Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,1. Nürnberg, 1679.[Spaltenumbruch] Gras darauf gewachsen; als ein gemeiner Ort/ woselbst das Römische Volck seine Zusammenkunfften gehalten/ wann entweder ein Keyser zu erwehlen/ oder sonst etwas hauptsachliches in dem Regiment der Römischen Burgerschafft vorzutragen war. Diesem nach hat Aurelianus die Mauren/ von der porta Collatina an zu rechnen/ nach der Länge des Gartenhügels hinab/ geführet; und endlich bey der Tiber/ an demjenigen Ort damit abgebrochen/ allwo die hangende Qver-Mauer/ (Muro Torto genant) annoch zu sehen. Daß aber Zosinus bejahen will/ Aurelianus Ob Keyser Tacitus vollendet die Vergrösserung. habe diejenige Mauer nur zu bauen angefangen/ dagegen der Keyser Tacitus solche völlig ausgebauet/ und zu Ende gebracht; ist nicht wol zu glauben: Indem dieser nur sechs Monat Keyser geblieben/ und also länger nicht gelebt. Die überaus grosse Weitläufftigkeit der alten Stadt Rom ist um so viel desto leichter zu begreiffen/ und desto mehr zu glauben/ indem alle und jede/ weitausschweiffende Vorstädte/ derer sehr viel gewesen/ darzu gerechnet/ und darunter verstanden werden: Zumal man/ vermittelst der Vorstädte/ immer von einem kleinen Städtlein zum andern Plin. lib.3. Hist. c. 5. kommen kunte: Dannenhero auch so viel unterschiedliche Namen derer/ um die Stadt Rom gelegenen Landstrassen/ entstanden: welche alle von denen angräntzenden Vorstädten also genennet wurden. Die Stadtmauren bleiben von den Gothen/ unverruckt. Etliche sind zwar der Meynung/ ob wären/ in folgenden Zeiten/ die Mauren von den Gothen/ und andern grausamen Feinden/ durch dero Zerstörung/ aus ihrem vorigen Stand und Ort gebracht/ und dabey sehr verringert worden: Allein daß solches ohne Grund/ ist aus der richtigen Zeit-Rechnung unschwer zu erweisen. Denn die beeden Keyser Aurelianus und Justinianus sind gantzer 275. Jahre von einander/ in welcher Zeit die Römischen Stadtmauren unverruckt und unversehrt geblieben: Zumalen auch die gantze Stadt/ da Keyser Honorius regiert/ durch viel zierliche Gebäue immerdar vermehret/ und erst um das Jahr 1164. der erbauten Stadt von den Gothen erobert Rom erobert von den Gothen/ zweymal. worden: Allein ihr König Alaricus hat sich wenig Tage daselbst aufgehalten/ nur etliche Gebäue in den Brand gesteckt/ mit grossem Raub sich wieder von dannen begeben/ und die Stadtmauren unverletzt gelassen: Also hat sich auch/ nach dessen Absterben/ der König Ataulphus gegen diejenige Stadt verhalten/ nachdem nemlich die Gothen solche wiederum einbekommen. Von den Wenden/ zum drittenmal. Zum drittenmal haben die Wenden/ welche die Keyserinn Eudocia aus Africa in Welschland gelocket/ ihres Herrn und Keysers Valentiniani Tod/ welchen Maximus hinterlistiger Weise umgebracht zu rechen/ die Stadt Rom überwältiget: Eutrop. libr. 3. in Martiano. Gensericus aber/ der Wenden König/ hat sich derselbigen/ ohne einigen Widerstand/ indem keine Besatzung darin gelegen/ von Stund an bemächtiget: Da ihm dann der Pabst Leo mit demütigster Fürbitte/ der Stadt zu verschonen/ eiligst begegnet; und auch dadurch so viel erhalten/ daß derselben kein ferner Schaden/ durch einige Verwüstung/ zugefüget worden. [Spaltenumbruch]Von den Herulen/ zum viertenmal. Zum vierdtenmal hat Odoacer, der Herulischen Völcker König/ (welche zwischen denen Gothen und Rügen / an der Weixel gewohnt) solche Stadt bemeistert; und (nachdem