Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,2. Nürnberg, 1679.[Spaltenumbruch] den annehmlichsten Prospect hat. In dem Berghaus finden sich XX. Gemächer/ Galerien/ und Säle/ auf einem Boden und Stockwerck. Zudem/ so sind zwey Brünnen darinn/ ein Röhr- und ein Ziehbrunnen; deren Wasser nicht kan benommen werden: Welches in Berghäusern rar gehalten wird. Inwendig/ in dem Hof/ steht ein Stock auf VI. gegossenen steinernen Seulen. Der Marstall ist CCCXCVI. Schuhe lang/ im Liecht; in der Breite LVIII. Schuhe/ im Liechte: Mitten in demselben steht ein guter Springbrunnen. [Spaltenumbruch] Nach der Länge hat es auf jedwederer Seiten XII. Corinthische steinerne Seulen/ und daraus steinerne Bögen: Also daß hundert Pferde darein gestellet werden können. Der Keller/ zu Friederichsburg / ist in einem Gewölb DXL. Schuhe lang/ und XXXV. Schuhe breit. Das große Weinfaß zu Heidelberg/ hält CCIV. Fuder/ III. Ohm/ IV. Viertel: Oder/ nach der Reinischen Eyche/ MMCCCCLIV. Aimer/ und XVI. Mas. [Spaltenumbruch]
DIeses Hoch-Fürstliche Chur-Haus war iederzeit/ wie gesagt/ aller Studien und Tugenden Nähr-Mutter/ und gewohnt/ nach Hinlegung der schweren Regiments- Verrichtung sich mit dergleichen kunstreichen Ubungen zu ergetzen/ und zu einer Zeit den Scepter in der einen/ die Feder in der andern Hand zu führen. Und solcher lobreichen Fusstapfen folgen mercklich nach Se. Durchl. der Chur-Prinz CAROLUS, von Dero hoher Tugend und Verstand viel zu sagen wäre: Ich weise die Gelehrten zu Deroselben PHILOTHEI, von Dessen hocherleuchtem Geist und Verstande componirt/ auch mit darzu eigenhändig-gezeichneten invention der Kupferstücken beziert: Die in offentlichen Druck unlängst ausgegebene Emblemata Christiana, bey der neugirigen Nachwelt/ genugsam zeigen. Was noch von dieser hohen Person zu hoffen sey/ sonderlich wann es Gott mit dem schweren Kriegesbrand/ womit auch Dero Landen wieder angesteckt worden/ zum edlen Frieden schicken solte. Da sie in Dero Residenz wol einen berühmten Parnass aufrichten werden/ wie dann bereits bey Deroselben zu finden seyn. Als erstlich ein Stück von Paulo Veronense, in welchem abgebildet/ wie Christus die Kindlein zu sich kommen lässt: Zum andern/ eine Venetianische Frau/ in Lebensgrösse/ von Petro Licini: Drittens/ eine Italiänische Frau von Titian: Zum vierten/ ein Original von eben demselben/ dessen Vorstellung ist/ wie Rebecca von des Abrahams Knecht aufgenommen wird. Zum Fünften/ ein Brustbild/ Jesabel/ als ein Original[Spaltenumbruch] von Georg Pentzen. Letzlich/ ein Ochs/ in Kupfer gegossen/ so für den Egyptischen Apis gehalten wird. Zum Beschlus folgen die raren Gemählde/ welche Ihrer Hoheiten/ der Chur-Princessinn zu Pfaltz/ gehörig. Als Erstlich/ eine grosse Tafel/ vorstellend die Hester/ wie sie vor dem König Ahasvero für das Jüdische Volck bittet; neben vielen andern Figuren von Gio Francesco da Cento, sonst Guarcino genannt/ von seiner allerbesten Manier gemacht. Zum andern/ ein Original von Rubens, in sich haltend das Urtheil Midae, zwischen Apollo und Pan. Drittens/ ein Original von Holbein , nämlich der H. Hieronymus. Viertens/ ein klein Stuck von Altengraff, darinnen Fides, in einer Weiblichen Gestalt vorgebildet wird. Endlich/ ein Stück von Joseph Werner, Mahlern zu Augsburg; worinnen zu sehen die Artemisia, wie sie von ihres Gemahls Leichnam die Asche eintrinkt/ so ihr von denen Sclavinnen/ in einem sonderbaren Geschirr überreicht wird/ in einem vortrefflichen Gebäu: Sehr curieus von Miniatur gemahlt/ mit vielen anderen mehr. Ich wolte sagen: Dis Berg-Schlos ist die Burg/ wo Kunst
