gemütsbewegung/ angesehen. Als ihr Gemahl 12 Jahre lang gekrieget/ und vieler Römer Haß verdienet/ die er nun solte hinrichten lassen/ oder solches von ihnen gewärtig seyn muste/ und mit diesen Dencken sich viel Nächte gekränket/ gabe sie ihm endlich den Raht/ er solte trachten/ diese Feinde durch Wolthaten ihm zu Freunden zu machen: worinn er ihr glücklich gefolget. Livien Lob. Er zeugte mit ihr kein Kind/ bekame aber mit ihr zwey StiefSöhne. Der eine war Tiberius, den sie vier Jahre vorher mit Tiberio erzeuget: der auch nach ihme der dritte Kaiser worden. Der andere hieße Claudius Drusus, den sie/ im dritten Monat nach dem Beylager mit Augusto, gebohren/ daher in Rom das Sprüchwort entstanden: Fortunatis etiam trimestres nascuntur liberi; Wer das Glück hat/ dem werden gleich im dritten Monat Kinder gebohren. Dieser Drusus kriegte sieghaft in Germanien/ und brache endlich im 30 Jahr seines Alters ein Bein/ daran er am 30 Tag sterben müssen. Er hinterließ zween Söhne/ deren einer Germanicus, der andere Claudius geheissen: welcher lezere nach Cajo Caligula, der fünfte Kaiser worden. seine Stiefkinder. Seine mit der Scribonia erzeugte Tochter Juliam, versprache er an seiner Schwester Octaviae Sohn den Printzen Marcellum, und nach dessen Tod verheuratet er sie an M. Agrippam. Dieser/ weil er ihn zum Stadthauptman in Rom gemacht/ muste/ um mehreren Ansehens willen/ seiner Schwester Octaviae Tochter Marcellam von sich/ und diese ihm antrauen lassen. Als auch dieser gestorben/ muste sein Stief- und Wahl-Sohn Tiberius sie heuraten/ und darum von seiner schon-schwangeren Gemahlin sich scheiden. Diese Julia, ware vielen Lastern ergeben. Sie machte sich dem Vatter verhasst/ durch ihren Stolz und Kleider Pracht/ den sie auch vertheidigte/ und als einer von den Rähten sie vermahnet/ sie möchte doch des Herr Vattern Niderträchtigkeit nachahmen/ gabe sie zur Antwort: Mein Vatter vergisset/ daß er Kaiser ist/ ich aber erinnere mich wol/ daß ich des Kaisers Tochter bin. Sie ware auch gar leichtfertig in Conversation, und gesellte sich gern zu üppiger Pursche/ dahingegen die Kaiserin Livia nur alte erbare Römer um sich hatte/ und als der Kaiser ihr sagen ließe/ welch ein grosser Unterschied wäre zwischen der Kaiserin und ihrer Tochter/ gabe sie zur Antwort: Auch diese/ die ich bey mir habe/ werden mit mir alt werden. Sie ward endlich so frech/ daß sie bey Nacht auf dem Markt mit dergleichen Gesellen unten und oben lage/ und alles/ was schändlich/ thäte und erlitte: daher sie auf eine Insel verbannet/ und die Ehebrecher gestrafft worden. Ihre mit dem Agrippa erzeugte Kinder Cajus und Lucius Caesar, wurden von ihrem Grosvatter adoptirt, Agrippa und Julia aber/ wegen leichtfertigen Lebens/ gleichsfalls aus Rom verwiesen/ und hatten im Elend ihren Unterhalt von der Livia, welche ihrer StiefEnkelein sich offentlich erbarmet/ aber sie heimlich verfolget. Also ware dieser Großherr unglückselig zu Haus/ der draussen so glückselig gewesen/ nennte diese zwey Julien und den Agrippa seine drey Geschwüre/ und rieffe/ wann von ihnen ihm etwas vor gebracht wurde: Ach daß ich ledig geblieben oder kein Vatter worden wäre! Sind Beyspiele des Sprüchworts/ daß (Heroum silii noxae) Herren-Kinder Ochsen seyen. Die Tochter Julia. Kaiser Augustus ware/ wie erwehnt/ ein Feind des Kleiderprachts/ zoge keine andere Kleider an/ als die ihm von seiner Gemahlin/ Schwester/ Tochter und Enkelein gemacht worden/ und nennte die prächtige Kleider eine Fahne der Hohfart und ein Nest der Uppigkeit. Gleich wenig hielt er auch auf kostbares Geschlecke/ ließe ihm drey oder meist sechs Gerichte auftragen/ behalfe sich oftmals mit schlechtem Brod/ Keeß/ grünen Feigen und Fischlein/ und tranke den Wein gar kärglich. Sonsten aße er/ wann und wo ihm hungerte. Er liebte auch die Ruhe/ fienge ohne Noht keinen Krieg an/ und pflage zu sagen: Es sey ein törichter Ubermut/ wann man/ um des leidigen Triumf-Prachts und eines Lorbeerkranzes willen/ das Leben und die Ruhe der Burger in Gefahr setzet. Er riehte auch den Römern/ daß sie/ das Reich zu vermehren/ niemals/ als hierzu von ausländischen Feinden gereitzet/ trachten solten/ damit sie nicht das/ was bereits erobert/ verlieren möchten: dann es sey bäßer/ nicht viel besiegen/ als das wenige verlieren. Er verlachte auch darum den Grossen Alexander/ welcher/ als er Asien erobert/ die seinen gefragt/ was nun für ihn übrig zu thun wäre? weil er dafür gehalten/ Alexander hätte alsdann noch genug zu thun gehabt mit der Sorgfalt/ daß die eroberte Länder wol regirt würden. Seine Genüglichkeit. Sonsten war er/ gegen iederman/ mildgebig und erkentlich/ welche seine Tugend insonderheit dem Antonio Musae, einem Medico,wol genutzet/ der ihn durch Arzney einsmals von gewisser Todesgefahr errettet: dann er schenckte ihm nicht allein ein großes Stuck Gelds/ sondern gabe auch/ Seine Mildig- und Erkentlichkeit.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,2. Nürnberg, 1679, S. [II (Skulptur), S. 27]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0202_1679/37>, abgerufen am 28.11.2024.