der letzte Keyser Augustus von ihm aus dem Weg geraumt) so lang daselbst geherrschet/ bis daß ihn Theodoricus, der Gothen König getödtet; und also Rom zum Von den Gothen/ zum fünftenmnal. fünften mal eingenommen. Sechtzig Jahre hernach hat Belisarius, da Keyser Justinianus allbereit 9. Jahre regiert/ die Gothen wiederum aus der Stadt gejagt. Aber auch diese beede erstbesagte Könige/ Odoacer und Theodoricus, haben der Stadt Verwüstung nicht verlangt/ indem sie lang darinnen zu regieren gesucht/ und daselbst zu wohnen Willens gewest. Demnach wird sich niemand erkühnen/ zu behaubten/ daß diejenigen Stadtmauren von denselben entweder zerstört/ oder vermindert worden wären. Ja/ vielmehr der Procop. l 1. Cassiod. l. 1. Var. Epist. 25. & l. 2. cp.34. König Theodoricus war mit allem Fleiß darauf bedacht/ wie die von grossem Alterthum zerfallene Mauren/ aller Orten/ wiederum ergäntzet und ausgebessert werden möchten. Woraus denn Sonnen-klar erhellet/ daß die herrlichen Stadtmauren von denen Römischen Fürsten/ und Keysern immerdar baulich erhalten worden/ und so lang unbeschädigt verblieben; bis daß/ in dem sehr schweren/ Gothischen Krieg/ der Totilas verwüstet die gantze Stadt. Procop. lib. 3. grausame Bluthund Totilas, der gantzen Stadt den Garaus gemacht. Denn nachdem er in Campanien zu gehen/ sich gefast hielte; hat er insonderheit Rom zu schleifen/ und eine Vieh- Weide daraus zu machen/ ihm gäntzlich vorgenommen: Belisarii Fürbitt und Fleiß. Jedoch aber vermochte Belisarius mit seinem gelinden Fürbitt-Schreiben bey solchem Wüterich so viel/ daß zwar die schönen Gebäue mit Feuer nicht angesteckt/ die Mauren aber an unterschiedlichen Orten eingerissen/ und die Burger daraus vertrieben wurden. Darauf dann Belisarius diejenigen Steine/ allwo die Mauer zerstört darnieder lag/ fleissig verwahren/ und aus Mangel Mörters/ also aufeinander schlichten/ und (so gut man kunte) fügen ließ; damit man nur die vorige Gestalt des Gebäus ins künftige daraus zu ersehen hätte. Im übrigen führte er von aussen einen starcken Zaun/ an statt der Pallisaden/ herum/ samt einem tieffern Graben; die Stadmauren desto besser dadurch zu beschützen. Dannenhero alles Römische Kriegsvolck/ in Wiederaufrichtung der niedergeworffenen Stadtmauren/ mit unglaublicher Hurtigkeit/ innerhalb funfzehen Tagen/ das meinste wiederum Totilas will wie der an die Stadt. ersetzt/ was Totilas daran verwüstet hatte. Unterdessen kam dieser wiederum zuruck/ vor die Stadt; kunte aber nichts daselbst ausrichten. Nachdem sich also dieser barbarische Feind wieder zuruck zog/ verwahrte Belisarius die Stadthor noch besser/ mit Eisenwerck; und ließ auch die schadhafften Mauren aller Orten wiederum ausbessern und befestigen; keines weges aber änger einziehen/ noch erweiteren. Derowegen als Totilas zum drittenmal vor die obbesagte Stadt ruckte/ Bekomt sie durch Verrähterey. hat er/ dieselbige mit Gewalt einzunehmen/ ihm nicht getrauet; sondern mit Betrug/ und durch Verrähterey der darinn-ligenden Römischen [Spaltenumbruch] Gras darauf gewachsen; als ein gemeiner Ort/ woselbst das Römische Volck seine Zusammenkunfften gehalten/ wann entweder ein Keyser zu erwehlen/ oder sonst etwas hauptsachliches in dem Regiment der Römischen Burgerschafft vorzutragen war. Diesem nach hat Aurelianus die Mauren/ von der porta Collatina an zu rechnen/ nach der Länge des Gartenhügels hinab/ geführet; und endlich bey der Tiber/ an demjenigen Ort damit abgebrochen/ allwo die hangende Qver-Mauer/ (Muro Torto genant) annoch zu sehen. Daß aber Zosinus bejahen will/ Aurelianus Ob Keyser Tacitus vollendet die Vergrösserung. habe diejenige Mauer nur zu bauen angefangen/ dagegen der Keyser Tacitus solche völlig ausgebauet/ und zu Ende gebracht; ist nicht wol zu glauben: Indem dieser nur sechs Monat Keyser geblieben/ und also länger nicht gelebt. Die überaus grosse Weitläufftigkeit der alten Stadt Rom ist um so viel desto leichter zu begreiffen/ und desto mehr zu glauben/ indem alle und jede/ weitausschweiffende Vorstädte/ derer sehr viel gewesen/ darzu gerechnet/ und darunter verstanden werden: Zumal man/ vermittelst der Vorstädte/ immer von einem kleinen Städtlein zum andern Plin. lib.3. Hist. c. 5. kommen kunte: Dannenhero auch so viel unterschiedliche Namen derer/ um die Stadt Rom gelegenen Landstrassen/ entstanden: welche alle von denen angräntzenden Vorstädten also genennet wurden. Die Stadtmauren bleiben von den Gothen/ unverruckt. Etliche sind zwar der Meynung/ ob wären/ in folgenden Zeiten/ die Mauren von den Gothen/ und andern grausamen Feinden/ durch dero Zerstörung/ aus ihrem vorigen Stand und Ort gebracht/ und dabey sehr verringert worden: Allein daß solches ohne Grund/ ist aus der richtigen Zeit-Rechnung unschwer zu erweisen. Denn die beeden Keyser Aurelianus und Justinianus sind gantzer 275. Jahre von einander/ in welcher Zeit die Römischen Stadtmauren unverruckt und unversehrt geblieben: Zumalen auch die gantze Stadt/ da Keyser Honorius regiert/ durch viel zierliche Gebäue immerdar vermehret/ und erst um das Jahr 1164. der erbauten Stadt von den Gothen erobert Rom erobert von den Gothen/ zweymal. worden: Allein ihr König Alaricus hat sich wenig Tage daselbst aufgehalten/ nur etliche Gebäue in den Brand gesteckt/ mit grossem Raub sich wieder von dannen begeben/ und die Stadtmauren unverletzt gelassen: Also hat sich auch/ nach dessen Absterben/ der König Ataulphus gegen diejenige Stadt verhalten/ nachdem nemlich die Gothen solche wiederum einbekommen. Von den Wenden/ zum drittenmal. Zum drittenmal haben die Wenden/ welche die Keyserinn Eudocia aus Africa in Welschland gelocket/ ihres Herrn und Keysers Valentiniani Tod/ welchen Maximus hinterlistiger Weise umgebracht zu rechen/ die Stadt Rom überwältiget: Eutrop. libr. 3. in Martiano. Gensericus aber/ der Wenden König/ hat sich derselbigen/ ohne einigen Widerstand/ indem keine Besatzung darin gelegen/ von Stund an bemächtiget: Da ihm dann der Pabst Leo mit demütigster Fürbitte/ der Stadt zu verschonen/ eiligst begegnet; und auch dadurch so viel erhalten/ daß derselben kein ferner Schaden/ durch einige Verwüstung/ zugefüget worden. [Spaltenumbruch]Von den Herulen/ zum viertenmal. Zum vierdtenmal hat Odoacer, der Herulischen Völcker König/ (welche zwischen denen Gothen und Rügen / an der Weixel gewohnt) solche Stadt bemeistert; und (nachdem der letzte Keyser Augustus von ihm aus dem Weg geraumt) so lang daselbst geherrschet/ bis daß ihn Theodoricus, der Gothen König getödtet; und also Rom zum Von den Gothen/ zum fünftenmnal. fünften mal eingenommen. Sechtzig Jahre hernach hat Belisarius, da Keyser Justinianus allbereit 9. Jahre regiert/ die Gothen wiederum aus der Stadt gejagt. Aber auch diese beede erstbesagte Könige/ Odoacer und Theodoricus, haben der Stadt Verwüstung nicht verlangt/ indem sie lang darinnen zu regieren gesucht/ und daselbst zu wohnen Willens gewest. Demnach wird sich niemand erkühnen/ zu behaubten/ daß diejenigen Stadtmauren von denselben entweder zerstört/ oder vermindert worden wären. Ja/ vielmehr der Procop. l 1. Cassiod. l. 1. Var. Epist. 