bey Weißheit wohnet: Wo die Geschicklichkeit recht Fürstlich wird belohnet: Wo Jupiter regirt/ wo manches kluges Bild Apollo mahlt im Sinn/ wo Pallas führt den Schild! Wol euch/ ihr Pierinnen/ hie sind Parnassus-Zinnen. Verzeichnis Herrn Rudolph Wilhelm/ Herrn zu Stu- [Spaltenumbruch]
benberg/ auf Kopfenberg/ Erbschencken in Steyer/ etc. Kunst- Cabinet/ Gemählde/ Tafeln/ Handrisse/ und Kupferstücke. EIne Hochzeit zu Cana in Galilea/ von Paolo Verones: Eine Badaglia von Bomerman. Eine Mahlzeit von Gondolach. Ein Baurenkopf/ von Kranach. Christus mit 2.[Spaltenumbruch] Jüngern zu Emaus/ von Titian. Zwey mühsame Stücklein/ von Brugel, das eine die Versuchung Antoni auf Kupfer; das ander eine Kuchen auf Holz gemahlen. Ein Viehstuck/ von Felda. Eine [Spaltenumbruch] den annehmlichsten Prospect hat. In dem Berghaus finden sich XX. Gemächer/ Galerien/ und Säle/ auf einem Boden und Stockwerck. Zudem/ so sind zwey Brünnen darinn/ ein Röhr- und ein Ziehbrunnen; deren Wasser nicht kan benommen werden: Welches in Berghäusern rar gehalten wird. Inwendig/ in dem Hof/ steht ein Stock auf VI. gegossenen steinernen Seulen. Der Marstall ist CCCXCVI. Schuhe lang/ im Liecht; in der Breite LVIII. Schuhe/ im Liechte: Mitten in demselben steht ein guter Springbrunnen. [Spaltenumbruch] Nach der Länge hat es auf jedwederer Seiten XII. Corinthische steinerne Seulen/ und daraus steinerne Bögen: Also daß hundert Pferde darein gestellet werden können. Der Keller/ zu Friederichsburg / ist in einem Gewölb DXL. Schuhe lang/ und XXXV. Schuhe breit. Das große Weinfaß zu Heidelberg/ hält CCIV. Fuder/ III. Ohm/ IV. Viertel: Oder/ nach der Reinischen Eyche/ MMCCCCLIV. Aimer/ und XVI. Mas. [Spaltenumbruch]
DIeses Hoch-Fürstliche Chur-Haus war iederzeit/ wie gesagt/ aller Studien und Tugenden Nähr-Mutter/ und gewohnt/ nach Hinlegung der schweren Regiments- Verrichtung sich mit dergleichen kunstreichen Ubungen zu ergetzen/ und zu einer Zeit den Scepter in der einen/ die Feder in der andern Hand zu führen. Und solcher lobreichen Fusstapfen folgen mercklich nach Se. Durchl. der Chur-Prinz CAROLUS, von Dero hoher Tugend und Verstand viel zu sagen wäre: Ich weise die Gelehrten zu Deroselben PHILOTHEI, von Dessen hocherleuchtem Geist und Verstande componirt/ auch mit darzu eigenhändig-gezeichneten invention der Kupferstücken beziert: Die in offentlichen Druck unlängst ausgegebene Emblemata Christiana, bey der neugirigen Nachwelt/ genugsam zeigen. Was noch von dieser hohen Person zu hoffen sey/ sonderlich wann es Gott mit dem schweren Kriegesbrand/ womit auch Dero Landen wieder angesteckt worden/ zum edlen Frieden schicken solte. Da sie in Dero Residenz wol einen berühmten Parnass aufrichten werden/ wie dann bereits bey Deroselben zu finden seyn. Als erstlich ein Stück von Paulo Veronense, in welchem abgebildet/ wie Christus die Kindlein zu sich kommen lässt: Zum andern/ eine Venetianische Frau/ in Lebensgrösse/ von Petro Licini: Drittens/ eine Italiänische Frau von Titian: Zum vierten/ ein Original von eben demselben/ dessen Vorstellung ist/ wie Rebecca von des Abrahams Knecht aufgenommen wird. Zum