25. & l. 2. cp.34. König Theodoricus war mit allem Fleiß darauf bedacht/ wie die von grossem Alterthum zerfallene Mauren/ aller Orten/ wiederum ergäntzet und ausgebessert werden möchten. Woraus denn Sonnen-klar erhellet/ daß die herrlichen Stadtmauren von denen Römischen Fürsten/ und Keysern immerdar baulich erhalten worden/ und so lang unbeschädigt verblieben; bis daß/ in dem sehr schweren/ Gothischen Krieg/ der Totilas verwüstet die gantze Stadt. Procop. lib. 3. grausame Bluthund Totilas, der gantzen Stadt den Garaus gemacht. Denn nachdem er in Campanien zu gehen/ sich gefast hielte; hat er insonderheit Rom zu schleifen/ und eine Vieh- Weide daraus zu machen/ ihm gäntzlich vorgenommen: Belisarii Fürbitt und Fleiß. Jedoch aber vermochte Belisarius mit seinem gelinden Fürbitt-Schreiben bey solchem Wüterich so viel/ daß zwar die schönen Gebäue mit Feuer nicht angesteckt/ die Mauren aber an unterschiedlichen Orten eingerissen/ und die Burger daraus vertrieben wurden. Darauf dann Belisarius diejenigen Steine/ allwo die Mauer zerstört darnieder lag/ fleissig verwahren/ und aus Mangel Mörters/ also aufeinander schlichten/ und (so gut man kunte) fügen ließ; damit man nur die vorige Gestalt des Gebäus ins künftige daraus zu ersehen hätte. Im übrigen führte er von aussen einen starcken Zaun/ an statt der Pallisaden/ herum/ samt einem tieffern Graben; die Stadmauren desto besser dadurch zu beschützen. Dannenhero alles Römische Kriegsvolck/ in Wiederaufrichtung der niedergeworffenen Stadtmauren/ mit unglaublicher Hurtigkeit/ innerhalb funfzehen Tagen/ das meinste wiederum Totilas will wie der an die Stadt. ersetzt/ was Totilas daran verwüstet hatte. Unterdessen kam dieser wiederum zuruck/ vor die Stadt; kunte aber nichts daselbst ausrichten. Nachdem sich also dieser barbarische Feind wieder zuruck zog/ verwahrte Belisarius die Stadthor noch besser/ mit Eisenwerck; und ließ auch die schadhafften Mauren aller Orten wiederum ausbessern und befestigen; keines weges aber änger einziehen/ noch erweiteren. Derowegen als Totilas zum drittenmal vor die obbesagte Stadt ruckte/ Bekomt sie durch Verrähterey. hat er/ dieselbige mit Gewalt einzunehmen/ ihm nicht getrauet; sondern mit Betrug/ und durch Verrähterey der darinn-ligenden Römischen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div xml:id="d767.1"> <div> <p xml:id="p770.2"><pb facs="#f0236" xml:id="pb-771" n="[I (Architektur), S. 39]"/><cb/> Gras darauf gewachsen; als ein gemeiner Ort/ woselbst das Römische Volck seine Zusammenkunfften gehalten/ wann entweder ein Keyser zu erwehlen/ oder sonst etwas hauptsachliches in dem Regiment der Römischen Burgerschafft vorzutragen war. 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Denn nachdem er in <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-230 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7003005">Campanien</placeName></hi> zu gehen/ sich gefast hielte; hat er insonderheit <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7000874">Rom</placeName> zu schleifen/ und eine Vieh- Weide daraus zu machen/ ihm gäntzlich vorgenommen: <note place="right"><hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-637 http://d-nb.info/gnd/118655108 http://viaf.org/viaf/67815006">Belisarii</persName></hi> Fürbitt und Fleiß.</note> Jedoch aber vermochte <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-637 http://d-nb.info/gnd/118655108 http://viaf.org/viaf/67815006">Belisarius</persName></hi> mit seinem gelinden Fürbitt-Schreiben bey solchem Wüterich so viel/ daß zwar die schönen Gebäue mit Feuer nicht angesteckt/ die Mauren aber an unterschiedlichen Orten eingerissen/ und die Burger daraus vertrieben wurden. Darauf dann <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-637 http://d-nb.info/gnd/118655108 http://viaf.org/viaf/67815006">Belisarius</persName></hi> diejenigen Steine/ allwo die Mauer zerstört darnieder lag/ fleissig verwahren/ und aus Mangel Mörters/ also aufeinander schlichten/ und (so gut man kunte) fügen ließ; damit man nur die vorige Gestalt des Gebäus ins künftige daraus zu ersehen hätte. Im übrigen führte er von aussen einen starcken Zaun/ an statt der Pallisaden/ herum/ samt einem tieffern Graben; die Stadmauren desto besser dadurch zu beschützen. Dannenhero alles Römische Kriegsvolck/ in Wiederaufrichtung der niedergeworffenen Stadtmauren/ mit unglaublicher Hurtigkeit/ innerhalb funfzehen Tagen/ das meinste wiederum <note place="right"><hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-261 http://d-nb.info/gnd/139154205 http://viaf.org/viaf/100455887">Totilas</persName></hi> will wie der an die Stadt.</note> ersetzt/ was <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-261 http://d-nb.info/gnd/139154205 http://viaf.org/viaf/100455887">Totilas</persName></hi> daran verwüstet hatte. Unterdessen kam dieser wiederum zuruck/ vor die Stadt; kunte aber nichts daselbst ausrichten. Nachdem sich also dieser barbarische Feind wieder zuruck zog/ verwahrte <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-637 http://d-nb.info/gnd/118655108 http://viaf.org/viaf/67815006">Belisarius</persName></hi> die Stadthor noch besser/ mit Eisenwerck; und ließ auch die schadhafften Mauren aller Orten wiederum ausbessern und befestigen; keines weges aber änger einziehen/ noch erweiteren. Derowegen als <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-261 http://d-nb.info/gnd/139154205 http://viaf.org/viaf/100455887">Totilas</persName></hi> zum drittenmal vor die obbesagte Stadt ruckte/ <note place="right">Bekomt sie durch Verrähterey.</note> hat er/ dieselbige mit Gewalt einzunehmen/ ihm nicht getrauet; sondern mit Betrug/ und durch Verrähterey der darinn-ligenden Römischen </p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[I (Architektur), S. 39]/0236]
Gras darauf gewachsen; als ein gemeiner Ort/ woselbst das Römische Volck seine Zusammenkunfften gehalten/ wann entweder ein Keyser zu erwehlen/ oder sonst etwas hauptsachliches in dem Regiment der Römischen Burgerschafft vorzutragen war. Diesem nach hat Aurelianus die Mauren/ von der porta Collatina an zu rechnen/ nach der Länge des Gartenhügels hinab/ geführet; und endlich bey der Tiber/ an demjenigen Ort damit abgebrochen/ allwo die hangende Qver-Mauer/ (Muro Torto genant) annoch zu sehen. Daß aber Zosinus bejahen will/ Aurelianus habe diejenige Mauer nur zu bauen angefangen/ dagegen der Keyser Tacitus solche völlig ausgebauet/ und zu Ende gebracht; ist nicht wol zu glauben: Indem dieser nur sechs Monat Keyser geblieben/ und also länger nicht gelebt.