Fünften/ ein Brustbild/ Jesabel/ als ein Original[Spaltenumbruch] von Georg Pentzen. Letzlich/ ein Ochs/ in Kupfer gegossen/ so für den Egyptischen Apis gehalten wird. Zum Beschlus folgen die raren Gemählde/ welche Ihrer Hoheiten/ der Chur-Princessinn zu Pfaltz/ gehörig. Als Erstlich/ eine grosse Tafel/ vorstellend die Hester/ wie sie vor dem König Ahasvero für das Jüdische Volck bittet; neben vielen andern Figuren von Gio Francesco da Cento, sonst Guarcino genannt/ von seiner allerbesten Manier gemacht. Zum andern/ ein Original von Rubens, in sich haltend das Urtheil Midae, zwischen Apollo und Pan. Drittens/ ein Original von Holbein , nämlich der H. Hieronymus. Viertens/ ein klein Stuck von Altengraff, darinnen Fides, in einer Weiblichen Gestalt vorgebildet wird. Endlich/ ein Stück von Joseph Werner, Mahlern zu Augsburg; worinnen zu sehen die Artemisia, wie sie von ihres Gemahls Leichnam die Asche eintrinkt/ so ihr von denen Sclavinnen/ in einem sonderbaren Geschirr überreicht wird/ in einem vortrefflichen Gebäu: Sehr curieus von Miniatur gemahlt/ mit vielen anderen mehr. Ich wolte sagen: Dis Berg-Schlos ist die Burg/ wo Kunst
bey Weißheit wohnet: Wo die Geschicklichkeit recht Fürstlich wird belohnet: Wo Jupiter regirt/ wo manches kluges Bild Apollo mahlt im Sinn/ wo Pallas führt den Schild! Wol euch/ ihr Pierinnen/ hie sind Parnassus-Zinnen. Verzeichnis Herrn Rudolph Wilhelm/ Herrn zu Stu- [Spaltenumbruch]
benberg/ auf Kopfenberg/ Erbschencken in Steyer/ etc. Kunst- Cabinet/ Gemählde/ Tafeln/ Handrisse/ und Kupferstücke. EIne Hochzeit zu Cana in Galilea/ von Paolo Verones: Eine Badaglia von Bomerman. Eine Mahlzeit von Gondolach. Ein Baurenkopf/ von Kranach. Christus mit 2.[Spaltenumbruch] Jüngern zu Emaus/ von Titian. Zwey mühsame Stücklein/ von Brugel, das eine die Versuchung Antoni auf Kupfer; das ander eine Kuchen auf Holz gemahlen. Ein Viehstuck/ von Felda. Eine <TEI> <text> <body> <div xml:id="d962.2"> <div xml:id="d965"> <p><pb facs="#f0106" xml:id="pb-967" n="[II (Skulptur), S. 76]"/><cb/> den annehmlichsten <hi rendition="#aq">Prospect</hi> hat. In dem <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1065 http://www.geonames.org/6324587/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=1100285">Berghaus</placeName> finden sich <hi rendition="#aq">XX.</hi> Gemächer/ <hi rendition="#aq">Galeri</hi>en/ und Säle/ auf einem Boden und Stockwerck. 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den annehmlichsten Prospect hat. In dem Berghaus finden sich XX. Gemächer/ Galerien/ und Säle/ auf einem Boden und Stockwerck. Zudem/ so sind zwey Brünnen darinn/ ein Röhr- und ein Ziehbrunnen; deren Wasser nicht kan benommen werden: Welches in Berghäusern rar gehalten wird. Inwendig/ in dem Hof/ steht ein Stock auf VI. gegossenen steinernen Seulen.
Der Marstall ist CCCXCVI. Schuhe lang/ im Liecht; in der Breite LVIII. Schuhe/ im Liechte: Mitten in demselben steht ein guter Springbrunnen.
Nach der Länge hat es auf jedwederer Seiten XII. Corinthische steinerne Seulen/ und daraus steinerne Bögen: Also daß hundert Pferde darein gestellet werden können.
Der Keller/ zu Friederichsburg / ist in einem Gewölb DXL. Schuhe lang/ und XXXV. Schuhe breit. Das große Weinfaß zu Heidelberg/ hält CCIV. Fuder/ III. Ohm/ IV. Viertel: Oder/ nach der Reinischen Eyche/ MMCCCCLIV. Aimer/ und XVI. Mas.