Ob Keyser Tacitus vollendet die Vergrösserung.Die überaus grosse Weitläufftigkeit der alten Stadt Rom ist um so viel desto leichter zu begreiffen/ und desto mehr zu glauben/ indem alle und jede/ weitausschweiffende Vorstädte/ derer sehr viel gewesen/ darzu gerechnet/ und darunter verstanden werden: Zumal man/ vermittelst der Vorstädte/ immer von einem kleinen Städtlein zum andern kommen kunte: Dannenhero auch so viel unterschiedliche Namen derer/ um die Stadt Rom gelegenen Landstrassen/ entstanden: welche alle von denen angräntzenden Vorstädten also genennet wurden.
Plin. lib.3. Hist. c. 5. Etliche sind zwar der Meynung/ ob wären/ in folgenden Zeiten/ die Mauren von den Gothen/ und andern grausamen Feinden/ durch dero Zerstörung/ aus ihrem vorigen Stand und Ort gebracht/ und dabey sehr verringert worden: Allein daß solches ohne Grund/ ist aus der richtigen Zeit-Rechnung unschwer zu erweisen. Denn die beeden Keyser Aurelianus und Justinianus sind gantzer 275. Jahre von einander/ in welcher Zeit die Römischen Stadtmauren unverruckt und unversehrt geblieben: Zumalen auch die gantze Stadt/ da Keyser Honorius regiert/ durch viel zierliche Gebäue immerdar vermehret/ und erst um das Jahr 1164. der erbauten Stadt von den Gothen erobert worden: Allein ihr König Alaricus hat sich wenig Tage daselbst aufgehalten/ nur etliche Gebäue in den Brand gesteckt/ mit grossem Raub sich wieder von dannen begeben/ und die Stadtmauren unverletzt gelassen: Also hat sich auch/ nach dessen Absterben/ der König Ataulphus gegen diejenige Stadt verhalten/ nachdem nemlich die Gothen solche wiederum einbekommen.
Die Stadtmauren bleiben von den Gothen/ unverruckt.
Rom erobert von den Gothen/ zweymal. Zum drittenmal haben die Wenden/ welche die Keyserinn Eudocia aus Africa in Welschland gelocket/ ihres Herrn und Keysers Valentiniani Tod/ welchen Maximus hinterlistiger Weise umgebracht zu rechen/ die Stadt Rom überwältiget: Gensericus aber/ der Wenden König/ hat sich derselbigen/ ohne einigen Widerstand/ indem keine Besatzung darin gelegen/ von Stund an bemächtiget: Da ihm dann der Pabst Leo mit demütigster Fürbitte/ der Stadt zu verschonen/ eiligst begegnet; und auch dadurch so viel erhalten/ daß derselben kein ferner Schaden/ durch einige Verwüstung/ zugefüget worden.
Von den Wenden/ zum drittenmal.
Eutrop. libr. 3. in Martiano.
Zum vierdtenmal hat Odoacer, der Herulischen Völcker König/ (welche zwischen denen Gothen und Rügen / an der Weixel gewohnt) solche Stadt bemeistert; und (nachdem der letzte Keyser Augustus von ihm aus dem Weg geraumt) so lang daselbst geherrschet/ bis daß ihn Theodoricus, der Gothen König getödtet; und also Rom zum fünften mal eingenommen. Sechtzig Jahre hernach hat Belisarius, da Keyser Justinianus allbereit 9. Jahre regiert/ die Gothen wiederum aus der Stadt gejagt. Aber auch diese beede erstbesagte Könige/ Odoacer und Theodoricus, haben der Stadt Verwüstung nicht verlangt/ indem sie lang darinnen zu regieren gesucht/ und daselbst zu wohnen Willens gewest. Demnach wird sich niemand erkühnen/ zu behaubten/ daß diejenigen Stadtmauren von denselben entweder zerstört/ oder vermindert worden wären. Ja/ vielmehr der König Theodoricus war mit allem Fleiß darauf bedacht/ wie die von grossem Alterthum zerfallene Mauren/ aller Orten/ wiederum ergäntzet und ausgebessert werden möchten.
Von den Herulen/ zum viertenmal.
Von den Gothen/ zum fünftenmnal.
Procop. l 1. Cassiod. l. 1. Var. Epist. 25. & l. 2. cp.34.Woraus denn Sonnen-klar erhellet/ daß die herrlichen Stadtmauren von denen Römischen Fürsten/ und Keysern immerdar baulich erhalten worden/ und so lang unbeschädigt verblieben; bis daß/ in dem sehr schweren/ Gothischen Krieg/ der grausame Bluthund Totilas, der gantzen Stadt den Garaus gemacht. Denn nachdem er in Campanien zu gehen/ sich gefast hielte; hat er insonderheit Rom zu schleifen/ und eine Vieh- Weide daraus zu machen/ ihm gäntzlich vorgenommen: Jedoch aber vermochte Belisarius mit seinem gelinden Fürbitt-Schreiben bey solchem Wüterich so viel/ daß zwar die schönen Gebäue mit Feuer nicht angesteckt/ die Mauren aber an unterschiedlichen Orten eingerissen/ und die Burger daraus vertrieben wurden. Darauf dann Belisarius diejenigen Steine/ allwo die Mauer zerstört darnieder lag/ fleissig verwahren/ und aus Mangel Mörters/ also aufeinander schlichten/ und (so gut man kunte) fügen ließ; damit man nur die vorige Gestalt des Gebäus ins künftige daraus zu ersehen hätte. Im übrigen führte er von aussen einen starcken Zaun/ an statt der Pallisaden/ herum/ samt einem tieffern Graben; die Stadmauren desto besser dadurch zu beschützen. Dannenhero alles Römische Kriegsvolck/ in Wiederaufrichtung der niedergeworffenen Stadtmauren/ mit unglaublicher Hurtigkeit/ innerhalb funfzehen Tagen/ das meinste wiederum ersetzt/ was Totilas daran verwüstet hatte. Unterdessen kam dieser wiederum zuruck/ vor die Stadt; kunte aber nichts daselbst ausrichten. Nachdem sich also dieser barbarische Feind wieder zuruck zog/ verwahrte Belisarius die Stadthor noch besser/ mit Eisenwerck; und ließ auch die schadhafften Mauren aller Orten wiederum ausbessern und befestigen; keines weges aber änger einziehen/ noch erweiteren. Derowegen als Totilas zum drittenmal vor die obbesagte Stadt ruckte/ hat er/ dieselbige mit Gewalt einzunehmen/ ihm nicht getrauet; sondern mit Betrug/ und durch Verrähterey der darinn-ligenden Römischen
Totilas verwüstet die gantze Stadt. Procop. lib. 3.
Belisarii Fürbitt und Fleiß.
Totilas will wie der an die Stadt.
Bekomt sie durch Verrähterey.
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