Der Chur-Prinz Carl.
DIeses Hoch-Fürstliche Chur-Haus war iederzeit/ wie gesagt/ aller Studien und Tugenden Nähr-Mutter/ und gewohnt/ nach Hinlegung der schweren Regiments- Verrichtung sich mit dergleichen kunstreichen Ubungen zu ergetzen/ und zu einer Zeit den Scepter in der einen/ die Feder in der andern Hand zu führen. Und solcher lobreichen Fusstapfen folgen mercklich nach Se. Durchl. der Chur-Prinz CAROLUS, von Dero hoher Tugend und Verstand viel zu sagen wäre: Ich weise die Gelehrten zu Deroselben PHILOTHEI, von Dessen hocherleuchtem Geist und Verstande componirt/ auch mit darzu eigenhändig-gezeichneten invention der Kupferstücken beziert: Die in offentlichen Druck unlängst ausgegebene Emblemata Christiana, bey der neugirigen Nachwelt/ genugsam zeigen. Was noch von dieser hohen Person zu hoffen sey/ sonderlich wann es Gott mit dem schweren Kriegesbrand/ womit auch Dero Landen wieder angesteckt worden/ zum edlen Frieden schicken solte. Da sie in Dero Residenz wol einen berühmten Parnass aufrichten werden/ wie dann bereits bey Deroselben zu finden seyn.
Als erstlich ein Stück von Paulo Veronense, in welchem abgebildet/ wie Christus die Kindlein zu sich kommen lässt: Zum andern/ eine Venetianische Frau/ in Lebensgrösse/ von Petro Licini: Drittens/ eine Italiänische Frau von Titian: Zum vierten/ ein Original von eben demselben/ dessen Vorstellung ist/ wie Rebecca von des Abrahams Knecht aufgenommen wird. Zum Fünften/ ein Brustbild/ Jesabel/ als ein Original
von Georg Pentzen. Letzlich/ ein Ochs/ in Kupfer gegossen/ so für den Egyptischen Apis gehalten wird.
Zum Beschlus folgen die raren Gemählde/ welche Ihrer Hoheiten/ der Chur-Princessinn zu Pfaltz/ gehörig. Als Erstlich/ eine grosse Tafel/ vorstellend die Hester/ wie sie vor dem König Ahasvero für das Jüdische Volck bittet; neben vielen andern Figuren von Gio Francesco da Cento, sonst Guarcino genannt/ von seiner allerbesten Manier gemacht. Zum andern/ ein Original von Rubens, in sich haltend das Urtheil Midae, zwischen Apollo und Pan. Drittens/ ein Original von Holbein , nämlich der H. Hieronymus. Viertens/ ein klein Stuck von Altengraff, darinnen Fides, in einer Weiblichen Gestalt vorgebildet wird. Endlich/ ein Stück von Joseph Werner, Mahlern zu Augsburg; worinnen zu sehen die Artemisia, wie sie von ihres Gemahls Leichnam die Asche eintrinkt/ so ihr von denen Sclavinnen/ in einem sonderbaren Geschirr überreicht wird/ in einem vortrefflichen Gebäu: Sehr curieus von Miniatur gemahlt/ mit vielen anderen mehr. Ich wolte sagen:
Dis Berg-Schlos ist die Burg/ wo Kunst
bey Weißheit wohnet:
Wo die Geschicklichkeit recht Fürstlich wird
belohnet:
Wo Jupiter regirt/ wo manches kluges
Bild
Apollo mahlt im Sinn/ wo Pallas
führt den Schild!
Wol euch/ ihr Pierinnen/
hie sind Parnassus-Zinnen.
Verzeichnis Herrn Rudolph Wilhelm/ Herrn zu Stu-
benberg/ auf Kopfenberg/ Erbschencken in Steyer/ etc. Kunst-
Cabinet/ Gemählde/ Tafeln/ Handrisse/ und
Kupferstücke.
EIne Hochzeit zu Cana in Galilea/ von Paolo Verones: Eine Badaglia von Bomerman. Eine Mahlzeit von Gondolach. Ein Baurenkopf/ von Kranach. Christus mit 2.
Jüngern zu Emaus/ von Titian. Zwey mühsame Stücklein/ von Brugel, das eine die Versuchung Antoni auf Kupfer; das ander eine Kuchen auf Holz gemahlen. Ein Viehstuck/ von Felda. Eine
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